Gedanken zum Tempel, dazu, wie wir es erreichen, daß unsere neuen Mitglieder aktiv bleiben, und zum Missionsdienst
Mögen Sie die Kirche als Ihren großen und guten Freund betrachten, als Ihre Zuflucht, wenn die Welt sich gegen Sie zu richten scheint, als Hoffnung, wenn alles finster ist, als Ihre Säule aus Feuer.
Nun, Brüder, jetzt darf ich zu Ihnen sprechen, und ich werde einiges von dem, was in dieser Konferenz gesagt worden ist, wiederholen - in der Hoffnung, darauf Nachdruck zu legen. Wir hatten eine wunderbare Versammlung, und wenn wir tun, was uns geraten worden ist, werden wir alle bessere Menschen sein.
Ich glaube, daß kein Mitglied der Kirche in vollem Umfang das empfangen hat, was die Kirche geben kann, wenn es nicht die Segnungen des Tempels im Haus des Herrn empfangen hat. Infolgedessen tun wir alles, was wir können, um den Bau dieser heiligen Gebäude zu beschleunigen und noch mehr Menschen die Segnungen, die man darin empfängt, zugänglich zu machen. Mit der Weihung des St.-Louis-Tempels im Juni haben wir nun 50 Tempel in Betrieb. Schon bald werden wir den Vernal-Tempel in Utah weihen. Sodann steht im Juni 1998 die nächste Weihung an, und zwar in Preston in England.
Ich freue mich, sagen zu können, daß die Tempel in Kolumbien, Ekuador, der Dominikanischen Republik, Bolivien, Spanien, Recife und Campinas in Brasilien, Mexiko, Boston, New York und Albuquerque in der Planung oder bereits im Bau gut vorankommen. Auch unser kürzlich bekanntgegebener Plan, in Venezuela einen Tempel zu bauen, kommt voran, und wir hoffen, schon sehr bald einen Bauplatz erwerben zu können. Wir sind weiterhin dabei, verschiedene Genehmigungen für einen Tempel in Billings, Montana, und Nashville, Tennessee, einzuholen, was mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist.
Ich freue mich, hier sagen zu können, daß wir vorhaben, in Houston, Texas, und in Porto Alegre, Brasilien, einen Tempel zu bauen. All dies bekundet, daß wir sehr daran interessiert sind, diese wichtige Arbeit energisch voranzutreiben. Insgesamt finden sich derzeit rund 17 Tempel in irgendeiner Bauphase, und das ist ein gewaltiges Unterfangen.
Es gibt aber viele Gebiete der Kirche, die sehr abgelegen sind, wo es nur wenige Mitglieder gibt und es in der nahen Zukunft sicher nicht viel mehr sein werden. Sollen denen, die an solchen Orten wohnen, die Segnungen der heiligen Handlungen des Tempels für immer vorenthalten bleiben? Während ich vor ein paar Monaten ein solches Gebiet besucht habe, habe ich gebeterfüllt über diese Frage nachgedacht. Die Antwort, so glauben wir, kam klar und deutlich.
Wir werden in manchen dieser Gebiete kleine Tempel bauen, Gebäude mit den nötigen Einrichtungen, so daß alle heiligen Handlungen vollzogen werden können. Sie würden entsprechend dem Tempelstandard gebaut, der höher ist als der Gemeindehausstandard. Es könnten dann dort Taufen für Verstorbene, die Begabung, Siegelungen und alle übrigen heiligen Handlungen vollzogen werden, die im Haus des Herrn für Lebende und Verstorbene vollzogen werden.
Es würde dort, wo immer das möglich ist, ein Einheimischer als Tempelpräsident berufen, so wie auch die Pfahlpräsidenten berufen werden, und zwar auf unbestimmte Zeit. Der Tempelpräsident würde im Gebiet wohnen, und zwar in seiner eigenen Wohnung. Ein Ratgeber würde als Temple Recorder arbeiten, der andere als Tempelingenieur. Alle Tempelarbeiter wären Einheimische, die in ihrer Gemeinde und ihrem Pfahl auch noch in anderen Ämtern tätig wären.
Es würde erwartet, daß die Besucher ihre Tempelkleidung selbst mitbringen, was die Einrichtung einer kostspieligen Wäscherei unnötig machen würde. Dann würde eine einfache Wäscherei für die Taufwäsche genügen. Es gäbe auch keine Kantine.
Ein solches Gebäude hätte je nach Bedarf geöffnet, vielleicht auch nur ein, zwei Tage in der Woche - das wäre dem Tempelpräsidenten überlassen. Wo das möglich ist, würden wir ein solches Gebäude auf demselben Grundstück errichten wie das Pfahlhaus und für beide Gebäude denselben Parkplatz benutzen, was auch eine große Ersparnis bedeuten würde.
Der Bau eines solchen kleinen Tempels würde etwa soviel kosten wie der Unterhalt eines großen Tempels in einem einzigen Jahr. Er kann in relativ kurzer Zeit, innerhalb von mehreren Monaten, errichtet werden. Ich wiederhole, daß nichts Wesentliches fehlen würde. Jede heilige Handlung, die im Haus des Herrn vollzogen wird, könnte dort vollzogen werden. Diese kleinen Gebäude hätten mindestens die Hälfte der Kapazität einiger unserer viel größeren Tempel. Und sie könnten bei Bedarf ausgebaut werden.
Wenn Sie dies jetzt hören, werden die Pfahlpräsidenten in vielen Gebieten sicher sagen, das sei genau das, was sie brauchen. Teilen Sie uns also bitte mit, was Sie brauchen, und wir werden gebeterfüllt und sorgfältig darüber nachdenken, aber erwarten Sie bitte nicht, daß jetzt alles auf einmal geschieht. Wir brauchen für dieses Unterfangen ein bißchen Erfahrung.
Der Betrieb solcher Tempel wird den glaubenstreuen Heiligen vor Ort sicher gewisse Opfer abverlangen. Sie werden nicht nur als Tempelarbeiter dienen, sondern es wird auch von ihnen erwartet, daß sie das Gebäude putzen und dafür sorgen. Aber die Belastung wird nicht schwer wiegen; in Anbetracht der damit verbundenen Segnungen wird sie tatsächlich leicht sein. Es wird keine bezahlten Mitarbeiter geben: alle beim Betrieb anfallenden Arbeiten werden ein Zeichen des Glaubens und des Engagements der Heiligen sein.
Wir planen solche Gebäude derzeit in Anchorage, Alaska, in den HLT-Kolonien im nördlichen Mexiko und in Monticello, Utah. In Gebieten mit mehr Mitgliedern der Kirche werden wir weitere traditionelle Tempel bauen, aber wir sind dabei, Pläne zu entwickeln, die die Kosten reduzieren, ohne daß die Arbeit, die dort geleistet wird, abnimmt. Wir sind fest entschlossen, Brüder, den Tempel zu den Menschen zu bringen und ihnen jede Möglichkeit zu bieten, die so überaus kostbaren Segnungen des Gottesdiensts im Tempel zu erlangen.
Soviel zu dem Thema. Was ich nun sage, haben Sie schon einmal von mir gehört und Sie haben auch andere schon darüber sprechen hören. Ich hoffe, daß wir auch weiterhin darüber reden und dann auch etwas tun, weil es mir nämlich sehr am Herzen liegt.
Mit der Zunahme der Missionsarbeit in aller Welt muß eine vergleichbare Zunahme der Bemühungen einhergehen, daß jedes neue Mitglied sich in der Gemeinde bzw. im Zweig zu Hause fühlt. In diesem Jahr werden so viele Menschen zur Kirche kommen, daß mehr als 100 neue durchschnittlich große Pfähle gebildet werden können. Bei der zunehmenden Zahl der neuen Mitglieder vernachlässigen wir aber leider einige von ihnen. Ich hoffe sehr, daß in der Kirche weltweit eine große Anstrengung dahingehend unternommen wird, daß wir daran arbeiten, daß jedes einzelne neue Mitglied auch in der Kirche aktiv bleibt.
Das ist eine ernste Angelegenheit. Es hat keinen Zweck, zu missionieren, wenn wir die Früchte dieser Bemühungen nicht festhalten können. Man darf das eine nicht vom anderen trennen.
Ich möchte Ihnen einen Brief vorlesen. Solche Briefe erhalten wir hin und wieder. Ein Mann schreibt:
„Nachdem ich las, was Sie auf der Generalkonferenz im April gesagt haben, fühle ich mich gedrängt, Ihnen zu schreiben. Besonders bewegt hat mich, was Sie über, neue Mitglieder und die jungen Männer’ gesagt haben. Ich fand den Artikel im Internet, und Ihre Worte sind mir sehr zu Herzen gegangen. Wie Sie die neuen Mitglieder und ihre besonderen Bedürfnisse sehen, hat mich besonders berührt, weil ich selbst einmal ein neues Mitglied war. Ich wollte Ihnen daher schreiben und Sie wissen lassen, daß ich mit allem, was Sie gesagt haben, übereinstimme; wären sich mehr Mitglieder der Bedürfnisse eines neuen Mitglieds bewußt gewesen, wäre ich wahrscheinlich in der Kirche geblieben.
Ich habe mich 1994 zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bekehrt. Das geschah, nachdem ich lange nach der wahren Kirche gesucht hatte. Ich habe damals so ziemlich jede Religionsgemeinschaft und jede Kirche untersucht, aber doch nie das gefunden, was ich suchte. Vom ersten Kontakt mit den Missionaren an wußte ich, daß sie mir etwas zu sagen hatten, was mein Leben verändern sollte. Ich hörte mir an, was sie zu sagen hatten, und es war genau das, wonach ich all die Jahre gesucht hatte. Ich weiß nicht, ob sich mit Worten beschreiben läßt, was ich empfand, nachdem ich ihre Botschaft vernommen hatte. Ich hatte endlich Frieden gefunden. Alles ergab Sinn. Ich studierte die Kirche ernsthaft und hatte das Gefühl, ich sei, nach Hause’ gekommen. Ich beschloß, mich am 8. Oktober 1994 taufen zu lassen. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens.
Nach meiner Taufe änderte sich aber bezüglich der Kirche etwas. Ich fand mich plötzlich in ein Umfeld gestoßen, wo von mir erwartet wurde, daß ich wußte, was vor sich ging. Ich stand nicht länger im Mittelpunkt des Interesses, sondern war einfach nur ein Mitglied. Man behandelte mich, als gehörte ich schon jahrelang zur Kirche.
Sechs Lektionen sollte es noch geben, nachdem ich mich der Kirche angeschlossen hatte. Sie kamen nicht. Zur gleichen Zeit übte meine Verlobte starken Druck auf mich aus; sie wollte nicht, daß ich in der Kirche war. Ihre Glaubensansichten waren extrem gegen die Mormonen eingestellt, und sie wollte nicht, daß ich dazu gehörte. Wir stritten oft wegen der Kirche. Ich dachte, ich könnte ihr meine Seite der ganzen Angelegenheit verständlich machen. Ich dachte, wenn ich nur mehr Zeit hatte, in der Kirche aktiv zu sein, würde sie nicht mehr meinen, daß es sich da um etwas Schlechtes oder eine Sekte handelte. Ich dachte, durch mein Beispiel würde sie erkennen, daß dies die wahre Kirche ist, und sie annehmen.
Ich ließ mir dabei von den Missionaren sehr helfen. Sie halfen mir, … nach Wegen zu suchen, wie ich meine Verlobte davon überzeugen konnte, daß mein Entschluß richtig war. Das ging ganz gut, bis die Missionare versetzt wurden. Sie zogen fort, und ich wurde im Grunde allein gelassen. So empfand ich es jedenfalls. Ich dachte, die Mitglieder würden mir helfen, aber da kam nichts. Der Bischof half mir, aber viel konnte er auch nicht tun. Nach und nach verlor ich das, warme, prikkelnde Gefühl’ in bezug auf die Kirche. Ich fühlte mich als Fremder. Ich begann, an der Kirche und ihrer Botschaft zu zweifeln. Irgendwann fing ich an, mehr auf meine Verlobte zu hören. Schließlich kam ich zu dem Schluß, daß ich mich der Kirche übereilt angeschlossen hatte. Ich schrieb dem Bischof und bat darum, meinen Namen aus den Büchern der Kirche zu streichen. Ich ließ zu, daß dies geschah. Das war ein Tiefpunkt in meinem Leben.
Nun ist es zwei Jahre her, daß ich die Kirche verlassen habe. Ich bin [zu meiner vorigen Kirche] zurückgekehrt und habe seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ständig bete ich und bitte Gott um Weisung. Ich weiß im Herzen, daß er mich zu seiner wahren Kirche führen wird. Ob das allerdings die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzen Tage ist oder ob sie überhaupt existiert, weiß ich nicht. Ich bedaure, daß ich die Kirche verlassen habe und meinen Namen aus den Büchern streichen ließ, aber damals blieb mir keine andere Wahl. Was ich erlebt habe, hat einen schlechten Eindruck bei mir hinterlassen, der nur schwer zu überwinden wäre.
Da die Kirche vorhat, ein Programm einzuführen, mit dem man die neuen Mitglieder in der Kirche halten will, wollte ich Sie wissen lassen, … daß ich glaube, daß viele neue Mitglieder so etwas erleben mögen, wie ich es erlebt habe. Ich weiß, daß mache Leute sich der Kirche gegen den Rat ihrer Freunde und ihrer Angehörigen anschließen. Das ist für sie ein großer Schritt, und sie sollten in dieser kritischen Zeit unterstützt werden. Aus meiner Vergangenheit weiß ich: wäre diese Unterstützung da gewesen, würde ich Ihnen heute nicht diesen Brief schreiben.
Vielen Dank für Ihre Zeit. Mit freundlichen Grüßen.” Der Brief ist unterschrieben. Welch eine Tragödie. Welch eine schreckliche Tragödie. Ich glaube, daß der Schreiber immer noch ein Zeugnis davon hat, daß dieses Werk wahr ist. Dieses Zeugnis hat er seit seiner Taufe gehabt, aber er fühlte sich übergangen und für jedermann ohne Bedeutung.
Jemand hat versagt, elendig versagt. Ich sage den Bischöfen in aller Welt: Bei allem, was Sie zu tun haben - und wir wissen, daß es viel ist -, können Sie die neuen Mitglieder nicht außer acht lassen. Die meisten brauchen Sie sehr. Sie brauchen einen Freund. Sie brauchen etwas zu tun, eine Aufgabe. Sie müssen durch das gute Wort Gottes genährt werden. Sie kommen in die Kirche und sind begeistert von dem, was sie da gefunden haben. Auf diese Begeisterung müssen wir sofort aufbauen. In Ihrer Gemeinde haben Sie Leute, die jedem neuen Mitglied ein Freund sein können. Diese Leute können den neuen Mitgliedern zuhören, sie anleiten, ihre Fragen beantworten und ihnen unter allen Umständen und in jeder Lage zur Seite stehen. Brüder, diese Verluste müssen aufhören. Sie müssen nicht sein. Ich bin überzeugt, daß der Herr nicht mit uns zufrieden ist. Ich fordere Sie auf, und zwar jeden einzelnen, dieser Angelegenheit in Ihren Führungsaufgaben Priorität einzuräumen. Ich fordere jedes Mitglied auf, denjenigen, die neu zur Kirche kommen, in Freundschaft und Liebe die Hand zu reichen. In den kommenden Monaten werden Sie noch viel davon hören. Ich will hier nur sagen, daß ich mit ganzem Herzen dahinterstehe.
Lassen Sie mich’ noch etwas anderes ansprechen. Ich wende mich an jeden Jungen, der mir heute Abend zuhört.
Zunächst will ich sagen, daß wir euch, die Jungen Männer, ehren und achten. Ihr vertretet eine wunderbare Generation in der Kirche. Ich habe immer wieder gesagt, daß ich euch für die beste Generation halte, die wir je hatten. Ihr und die Jungen Damen seid großartig. Ihr studiert die heiligen Schriften. Ihr betet. Unter großen Opfern nehmt ihr am Seminar teil. Ihr versucht, das Richtige zu tun. Ihr habt ein Zeugnis von diesem Werk, und die meisten von euch leben entsprechend. Ich mache euch ein großes Kompliment! Ich sage euch, daß wir euch sehr liebhaben. Dem, was ich früher schon gesagt habe, möchte ich nur ein, zwei Sätze hinzufügen; ich hoffe, daß es euch den Mut gibt, euer Leben so fortzusetzen.
Für euch könnte ich mir nichts Besseres wünschen, als zu sehen, daß ihr absolut fest zur Kirche steht, absoluten Glauben an die göttliche Mission der Kirche habt, absolute Liebe zum Werk des Herrn und den Wunsch habt, dieses Werk voranzubringen, und mit absoluter Hingabe eure Pflichten als Mitglieder des Aaronischen Priestertums erfüllt.
Ihr lebt in einer Welt voll schrecklicher Versuchungen. Pornographie überzieht die Erde mit ihrem ekelhaften Schmutz wie eine furchtbare, verschlingende Flut. Das ist Gift. Schaut nicht hin, lest so etwas nicht! Tut ihr es, wird es euch zerstören. Es nimmt euch die Selbstachtung. Es raubt euch das Empfinden für das Schöne im Leben. Es zerrt euch hinab und zieht euch in einen Sumpf böser Gedanken und möglicherweise auch böser Taten. Laßt die Finger davon. Meidet es wie die Pest, denn es ist genauso tödlich. Seid in Gedanken und in der Tat tugendhaft. Gott hat euch aus gutem Grund ein göttliches Drängen eingepflanzt, aber es kann auch leicht in Bosheit und Zerstörung enden. Geht keine feste Beziehung mit einem Mädchen ein, solange ihr noch jung seid. Wenn Ihr in das Alter kommt, wo man ans Heiraten denkt, ist dafür noch Zeit genug. Aber Ihr Jungen im Schulalter habt dafür noch keine Verwendung, und die Mädchen ebenso wenig.
Wir bekommen Briefe, und wir haben ständig mit Menschen zu tun, die unter dem Druck des Lebens schon in sehr jungen Jahren heiraten. Ein Sprichwort sagt: „Wer hastig heiratet, hat lange Zeit, es zu bereuen.” Wie wahr das doch ist.
Verbringt eine schöne Zeit mit den Mädchen. Unternehmt etwas gemeinsam, aber baut nicht zu schnell feste Beziehungen auf. Vor euch liegt eure Mission, und ihr könnt es euch nicht leisten, euch diese große Gelegenheit und Aufgabe zu verderben.
Der Herr hat gesagt: „Laß Tugend immerfort deine Gedanken zieren.” (LuB 121:45.) Laßt die Finger vom Alkohol. Der Schulabschluß ist kein Anlaß für ein Besäufnis. Es ist besser, ihr haltet euch fern davon und geltet als prüde, als daß ihr hingeht und es euer Leben lang bereut. Laßt die Finger von Drogen. Ihr könnt es euch nicht leisten, euch damit zu befassen. Sie würden euch völlig zugrunde richten. Das Hochgefühl geht schnell vorbei, und dann seid ihr im tödlichen Würgegriff dieses bösen Zeugs. Ihr werdet zum Sklaven, zu einem elenden Sklaven. Ihr verliert die Kontrolle über euer Leben und euer Tun. Experimentiert nicht damit. Haltet euch frei davon! Wandelt im Sonnenlicht und in der Kraft der Selbstbeherrschung und der völligen Redlichkeit.
Lernt in der Schule so viel wie möglich. Bildung ist der Schlüssel zur Tür der Möglichkeiten. Gott hat den Mitgliedern dieser Kirche aufgetragen, Wissen zu erwerben, und zwar „durch Lerneifer und auch durch Glauben” (LuB 88:118; 109:7,14).
Ihr seid ganz besondere Menschen. Natürlich seid ihr das. Ihr geht den Dingen der Welt aus dem Weg. Ihr seid auf dem Weg zu etwas Höherem und Besserem. Ihr habt Bildung zu erwerben. Vor euch liegt die Ehe als große und heilige Gelegenheit im Haus des Herrn, und zwar für Zeit und alle Ewigkeit.
Ihr habt eine Mission zu erfüllen.
Jeder von euch soll sich auf den Missionsdienst einstellen. Ihr mögt einige Zweifel haben. Ihr mögt ein wenig Angst haben. Stellt euch mit Glauben euren Zweifeln und eurer Angst. Bereitet euch darauf vor, zu gehen. Ihr habt nicht nur die Gelegenheit. Ihr habt die Aufgabe. Der Herr hat euch auf bemerkenswerte und wunderbare Weise gesegnet und bevorzugt. Ist es da zu viel verlangt, euch zwei Jahre voll und ganz seinem Dienst zu widmen?
Meine jungen Brüder, ihr seid etwas Besonderes. Ihr müßt euch über das Mittelmaß erheben. Ihr müßt die Rüstung Gottes anlegen und tugendhaft leben. Ihr wißt, was recht ist. Ihr wißt, was falsch ist. Ihr wißt, wann und wie ihr euch entscheiden sollt. Ihr wißt, daß es im Himmel eine Macht gibt, an die ihr euch in Zeiten von Drangsal und Not wenden könnt. Betet inbrünstig und mit Glauben. Betet zum Gott des Himmels, den ihr liebt und der euch liebt. Betet im Namen des Herrn Jesus Christus, der für euch sein Leben hingegeben hat. Steht auf und lebt, wie es sich für die Söhne Gottes gehört.
Wir lieben euch. Wir beten für euch. Wir verlassen uns ganz, ganz fest auf euch. Möget ihr vom Herrn behütet und beschützt und gesegnet sein.
Nun möchte ich den Bischöfen und den Pfahlpräsidenten etwas in bezug auf den Missionsdienst sagen. In der Kirche scheint sich der Gedanke breit zu machen, daß alle jungen Frauen ebenso wie alle jungen Männer auf Mission gehen sollen. Wir brauchen einige junge Frauen. Sie leisten bemerkenswerte Arbeit. Sie können auch in Wohnungen gehen, in die die Missionare nicht gehen können.
Ich gestehe, ich habe zwei Enkeltöchter auf Mission. Es sind strahlende und schöne junge Frauen. Sie arbeiten hart und bringen viel Gutes zustande. Im Gespräch mit ihrem Bischof und den Eltern kamen sie zu dem Entschluß, auf Mission zu gehen. Mir haben sie es erst gesagt, als sie ihre Papiere eingereicht hatten. Mit ihrem Entschluß zur Mission hatte ich nichts zu tun.
Da ich das also nun gestanden habe, möchte ich sagen: die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf sagen einstimmig, daß die jungen Schwestern nicht verpflichtet sind, auf Mission zu gehen. Dies ist eine heikle Angelegenheit. Ich hoffe, daß ich sagen kann, was ich sagen will, ohne irgend jemandem zu nahe zu treten. Die jungen Frauen sollen nicht den Eindruck gewinnen, daß sie unter einer ähnlichen Verpflichtung stehen wie die jungen Männer. Einige möchten überaus gern auf Mission gehen. Ist das so, dann sollen sie sich mit ihrem Bischof und mit den Eltern beraten. Bleibt der Wunsch bestehen, dann weiß der Bischof, was er zu tun hat.
Wie schon früher gesagt worden ist, sage auch ich, daß die Missionsarbeit grundsätzlich eine Priestertumsaufgabe ist. Demzufolge müssen die jungen Männer die Hauptlast tragen. Das ist ihre Aufgabe und ihre Pflicht.
Wir bitten die jungen Frauen nicht, die Mission als wesentlichen Bestandteil ihrer Lebensplanung zu betrachten. Seit vielen Jahren halten wir die Altersgrenze für sie höher und versuchen so, die Anzahl der Missionarinnen im Vergleich kleiner zu halten. Ich sage den Schwestern noch einmal: Sie werden genauso hoch geachtet, man wird Sie für genauso pflichtbewußt halten, und was Sie tun, wird vor dem Herrn und vor der Kirche genauso annehmbar sein, ob Sie nun auf Mission gehen oder ob sie nicht auf Mission gehen.
Ständig erhalten wir Briefe von jungen Frauen, die fragen, warum die Altersgrenze für Missionarinnen nicht dieselbe wie für Missionare ist. Wir nennen ihnen dann ganz einfach den Grund dafür. Wir wissen, daß sie dann enttäuscht sind. Wir wissen, daß sie ihr Herz auf die Mission gesetzt haben. Wir wissen, daß viele von ihnen das erlebt haben möchten, bevor sie heiraten und ihr Leben als Erwachsene fortführen. Ich möchte ganz bestimmt nicht sagen oder andeuten, daß ihr Dienst nicht erwünscht ist. Ich sage nur ganz einfach, daß die Mission nicht notwendigerweise zu ihrem Lebensplan gehören muß.
Es scheint gewiß eigenartig, so etwas in einer Priestertumsversammlung zu sagen. Ich tue es, weil ich nicht weiß, wo ich es sonst sagen sollte. Die Bischöfe und die Pfahlpräsidenten der Kirche hören es. Und sie sind diejenigen, die in dieser Angelegenheit die Entscheidungen treffen. Das reicht nun zu dem Thema.
Zum Schluß möchte ich einfach sagen, daß ich einen jeden von Ihnen liebe. Sie, die Männer, und ihr, die Jungen, führen diese große Organisation, die sich auf wunderbare und erstaunliche Weise über die Erde ausbreitet. Ich mache mir über die Zukunft nicht die geringsten Sorgen. Diese Kirche ist zu einem großen Ausbilder von Führungskräften geworden. Man sieht sie überall. Neue Mitglieder, die erst vor wenigen Jahren zur Kirche gekommen sind, dienen jetzt als Bischöfe und Pfahlpräsidenten und in sonstigen Positionen. Was Sie tun, meine Brüder, ist wunderbar.
Männer, lebt nach dem Evangelium, seid freundlich zu eurer Frau. Ihr könnt in der Kirche nicht auf annehmbare Weise dienen, wenn es zu Hause Konflikte gibt. Väter, seid freundlich zu euren Kindern. Seid ihnen ein Freund. So hart ihr auch arbeiten müßt, um das Lebensnotwendige zu beschaffen - nichts läßt sich mit der Liebe und Treue der Frau vergleichen, der ihr über dem Altar im Tempel die Hand gereicht habt, und mit der Zuneigung und der Achtung eurer Kinder.
Mögen Sie im Berufsleben gesegnet sein, was immer Ihre Beschäftigung auch sein mag, solange sie ehrenhaft ist. Mögen Sie auf Ihrem Lebensweg die Kirche als großen und guten Freund betrachten, als Zuflucht, wenn die Welt sich gegen Sie zu richten scheint, als Hoffnung, wenn alles finster ist, als Säule aus Feuer bei Nacht und aus Wolken bei Tag. Möge der Herr Ihrer gedenken und Ihnen barmherzig und freundlich sein. Mögen Sie in dem, was Sie in seinem Dienst tun, große Freude finden. Darum bete ich demütig im Namen Jesu Christi. Amen.