Für die Familie
2. Kursstunde: Liebevolle Kommunikation


2. Kursstunde

Liebevolle Kommunikation

„Mann und Frau tragen die feierliche Verantwortung, einander und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen.“

„Die Familie – eine Proklamation an die Welt“

Ziele der Lektion

In dieser Kursstunde soll erreicht werden, dass die Teilnehmer

  • verstehen, dass ihr Wunsch und ihre Fähigkeit, erfolgreich und in der rechten Weise mit anderen zu kommunizieren, zunehmen, wenn sie Christus ähnlicher werden und eine Herzenswandlung erfahren

  • Kommunikationstechniken erlernen, die ihre Fähigkeit erweitern, schmerzliche Gefühle zu verstehen und darüber zu sprechen

  • verstehen, dass christliches Verhalten und gute Kommunikation die Ehe stärken

Liebe und gute Kommunikation

Neuzeitliche Propheten und Apostel haben gesagt, dass Eltern einander und ihre Kinder lieben sollen: „Mann und Frau tragen die feierliche Verantwortung, einander und ihre Kinder zu lieben und zu umsorgen.“1

Zur Kommunikation in der Ehe gehören alle Gedanken, Gefühle und Wünsche, die verbal oder nonverbal zwischen Mann und Frau ausgetauscht werden, sowie jedes Verhalten. Gute Kommunikation ist ein Zeichen von Liebe. Sie fördert Verständnis und Respekt füreinander, reduziert Konflikte und vermehrt die Liebe und öffnet so die Türen zu den höchsten Ebenen menschlicher Vertrautheit. Jedes Ehepaar kann lernen, gut miteinander zu kommunizieren.

Präsident Spencer W. Kimball hat über den Wert guter Kommunikation gesagt:

„Es hat etwas Magisches an sich, wenn man im rechten Moment die richtigen Worte wählt. Einige machen es richtig, andere sind darin nachlässig.

Wörter sind Kommunikationsmittel, und falsche Signale rufen falsche Eindrücke hervor. Verwirrung und Missverständnisse sind die Folge. Unser ganzes Leben besteht aus Wörtern, sie sind unser Handwerkszeug, der Ausdruck unserer Zuneigung und der Beleg unseres Fortschritts. Wörter lassen ein Herz klopfen und Tränen des Mitgefühls fließen. Wörter können aufrichtig oder heuchlerisch sein. Vielen von uns fehlen die Worte, und folglich sind wir in dem, was wir sagen, unbeholfen.“2

Welche Tragweite Kommunikationsprobleme haben

In einer landesweiten Studie mit 21.501 Ehepaaren haben der Psychologe David H. Olson von der University of Minnesota und seine Kollegin Amy K. Olson herausgefunden, dass schlechte Kommunikation zu den zehn größten Stolpersteinen bei der Zufriedenheit in der Ehe gehört. 82 Prozent der Paare wünschten, ihr Ehepartner würde häufiger über seine Gefühle sprechen. Andere Punkte im Zusammenhang mit Kommunikation standen ebenfalls ziemlich weit oben, wenn auch nicht unter den oberen zehn: 75 Prozent hatten Schwierigkeiten, ihren Partner nach seinen Wünschen zu fragen, 72 Prozent fühlten sich unverstanden, 71 Prozent gaben an, ihr Partner bespräche keine Streitfragen oder Probleme mit ihnen, und 67 Prozent sagten, ihr Partner würde herabwürdigende Bemerkungen machen.3 Die Studie ergab auch, dass eine „zufriedenstellende Kommunikation“ den größten Ausschlag für eine glückliche Ehe gibt.4

Das Herz besänftigen

Ein Paar macht den größten Fortschritt bei der Verbesserung seiner Kommunikation, wenn beide Partner ein zerknirschtes Herz haben und bereit sind, zu vergeben und um Vergebung zu bitten. Jeder kann sein Herz besänftigen, unabhängig davon, wofür sich der Partner entscheidet.

Victor Cline, ein Psychologe und Mitglied der Kirche, hat gesagt: „Ich habe in meinen dreißig Jahren als Eheberater festgestellt, dass es wirklich nicht hilft, wenn man nur neue Kommunikationstechniken erlernt, Seminare über die Beziehung in der Ehe besucht und die besten Bücher zu diesem Thema liest, um eheliche Wunden zu heilen, solange die Betreffenden nicht einen zerknirschten Geist entwickeln und ihr Herz erweichen. Für gewöhnlich müssen beide Ehepartner ihr Herz erweichen, auch wenn vielleicht nur einer der beiden in erster Linie für die Probleme verantwortlich ist. Sie können zwar Ihren Ehepartner nicht dazu zwingen, sich zu ändern, aber Sie können sich ändern. Sie können sich dafür entscheiden, zu lieben und zu vergeben, egal was geschieht. Dies zieht üblicherweise auch eine Veränderung der Einstellung und des Verhaltens Ihres Ehepartners nach sich.“5

In den heiligen Schriften steht, dass die Art, wie jemand kommuniziert, etwas darüber verrät, was für ein Mensch er ist. Jesus hat gesagt: „Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen.“ (Matthäus 15:18.) Jakobus erklärte in seinem Brief: „Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten.“ (Jakobus 3:2.) Will man die Kommunikation verbessern, kann dies grundlegende Veränderungen im Charakter - in der Art zu denken, zu fühlen und sich zu verhalten - erforderlich machen. Als Nachfolger Christi trachten wir danach, wie er zu werden – so wie er es geboten hat, als er die nephitischen Jünger belehrte: „Was für Männer sollt ihr sein? Wahrlich, ich sage euch: So, wie ich bin.“ (3 Nephi 27:27.)

Wie man die Kommunikation verbessert

Die folgenden Empfehlungen können Ehepaaren helfen, die Kommunikation in der Ehe zu verbessern.

Sprechen Sie nicht auf destruktive Weise miteinander

Der Psychologe John Gottman hat sich über zwanzig Jahre lang damit befasst, wie Ehepaare miteinander umgehen, und vier Kommunikationsmuster herausgearbeitet, die einer Ehe oft zum Verhängnis werden:

  • Kritik: „Man greift die Persönlichkeit oder den Charakter eines anderen an … gewöhnlich durch Schuldzuweisung.“

  • Geringschätzung: Man beleidigt oder erniedrigt seinen Ehepartner; man gibt durch Worte oder Taten zu verstehen, dass man seinen Partner für „dumm, widerwärtig, unfähig oder beschränkt“ hält.

  • Defensives Verhalten: Man reagiert defensiv auf Beschwerden, Kritik oder Geringschätzung, indem man Ausreden findet, etwas leugnet, streitet, jammert oder seinerseits den anderen beschuldigt, statt zu versuchen, das Problem zu lösen.

  • Abblocken: Man zieht sich physisch oder emotional aus der Beziehung zurück, wenn Meinungsverschiedenheiten auftreten, und blockt alles ab.6

Einige Ehemänner und Ehefrauen sagen oder tun gedankenlos etwas, was verhindert, dass man miteinander spricht oder dem anderen zuhört. Schlechte Angewohnheiten sitzen durch jahrelange Wiederholung und Verstärkung irgendwann sehr tief. Gelegentlich sind die Probleme größer; mitunter blockiert ein Partner aufgrund von Zorn, negativem Denken, Frustration, Bösartigkeit oder Gleichgültigkeit absichtlich die Kommunikation. Diese Paare brauchen möglicherweise kirchliche und professionelle Hilfe, um ihre Probleme zu lösen. Wenn man bei der Kommunikation in der Ehe Stolpersteine hat, sollte man überlegen, wie man miteinander spricht und warum das so ist, und alle tiefer liegenden Probleme lösen.

Man soll aber nicht nur destruktive Kommunikationsmuster beseitigen, sondern auch die positive Kommunikation verstärken. „[Das] magische Verhältnis ist fünf zu eins“, meint Gottman. Wenn positive Gefühle und Interaktionen fünfmal häufiger auftreten als negative, „ist die Ehe wahrscheinlich stabil“.7

In seiner Studie stellte Gottman fest, dass zufriedene, glückliche Ehepartner einander in einem viel positiveren Licht sehen. Diese Partner beeinflussen einander positiv, indem sie:

  • Interesse daran zeigen, was der andere sagt

  • liebevoll und zärtlich sind, einander an den Händen halten und ihre Liebe zum Ausdruck bringen

  • durch kleine Aufmerksamkeiten, gelegentliche Geschenke und Anrufe zeigen, dass ihnen der Partner wichtig ist

  • zeigen, wie sehr sie einander schätzen, indem sie dem Partner danken, ihn loben und ihm sagen, dass sie stolz auf ihn sind

  • Besorgnis zeigen, wenn der Ehepartner Probleme hat

  • einfühlsam sind und zeigen, dass sie nachvollziehen und nachempfinden können, was der Partner empfindet

  • offen sind und dem Partner das Gefühl geben, dass sie das, was er sagt, akzeptieren und respektieren, auch wenn sie anderer Meinung sind

  • miteinander lachen und scherzen, ohne beleidigend zu werden

  • den anderen teilhaben lassen, wenn ihnen etwas Freude macht8

Auch wenn das oberste Ziel darin besteht, alles Negative völlig zu beseitigen, sollte ein Ehepaar in der Zwischenzeit versuchen, seine positiven Interaktionen zu steigern und die negativen zu reduzieren.

Erkennen und akzeptieren Sie Unterschiede

Einige Leute verhalten sich so, als würden sie glauben, ihr Ehepartner müsse genauso denken und handeln wie sie. Wenn Mann und Frau ihre Unterschiede erkennen, akzeptieren und schätzen, sind sie verständnisvoller und reagieren besser auf die Bedürfnisse des anderen und seine Art, wie er etwas anpackt.

Es wurden schon viele populäre und wissenschaftliche Bücher und Artikel über die Unterschiede zwischen Mann und Frau geschrieben, vor allem über die verschiedenen Stile und Arten der Kommunikation. In Wirklichkeit ist es so, dass man zwei beliebige Menschen miteinander vergleichen könnte und beträchtliche Unterschiede feststellen würde. Einige Autoren und Redner erklären, dass Frauen mehr Wert auf gegenseitige Abhängigkeit, Kontakt zu anderen und Zusammenarbeit legen und dass sie Probleme angehen, indem sie sich um Einigung bemühen, zuhören, Fragen stellen, Gefühle offenbaren und über eigene Probleme sprechen. Diese Leute behaupten auch, dass Männer allgemein mehr Wert auf Unabhängigkeit, Freiheit, Status und Autorität legen und dass sie Probleme angehen, indem sie darauf reagieren, Ratschläge geben, anderen gut zureden und Lösungen finden.

Diese Bücher und Artikel sind zwar interessant und allgemein beliebt, aber die darin beschriebenen Unterschiede variieren von Person zu Person und von Kultur zu Kultur. Gesellschaftliche Trends, die Erziehung und der Beruf beeinflussen, wie jemand denkt, mit anderen kommuniziert und mit ihnen umgeht. Mann und Frau müssen verstehen, dass ihr Ehepartner eine eigenständige Persönlichkeit ist und eine andere Art hat, zu kommunizieren. Diese Unterschiede müssen kein Hindernis sein; eine unterschiedliche Art, zu kommunizieren oder auf eine konkrete Situation zu reagieren, kann in der Ehe zu einer Stärke werden.

Untersuchen Sie destruktive Denkmuster

Sie werden feststellen, dass es schwierig ist, auf positive Weise zu kommunizieren, wenn man negativ über seinen Ehepartner denkt. Negative Gedanken sind häufig verzerrt – man sieht seine eigenen Stärken vielleicht größer, als sie sind, und konzentriert sich auf die Schwächen des Ehepartners. Die Teilnehmer können anfangen, verzerrte Gedanken zu korrigieren, indem sie sie in Frage stellen, nach Beweisen dafür suchen, dass sie nicht richtig sind, unangenehmes Verhalten in einem anderen Licht betrachten und bedenken, dass hinter dem Benehmen ihres Ehepartners vielleicht gute Absichten stehen. Sie können auch darum beten, dass der Herr ihnen hilft, ihren Partner so zu sehen, wie er ihn sieht. Wenn einer der Partner freundlich mit dem anderen spricht, entwickeln manchmal beide positive Gedanken und Gefühle.

Gottman stellte fest, dass destruktive Gedanken oft damit zusammenhängen, dass sich einer als unschuldiges Opfer fühlt oder selbstgerechte Empörung empfindet; diese Gedanken können getrennt oder gemeinsam auftreten.9 Menschen, die ein unschuldiges Opfer sind, fürchten ihren Partner oft; sie fühlen sich ungerecht beschuldigt, schlecht behandelt oder nicht geschätzt. Einige werden so ängstlich, dass sie es nicht wagen, sich zu verteidigen. Sie fühlen sich als Opfer gerechtfertigt, und sie nutzen ihre Opferrolle als Ausflucht, um die Verantwortung für die Rettung ihrer Ehe nicht zu übernehmen.10

Die Selbstgerechten und Empörten hegen ihrem Partner gegenüber Gefühle der „Feindseligkeit und Verachtung“, weil er sie verletzt. Sie haben das Gefühl, ihr Groll sei gerechtfertigt, und manchmal wünschen sie sich Vergeltung. Menschen, die sich verletzt fühlen oder zornig sind, wollen von guten Kommunikationstechniken oft keinen Gebrauch machen. Ihnen liegt nichts daran, zuzuhören oder sich um Verständnis zu bemühen.11

Es ist zwar in Ordnung, dass man über seine eigenen Bedürfnisse in der Ehe nachdenkt, aber einige Männer und Frauen sind sehr selbstbezogen und konzentrieren ihre Gedanken nur auf die Erfüllung ihrer eigenen Wünsche. Sie beschuldigen vielleicht eher andere, statt Verantwortung für Schwierigkeiten zu übernehmen, oder sie lügen oder leugnen, was sie getan haben. Sie weisen ihren Partner vielleicht zurück oder sehen auf ihn hinab, weil er ihre selbstsüchtigen Erwartungen nicht erfüllt.

Manchmal fühlen sich Menschen von ihrem eigenen negativen Denken oder dem ihres Partners so überwältigt, dass sie feindselig oder defensiv werden oder sich zurückziehen und ausweichen. Eine konstruktive Kommunikation wird dann fast unmöglich.

Setzen Sie gute Kommunikationstechniken ein

Ein Ehepaar kann Fertigkeiten üben und ausbauen, die beiden helfen, besser zu kommunizieren. Wenn sie alte, destruktive Kommunikationsmuster durch neue, bessere Umgangsformen ersetzen, schaffen sie ein besseres Umfeld, das zu der Herzenswandlung führen kann, die in dieser Lektion bereits beschrieben wurde. Zu einer gesunden Kommunikation gehört jedoch auch, dass man Risiken eingeht. Wenn Mann und Frau die Kommunikationskanäle öffnen, fangen sie an, sich sicherer dabei zu fühlen, über sensible Bereiche zu sprechen, wovor sie bisher Angst hatten. Es können Meinungsverschiedenheiten auftreten, und es kann zu Streit kommen. Der damit verbundene Schmerz ist jedoch für gewöhnlich nur vorübergehend. Beziehungswunden fangen an zu heilen, wenn Mann und Frau die Gefühle des anderen verstehen und akzeptieren können. Probleme können gelöst werden, wenn ein Paar mit Geschick und Einfühlungsvermögen über ursächliche Fragen und Themen sprechen kann.

Die folgenden Techniken können einem Ehepaar helfen, seine Kommunikation zu verbessern.

Zeigen Sie sich interessiert und aufmerksam, wenn der Ehepartner spricht. Man kann auf nonverbale Weise Interesse zeigen, indem man Blickkontakt hält, ohne den anderen dabei anzustarren, und indem man aufmerksam ist und nicht geistesabwesend oder gelangweilt wirkt.

Wenn ein Partner sich Sorgen macht oder ein Gespräch braucht, muss der andere seine eigenen Interessen beiseiteschieben und zuhören. Wenn man aufgrund anderer Verpflichtungen gerade nicht zuhören kann, sollte das Paar dafür sorgen, dass es das Gespräch so bald wie möglich fortsetzen kann. Wenn die Partner einander zuhören, müssen sie sich ihrer Körpersprache bewusst sein und durch Nicken und kurze Bemerkungen wie „ich verstehe“, „aha“ und so weiter zeigen, dass sie zuhören. Elder Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Damit die Verständigung nicht abreißt, ist es wesentlich, dass man sich die Zeit nimmt, miteinander zu reden. Wenn die Ehe die wichtigste Beziehung im Leben ist, dann hat sie auch Vorrang vor allem anderen.“12

Stellen Sie Fragen. Man kann seinem Ehepartner die Gelegenheit zum Sprechen geben, indem man Fragen stellt wie: „Irgendetwas scheint dich zu beunruhigen. Möchtest du darüber sprechen?“

Einige Ehepartner scheuen den Konflikt und zögern, ihre Meinung und ihre Gefühle zu äußern, weil sie befürchten, einen Streit auszulösen. Aus diesem Grund sprechen sie vielleicht nicht über heikle Angelegenheiten miteinander. Doch es ist unwahrscheinlich, dass sich Gefühle ändern, wenn man nicht darüber spricht. Der eine Ehepartner kann dem anderen dabei helfen, über solche heiklen Themen zu sprechen, indem er ihn mit dem aufrichtigen Wunsch, seinen Standpunkt zu verstehen, nach seinen Gedanken und Gefühlen fragt. Wenn dann beide den Standpunkt des anderen verstehen, können sie anfangen, an Lösungen zu arbeiten.

Hören Sie aufmerksam zu. Gute Zuhörer wiederholen von Zeit zu Zeit das Gehörte. Wenn sie etwas wiederholen, zeigen sie Interesse und den Wunsch, das Gesagte zu verstehen. Wenn etwas nicht richtig verstanden wurde, kann der Sprechende es klarstellen.

Der Partner kann beispielsweise sagen: „Lass mich wiederholen, was du meiner Meinung nach gesagt hast, um sicher zu sein, dass ich es richtig verstanden habe.“ (Zum Beispiel: „Du bist gekränkt, weil ich nicht mit dir gesprochen habe, bevor ich das Sofa gekauft habe. Du hast dich übergangen und außer Acht gelassen gefühlt. Stimmt das?“ Oder: „Du meinst, mit dem Kauf des Sofas habe ich das ungeschriebene Gesetz gebrochen, dass wir große Entscheidungen gemeinsam treffen, und das hat dich gekränkt. Stimmt das?“) Man kann die Aussage, wie man sie verstanden hat, so lange wiederholen, bis der andere sicher ist, dass der Zuhörer sie verstanden hat. Der Zuhörer darf das Gespräch nicht in die Richtung drängen, die ihm passt. Er muss die Gedanken und Gefühle des anderen akzeptieren und darf sie weder kritisieren noch darüber urteilen.

Sprechen Sie über Ihre Absichten. Wenn man ein schwieriges Thema angeht, können beide Partner zuerst über ihre Absichten sprechen – was man sich für die Beziehung wünscht und was man sich für seinen Ehepartner und für sich selbst wünscht. Sind die Absichten gut, wird der Ehepartner verstehen, dass man die Angelegenheit klären und nicht kritisieren oder sich beschweren will.

Wenn Probleme in der Ehe auftreten, macht der verärgerte Partner manchmal nur seinen negativen Gefühlen Luft oder er kommuniziert auf destruktive Weise – er kritisiert, verurteilt, geht in die Defensive oder blockt ab. Ein solches Verhalten schadet der Beziehung für gewöhnlich, und der Ehepartner fühlt sich abgelehnt, nicht annehmbar, gedemütigt, traurig, gekränkt, frustriert oder zornig. Eine bessere Methode besteht darin, dass Mann und Frau ein Problem mit dem Gedanken angehen, dass sie es lösen und sich nicht nur darüber beschweren wollen. Sie können also zunächst einmal erklären, dass sie vorhaben, das Problem zu lösen. Zum Beispiel: „Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe und dass mir unsere Beziehung wichtig ist. Es gibt da ein Problem, über das wir sprechen müssen. Ich möchte, dass wir das Problem lösen, damit wir uns weiterhin einander nahe fühlen und gute Gefühle füreinander hegen.“

Verwenden Sie „Ich-Aussagen“. Man sollte „Ich-Aussagen“ anstelle von „Du-Aussagen“ verwenden, wenn man verärgert ist.

Mit einer „Ich-Aussage“ vermittelt man Gefühle und nennt dem anderen Gründe (zum Beispiel: „Ich bin frustriert, wenn Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlt werden und Schecks nicht ins Scheckbuch eingetragen werden“), statt dem Partner Schuld zuzuschieben. „Ich-Aussagen“ vermitteln auch Verantwortung für Gefühle (zum Beispiel: „Ich bin wütend“ statt „Du machst mich wütend“).

„Du-Aussagen“ enthalten wertende, negative und häufig verzerrte Informationen über den Partner (zum Beispiel: „Du bist faul“ oder „Du räumst nie auf“). „Du-Aussagen“ fordern Groll, defensives Verhalten und Vergeltung heraus.

Sprechen Sie nicht defensiv und nehmen Sie die Wahrheit hin. Man muss die Wahrheit hinnehmen, wenn man kritisiert oder beschuldigt wird. Wenn man für Fehler Verantwortung übernimmt, kann man einen Streit beilegen und seine Glaubwürdigkeit vergrößern. Leugnet man die Wahrheit, verstärkt man oft die Probleme und man erscheint schwach und schuldig.

Gottman beschreibt defensives Verhalten als eine der schädlichsten Kommunikationsweisen. Er hat beobachtet, dass es „zu einer Endlosspirale des Negativen“ führen kann. Zu defensivem Verhalten gehört, dass man Verantwortung von sich weist, Ausreden vorbringt, dem anderen nicht zustimmt, den anderen kritisiert und angreift, zynisch oder sarkastisch ist und jammert.

Im Gegensatz dazu gehört zu einer nicht defensiven Haltung, dass man Verantwortung übernimmt, Fehler eingesteht, Lösungen für Probleme sucht, aufrichtig zustimmt, Veränderungen vorzunehmen, und die Gefühle des Partners respektvoll würdigt. Gottman sagt, dass Paare, die lernen, nicht defensiv zu sein, mit großer Wahrscheinlichkeit ihre Ehe verbessern: „Die wichtigste Taktik, die man benötigt, um eine defensive Kommunikation zu durchbrechen, besteht darin, dass man sich dazu entschließt, eine positive Einstellung zu seinem Ehepartner zu haben und wieder Lob und Bewunderung in die Beziehung einfließen zu lassen.“13

Wenn man bei der Wahrheit bleibt und lernt, nicht defensiv zu sprechen, fällt einem auch wieder ein, wie viel es doch bringt, einfach zu sagen: „Es tut mir leid.“ Eine aufrichtige Entschuldigung überbrückt den Konflikt und besänftigt Gefühle wie Zorn und Streitlust.

Loben Sie aufrichtig. Aufrichtiges Lob bereichert die Kommunikation und trägt dazu bei, dass der andere eine hohe Meinung von sich selbst hat. Gottman legt nahe: „Ihren Ehepartner (und sich selbst!) daran zu erinnern, dass Sie ihn wirklich bewundern, wirkt sich wahrscheinlich sehr positiv auf das weitere Gespräch aus.“14 Solch ein Lob stärkt die Beziehung.

Äußern Sie klar Ihre Vorlieben. Die Autorin Susan Page stellte fest, dass einige Paare jahrelang zusammenleben, ohne miteinander über ihre Vorlieben und Erwartungen zu sprechen.15 Einige Erwartungen sind einfach wie die Bitte, den Müll hinauszubringen oder nach dem Essen den Teller zum Spülbecken zu bringen; andere sind weniger banal. Page erklärt, dass unausgesprochene Erwartungen eine Beziehung jahrelang belasten können. Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, ist der Betreffende oft enttäuscht, frustriert oder zornig, auch wenn er seine Wünsche oder Erwartungen nicht geäußert hat. Am Ende ist er vielleicht von der Beziehung enttäuscht.

Zu den üblichen Gründen dafür, dass Wünsche und Erwartungen nicht artikuliert werden, gehören Gedanken wie: „Er sollte wissen, was ich möchte“; „Sie wird denken, dass ich zu kritisch bin“; „Ich sollte mit dem zufrieden sein, was ich habe“ oder „Ich werde es sowieso nicht bekommen, warum also fragen?“ Doch indem sie sich fragen, was sie möchten, zeigen die Betreffenden, dass sie Verantwortung in der Beziehung übernehmen. Der Prozess des Fragens stärkt gewöhnlich die Beziehung. Selbst wenn eine Bitte nicht erfüllt wird oder zu einem Konflikt führt, bringt die Bitte das Thema doch zur Sprache. Hat man das Problem erst einmal angesprochen, kann man auch daran arbeiten und es schließlich lösen.16

Man sollte gutes Urteilsvermögen beweisen, wenn man sich fragt, was man möchte, und daran denken, dass nicht alle Wünsche angebracht sind. Man sollte:

  • überlegen, was man möchte, ehe man eine Bitte ausspricht.

  • den richtigen Zeitpunkt abpassen, um die Bitte vorzubringen. Der Partner ist wahrscheinlich weniger entgegenkommend, wenn er gerade mit etwas anderem beschäftigt ist.

  • konkret sein; man könnte beispielsweise sagen: „Bringst du bitte den Müll raus?“ statt „Ich wünschte, du würdest mehr mithelfen.“

  • kurz die Bitte vorbringen, ohne sie zu verwässern, um sie zu rechtfertigen; beispielsweise könnte man sagen: „Ich hätte gern einen Abschiedskuss, bevor ich zur Arbeit gehe“, statt „Ich weiß, es ist schon viel verlangt und du bist manchmal noch nicht ganz wach, aber es würde mir helfen, mich besser zu fühlen, wenn …“

  • auf eine nicht fordernde Weise bitten. „Würde es dir etwas ausmachen …“ ist eine gute Einleitung. Man sollte sich bewusst sein, dass der Ehepartner das Recht hat, nein zu sagen, vor allem, wenn die Bitte unangebracht ist.17

Wenn die Bitte angemessen erscheint und dem Betreffenden die Sache sehr wichtig ist, der Partner die Bitte aber ablehnt, kann er noch einmal auf andere Weise fragen. Der Partner braucht vielleicht Zeit, um zu verstehen, wie viel dem anderen dieses Anliegen bedeutet.18

Überprüfen Sie, wie Sie miteinander sprechen (Vorgang und Inhalt)

Manchmal konzentriert sich ein Ehepaar so sehr auf die anstehenden Fragen, zum Beispiel wer die Rechnungen bezahlt oder den Müll hinausbringt, dass den beiden dabei entgeht, dass die Art, wie sie miteinander kommunizieren (Vorgang), das größere Problem darstellt. Sie versuchen, Kommunikationsprobleme zu beheben, indem sie weiterhin etwas tun, was nicht funktioniert, wie schreien, streiten oder Vorträge halten. Dies trägt aber nicht dazu bei, Probleme zu lösen, sondern fördert nur fortwährenden Streit. Wenn ein Ehepaar seine Kommunikation beurteilt und verändert und sie effektiver macht, löst es Konflikte besser und erlangt neue Perspektiven, die zu besseren Interaktionen führen.

Ein Paar ging einmal zur Therapie, weil die Frau die Wutausbrüche ihres Mannes fürchtete. Er hatte im Streit gegen eine Schlafzimmerwand geschlagen und die Wandplatte zerbrochen. In der Therapie versicherte er, dass er nie jemanden verletzen würde, während sie argumentierte, dass das Einschlagen auf Gegenstände dazu führen könnte, dass er auch Menschen schlägt (Streitthemen).

Statt dem Paar zu erlauben, endlos darüber zu debattieren, ob der Mann nun jemanden schlagen würde oder nicht, konzentrierte sich der Therapeut darauf, wie sie im Allgemeinen mit Meinungsverschiedenheiten umgingen, die gerade aktuelle inbegriffen. Die Frau beschwerte sich bei ihrem Mann häufig über Probleme, die ihr zu schaffen machten. Er fühlte sich beschuldigt und emotional überfordert. Da er nicht wusste, was er sagen sollte, hörte er immer auf zu sprechen und ging weg. Sie interpretierte seinen Rückzug als Zurückweisung ihrer Gefühle. Sie folgte ihm dann von Zimmer zu Zimmer und verlangte, dass er mit ihr sprach. Schließlich explodierte er.

Nachdem das Paar den Vorgang erkannt hatte, half der Therapeut ihnen, ihren Lösungsansatz zu ändern. Die Frau lernte, ihre Gefühle auf weniger aufdringliche Weise zum Ausdruck zu bringen, während der Mann lernte, zuzuhören und in geeigneter Weise auf die Gefühle seiner Frau zu reagieren.

Erfolgreich kommunizieren

Elder Marvin J. Ashton vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, wie man lernen kann, liebevoller miteinander zu kommunizieren: „Ich bete, dass der Vater im Himmel uns die Bereitschaft schenkt, Opfer zu bringen, zuzuhören, unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen, andere nicht zu verurteilen, des Vertrauens würdig zu sein und Geduld zu haben und so in unserer Familie eine bessere Kommunikation zu ermöglichen. … Die Kommunikation kann dazu beitragen, die Einigkeit in der Familie zu vertiefen, wenn wir daran arbeiten und dafür Opfer bringen.“19

Anmerkungen

  1. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Seite IV im vorliegenden Werk

  2. „Love Versus Lust“, in Brigham Young University Speeches of the Year, Provo, Brigham Young University, 1962, Seite 2

  3. David H. Olson und Amy K. Olson, Empowering Couples: Building on Your Strengths, Minneapolis, Life Innovations, Inc., 2000, Seite 7, 24. Weitere Informationen finden Sie unter www.prepare-enrich.com. Es besteht keine Verbindung zwischen dieser Webseite und der Kirche; dass sie hier aufgeführt wird, bedeutet nicht, dass sie von der Kirche unterstützt wird.

  4. Empowering Couples, Seite 9

  5. „Healing Wounds in Marriage“, Ensign, Juli 1993, Seite 18f.

  6. Aus Why Marriages Succeed or Fail von John Gottman, Ph.D. Copyright © 1994 by John Gottman. Nachdruck genehmigt von Simon & Schuster, Inc., New York, Seite 72-95. Zitate von Seite 73 und 79

  7. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 57

  8. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 59ff.

  9. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 105

  10. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 105ff.

  11. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 107f.

  12. Der Stern, Juli 1991, Seite 23

  13. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 181

  14. Why Marriages Succeed or Fail, Seite 196

  15. The 8 Essential Traits of Couples Who Thrive, New York, Dell Publishing, 1997, Seite 152

  16. The 8 Essential Traits, Seite 152f.

  17. The 8 Essential Traits, Seite 157f., 160f.

  18. The 8 Essential Traits, Seite 161

  19. Frühjahrs-Generalkonferenz 1976