1990–1999
Frieden, Hoffnung und Weisung
Oktober 1999


Frieden, Hoffnung und Weisung

Freuen wir uns über die Segnungen des Friedens, der Hoffnung und der Weisung, Segnungen, die so viele Kinder unseres Vaters im Himmel nicht haben.

Mit ganzem Herzen vertrau auf den Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit;

such ihn zu erkennen auf allen seinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade.” (Sprichwörter 3:5,6.)

Brüder und Schwestern, ich liebe den Herrn und vertraue ihm von ganzem Herzen. Ich weiß, dass er lebt und jeden von uns liebt. Ich weiß, dass unser himmlischer Vater einen vollkommenen Plan für uns hat. Wenn wir diesem Plan und dem Vorbild unseres Erretters folgen, können wir in dieser unruhigen Welt Frieden finden. Unser Herz kann von Hoffnung erfüllt werden, und wir erhalten die Weisung, die wir brauchen.

Als wir in England auf Mission waren, starb unser siebzehnjähriger Sohn Cory bei einem Verkehrsunfall. Wir konnten zur Beerdigung nach Utah fliegen und kehrten dann sofort nach England zurück, um unsere Mission zu beenden. Es war eine schwere Zeit für die ganze Familie.

Kurz nach unserer Rückkehr ging ich einmal die Straße hinab und sah unseren Nachbarn, der im Garten arbeitete. Er hatte vom Tod unseres Sohnes gehört und sagte: ”Na, was denkt ihr jetzt über euren Gott? Ihr dient ihm hier durch eine Vollzeitmission, und er nimmt euch den Sohn.” Ich war erschrocken und verletzt. Mir tat dieser Mann so leid, der den Plan des himmlischen Vaters nicht verstand.

Diese schwere Erfahrung beim Tod meines Sohnes half mir, die Segnungen von Frieden, Hoffnung und Weisung zu erkennen und mich darüber zu freuen. Das sind Segnungen, die alle haben können, die das Evangelium Jesu Christi wirklich annehmen und danach leben. Ich kann bezeugen, dass das wahr ist, was Elder Richard G. Scott gesagt hat: ”Erkennen Sie bitte, dass Sie, wenn Sie mit einer Herausforderung kämpfen und deshalb traurig sind, trotzdem gleichzeitig Frieden und Freude empfinden können.” (Der Stern, Januar 1996, 16.)

Was können wir nun tun, um diese Segnungen des Friedens, der Hoffnung und der Weisung zu erhalten? Ich möchte von Dreierlei erzählen, das mir geholfen hat.

Zuerst müssen wir vollkommenes Vertrauen in den Plan des Glücklichseins unseres Vaters und in die Rolle Jesu in diesem Plan haben. Weil ich seinem Plan vertraute, fühlte ich in der Zeit nach dem Tode unseres Sohns Frieden. Ich wusste, wo unser Sohn war, und ich wusste, dass der Vater im Himmel ihn liebt. Ich hatte vollkommene Hoffnung, dass Cory durch das Sühnopfer des Erretters lebt und dass wir wieder als Familie zusammen sein werden. Ich hatte auch Weisung. Ich wusste, was ich tun musste und was unsere Familie brauchte, um für immer zusammen zu sein.

Das Zweite, was mir half, diese Segnungen zu empfangen, ist der Grundsatz mutigen Gehorsams. Ich bin so dankbar für die Gesetze und Gebote, die Gott uns gegeben hat. Frieden, Hoffnung und Weisung ergeben sich aus dem Bestreben, nach den Lehren Jesu zu leben und seine Gesetze und Gebote zu befolgen. Die Schrift lehrt: ”Alle, die deine Weisung lieben, empfangen Heil in Fülle.” (Psalm 119:165.) Sie lehrt auch, dass ”derjenige, der die Werke der Rechtschaffenheit tut, seinen Lohn empfangen wird, nämlich Frieden in dieser Welt und ewiges Leben in der zukünftigen Welt.” (LuB 59:23.)

Als mein Mann Präsident der Missionarsschule in Provo war, sprachen wir, wie Sie sich vorstellen können, oft mit den Missionaren über das Gefühl des Glücklichseins und des Friedens, das das mutige Befolgen wahrer Grundsätze begleitet. Wir sprachen über den Einfluss des Heiligen Geistes, den die Gehorsamen erhalten. Wir regten die Missionare an, immer nach Gehorsam zu trachten. Ich erzählte ihnen gern die Geschichte von dem kleinen Jungen, der mit seinem Vater in den Park ging, um einen Drachen steigen zu lassen.

Der Junge war noch ganz klein. Er ließ zum erstenmal einen Drachen fliegen. Sein Vater half ihm, und nach einigen Versuchen war der Drachen in der Luft. Der Junge rannte und gab immer mehr mit der Schnur nach, und bald flog der Drache ganz hoch. Der kleine Junge war aufgeregt: Der Drachen war wunderbar. Schließlich war keine Schnur mehr da, um den Drachen noch höher steigen zu lassen. Der Junge sagte zu seinem Vater: ”Vati, wir wollen die Schnur abschneiden und den Drachen loslassen. Ich möchte sehen, wie er immer höher steigt.”

Der Vater antwortete. ”Der Drachen wird nicht weiter steigen, wenn wir die Schnur durchschneiden.

”Doch”, widersprach der kleine Junge. ”Die Schnur hält den Drachen fest, das fühle ich.” Der Vater gab seinem Sohn ein Taschenmesser. Der Junge schnitt die Schnur durch, und nach wenigen Sekunden hatte er den Drachen nicht mehr unter Kontrolle. Er schoss hierhin und dorthin und fiel schließlich herunter und zerbrach. Der Junge konnte das kaum verstehen. Er war doch so sicher gewesen, dass die Schnur den Drachen zurückgehalten hatte!

Die Gebote und Gesetze Gottes sind wie eine Drachenschnur. Sie führen und leiten uns aufwärts. Der Gehorsam gegenüber diesen Gesetzen gibt uns Frieden, Hoffnung und Weisung.

Das Dritte, was wir tun können, um die Segnungen des Friedens, der Hoffnung und der Weisung zu erhalten, ist es, dass man lernt, auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, und dem Herrn seinen Dank für dieses großartige Geschenk zeigt.

Vor einigen Sonntagen habe ich Oma Pinegar versorgt. Oma ist 99 und sehr schwach. Sie ist blind und ziemlich taub, und seit kurzem fällt ihr das Sprechen schwer, sie kann nur noch flüstern. Ihr Körper ist so gekrümmt, dass in ihrer Lunge nicht viel Platz für Luft ist.

Ich lehnte mich dicht an sie und sagte: ”Oma, erzähl mir, wie dein Leben durch das Evangelium gesegnet worden ist.” Sie flüsterte mir zu, wie dankbar sie für die Eingebungen und die Weisung durch den Heiligen Geist sei.

Als ihr zweites Kind, James, achtzehn Monate alt war, spielte er draußen mit seinem größeren Bruder. Oma schaute ihnen vom Fenster aus zu. Plötzlich sah sie ihn nicht mehr und rannte aus dem Haus, um ihn zu suchen und zu rufen. Im Bewässerungsgraben war Wasser, was um diese Zeit gar nicht sein durfte. Sie suchte am Rand des Grabens und fand nichts. Sie rief die Knechte zu Hilfe und rannte wieder zurück, dahin, wo der Graben durch eine lange Röhre floss. Sie lief zum anderen Ende der Röhre, sah zwei kleine Schuhe und zog daran Als sie ihren Sohn in den Armen hielt, hatte sie die Eingebung, ihn mit dem Bauch auf ihre verschränkten Hände zu legen und ihn so ins Haus zu tragen, wobei sie einen Teil seines Gewichts mit den Knien trug. Sie lief zur Straße und schrie um Hilfe. Durch diese Eingebung, ihn auf solch ungewöhnliche Weise zu tragen, rettete sie dem Jungen das Leben.

Brüder und Schwestern, ich bin sehr dankbar für die Eingebungen, die wir als Präsidentschaft der Primarvereinigung empfangen haben. Auf der Generalkonferenz, auf der wir bestätigt wurden, beschrieb Präsident Gordon B. Hinckley einige der schrecklichen Greueltaten, die überall auf der Welt Kindern angetan wurden. Wir lasen in Zeitungen und Zeitschriften von den bösen Einflüssen, die bei uns eindringen.

Als neue und sehr besorgte PV-Präsidentschaft beteten wir und forschten in den heiligen Schriften. Dabei wurden wir zu einem Vers in Jesaja geführt, der die Verhältnisse im Millennium beschreibt: ”Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg; denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn.” (Jesaja 11:9.) Das war genau das, was wir uns wünschten. Wir wollten, dass kein Kind verletzt oder vernichtet würde, aber wir wollten nicht bis zum Millennium warten. Wir wollten es gleich jetzt geschehen lassen. Wenn unsere PV voll von der Erkenntnis des Herrn war, musste es Frieden und Rechtschaffenheit geben, und die Kinder würden auf keine Weise verletzt. Wir beteten, um zu erfahren, wie wir dabei helfen könnten, und wurden zu 2 Nephi 25:26 geführt. Unser Zuhause und unsere PV werden von der Erkenntnis des Herrn erfüllt, wenn wir uns so verhalten: ”Und wir reden von Christus, wir freuen uns über Christus, wir predigen Christus.”

Wir sind so dankbar für den Frieden und die Hoffnung, die diese Schriftstellen uns gaben, und für die Weisung, die wir durch den Heiligen Geist erfuhren, und dass wir die PV-Leiterinnen anregen konnten, Christus in den Mittelpunkt der PV zu stellen.

Brüder und Schwestern, freuen wir uns über die Segnungen des Friedens, der Hoffnung und der Weisung, Segnungen, die so viele Kinder unseres Vaters im Himmel nicht haben. Wenn wir diesen großen Segen in unserem Leben erfahren, wollen wir anderen helfen, das ebenfalls zu erleben, besonders den Kindern. Um es in den Worten des Erretters auszudrücken: ”Und wenn du dich bekehrt hast, dann stärke [deine Kinder].” (Lukas 22:32.)

Das Motto der PV lautet: ”Und allen deinen Kindern soll die Lehre vom Herrn zuteil werden; und groß wird der Friede deiner Kinder sein.” (3 Nephi 22:13.) Die Welt ist kein sicherer Ort. Sie ist kein Ort, wo Kinder Frieden, Hoffnung und Weisung erleben können, wenn sie nicht lernen, den Erretter zu lieben und ihm zu folgen. Bitte, helfen Sie ihnen zu wissen, dass sie diese großartigen Segnungen erhalten können, und zeigen Sie ihnen, was sie tun müssen, um diese Segnungen zu empfangen.

Ich bin so dankbar dafür, dass ich in der PV dienen durfte. Ich liebe meine Ratgeberinnen, Schwester Anne Wirthlin und Schwester Susan Warner. Wir waren eins in dem Wunsch, den Kindern der Kirche zu dienen und ihnen ein Segen zu sein. Wir glauben, dass eine PV, bei der Christus im Mittelpunkt steht, den Eltern helfen kann, wenn diese ihre Kinder im Evangelium Jesu Christi unterweisen. Dieses Wissen ist das einzige, das unseren Kindern Frieden, Hoffnung und Weisung geben kann. Ich bin den treuen und gläubigen Mitgliedern unseres Ausschusses und unseren fähigen Schwestern im Büro dankbar und danke auch unseren Priestertumsführern, die uns unterwiesen und begeistert haben. Ich bin dankbar für die neue PV-Präsidentschaft, die auf dieser Konferenz bestätigt worden ist. Ich biete ihr meine Liebe und meine Unterstützung an. Aber mein besonderer Dank und meine Liebe gelten meiner Familie und besonders meinem lieben Mann für seine unerschöpfliche Liebe und Unterstützung.

Ich anerkenne dankbar die Güte meines Erretters zu allen Zeiten meines Leben. Die Segnungen des Friedens, der Hoffnung und der Weisung, über die ich gesprochen habe, sind nur drei von den vielen Arten, wie mein Leben durch das Evangelium Jesu Christi gesegnet worden ist. Wie es in einem PV-Lied heißt, möchte ich den Erretter wissen lassen, dass ich seine Liebe spüre.

”Er segnet mich, das weiß ich.

Ich schenke ihm mein Herz,

mein Hirte wird er sein.

Er weiß, ich will folgen ihm,

geb all mein Leben ihm.

Ich spür, dass er mich liebt,

er hat mich wirklich lieb.”

Im Namen Jesu Christi, amen.