2005
Ich spürte eine unbeschreibliche Freude
August 2005


Ich spürte eine unbeschreibliche Freude

Als ich 30 Jahre alt war, ging in meinem Leben alles schief. Ich hatte ein Alkoholproblem, wusste aber nicht, was ich tun sollte. An einem Montagmorgen rief mich der Chefredakteur der Zeitschrift, bei der ich als Journalist arbeitete, in sein Büro. Er war sehr direkt. Ich müsse mit dem Trinken aufhören, wenn ich meinen Job nicht verlieren wolle.

An diesem Tag ging ich auf der Suche nach Geschichten für die Zeitung hinaus und musste immer an seine Warnung denken. Plötzlich sprachen mich mitten auf der Straße zwei Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an. Ich hatte noch nie von dieser Kirche gehört. Ich wollte mich nicht lange mit ihnen unterhalten, gab ihnen aber meine Geschäftskarte.

Zwei Tage später war ich im Haus meiner Mutter, und sie sagte: „Zwei junge Amerikaner wollen dich sprechen.“ Ich antwortete: „Ich habe keine amerikanischen Freunde.“ Sie sagte: „Sie sagen, sie seien Missionare.“ Ich meinte: „Dann lass sie eben herein. Ich werde mit ihnen sprechen.“ Zu meiner Überraschung waren es die Missionare, die ich am Montag kennen gelernt hatte. Sie hatten mich durch meine Geschäftskarte gefunden.

Als sie mir gegenüber im Wohnzimmer saßen, beschloss ich, ihre Botschaft anzuhören. Einer von ihnen holte eine Broschüre hervor und sagte, sie enthalte das Zeugnis von Joseph Smith. Er gab sie mir und forderte mich auf, sie zu lesen. Kaum hatte ich seine Aufforderung angenommen, da holte der andere Missionar ein Buch mit einem blauen Einband hervor. Er fragte mich: „Werden Sie die ersten 150 Seiten dieses Buches lesen?“ Ich nahm auch diese Aufforderung an. Als sie gingen, sagten sie: „Wir kommen am Freitag wieder, um zu sehen, ob Sie Ihre Ziele erreicht haben.“ So lernte ich das Evangelium kennen.

Nachdem sie alle Lektionen mit mir durchgenommen hatten, sprachen sie eine weitere Aufforderung aus. Einer der Missionare sagte: „Bruder Rosillo, Sie brauchen selbst ein Zeugnis.“ Der andere Missionar fügte hinzu: „Fragen Sie Gott, ob Joseph Smith ein Prophet war und ob das Buch Mormon wahr ist. Wir verheißen Ihnen, dass der Herr Ihnen antworten wird. Wir kommen nächste Woche wieder.“

Am Tag bevor die Missionare wiederkamen, beschloss ich, es einfach auszuprobieren. Ich holte das Buch Mormon hervor, das ich bereits ganz gelesen hatte. Ich ging ins Wohnzimmer und kniete mich nieder. Ich war allein, alles war ganz ruhig. Ich begann: „Vater im Himmel, die Missionare haben gesagt, ich soll fragen, ob Joseph Smith ein Prophet war und ob das Buch Mormon wahr ist. Sie meinen, dass ich ein Zeugnis brauche, damit ich mich taufen lassen kann. War Joseph Smith ein Prophet? Ist das Buch Mormon wahr?“

Ich hielt inne. Sofort spürte ich eine unbeschreibliche Freude. Ich wollte, dass dieses Gefühl nie aufhörte. Ich hatte meine Antwort erhalten. Als die Missionare kamen, erzählte ich ihnen von meinem Erlebnis.

Am 11. September 1971 wurde ich im Fluss Piura getauft. Seither sind fast 34 Jahre vergangen, in denen ich nach den Grundsätzen des Evangeliums – auch nach dem Wort der Weisheit – gelebt und viele Segnungen erhalten habe. Aber ich denke immer noch an die beiden Missionare, die mich auf der Straße angesprochen und mich aus der Finsternis ins Licht gebracht haben.

Hildo Rosillo Flores gehört zur Gemeinde Los Ficus im Pfahl Central Piura in Peru.