„Die heiligen Schriften im Kontext verstehen“, Kompetenzen für das Schriftstudium, 2024
Die heiligen Schriften im Kontext verstehen
Definieren
Erklären Sie, dass der Kontext dazu beiträgt, dass wir die heiligen Schriften besser verstehen. Den unmittelbaren Kontext entnimmt man den Versen vor und nach einer bestimmten Schriftstelle. Der erweiterte Kontext umfasst Umstände und Hintergrundinformationen zu einer Schriftstelle, zum Beispiel kulturelle, geschichtliche oder geografische Gegebenheiten. Der Kontext hilft uns, 1.) die Absicht des Verfassers zu erkennen, 2.) zu verstehen, was den Anlass zu einer Belehrung, einem Ereignis oder einer Erzählung gegeben hat, und 3.) eine fehlerhafte Deutung zu vermeiden.
Gehen Sie zunächst mit den Schülern das folgende Arbeitsblatt durch:
Die heiligen Schriften im Kontext verstehen
Wenn wir die heiligen Schriften im Kontext betrachten, befassen wir uns mit den Umständen, Begebenheiten und Lehren, in die eine Schriftstelle eingebettet ist. Überlege, inwiefern die verschiedenen Kontextebenen hilfreich sein können.
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Der unmittelbare Kontext. Lies die umliegenden Verse, um etwas über den unmittelbaren Hintergrund einer Schriftstelle zu erfahren. Welche Begebenheit oder welche Umstände liefern wichtige Hintergrundinformationen? War eine Frage in den Versen davor etwa der Auslöser für die Schriftstelle? Oft ist es hilfreich, sich klarzumachen, wer mit wem spricht und warum.
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Der erweiterte Kontext. Der geschichtliche, kulturelle und geografische Hintergrund hilft uns, eine bestimmte Schriftstelle besser zu verstehen, weil wir erkennen, wie sie sich in das Kapitel oder Buch einfügt. So können wir unter Umständen besser nachvollziehen, wie die Textstelle im Kontext des Evangeliums zu verstehen ist.
Näheres zum Kontext einer Schriftstelle findet man etwa in den folgenden Hilfsmitteln im Archiv Kirchenliteratur: Studienhilfen, Geschichte der Kirche, Themen und Fragen, Instituts- oder Seminarleitfäden für den Lehrer und Komm und folge mir nach! – Für zuhause und für die Kirche.
Zeigen
Die folgenden Beispiele zeigen, wie der unmittelbare und der erweiterte Kontext eine konkrete Schriftstelle erhellen. Zeigen Sie die Tabelle zu Beispiel 1 oder teilen Sie sie als Arbeitsblatt aus. Lesen Sie die Schriftstelle und gehen Sie dann nacheinander die Abschnitte „Unmittelbarer Kontext“ und „Erweiterter Kontext“ durch. Um diese Methode an einem anderen Tag nochmals zu wiederholen, steht die Tabelle in Beispiel 2 zur Verfügung.
Beispiel 1
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Schriftstelle |
Unmittelbarer Kontext |
Erweiterter Kontext |
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Schriftstelle Lies Genesis 25:33. | Unmittelbarer Kontext Die Verse davor und danach geben Aufschluss über den unmittelbaren Kontext. Aus Genesis 25:21-34 geht hervor, dass Esau und Jakob Zwillinge sind. Esau ist der Erstgeborene, ihm steht daher das Erstgeburtsrecht zu. Der Herr offenbart Rebekka vor der Geburt ihrer Kinder, dass ihr jüngerer Sohn Jakob das Erstgeburtsrecht erhalten wird (siehe Genesis 25:23). Esau wird von seinem Vater bevorzugt, Jakob hingegen von seiner Mutter. Als Esau eines Tages sehr hungrig ist, bittet er Jakob um ein Linsengericht. Jakob willigt ein, Esau im Austausch gegen das Erstgeburtsrecht das Linsengericht zu geben. Esau geht auf den Handel ein und zeigt damit, dass er sein Erstgeburtsrecht für unwichtig hält. | Erweiterter Kontext Inwiefern können die folgenden Quellen den Kontext dieses Verses erhellen? „Esau verkaufte Jakob sein Erstgeburtsrecht (Genesis 25:33), wodurch er sowohl die Führung im Stamm als auch die Segnung des Bundes verlor (Genesis 27:28,29,36; Hebräer 12:16,17).“ (Bible Dictionary, Stichwort „Esau“.) „Zur Zeit der alten Patriarchen empfing der erstgeborene Sohn das Erstgeburtsrecht (Genesis 43:33) und ererbte auf diese Weise nach dem Tod des Vaters die Führung in der Familie. Der Erstgeborene musste würdig sein, diese Verantwortung zu übernehmen (siehe 1 Chronik 5:1,2) und konnte sein Erstgeburtsrecht durch nicht rechtschaffenes Verhalten verlieren.“ (Schriftenführer, Stichwort „Erstgeborener“, scriptures.ChurchofJesusChrist.org.) Lies dazu eventuell auch den Eintrag unter dem Stichwort „Erstgeburtsrecht“ im Schriftenführer, ChurchofJesusChrist.org. |
Zum Nachdenken
Der Kontext zu Genesis 25:33 zeigt, dass es eine große Ehre und Verantwortung war, das Erstgeburtsrecht zu empfangen. Aus dem Zusammenhang geht auch hervor, dass Esau seinem Erstgeburtsrecht keine hohe Bedeutung zumaß. Diese Hintergrundinformationen liefern wichtige Einsichten, wenn wir später erfahren, was Rebekka ihrem Sohn Jakob rät, damit er von Isaak den Erstgeburtssegen erhält (siehe Genesis 27:1-33).
Beispiel 2
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Schriftstelle |
Unmittelbarer Kontext |
Erweiterter Kontext |
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Schriftstelle | Unmittelbarer Kontext Den unmittelbaren Kontext findet man in Lehre und Bündnisse 121:4-8. Joseph Smith vertraut sich Gott darüber an, was er und die Heiligen gerade durchleiden. Joseph hört die Stimme des Herrn und erfährt, dass sein Ungemach „nur einen kleinen Augenblick“ dauern werde, und wenn er „gut darin [ausharrt]“, werde er „über alle [seine] Feinde triumphieren“ (Vers 7,8). | Erweiterter Kontext Die Abschnittsüberschrift zu Lehre und Bündnisse 121 bietet den erweiterten Kontext zu Vers 1-3: „Gebet und Prophezeiungen, niedergeschrieben von Joseph Smith, dem Propheten, in einem Brief an die Kirche, während er als Gefangener im Gefängnis zu Liberty, Missouri, war, datiert vom 20. März 1839. Der Prophet war mit mehreren Gefährten seit Monaten im Gefängnis. Die Eingaben und die Berufung, die sie an die Regierungsbeamten und die Justizbehörden gerichtet hatten, hatte ihnen keine Hilfe gebracht.“ In dem Artikel „Innerhalb der Mauern des Gefängnisses zu Liberty“ (siehe insbesondere Absatz 8 bis 16) werden die schrecklichen Zustände beschrieben, die die Gefangenen ertragen mussten (siehe Offenbarungen im Zusammenhang unter „Geschichte der Kirche“ im Archiv Kirchenliteratur). Sieh dir ein Bild des Gefängnisses zu Liberty an (siehe Fotos zur Geschichte der Kirche). |
Zum Nachdenken
Wenn man die erbärmlichen Zustände im Gefängnis zu Liberty und das Leiden der aus Missouri vertriebenen Heiligen kennt, kann man Joseph Smiths Flehen besser nachvollziehen. Wir erfahren hier, dass wir uns selbst unter widrigsten Umständen hilfesuchend an Gott wenden können und von ihm Trost und Führung erhalten.
Üben
Wählen Sie eine Schriftstelle aus dem Schriftblock aus, mit dem Sie sich gerade befassen, oder verwenden Sie eine der folgenden Schriftstellen: 1 Samuel 16:7; Markus 2:16; Alma 39:5; Lehre und Bündnisse 138:11. Geben Sie den Schülern dann das Arbeitsblatt „Die heiligen Schriften im Kontext verstehen“ und bitten Sie sie, anhand des Arbeitsblatts den unmittelbaren und den erweiterten Kontext der ausgewählten Schriftstelle zu erforschen. Bitten Sie die Schüler, die Übersicht folgendermaßen zu vervollständigen.
Den Kontext verstehen
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Schriftstelle |
Unmittelbarer Kontext |
Erweiterter Kontext |
|---|---|---|
Schriftstelle | Unmittelbarer Kontext | Erweiterter Kontext |
Zum Nachdenken
Auffordern und nachfassen
Fordern Sie die Schüler auf, diese Grundsätze in ihr persönliches Studium miteinzubeziehen, um die heiligen Schriften im Kontext zu verstehen. Fassen Sie nach und geben Sie den Schülern bei Bedarf Zeit, sich über diese Fertigkeit auszutauschen und sie noch einmal zu üben. Überlegen Sie, wie Sie im Lauf der Woche nachfassen können, damit die Schüler diese Grundsätze bei ihrem Schriftstudium anwenden.