2000–2009
Um der ganzen Welt Zeugnis zu geben
April 2000


Um der ganzen Welt Zeugnis zu geben

Von diesem großartigen Gebäude geht die Stimme der Propheten in die ganze Welt hinaus, um vom Erlöser der Menschheit Zeugnis zu geben.

Meine lieben Brüder und Schwestern, Sie sind ein herrlicher Anblick--diese gewaltige Menge von Heiligen der Letzten Tage, die sich in dieser neuen, wunderbaren Halle versammelt haben.

Die Orgel ist noch nicht fertig gestellt und man muss sich noch um einige Details des Gebäudes kümmern, aber zum Glück ist die Arbeit so weit fortgeschritten, dass wir es zur Konferenz benutzen können.Als ich vor ungefähr einem Jahr darüber sprach, war ich der Meinung, dass wir die Halle anfangs nicht füllen könnten. Wir haben hier dreieinhalbmal so viele Sitze wie im Tabernakel, aber es gibt schon Schwierigkeiten. Alle Plätze sind besetzt.

In den vier allgemeinen Versammlungen und der Priestertumsversammlung können wir etwa 100 000 Personen unterbringen. Es wurden 370 000 Eintrittskarten bestellt. Im Tabernakel und in der Assembly Hall können diejenigen sitzen, die hier keinen Einlass mehr finden. Trotzdem werden sehr viele enttäuscht sein. Wir entschuldigen uns dafür. Wir bitten Sie um Vergebung. Wir können es nicht ändern. So viele wollten diese erste Konferenz in der neuen Halle besuchen. Leider ist das nicht möglich. Ich war ein wenig schockiert, als ich erfuhr, dass die Mitglieder meiner eigenen Gemeinde, die hier in der Nähe wohnen und die ich liebe, keine Eintrittskarten bekommen haben.

Aber wir sind dankbar, dass die Heiligen sich so sehr für diesen neuen Versammlungsort begeistern. Ich hoffe, dass diese Begeisterung anhalten wird und wir in Zukunft bei jeder Konferenz ein volles Haus haben werden.

Dies ist das neueste in einer Reihe von Versammlungshäusern, die unser Volk gebaut hat. Als sie zuerst hierher in das Tal kamen, bauten sie eine Art Unterstand mit Dach. Darin waren sie zwar vor der Sonne geschützt, aber er bot sehr wenig Komfort und keine Wärme. Dann wurde das alte Tabernakel erbaut. Darauf folgte das neue Tabernakel, das uns mehr als 130 Jahre so gut gedient hat.

Jetzt, in dieser historischen Zeit, wo ein neues Jahrhundert und ein neues Millennium beginnen, haben wir dieses neue und wunderbare Konferenzzentrum gebaut.

Jedes dieser Unternehmen in der Vergangenheit war ein kühnes Vorhaben, ganz besonders das Tabernakel. Sein Entwurf war einzigartig. Niemals war so ein Gebäude errichtet worden. Es ist immer noch einzigartig. Was für eine wundervolle Halle ist es gewesen und wird es weiterhin sein! Es wird weiterleben, denn ich glaube, dass Gebäude ein eigenes Leben haben. Es wird uns noch lange in der unvorsehbaren Zukunft dienen.

Der Bau dieses Gebäudes war ein kühnes Unterfangen. Wir haben uns Sorgen darum gemacht. Wir haben darüber gebetet. Wir haben dem Flüstern des Geistes gelauscht. Und erst als wir die bestätigende Stimme des Herrn fühlten, haben wir uns entschlossen, vorwärts zu gehen.

Auf der Generalkonferenz im April 1996 habe ich gesagt: „Ich bedaure, dass viele Menschen heute Morgen gern im Tabernakel wären, jedoch nicht mehr hereinkommen konnten. Sehr viele Konferenzbesucher sind draußen auf dem Tempelplatz. Diese einzigartige und bemerkenswerte Halle, die von den Pionieren erbaut und der Verehrung des Herrn geweiht wurde, bietet bequem Platz für 6000 Menschen. Manch einer von Ihnen, die Sie zwei Stunden auf einer harten Bank sitzen, mag das Wort bequem in Frage stellen.

Ich fühle mit denjenigen, die gern hereingekommen wären, doch keinen Platz mehr gefunden haben. Vor etwa einem Jahr schlug ich den leitenden Brüdern vor, doch zu untersuchen, ob es nicht an der Zeit und möglich sei, ein weiteres geweihtes Gottesdienstgebäude zu errichten-- viel größer, mit genug Raum fürdrei- oder viermal so viel Menschen, wie in diesem Gebäude Platz finden.“ (Der Stern, Juli 1996, 61.)

Ich hatte eine klare Vorstellung von dieser neuen Halle. Wir beschäftigten uns mit verschiedenen Entwürfen von Architekten. Schließlich wurde einer ausgesucht. Er zeigte ein massives Gebäude mit 21 000 Sitzplätzen und ein Theater mit weiteren eintausend Sitzplätzen. Es sollte keine Säulen geben, die die Sicht auf den Sprecher versperren. Auf dem Dach sollte es Bäume und fließendes Wasser geben.

Am 24. Juli 1997, dem 150. Jahrestag der Ankunft der Pioniere in diesem Tal, wurde der erste Spatenstich vorgenommen. Das war ein historisches Ereignis.

Wir wussten es damals nicht, aber als Brigham Young 1853 über Tempel sprach, sagte er: „Die Zeit wird kommen, wo ... wir Baumgruppen und Fischteiche auf dem Dach ... anlegen werden.“ (Deseret News Weekly, 30. April 1853, 46.)

1924 schrieb Elder James E. Talmage vom Rat der Zwölf: „Ich sehe schon lange die Möglichkeit, einen großen Pavillon auf der Nordseite des Tabernakels zu errichten, in dem vielleicht zwanzigtausendPersonen oder doppelt so viele Platz haben--mit Verstärkern, so dass alle die Ansprachen hören können, die vom Podium des Tabernakels gesprochen werden, dazu ein übertragungssystem mitEmpfängern in den verschiedenen Kapellen und anderen Versammlungsorten in allen Tälern.“ (Tagebuch von James E. Talmage, 29. August 1924, Special Collections and Manuscripts, Harold B. Lee Library, Brigham Young University, Provo, Utah.)

1940 ließen die Erste Präsidentschaft und die Zwölf ihren Architekten einen Plan für ein Gebäude mit 19 000 Sitzplätzen entwerfen, das hier an dieser Stelle stehensollte. Das war vor sechzig Jahren. Sie dachten darüber nach undbesprachen es, aber schließlich ließen sie von der Idee ab.

Diese Aussagen und Unternehmungen waren auf wunderbare Weise prophetisch. Wir wussten gar nichts davon. Wir sind auf all das erst aufmerksam geworden, als wir diesen Bau schon begonnen hatten.

Wir haben keinen Tempel mit Bäumen und Fischteichen auf dem Dach gebaut. Aber auf diesem Gebäude gibt es viele Bäume und fließendes Wasser. Vielleicht hat Brigham Young dieses Gebäude nahe dem Tempel gesehen. Wir haben das, woran Bruder Talmage gedacht hat und viel, viel mehr. Diese Gottesdienste werden nicht nur von denen gehört, die im Konferenzzentrum sitzen. Sie werden über Radio, Fernsehen und Kabel gesendet und über Satelliten nach Europa, Mexiko und Südamerika übertragen. Wir gelangen weit über die Täler hinaus, von denen Bruder Talmage gesprochen hat. Wir überschreiten die Grenzen der USA und Kanadas. Wir erreichen im Grunde die ganze Welt.

Dies ist wirklich ein herrliches Gebäude. Ich kenne kein vergleichbares, das in erster Linie zur Gottesverehrung gebaut wurde, so groß ist und so viele Sitzplätze hat. Sein Entwurf, seine Ausstattung und seine Nutzungsmöglichkeiten sind großartig. Es besteht aus Stahlbeton und entspricht den höchsten Sicherheitsansprüchen bei Erdbeben in diesem Gebiet. Der Beton ist mit Granitsteinen verkleidet, die aus demselben Steinbruch stammen wie der Granit für den Tempel. Beide Gebäude weisen sogar dieselben Unregelmäßigkeiten dieses Granits auf.

Das Innere ist schön und sehr eindrucksvoll. Es ist riesig und es ist so konstruiert, dass nichts den freien Blick auf den Sprecher versperrt. Die Teppiche, der Marmor, die Dekoration der Wände, die schönen Gegenstände aus Metall und das wundervolle Holz zeugen von Zweckmäßigkeit mit einem Hauch von Eleganz.

Es wird sich als großer Gewinn für diese Stadt erweisen. Hier werden nicht nur unsere Generalkonferenzen und andere religiöse Veranstaltungen stattfinden, sondern es wird auch ein Kulturzentrum für die besten künstlerischen Veranstaltungen sein. Wir hoffen, dass diejenigen, die nicht unseres Glaubens sind, hierher kommen, die Atmosphäre dieses schönen Gebäudes spüren und dankbar dafür sind. Wir danken allen, die so hart gearbeitet haben, um das Gebäude so weit zu bringen--den Architekten, mit denen wir uns oft getroffen haben, den Bauunternehmern, von denen drei zusammengearbeitet haben, den Subunternehmern und den Hunderten von Handwerkern, die hier gearbeitet haben, den Bauleitern, der städtischen Bauaufsicht und jedem, der etwas zu diesem Projekt beigetragen hat. Sie haben gemeinsamaußergewöhnliche Anstrengungen unternommen, damit wir uns heute Morgen hier versammeln können. Ich freue mich, sagen zu können, dass viele von ihnen heute hier sind.

Und jetzt, meine Brüder und Schwestern, möchte ich noch über etwas anderes in diesem wunderschönen Gebäude sprechen. Sie werden mir hoffentlich vergeben, wenn ich ein wenig persönlich und gefühlsbetont werde.

Ich liebe Bäume. Als ich ein kleiner Junge war, lebten wir im Sommer immer auf einer Farm, auf einer Obstplantage. Jeden Frühling um diese Zeit pflanzten wir Bäume. Ich glaube, seit ich verheiratet bin, habe ich jedes Jahr, bis auf die zwei,drei Jahre, wo wir nicht in der Stadt waren, Bäume gepflanzt, mindestens einen oder zwei--Obstbäume, Schattenbäume, Zierbäume und von den Nadelbäumen Tannen, Fichten und Kiefern. Ich liebe Bäume.

Nun, vor etwa 36 Jahren habe ich einen Schwarzen Walnussbaum gepflanzt. Das Land war schon sehr bewachsen, so dass der Baum gerade und hoch wuchs, um ans Sonnenlicht zu kommen. Voriges Jahr ging er aus irgendeinem Grund ein. Walnussholz ist ein wertvolles Holz für Möbel. Darum rief ich Bruder Ben Banks von den Siebzigern an, der mit Hartholz gehandelt hat, bevor er seine ganze Zeit der Kirche widmete. Er kam mit seinen beiden Söhnen--der eine ist Bischof und der andere wurde kürzlich als Bischof entlassen--, die sein Geschäft weiterführen, um den Baum zu begutachten. Soweit sie sehen konnten, war es gutes, solides und schönes Holz. Einer von ihnen schlug vor, es für ein Rednerpult in diesem Gebäude zu verwenden. Davon war ich begeistert. Der Baum wurde gefällt und in zwei schwere Blöcke zersägt. Dann begann der langwierige Vorgang des Trocknens; zuerst auf natürliche Weise und dann mit Hitze. Die Blöcke wurden in einem Sägewerk in Salem in Utah in Bretter zersägt. Dann wurden sie zu Fetzers Schreinerei gebracht, wo erfahrene Handwerker aus dem Holz dieses großartige Rednerpult entwarfen und bauten.

Das Endprodukt ist wunderschön. Ich wünschte, Sie alle könnten es aus der Nähe sehen. Es ist ein herrliches Kunstwerk, und ich spreche jetzt zu Ihnen von dem Baum aus, der in meinem Garten wuchs, wo meine Kinder spielten und auch aufwuchsen.

Es berührt mein Herz. Ich habe noch ein, zwei Schwarze Walnussbäume gepflanzt. Ich werde schon lange nicht mehr hier sein, wenn sie ausgewachsen sind. Wenn der Tag aber kommt und dieses schöne Pult alt geworden ist, ist vielleicht einer von ihnen gut genug, um es zu ersetzen. Ich bin Elder Banks und seinen Söhnen Ben und Bradley sowie den geschickten Handwerkern, die dieses Rednerpult entworfen und gebaut haben, zutiefst dankbar, dass sie es mir ermöglicht haben, eine Kleinigkeit zu diesem großartigen Gebäude beizutragen, von wo aus die Stimme der Propheten in die ganze Welt hinausgeht, um vom Erlöser der Menschheit Zeugnis zu geben.

Und all denen, die dieses heilige Bauwerk ermöglicht haben, sowie allen, die sich heute zu diesemhistorischen Anlass versammelt haben, bringe ich für diesen Tag und für dieses heilige und schöne Haus der Gottesverehrung meinen Dank und meine Wertschätzung und meine Liebe zum Ausdruck. Im Namen Jesu Christi, amen.