2019
Eine ganz besondere Mission
März 2019


Eine ganz besondere Mission

Wien/Österreich (HH): Als Luciana Adele Föger in der 28. Schwangerschaftswoche geboren wurde, hatte sie keine Überlebenschancen. Die Ärzte entfernten Teile ihrer kleinen Lunge und sie wurde an eine Beatmungsmaschine angeschlossen, weshalb ihre Eltern beständig beteten. In den Wochen danach wurde sie drei Mal wiederbelebt.

Man sagte ihren Eltern, dass Luciana nicht hören, sprechen, einer Arbeit nachgehen oder ein normales Leben führen könne, wenn sie ihre Kindheit überleben und erwachsen werden würde. Sie hatte tatsächlich einen Hörverlust, genannt partielle Taubheit.

Jetzt, mit Ende 20, kann Luciana Föger sprechen, sie hört mit Cochlea-Implantaten Deutsch und kann sich in Gebärdensprache auf Deutsch und ein wenig auch auf Englisch verständigen. Sie hat eine Vollzeitstelle in einem Kosmetikinstitut und wird bald heiraten. Als Vollzeitmissionarin ebnete sie den Weg dafür, dass das Evangelium in deutscher Gebärdensprache verbreitet werden konnte.

Ihre Eltern sind Bekehrte, und ihre Mutter war in Portugal auf Mission. Luciana hatte mit 21 das Gefühl, sie solle den Herrn fragen, ob sie auf Mission gehen soll. Jedoch konnte sie sich nicht vorstellen, wie dies mit einer Hörbehinderung überhaupt möglich wäre.

In ihrer Kindheit besuchte sie zwar eine „Integrationsklasse“, aber es war ihr dennoch nicht möglich, die Lehrer zu verstehen. Das Gleiche gilt für ihre Mitschüler. Sie verstanden sie nicht und umgekehrt. Häufig wurde sie geneckt, es wurden sogar ihre Hörgeräte weggeworfen. Meistens war sie in der Volksschulzeit alleine. „Es war eine traurige und schwere Kindheit für mich!“, sagt sie.

Bei vielem half ihr ihre Mutter, beispielsweise bei den Hausaufgaben, und das meist bis spätabends. „Sie half mir mit meinem Wortschatz, der Grammatik und vielem mehr.“

Später, mit 7 Jahren, hatte sie Klavierunterricht. Luciana lernte, die Noten mit den Tasten auf dem Klavier in Einklang zu bringen, obwohl sie gar nicht so recht hören konnte, wie es klang.

In München besuchte sie die Gehörlosenschule, eine Realschule.

Mit 21 entschied sie sich für zwei Operationen. Als sie sich davon erholt hatte, brauchte sie erst einmal Zeit und Geduld, sich an das Unbekannte zu gewöhnen. Es war anstrengend, ständig Reizen ausgesetzt zu sein, doch sie lernte schließlich, die Geräusche, die sie hörte, richtig zuzuordnen.

Mit 25 reichte sie ihre Missionspapiere ein und wurde in die Deutschland-Mission Berlin berufen. Im Januar 2016 begann sie ihre Mission in der Missionarsschule in Preston.

Die erste Zeit auf Mission war für Luciana eine große Herausforderung. Sie wusste nicht genau, wo sie hingehörte, und fühlte sich, als lebe sie in zwei unterschiedlichen Welten – die der Gehörlosen und die der Hörenden. Obwohl es ihr später gelang, diese beiden Welten durch Gebärdensprache miteinander zu verbinden, war es für sie ein monatelanger Kampf. Auch heute noch ist viel Anstrengung nötig, doch es lohnt sich.

Zunächst hatte Sister Föger nicht erwartet, dass sie während ihrer Mission die Gebärdensprache benutzen würde, da es in Deutschland nicht viele gehörlose Mitglieder gab.

„Aber Christus lud alle Menschen ein, zu ihm zu kommen und die Tauben und Stummen, die Menschen mit Behinderungen und die mit schweren Lasten Beladenen zum Tempel zu bringen“, erklärt sie. Sie hatte das Gefühl, dass dies auch ihre Mission sei.

Auf Mission wurde ihr oft vom Heiligen Geist gut zugesprochen, sie solle die Ruhe bewahren. „Gott bereitete mir einen Weg, wie ich deutsche Gebärdensprache unterrichten sollte. Ich fühlte mich wie Nephi, der den Auftrag erhielt, ein Schiff zu bauen. Ich wusste nicht, wie, aber ich wusste, dass es meine Aufgabe war.“

In ihrem Missionsgebiet gab es einen Missionar, der schon vor ihr dort angekommen war und den Missionspräsidenten gebeten hatte, Gebärdensprache lernen zu dürfen. Er bekam die Genehmigung, von Sister Föger unterrichtet zu werden.

„Aus einem Missionar, den ich unterrichtete, wurden fünf Missionare. Dann wollten gerne alle Missionare ein paar einfache Redewendungen in deutscher Gebärdensprache lernen.“ Die Missionare, die von Sister Föger unterrichtet wurden, trugen besondere Namensschilder, aus denen hervorging, dass sie der Gebärdensprache mächtig sind.

Seit ihrer Rückkehr von Mission in ihre Heimatgemeinde Wien 2 hat sie verschiedene Hilfsmittel ausgearbeitet, wie zum Beispiel Schulungsvideos, um das Kirchenvokabular der deutschen Gebärdensprache zu unterrichten und zu erweitern.

„Der Herr hat meine Geduld und meinen Mut geprüft. Natürlich habe ich viel gebetet und gefastet. Jedoch hat der Herr mich mit einem großen Geschenk gesegnet. Dass ich heute frei reden kann, ist für mich ein Wunder! Ich habe mir nie erträumen lassen, dass ich sprechen kann. Dass ich heute ein Instrument spielen kann und so viel Freude an Musik habe, ist für mich auch ein Wunder! Durch meine Behinderung zeigte und öffnete mir der Herr andere Wege. Sie kostete mich viel Kraft, jedoch konnte mein Geist dadurch über sich hinauswachsen.

Auch mich hat der Herr geprüft, und zwar schon mit meiner Geburt. Ohne zu hören, wäre ich nicht bereit gewesen, mutig zu sein, hätte ich niemals über mich hinauswachsen können. Ich habe gelernt, Schmerzen ohne Klagen zu ertragen, und ich weiß, dass mein Leben ein Wunder ist. Ich habe erfahren, dass Leidende in ihren Schmerzen getröstet werden und erkennen können, dass Christus diese schwere Last kennt.

Ich habe gelernt, mit Beständigkeit mutig, tapfer und stark zu sein und anderen mit mehr Demut und mehr Geduld zu begegnen und immer eine positivere Einstellung zu haben.“

Quellen: https://www.lds.org/church/news; presse-mormonen.au