Was tut ihr für Christus?
Das Vernünftigste, was wir als Jünger Jesu Christi tun können, ist, daß wir uns auf Erden eifrig bemühen, so zu werden wie er.
Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich, daß ich Ihnen allen die Liebe und die herzlichen Grüße der wunderbaren Mitglieder und Missionare in Japan und Korea übermitteln darf. Zusammen mit den Hunderttausenden von Mitgliedern und Missionaren in aller Welt geben sie ihr Bestes, um wahre und engagierte Jünger des Herrn Jesus Christus zu sein und inneren Frieden und Erfüllung zu finden und mit anderen in Liebe und gutem Willen verbunden zu sein.
Der Auftrag der Ersten Präsidentschaft, in dieser Versammlung der Generalkonferenz zu sprechen, ist mir eine Ehre und stimmt mich sehr demütig. Wenn die Sorgen einer Ehefrau der entscheidende Faktor sind, der den Erfolg einer Ansprache auf der Generalkonferenz sichert, dann freut es mich, sagen zu dürfen, daß mir nichts passieren kann. Meine Frau hat sich nämlich so viele Sorgen gemacht, daß nicht nur der Erfolg meiner Ansprache, sondern auch der Erfolg aller Ansprachen, die auf dieser Konferenz von dieser Kanzel aus gehalten worden sind und noch gehalten werden, gesichert ist. Welch ein Segen, eine Frau zu haben, die sich um einen Sorgen macht.
In Matthäus, Kapitel 22, Vers 42 steht eine Frage, die für uns alle, die wir behaupten, Jünger des Herrn Jesus Christus zu sein, von großer Bedeutung ist. Jesus selbst hat diese Frage gestellt, nämlich: „Was denkt ihr über den Messias?” Ich bin sicher, daß wir alle schon einmal über diese Frage nachgedacht haben oder daß jemand sie uns gestellt hat. Zweifellos sind uns dazu alle möglichen Antworten eingefallen, und alle haben die tiefe Liebe und Achtung, die wir für ihn empfinden, widergespiegelt. Es überrascht nicht, daß wir und andere solche Bezeichnungen äußern wie einziggezeugter Sohn, Herr und Erretter, Erlöser der Welt, sündloses Opfer, Lamm Gottes, Licht der Welt und zahllose weitere. Und jedes Mal, wenn wir davon Zeugnis geben, was wir von ihm halten, tun wir es gewiß voller Ehrfurcht und Zuneigung. Und es schenkt uns Zuversicht, daß wir wissen, daß das, was wir bezeugen, durch den Geist bestätigt wird, denn „keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.” (l Korinther 12:3.)
Ich möchte jetzt demütig noch eine weitere Frage stellen, die als Zusatz zu der Frage „Was denkt ihr über den Messias?” gelten kann. Diese Frage findet sich nicht in der heiligen Schrift, aber hoffentlich ist sie es wert, daß Sie gründlich darüber nachdenken. Sie kann uns vielleicht auch helfen, zu ermitteln, wie wir als Jünger dastehen - Sie und ich. Als Zusatz zu der Frage „Was denkt ihr über den Messias?” möchte ich die Frage stellen: „Was tut ihr für Christus?”
Die Hauptperson, was die Frage „Was denkt ihr über den Messias?” betrifft, ist natürlich der Herr Jesus selbst. Wir stellen ihn in den Mittelpunkt und geben anschauliche Schilderungen seines göttlichen Wesens, seiner Mission und dessen, was er vollbracht hat; wir sprechen dann über unsere Gedanken und unser Zeugnis bezüglich seiner Lehren und Werke während seines kurzen, dreijährigen Wirkens und des großen guten Einflusses, den sie auf unser Leben haben.
Die Frage „Was tut ihr für Christus?” ist natürlich überaus wichtig, da sie eine Herausforderung darstellt, die die Ewigkeit unser Leben auf Erden und unser Leben jenseits des Schleiers - umfaßt. Diesmal sind wir die Hauptperson, und wir stehen im Mittelpunkt - nicht Jesus Christus. Jetzt geht es nicht darum, was wir über ihn denken, sondern vielmehr darum, was wir für ihn getan haben, tun und tun werden. Was für Jünger wir sind, können wir gewiß daran ermessen, wie wir auf diese Frage antworten, und bei der Antwort muß es offensichtlich mehr um Werke als um Worte gehen.
Jesus hat erklärt: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt.” (Matthäus 7:21.) Er sagt nachdrücklich: der Schlüssel zum Eintritt ins Himmelreich besteht darin, daß wir den Willen seines Vaters tun. Es ist sehr wichtig, an Christus zu denken und von ihm Zeugnis zu geben, aber daran müssen sich die guten Werke anschließen, die sich an den guten Werken Christi ausrichten.
Die Antwort auf die Frage „Was tut ihr für Christus?” findet sich nur in dem, was wir für ihn tun. Die Aufgabe, zu beweisen, daß wir seine Jünger sind - mit anderen Worten, was wir für ihn zu tun bereit sind - ruht eindeutig auf unseren Schultern. Jesus hat bereits eindeutig durch seine Werke bewiesen, wer er ist und was er für uns vollbracht hat. Durch das, was er getan hat, hat er uns eine unauslöschliche Beschreibung seiner selbst gegeben und es uns leicht gemacht, uns eine Meinung über ihn zu bilden. Jetzt lenkt sich die Aufmerksamkeit von ihm ab und uns zu. Es ist an uns, durch das, was wir für ihn tun, eine Beschreibung unserer selbst zu hinterlassen, und damit beantworten wir auch schon die Frage: „Was tut ihr für Christus?” sowie die Frage danach, was die Menschen über uns denken sollen.
Die Beschreibung unserer selbst, die wir gern hinterlassen wollen, während wir uns eifrig bemühen, die Frage durch unsere Werke zu beantworten, kann man wohl auch Charakter nennen - und hoffentlich handelt es sich um einen Charakter, der Christus ähnlich ist. Was es im wesentlichen bedeutet, Christus im Charakter ähnlich zu sein, geht aus dieser einfachen, aber tiefgründigen Aussage Jesu großartig hervor: „Was für Männer sollt ihr sein? Wahrlich, ich sage euch: So, wie ich bin.” (3 Nephi 27:27.) Und als der, der er ist, sagt er uns nicht nur, was es bedeutet, ihm im Charakter ähnlich zu sein, sondern er streckt uns allen hilfsbereit die Hand entgegen, was das betrifft, was wir tun können und müssen, um so zu werden wie er. Sehr liebevoll hat er gesagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Dies ist mein Evangelium; und ihr wißt, was ihr in meiner Kirche tun müßt; denn die Werke, die ihr mich habt tun sehen, die sollt ihr auch tun; denn das, was ihr mich habt tun sehen, ja, das sollt ihr tun; darum: Wenn ihr dies tut, seid ihr gesegnet, denn ihr werdet am letzten Tag emporgehoben werden.” (3 Nephi 27:21,22.)
Außerdem hat er gesagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.” (Johannes 13:15.) Und weiter: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger.” (Johannes 8:31.) Und schließlich einfach aber majestätisch: „Folge mir nach!” (2 Nephi 31:10.)
Es ist also für uns als seine Jünger offensichtlich das vernünftigste, was wir tun können, wenn wir uns auf Erden eifrig bemühen, so zu werden, wie er ist und einen christlichen Charakter zu entwickeln, indem wir das befolgen, was er uns gelehrt und gezeigt hat. Dann sind unsere Werke eine sichere Antwort auf die Frage: „Was tut ihr für Christus?” Dann geht unser Rufen „Herr, Herr” Hand in Hand mit den Werken, die wir tun, und wir haben ein Anrecht darauf, ins Himmelreich einzutreten.
Wir können auf unserer langen und schwierigen Reise durch die Unsterblichkeit nichts Größeres vollbringen, als daß wir einmal ehrlichen Herzens sagen können, daß wir wirklich seine Jünger sind, weil seine Wege unsere Wege und seine Gedanken unsere Gedanken sind.
Ich bete von Herzen darum, daß wir alle das durch eifrigen Einsatz und unerschütterlichen Glauben an ihn, der unser Vorbild an Wahrheit und Rechtschaffenheit ist, erreichen mögen. Im Namen Jesu Christi. Amen.