2000–2009
Glücklich bis ans Lebensende
April 2000


Glücklich bis ans Lebensende

Jesus Christus, unser Erretter, hat uns gezeigt, wie man glücklich wird, und alles erklärt, was wir tun müssen, um glücklich zu sein.

Kinder lieben Geschichten. Wenn ich als Kind die Worte „Es war einmal“ hörte, dann war ich sofort ganz Ohr. Solche Geschichten endeten meistens mit dem Satz: „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich nicht nur Kinder von solchen Sätzen verzaubern lassen. Wir alle sehnen uns doch danach, „bis an unser Lebensende“ ein Leben voller Glück zu führen, in dem unsere Hoffnungen und Träume in Erfüllung gehen.

Wir leben in der für uns bestimmten Zeit und sind jetzt an der Reihe, unsere Bewährungsprobe hier auf der Erde zu bestehen. Im Vorherdasein „jubelten alle Gottessöhne“ (Ijob 38:7) und nahmen den großen ewigen Plan des Glücklichseins an. Wir freuten uns darauf, auf die Erde zu kommen, um hier geistig Fortschritt zu machen. „Menschen sind, damit sie Freude haben können.“(2 Nephi 2:25.) Wir können hier und jetzt Glück erlangen, das auch über das Erdenleben hinaus andauert. Aber wir müssen natürlich wissen, worin dieses Glück besteht und wo man es findet.

Im Buch Mormon erklärt Lehi seinem Sohn Jakob, dass Glück die Folge von Gehorsam ist. Er erklärt ihm, dass die ewigen Gesetze sowohl Strafe als auch Lohn in Form von Glück vorsehen. Wer Gottes Gesetze bricht, muss die Strafe dafür erleiden; wer gehorsam ist, erntet Glück (siehe 2 Nephi 2:10). Glück besteht ja unter anderem darin, dass man frei von Reue, Schuld und Sünde ist.

Der Prophet Joseph Smith hat erklärt: „Glücklich zu sein ist der Zweck und die Absicht unseres Daseins, und dieses Ziel wird auch erreicht werden, wenn wir dem Pfad folgen, der dahin führt. Dieser Pfad heißt Tugend, Untadeligkeit, Glaubenstreue, Heiligkeit und dass man sämtliche Gebote Gottes befolgt.“ (Lehren des Propheten Joseph Smith, 260.)

Ein junges Mädchen namens Emily, mit dem ich befreundet bin, hat das selbst erkannt. Emily hatte noch kein Zeugnis vom Evangelium und dachte darüber nach, ob sie in der Kirche aktiv bleiben oder lieber woanders nach Glück suchen sollte. Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage wurde ihr bewusst, dass gerade die Menschen und Familien in ihrem Umfeld, die in der Kirche aktiv waren, den glücklichsten Eindruck machten. Deshalb überlegte sie sich, dass sie Anteil an etwas haben wollte, was die Menschen offensichtlich so glücklich machte, auch wenn sie noch kein vollständiges Zeugnis von der Wahrheit des Evangeliums besaß. Der Begriff Evangelium bedeutet ja „frohe Nachricht“. Und Emily gelangte zu folgender Erkenntnis: Die frohe Nachricht besteht darin, dass das Evangelium uns großes Glück schenken kann.

Sie mögen jetzt aber denken: Selbst in der Kirche gibt es Menschen, die unglücklich sind, oder Menschen, die in der Regel glücklich sind, aber trotzdem immer wieder Stress, Sorgen, Schwierigkeiten und Mutlosigkeit erleben. Doch auch das gehört zum großen Plan des Glücklichseins. Das Erdenleben ist die Zeit, wo wir geprüft werden, und das bedeutet, dass wir hin und wieder Schmerzen und seelisches Unbehagen erleben müssen. Aber wer geduldig auf den ewigen Plan vertraut, kann jeden Tag Glück erleben und darauf hoffen, dass er bis an sein Lebensende glücklich ist.

Elder Boyd K. Packer hat gesagt: „Das Leben soll uns Schwierigkeiten bringen. Es ist ganz normal, manchmal Angst zu haben, niedergeschlagen zu sein und Enttäuschungen und hin und wieder sogar Fehlschläge zu erleben. Machen Sie unseren Mitgliedern bewusst, dass sie einen schlechten Tag hin und wieder oder auch mehrere schlechte Tage hintereinander durchstehen müssen. Alles kommt wieder ins Lot. Es hat schon seinen Sinn, dass wir hier auf der Erde Schwierigkeiten zu bewältigen haben.“ (“That All May Be Edified“ [1982], 94.)

Die Geschichte unserer Suche nach Glück wird dadurch geschrieben, dass wir, wenn wir weiterhin auf Gott vertrauen und seine Gebote auch in herausfordernden Zeiten halten, gerade dadurch dem Glück näher kommen, das wir doch suchen. Der Erretter hat gesagt: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ (Johannes 16:33.)

Jesus Christus, unser Erretter, hat uns gezeigt, wie man glücklich wird, und alles erklärt, was wir tun müssen, um glücklich zu sein. Wenn wir uns mit seinen Lehren befassen und so den Zweck unseres Daseins verstehen, empfinden wir Glück und strahlen es auch aus.

In Lehre und Bündnisse sagt der Herr, dass wir ihn „mit frohem Herzen und fröhlicher Miene“ anbeten sollen (LuB 59:15). Wenn wir uns bestimmte Gewohnheiten und Eigenschaften aneignen, die dem Glück förderlich sind, können wir schneller und verlässlicher den Weg beschreiten, der uns bis an unser Lebensende glücklich sein lässt.

Präsident Gordon B. Hinckley, unser Prophet, ist der Inbegriff eines frohen Herzens. Er hat geschrieben: „Ich bin Optimist! ... Mein inständiger Wunsch ist, dass wir aufhören, nach den Stürmen Ausschau zu halten, und das Sonnenlicht bewusster genießen. Ich meine damit, dass wir uns auf unserer Reise durchs Leben auf das Positive konzentrieren.“ (Standing for Something [2000], 101.)

Von einem Kind kann man in der Regel gut lernen, was „mit frohem Herzen und fröhlicher Miene“ bedeutet. Kinder haben ein Gespür für Glück und Optimismus, das ansteckend wirkt.

Mein Mann und ich haben unseren Enkelsohn an seinem vierten Geburtstag zum Mittagessen ausgeführt. Nach dem Essen schnallten wir ihn für die Heimfahrt auf dem Rücksitz an. Wir beide saßen vorn und unterhielten uns über die Termine des Tages. Dabei hörte ich, wie der Kleine Selbstgespräche führte. Er sagte immer wieder: „Mir geht es so gut! Mir geht es so gut!“ Er brachte für jeden, der zuhörte, seine Freude zum Ausdruck.

Von den Kindern können wir lernen, wie einfach Freude sein kann. Ich möchte Ihnen einige Aussagen von PV–Kindern vorlesen, die deutlich machen, was Glück ist und wo man es findet.

Ein Kind hat gesagt: „Glück ist ein Lächeln in den Augen der Menschen. Daran sieht man, dass sie wirklich glücklich sind.“ Dieses Kind weiß, dass Glück so einfach ist wie ein Lächeln.

Vor kurzem habe ich schnell an einem Lebensmittelgeschäft angehalten, um ein paar Sachen für das Abendessen einzukaufen. Als ich um die Ecke bog, sah ich mich einem älteren Herrn gegenüber. Ich lächelte, denn ich war froh, dass wir nicht zusammengeprallt waren. Er lächelte auch und sagte: „Danke für Ihr Lächeln.... Das hat mir gut getan.“ Und auch mir hatte sein Lächeln gut getan. Lächeln Sie--das Leben sieht für Sie und Ihre Mitmenschen gleich ganz anders aus. Wie wäre das Leben, wenn wir nicht lächeln könnten und nicht angelächelt würden?

Glück ist nicht nur einfach, sondern kann jeden Tag von uns erfahren werden. Glück ist überall. Man kann jeden Augenblick glücklich sein. Manche Kinder haben gesagt: „Glück ist ein großes Wort mit vielen Blumen ringsherum.“ Ein anderes Kind hat gesagt, Glück sei wie „ein Regenbogen“. „Es sieht aus wie die Sonne.“ Wir müssen uns vor Augen halten, dass wir trotz aller Widrigkeiten des Lebens jetzt glücklich sein sollen.

Vor einigen Monaten habe ich mit vier meiner Enkelkinder frühmorgens eine Wanderung im Wald gemacht. Jeder hatte eine Tüte dabei, um Schätze aus der Natur zu sammeln. Bei der Suche nach diesen Schätzen sind wir auf Blätter und Steine in vielen verschiedenen Farben, Formen und Zusammensetzungen gestoßen. Die Entscheidung, was man mitnehmen wollte, war gar nicht so einfach. Mir fiel bald auf, dass sich die Tüten der Kinder füllten. Jedes Blatt, das sie einsammelten, war einzigartig, aber weil es schon Spätherbst war, hatten die meisten Blätter dunkle Feuchtigkeitsflecken, waren unregelmäßig in der Form oder schon teilweise in der Farbe verblasst. Aus diesem Grund wollte ich sie nicht sammeln. Ich suchte vielmehr nach einem Blatt, das noch richtig bunt war und keine Fehlstellen aufwies. Wenn es nicht vollkommen war, war es nichts für mich. Aber das bedeutete auch, dass meine Tüte ziemlich leer blieb.

Als ich später über dieses Erlebnis nachdachte, wurde mir klar, dass ich mich selbst um viel Freude und Glück gebracht hatte. Ich hatte die Einzigartigkeit der Blätter und Steine nicht zu schätzen gewusst, weil ich nach etwas suchte, was meiner Vorstellung von Vollkommenheit entsprach. Meine Enkel waren klüger gewesen als ich. Sie hatten sich an den merkwürdigen Formen und den Flecken auf den Blättern erfreut. Sie fanden die Brüchigkeit der sterbenden Blätter schön und lachten darüber, und sie freuten sich an den weichen, verblassenden Farben. Sie füllten ihre Tüten mit Schätzen und nahmen sie mit nach Hause. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was wir uns wünschen, und nicht auf das, was der Herr für uns bestimmt hat, dann kann es passieren, dass wir das einzigartige Glück und die Schönheit eines jeden neuen Tages weder bemerken noch uns daran erfreuen.

Glück ist, wenn man das Evangelium Jesu Christi kennt. Ein Kind hat gesagt: „Glück ist so voller Frieden wie Jesus und der himmlische Vater.“

Vor kurzem habe ich eine Primarvereinigung besucht. Ich hatte ein vierzehn Monate altes Mädchen auf dem Schoß. Die Kleine schaute auf und sah ein Bild von Jesus, das an der Wand hing. Ihr Gesicht begann zu strahlen und sie sagte stolz ein Wort, das sie eben erst gelernt hatte: „Jesus.“ Vielleicht weiß sie um die Freude, die man empfindet, wenn man den Erretter kennt.

Außerordentliche Freude empfindet man dann, wenn man die reine Christusliebe kennt und empfindet. Wenn man weiß, dass einem Vergebung für seine Sünden zuteil werden kann. Das Sühnopfer des Erretters, der die Forderungen der Gerechtigkeit erfüllt hat und uns Barmherzigkeit schenken will, hat Hoffnung und Freude möglich gemacht. Wenn wir uns dem Erretter nahen, werden wir frei von Zweifeln und Unsicherheit.

Elder Richard G. Scott hat gesagt: „Ihre Freude hängt davon ab, ob Sie dem Vater im Himmel und seinem Sohn vertrauen und ob Sie davon überzeugt sind, dass ihr Plan des Glücklichseins Ihnen wirklich Freude schenken kann.“ („Im Leben Freude finden“, Der Stern, Juli 1996, 24.)

Durch den Erretter können wir den Weg zurück zu Gott finden. Wir können hier auf der Erde Frieden und Glück finden und ewige Freude in der zukünftigen Welt. Dieser Gedanke allein wärmt mir schon das Herz und zaubert ein Lächeln auf meine Lippen.

Wenn wir den großen Plan des Glücklichseins verstehen, dann strahlen wir „mit frohem Herzen und fröhlicher Miene“, und die ganze Welt kann es sehen. Wir zeigen, dass wir wissen: Das Evangelium Jesu Christi ist eine einfache, immer verfügbare Quelle wahren Glücks-- heute und in der Ewigkeit. Wenn wir nach dem Evangelium Jesu Christi leben, haben wir die besten Aussichten, „glücklich bis an unser Lebensende“ zu sein. Das bezeuge ich im Namen Jesu Christi, amen.