2004
Das wiederhergestellte Priestertum: Das Melchisedekische Priestertum
April 2004


Das wiederhergestellte Priestertum: Das Melchisedekische Priestertum

Die folgenden Zeugnisse von Trägern des Priestertums belegen den Einfluss des Priestertums weltweit.

Am 15. Mai 1829 erschien Johannes der Täufer Joseph Smith und Oliver Cowdery am Ufer des Susquehanna und übertrug ihnen das Aaronische Priestertum. Kurze Zeit später erschienen auch Petrus, Jakobus und Johannes – drei der Apostel Jesu Christi aus der Zeit des Neuen Testaments – und übertrugen Joseph und Oliver das Melchisedekische Priestertum.

In den darauf folgenden 175 Jahren wurde das Priestertum – die Kraft und Vollmacht, im Namen Gottes zu handeln – überall in der Welt würdigen Jungen und Männern rechtmäßig übertragen. Damit erhielten sie die Vollmacht, die heiligen Handlungen des Evangeliums zum Nutzen aller Menschen überall zu vollziehen.

Das Aaronische Priestertum

Das Aaronische Priestertum ist nach Aaron, dem Bruder des Mose, benannt. Es untersteht dem Melchisedekischen Priestertum. Die Träger des Aaronischen Priestertums sind befugt, bestimmte heilige Handlungen des Evangeliums, die beispielsweise auf den Empfang des Heiligen Geistes und die Rückkehr zum Vater im Himmel vorbereiten, zu vollziehen. Die Hauptaufgabe aller Träger des Aaronischen Priestertums besteht darin, alle einzuladen, zu Christus zu kommen (siehe LuB 20:59). Das Aaronische Priestertum hilft denjenigen, die es innehaben, sich für das Melchisedekische Priestertum bereitzumachen. Innerhalb des Aaronischen Priestertums gibt es vier Ämter: Diakon, Lehrer, Priester und Bischof.

Diakon: Ein würdiger Junge kann im Alter von 12 Jahren zum Diakon ordiniert werden. Er darf dann Priestertumsaufgaben wahrnehmen, beispielsweise das Abendmahl austeilen, das Fastopfer einsammeln, als Türdienst fungieren, Mitteilungen des Bischofs bzw. Zweigpräsidenten überbringen oder mithelfen, Eigentum der Kirche in Ordnung zu halten.

„Wenn ich das Abendmahl austeile, denke ich daran, dass sich Jesus Christus für uns geopfert hat. Er behält mich im Gedächtnis, und meine Gedanken sind bei ihm“, sagt Cornelius Williams, 13 Jahre, aus der Gemeinde Abura im Pfahl Cape Coast in Ghana.

Es ist eine Ehrfurcht gebietende Aufgabe, an der Stelle des Erretters zu stehen und den Mitgliedern der Gemeinde die heiligen Symbole des Abendmahls zu reichen. Allein der Gedanke daran stimmt ehrfürchtig. Benjamin Opoku Gyewu, 12 Jahre, der ebenfalls zur Gemeinde Abura gehört, erklärt: „Das Brot symbolisiert den Körper Jesu Christi; das Wasser ist das Symbol für sein Blut.“ „Wenn ich an der Reihe bin, das Abendmahl auszuteilen“, berichtet Jacob Abow Acquah, 12 Jahre, aus der Gemeinde Cape Coast 2, „stelle ich mir vor, wie Jesus seinen Aposteln das Abendmahl gegeben hat.“

Wenn ein Diakon die Symbole für das Opfer des Erretters austeilt, kann er eine persönliche Beziehung dazu herstellen. Jorge Benjamín Cervantes Gutiérrez, 13 Jahre, aus der Gemeinde Libertad im Pfahl Reforma in Guadalajara in Mexiko, sagt: „Wenn wir vom Abendmahl nehmen, erneuern wir unsere Bündnisse und kehren von unseren Sünden um.“ Er hat auch gemerkt, dass es ein Glück für seine Familie ist, dass er das Priestertum trägt. „Meine Mutter ist sehr dankbar, dass sie Söhne hat, die das Priestertum tragen, denn sie möchte die Segnungen des Priestertums zu Hause haben. Es bedeutet ihr sehr viel“, erklärt Jorge.

Vielen Jungen, die das Aaronische Priestertum tragen, ist bewusst, dass sie dadurch darauf vorbereitet werden, ein Leben lang zu dienen. Gerardo Emmanuel Bagnati, 12 Jahre, aus der Gemeinde Floresta im Pfahl Liniers in Buenos Aires in Argentinien, erinnert sich: „Ich habe mich immer darauf gefreut, das Priestertum zu empfangen. Ich habe meinem Vater und meinem Opa Fragen dazu gestellt und ihnen gern zugehört, wenn sie von ihren Erlebnissen erzählt haben. Als der Tag meiner Ordinierung schließlich kam, stand ich früh auf und dankte dem Herrn, dass er mir vertraute. Ich versprach ihm, ihn nie absichtlich zu enttäuschen. Als mein Vater mir die Hände auflegte und mich zum Diakon ordinierte, hatte ich das Gefühl, dass ich nun kein Kind mehr bin, sondern erwachsen. Das werde ich nie vergessen.“

Lehrer: Im Alter von 14 Jahren kann ein dazu würdiger Junge zum Lehrer ordiniert werden. Er kann auch weiterhin die Pflichten eines Diakons erfüllen, aber er hat nun zusätzliche Aufgaben wie das Vorbereiten des Abendmahls, das Heimlehren, über die Mitglieder der Gemeinde bzw. des Zweiges zu wachen und ihnen zu helfen, nach dem Evangelium zu leben (siehe LuB 20:53-59).

Luka Pečnik, 15 Jahre, aus dem Zweig Cilli im Distrikt Laibach in Slowenien, „hilft sehr gerne beim Abendmahl“. Er ist sehr darauf bedacht, seine Pflichten im Priestertum kennen zu lernen und möchte daher, so sagt er, keine Versammlung am Sonntag versäumen. Er weiß auch, dass man das Priestertum ehrt, indem man die Gebote hält. „Ich bemühe mich, würdig zu leben, damit der Herr mit mir zufrieden ist“, sagt er.

Joshua Adduru, 15 Jahre, Präsident des Lehrerkollegiums der Gemeinde Bagbag im Pfahl Quezon City auf den Philippinen, kommt eher als die meisten Mitglieder in die Kirche, „um dafür zu sorgen, dass das Abendmahl bereitsteht, ehe der Gottesdienst beginnt. Es ist ein gutes Gefühl, dass der Herr mir so sehr vertraut, dass ich ihm in seinem Werk helfen darf.“ Joshua erklärt anhand einer Schriftstelle, warum seine Aufgabe so wichtig ist: „Der Herr hat gesagt, dass sein Leiden selbst ihn, ,Gott, den Größten von allen, der Schmerzen wegen zittern und aus jeder Pore bluten und an Leib und Geist leiden‘ ließ (LuB 19:18). Niemand anders könnte das zuwege bringen, was Jesus Christus für uns getan hat. Wenn wir würdig vom Abendmahl nehmen, kommen wir ihm näher.“

Das Heimlehren ist „eine weitere Möglichkeit, anderen Gutes zu tun“, sagt Joshua. „Jeden Monat besprechen wir mit den Familien, die wir betreuen, die Botschaft der Ersten Präsidentschaft. Sie hilft den Mitgliedern, mit den Prüfungen umzugehen, vor denen sie jeden Tag stehen. Durch unsere Besuche bauen wir eine enge Beziehung auf. Wir fragen sie, wie es ihnen geht, welche Sorgen sie haben und ob es Angelegenheiten gibt, bei denen wir ihnen helfen oder die wir an den Bischof weitergeben können. Wir geben ihnen das Gefühl, dass wir sie gern haben und dass sie willkommen sind. Gibt es Jugendliche in der Familie, lade ich sie zu den Aktivitäten der Jungen Damen und der Jungen Männer und zu anderen Veranstaltungen ein.“

Priester: Ein Junge kann, wenn er dazu würdig ist, im Alter von 16 Jahren zum Priester ordiniert werden. Er kann weiterhin die Pflichten des Diakons und des Lehrers erfüllen, aber er hat auch weitere Aufgaben. Unter anderem vollzieht er Taufen, segnet das Abendmahl und ordiniert andere zum Priester, Lehrer oder Diakon (siehe LuB 20:46-51).

Alexander Massenkow, 17 Jahre, aus dem Zweig Newski im Distrikt St. Petersburg in Russland, war etwas aufgeregt, als er zum ersten Mal das Abendmahl segnete. „Ich habe mich die ganze Woche lang darauf vorbereitet“, sagt er rückblickend. „Als ich das Abendmahl dann zum ersten Mal segnete, wurde mein Herz vom Geist berührt. Einmal erhielten mein Vater und ich den Auftrag, das Abendmahl einem blinden und gelähmten Mann zu bringen. Das war das erste Mal, dass ich das Abendmahl außerhalb eines Gemeindehauses segnete. Ich fühlte, dass es meine Pflicht war, als Diener und Zeuge Jesu Christi aufzutreten und das zu tun, was er getan hätte, wäre er da gewesen.“

Joel Bader, 16 Jahre, aus der Gemeinde Pratteln im Pfahl Bern, berichtet, er spüre den Geist, wenn er sich geistig darauf eingestellt habe. „Wenn ich mir in der Woche vor Augen halte, wer ich eigentlich bin und wie ich mich verhalten soll, fällt es mir leichter, die Gebote zu halten und darauf zu achten, dass meine Sprache sauber ist und dass ich gutes Beispiel gebe.“ Er ist auch dankbar, dass er einem Priestertumskollegium angehört. „In einem Kollegium lernt man zusammen mit den anderen viel darüber, wie man gut miteinander auskommt und wie man Sitzungen plant und abhält. Das wichtigste am Priestertum ist, dass man anderen dient – dann ist einem das Priestertum auch ein Segen.“ Joel wurde von seinem älteren Bruder getauft, der damals Priester war. Als Joel selbst zum Priester ordiniert wurde, bat er einen Freund, der dieses Amt bereits trug, bei der Ordinierung die Hände mit aufzulegen.

David Wichtermann, 17 Jahre, aus der Gemeinde Schwamendingen im Pfahl Zürich, hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man die Vorzüge des Priestertums genießen darf. „Ich war krank und hatte starke Schmerzen“, erzählt er. „Mein Vater gab mir einen Segen und der Schmerz wich sofort. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich auch Priestertumssegen geben darf.“ Bis dahin wendet David gern die Priestertumsvollmacht an, die er bereits hat. „Ich durfte bei der Ordinierung meines kleinen Bruders zum Diakon mitwirken“, freut er sich. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man dabei hilft, jemand das Priestertum zu übertragen.“

Bischof: In jeder Gemeinde wird ein Hoher Priester zum Bischof ordiniert und in dieses Amt im Aaronischen Priestertum eingesetzt. Der Bischof präsidiert über das Aaronische Priestertum in seiner Gemeinde und ist der Präsident des Priesterkollegiums. Er sorgt außerdem dafür, dass man sich der Bedürftigen annimmt, und ist auch für weitere zeitliche Angelegenheiten verantwortlich. Als der präsidierende Hohe Priester besitzt er die Vollmacht, über die gesamte Gemeinde zu präsidieren, als Richter in Israel zu fungieren und mit den Mitgliedern Unterredungen wegen eines Tempelscheins, einer Ordinierung im Priestertum oder aus anderen Gründen zu führen.

Lu Ming-De, 38 Jahre, ist Bischof der Gemeinde Neihu im Pfahl Taipeh Ost in Taiwan. „Ich muss ein demütiger Diener sein“, sagt er, „damit ich anderen so dienen kann wie der Erretter es getan hat. Man muss das Priestertum anwenden, um anderen Gutes zu tun und nicht, um ungerechte Herrschaft auszuüben. Es dient zur Verherrlichung Gottes und nicht dessen, der es trägt.“

Als Präsident des Aaronischen Priestertums in seiner Gemeinde setzt Bischof Lu „große Hoffnungen in die jungen Männer. Ich möchte, dass jeder von ihnen ein glaubenstreuer und eifriger Priestertumsträger wird. Das dauert natürlich seine Zeit und erfordert viel Geduld und Zuwendung. Meiner Meinung nach gibt es einige entscheidende Schritte für einen jungen Mann, der sich im Priestertum weiterentwickelt: das Seminar besuchen, eine Mission erfüllen und im Tempel heiraten.“

Ein Bischof verbringt sehr viel Zeit damit, die Mitglieder seiner Gemeinde zu beraten. „Bei einem Interview können die Mitglieder spüren, wie sehr Gott sie liebt, und sich beraten lassen“, erklärt Bischof Lu. „Bei dieser Gelegenheit kann man ihnen Lehren und Aussagen ins Gedächtnis rufen, die ihnen helfen, Probleme zu bewältigen und seelisch zu genesen.“

Luis Alberto Rodríguez Alarcón, 43 Jahre, Bischof der Gemeinde Alberto González im Pfahl Conchalí in Santiago de Chile, arbeitet daran, die Anwesenheit in der Abendmahlsversammlung zu erhöhen und „jedem Mitglied der Gemeinde zu helfen, dass es sich bereitmacht, einmal in die Gegenwart unseres Vaters im Himmel zurückzukehren.“ Eine seiner Hauptaufgaben sieht er in der Berufung als Präsident des Aaronischen Priestertums. „Es ist mein Ziel, die jungen Männer zu festigen und ihnen bei der Vorbereitung auf eine Mission zu helfen“, sagt er. Am Sonntag kommt er mit dem Priesterkollegium zusammen. „Ich bin darauf bedacht, dass jeder Junge eine Berufung ausgeübt hat, bevor er das Priesterkollegium verlässt. Wir geben allen jungen Männern Gelegenheit zu dienen, damit sie sich entwickeln können.“

Bischof Rodríguez sagt, der Erfolg mit den Jungen Männern und den Jungen Damen habe sich eingestellt, weil er nicht nur ihr Bischof, sondern auch ihr Freund sei. „Ich treffe und unterhalte mich mit ihnen, ich unterrichte sie und ich zeige ihnen, dass ich sie gern habe. Ob wir nun in einem Klassenzimmer oder in meinem Büro sitzen oder gemeinsam an einer Veranstaltung teilnehmen – wir unterhalten uns und ich ermuntere sie zu sagen, was sie denken. Ich achte darauf, dass ich so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringe. So hat sich auch mein Bischof in Concepción um mich gekümmert“, erinnert er sich. „Bischof Pascual Saavedra war immer für mich da, und in dieser Weise möchte ich auch jedem meiner Jugendlichen zur Seite stehen.“

Das Melchisedekische Priestertum

Das höhere Priestertum war ursprünglich als „das heilige Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes“ bekannt. „Aber aus Achtung oder Ehrfurcht vor dem Namen des Allerhöchsten Wesens und um die allzu häufige Wiederholung seines Namens zu vermeiden“ wird es jetzt nach einem bedeutenden Hohen Priester aus der Zeit Abrahams das Melchisedekische Priestertum genannt (siehe LuB 107:2-4). Träger des Melchisedekischen Priestertums können die Aufgaben des Aaronischen Priestertums wahrnehmen. Die Ämter im Melchisedekischen Priestertum heißen: Ältester, Hoher Priester, Patriarch, Siebziger und Apostel.

Ältester: Die Ältesten sind berufen zu lehren, zu taufen und über die Kirche zu wachen. Sie haben die Vollmacht, durch Händeauflegen die Gabe des Heiligen Geistes zu übertragen, Versammlungen zu leiten, Kranke zu segnen und kleinen Kindern einen Namen zu geben und sie zu segnen.

Makoto Ishizaka, 26 Jahre, aus der Gemeinde Senzokuike im Pfahl Yokohama in Japan, empfing mit 18 Jahren das Melchisedekische Priestertum und wurde von seinem Vater zum Ältesten ordiniert. Makoto ging zwar noch zur Schule, aber seine Familie war dringend darauf angewiesen, dass er das Melchisedekische Priestertum zu ihrem Nutzen anwandte. Sein 14-jähriger Bruder Isamu hatte einen bösartigen Gehirntumor.

Als er nach der Operation aus der Narkose aufwachte, sagte er als Erstes: „Kann ich einen Segen bekommen?“ Über ein Jahr lang gab Makoto zusammen mit seinem Vater seinem Bruder regelmäßig Priestertumssegen. „Bevor wir die Segen gaben, ging ich in dem kleinen Krankenhauszimmer in mich und betete“, erzählt Makoto. „Wenn ich einen Segen gebe, habe ich das Gefühl, dass ich ein Werkzeug des Vaters im Himmel bin.“

Während seines Krankenhausaufenthalts befasste sich Isamu mit den Seminarlektionen. Er beklagte sich nicht und war dankbar für alles, womit er gesegnet war. Als sich sein Zustand plötzlich verschlechterte, fragte Makoto im Gebet verzweifelt: „Warum geschieht das?“ Da spürte er, wie der Herr zu ihm sprach. „Es drang mir mitten ins Herz. Der Geist sagte mir, dass Isamu im Himmel gebraucht wurde. Mein Zorn und meine Aufregung wichen und ich wurde von Frieden und Hoffnung erfüllt. Nur 48 Stunden später ging Isamu von uns. Er war erst 16.“ Makoto durfte Isamus Grab weihen und empfing stellvertretend für ihn die heiligen Handlungen im Tempel. Später erfüllte er eine Mission. „Das Priestertum ist ein Segen für beide Seiten – für den, der heilige Handlungen vollzieht und für den, der sie empfängt. Beide können dadurch gereinigt werden“, sagt er.

Simione Sema, 29 Jahre, Ältester in der Gemeinde Suva 3 im Pfahl Suva auf Fidschi, ist Pfahlsekretär und Gemeinde-JM-Leiter. „Nachdem ich das Melchisedekische Priestertum empfangen hatte“, denkt er zurück, „war mir alles noch sehr neu und meine Frau musste mich manchmal daran erinnern, dass ich Kranke segnen und andere Priestertumsaufgaben erfüllen konnte.“ Nachdem Simione, seine Frau und sein Sohn im Nukualofa-Tempel in Tonga aneinander gesiegelt wurden, kam ihre Tochter zur Welt. Er konnte ihr ihren Namen geben und sie segnen. „Es war ein beeindruckendes Erlebnis“, erzählt er. „Ich stand da als der Patriarch meiner Familie! Ich bin froh, durch das Priestertum meiner Familie und anderen Gutes tun zu können. Ich weiß, dass ich eine himmlische Macht in Anspruch nehmen kann, die auf Gehorsam und dem mächtigen Namen Jesu Christi beruht.“

Hohe Priester: Die Hohen Priester haben das Recht und die Aufgabe, in Versammlungen den Vorsitz zu führen. Jemand wird zum Hohen Priester ordiniert, wenn er in die Pfahlpräsidentschaft, den Hoherat oder in die Bischofschaft berufen wird oder wenn der Pfahlpräsident dies aus einem sonstigen Grund so entscheidet.

Wolfgang Pilz, 50 Jahre, ein Hoher Priester aus der Gemeinde Darmstadt, ist der Präsident des Pfahles Mannheim. „Mir ist die Macht des Priestertums schon oft zugute gekommen“, sagt er. „So zum Beispiel, wenn mein Vater, mein Großvater, der Bischof, der Pfahlpräsident oder ein Apostel des Herrn mir die Hände aufgelegt haben, um mir Priestertumsvollmacht zu übertragen oder mich in ein Amt in der Kirche einzusetzen. Sie haben im Namen des Herrn gesprochen und seinen Segen für mich erfleht.“ In gleicher Weise konnte Präsident Pilz auch für seine Angehörigen die Segnungen des Himmels erflehen. „Es ist für meine Kinder zur normalsten Sache der Welt geworden, mich um einen Priestertumssegen zu bitten, wenn sie vor Herausforderungen stehen.“

Präsident des Pfahles zu sein sei „oft eine schwere Bürde“, sagt er, „vor allem, wenn ich an die abertausenden Menschen im Gebiet unseres Pfahles denke, die noch nicht genug über das Evangelium wissen. Das Priestertum und die direkte Verbindung zum Himmel machen mir die Last jedoch leicht. Unruhe und Nervosität weichen innerem Frieden und Zuversicht.“

Einige der schönsten Erlebnisse in seiner Berufung hatte Präsident Pilz, wenn er Mitgliedern dabei half, umzukehren. „Nichts bringt mir größeren Frieden oder stimmt mich zufriedener, als wenn ich das Wunder miterleben darf, dass Gott jemandem vergibt“, schildert er.

Gérald Jean Caussé aus der Gemeinde Versailles ist Präsident des Pfahles Paris. Er versucht so zu führen, wie „Jesus Christus es gezeigt hat“, sagt er. „Wer präsidiert, muss Diener sein. Er darf keine Regeln vorgeben oder den Menschen sagen, wie sie ihr Leben gestalten sollen – vielmehr muss er sie lehren, geistig selbständig zu werden. Sobald jemand fähig ist, nach der Inspiration des Heiligen Geistes zu trachten, um herauszufinden, was er tun soll, und sie dann auch annimmt, habe ich mein Ziel erreicht.“

Andere können helfen und daran wachsen, wenn man Aufgaben delegiert. „Ich bin sehr dankbar für meine Mitarbeiter, die mir Aufgaben abnehmen“, sagt Präsident Caussé. „Meine Ratgeber haben gute Vorschläge und vertreten in ihrer Tätigkeit den Herrn. Das Gleiche denke ich über die Hohen Räte, die Bischöfe und alle weiteren Führungskräfte des Pfahls. Die Pfahl-FHV-Leiterin kennt die Schwestern gut und achtet auf viele Dinge, die mir sonst entgehen würden.“

Die größte Kraft zieht er aus seiner Aufgabe, Unterredungen mit den Mitgliedern zu führen. „Wenn ich in einer Unterredung versuche, jemandem zu helfen, lerne ich oft selbst dazu und spüre denselben Trost – sogar in ganz schwierigen Situationen“, erzählt er.

Patriarch: Von einem Patriarchen bekommen die Mitglieder der Kirche den Patriarchalischen Segen. Jeder Patriarchalische Segen wird aufgezeichnet und niedergeschrieben, damit der Empfänger sich sein Leben lang damit auseinander setzen kann. Er erfährt daraus, welches Potenzial er in geistiger Hinsicht hat und von wem er abstammt; außerdem findet er darin Ratschläge und Segensworte.

Humberto Ardón Hernández, 77 Jahre, gehört zur Gemeinde Victorias und ist Patriarch des Pfahles Las Victorias in Guatemala-Stadt. „Es ist einmalig, ein Werkzeug in den Händen des Herrn sein zu dürfen, mit dem er seine Kinder segnet“, sagt er. „Der Patriarch ist dazu berufen, zu segnen, und nicht, sich um administrative Angelegenheiten zu kümmern. Ein Patriarch muss sich seiner Berufung ganz hingeben und darauf achten, dass er würdig lebt, sodass der Geist des Herrn ihn leiten kann.“ Bruder Ardón legt denjenigen, die noch keinen Patriarchalischen Segen empfangen haben, ans Herz: „Tun Sie alles, was nötig ist, um diesen herrlichen Segen zu empfangen.“ Und jenen, die den Patriarchalischen Segen bereits haben, sagt er: „Lesen Sie ihn oft. Sie werden darin Botschaften eines liebevollen Vaters finden, der Sie segnen möchte.“

Jack R. Carver, 62 Jahre, gehört zur Gemeinde Yuma 4 und dient als Patriarch im Pfahl Yuma in Arizona. Über seine Vorbereitungen auf die Segen, die er gibt, sagt Bruder Carver: „Ich achte jetzt viel mehr darauf, das Evangelium jeden Tag so gut wie nur möglich zu leben. Das geht mir nie aus dem Sinn.“ Bruder Carver hat bemerkt, dass es auch vom Empfänger eines Segens abhängt, ob der Heilige Geist zugegen ist. „Auch der Empfänger muss sich vorbereiten und sich durch das Gebet einstimmen.“

José Humberto González Garza, 69 Jahre, aus der Gemeinde Campestre, ist Patriarch des Pfahles Roma in Monterrey in Mexiko. Er hat erlebt, wie der Patriarchalische Segen das Leben seiner Empfänger verändert hat. So erinnert er sich an eine ältere Frau, der verheißen wurde, sie werde im Tempel dienen. Sie hielt dies wegen ihres fortgeschrittenen Alters und der Entfernung zum Tempel für unmöglich. Doch einige Zeit darauf wurde in der Nähe ein Tempel errichtet und zu ihrer Freude wurde sie dort gebraucht.

„Es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, meine Pflicht zu tun“, sagt Bruder González. Weil er auf einem Auge blind ist, ist er auf einen Stock angewiesen; außerdem hat er ein Hörgerät. Manchmal hat er das Gefühl, nicht mehr so leistungsfähig wie früher zu sein. „Doch“, so sagt er, „wenn meine Kinder mich fragen: ,Vater, gibst du Segen?‘, antworte ich meist: ,Nein, ich bekomme Segen.‘“

Siebziger: Siebziger sind besondere Zeugen Jesu Christi. Sie werden in aller Welt dazu eingesetzt, die Kirche aufzubauen, zu organisieren und zu festigen. Die Mitglieder des Ersten und des Zweiten Kollegiums der Siebziger werden als Generalautoritäten bestätigt. Wer im Dritten, Vierten oder Fünften Kollegium der Siebziger dient, wird als Gebietsautorität-Siebziger bestätigt.

„Bei der Ordinierung empfängt jedes Mitglied der Siebziger apostolische Vollmacht, Zeugnis davon zu geben, dass Jesus der Messias ist, und in die ganze Welt hinauszugehen, wohin immer die Zwölf ihn senden mögen“, erklärt Elder Earl C. Tingey von der Präsidentschaft der Siebziger.1

Elder Tan Su Kiong, 60 Jahre, Gebietsautorität-Siebziger im Gebiet Asien, ist malaysischer Staatsbürger chinesischer Herkunft. Zurzeit wohnt er in Singapur. „Durch meine Berufung erlebe ich, wie die Kirche grenzübergreifend funktioniert“, sagt er. „Meine Aufträge führen mich in die Mongolei, nach Kambodscha, Indonesien, Indien, Pakistan, Malaysia, Sri Lanka, Singapur, Thailand, Taiwan und nach Hongkong.“ Sein Blickwinkel hat sich dadurch sehr gewandelt. „Es ist so, als würde man auf einen hohen Berg geführt und könnte sich von dort aus umschauen (siehe 1 Nephi 11:1,8). Ich besuche Missionen und Konferenzen und bilde Pfahlpräsidentschaften um. Man muss sich allerdings stets vom Heiligen Geist leiten lassen, wenn man Führungskräfte hervorbringen, den Glauben stärken und für die Vertiefung der Evangeliumskenntnisse sorgen will.

Wenn ich in diesen Ländern die Versammlungen besuche und höre, wie in vielen Sprachen die Zionslieder gesungen werden und gebetet und Zeugnis abgelegt wird“, so Elder Tan, „und wenn ich die Missionare lehren und Zeugnis geben sehe, wird mir klar, dass sich da eine Prophezeiung erfüllt: ,Denn an jenem Tag wird es sich begeben: Jedermann wird die Fülle des Evangeliums in seiner eigenen Zunge und in seiner eigenen Sprache vernehmen, durch diejenigen, die zu dieser Macht ordiniert sind.‘ (LuB 90:11.)“

Elder Tan bestätigt, was viele Priestertumsführer sagen, nämlich dass die Unterstützung von Seiten der Familie wichtig ist: „Ich könnte diesen Vorzug nicht genießen, wenn mich meine Frau und unsere Kinder nicht unterstützen würden. Ich bin sehr dankbar für den Glauben und das Zeugnis meiner Frau und den guten Einfluss, den sie auf unsere Kinder ausübt.“

Elder Lindsay T. Dil, 52 Jahre, Gebietsautorität-Siebziger im Gebiet Australien/Neuseeland, sagt: „Als Siebziger lernt man schnell, Menschen zu lieben, die man noch nicht einmal kennt. Der Heilige Geist gibt einem nämlich die Gewissheit, dass sie Söhne und Töchter Gottes sind. Ich komme viel herum, und überall treffe ich glaubenstreue Heilige der Letzten Tage und hervorragende Priestertumsführer. Es stimmt mich demütig, dass ich mich zwar unzulänglich fühle, mit der Hilfe des Geistes aber alles ausführen kann, was der Herr verlangt.

Wo auch immer ich hinkomme, versuche ich zu vermitteln, dass Jesus der Messias ist, und ich bezeuge, ,dass es keinen anderen Weg und kein anderes Mittel gibt, wodurch der Mensch errettet werden kann‘ (Alma 38:9). Mein Zeugnis vom Sühnopfer des Erretters ist durch diese Berufung gewachsen. Ich bin ein Zeuge für seine göttliche Mission.“

Apostel: Apostel treten in der ganzen Welt als besondere Zeugen Jesu Christi auf. Sie gehören der Ersten Präsidentschaft oder dem Kollegium der Zwölf Apostel an und regeln in allen Ländern die Angelegenheiten der Kirche. Jeder Apostel empfängt zwar sämtliche Schlüssel des Reiches Gottes auf Erden, handelt jedoch stets auf Weisung des Präsidenten der Kirche, der das Apostelamt am längsten innehat und der selbst alle Schlüssel anwendet.

Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel, 71 Jahre, ist derzeit Gebietspräsident auf den Philippinen. Er erklärt: „Ich bin durch das Priestertum sehr gesegnet. Ich bin den Bund eingegangen, seine Vollmacht auszuüben, um dem Herrn und seinen Kindern zu dienen und mein ganzes Tun diesem Zweck zu weihen. Diese Verpflichtung hat mich bei allen meinen Entscheidungen stark beeinflusst und ich habe sie davon abhängig gemacht. Durch das Priestertum Gottes habe ich auch die Gewissheit, dass ich in der Ewigkeit mit den Menschen zusammen sein kann, die ich am meisten liebe, solange wir nur dem Glauben treu sind.

Wenn wir die Bündnisse, die mit dem Priestertum einhergehen, halten, bewirken wir auch für andere nur Gutes. Dies geschieht, indem wir ihnen dienen und durch unseren Dienst ein Beispiel setzen, das noch wesentlich mehr Menschen beeinflusst als nur die unmittelbar betroffenen. Wir dienen, indem wir führen, unterrichten, bei den heiligen Handlungen des Priestertums amtieren und schlicht und einfach die Gebote halten.

Am meisten genieße ich meine Berufung, wenn ich miterlebe, welche Bereicherung das Evangelium Jesu Christi für die Menschen ist, oder wenn ich mit den besten Menschen der Welt zusammen bin – denjenigen, die sich bereitwillig verschreiben, dem Herrn zu dienen, und die frohen Mutes das Opfer bringen, das dazugehört.“

Elder Oaks erklärt, was die Apostel in ihrer Eigenschaft als besondere Zeugen Jesu Christi tun: „Ein besonderer Zeuge Jesu Christi tritt als Zeuge für das Priestertum und die Vollmacht des Herrn auf. Er bezeugt auch dessen Mission als Schöpfer, Erlöser, Erretter und Richter; er bezeugt, dass Jesus Christus die Auferstehung zuwege gebracht hat und dass er das Licht und das Leben der Welt ist. Dies beinhaltet auch, Zeugnis von der Wahrheit des Erlösungsplans und all seiner Lehren, Verordnungen, Gebote, Bündnisse sowie Segnungen und von der Macht, die sich darin verbirgt, abzulegen. Ein besonderer Zeuge Jesu Christi bekräftigt, dass dieser Plan dem erhabenen Zweck dient, dass alle Söhne und Töchter Gottes ihr Potenzial ausschöpfen und ewiges Leben erlangen.“

Etwas Wunderbares und Großartiges

Präsident Gordon B. Hinckley hat gesagt, dass denjenigen, die das Priestertum empfangen haben, „etwas Wunderbares und Großartiges zuteil [geworden ist], etwas vom Wesen des Gottestums selbst. … [Es] ist eng verbunden mit Leben und Tod, Familie und Kirche und mit der großartigen und überragenden Natur Gottes und seines ewigen Werks.“2

Weitere Informationen finden Sie in Grundbegriffe des Evangeliums, Seite 83-90; siehe auch LuB 13, 20, 84 und 107.
Die Folgenden haben uns geholfen, diesen Artikel zusammenzustellen: Michael und Marged Kirkpatrick, Ghana; Nestor Curbelo, Argentinien; Albin Lotriã, Slowenien; Mike Ramirez, Philippinen; Wladimir Egorow, Olga Dilewskaja sowie Sandra VanDyke, Russland; Shirleen Saunders, Schweiz; Emily Chien, Taiwan; Marcela Opazo Sandoval und Claudia Moncada Valdés, Chile; Okada Takuji, Japan; Sera Balenagasau, Fidschi; Mark McKenzie, Deutschland; Jean-Marie Hauser, Frankreich; Virna Rodríguez, Guatemala; David und Linda Thornell, Hongkong/Singapur sowie Susan Watkins, Australien/Neuseeland.

Anmerkungen

  1. „Gebietsautoriät-Siebziger: ,Damit sie in aller Welt von meinem Namen Zeugnis geben‘“, Liahona, Oktober 2002, Seite 28.

  2. „Treue“, Liahona, Mai 2003, Seite 58.