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Kapitel 22: Lehre und Bündnisse 59 bis 62


Kapitel 22

Lehre und Bündnisse 59 bis 62

Einführung und zeitlicher Überblick

Am Sonntag, dem 7. August 1831, erhält der Prophet Joseph Smith im Kreis Jackson in Missouri die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 59. In dieser Offenbarung legt der Herr dar, was er von den Heiligen, die vor kurzem in Zion angekommen sind, erwartet, darunter die vor ihm rechte Sabbatheiligung. Zudem bestätigt der Herr, dass diejenigen, die seine Gebote halten, geistige und zeitliche Segnungen empfangen werden.

Am nächsten Tag machen sich Joseph Smith und mehrere Älteste zur Abreise aus Independence bereit; sie wollen nach Ohio zurückkehren. In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 60 weist der Herr die Ältesten an, unterwegs das Evangelium zu verkünden. Am dritten Tag geraten die Reisenden auf dem Fluss Missouri in Gefahr. An den beiden darauffolgenden Tagen, am 12. und 13. August, empfängt der Prophet die zwei Offenbarungen, die heute in Lehre und Bündnisse 61 und 62 stehen. Sie enthalten Weisungen und Warnungen sowie tröstliche und aufmunternde Worte.

2./3. August 1831Im Kreis Jackson wird Land für die Errichtung Zions geweiht und in Independence wird ein Grundstück für den Tempel geweiht.

4. August 1831Im Kreis Jackson findet eine Konferenz der Kirche statt.

7. August 1831Polly Knight, die Frau von Joseph Knight Sr., die mit den Heiligen aus Colesville von Ohio nach Missouri gekommen und unterwegs erkrankt ist, stirbt im Kreis Jackson.

7. August 1831Lehre und Bündnisse 59 wird empfangen.

8. August 1831Lehre und Bündnisse 60 wird empfangen.

9. August 1831Joseph Smith und zehn Älteste verlassen Missouri und begeben sich auf dem Fluss Missouri nach Kirtland.

12./13. August 1831Lehre und Bündnisse 61 und 62 werden empfangen.

27. August 1831Joseph Smith trifft in Kirtland ein.

Lehre und Bündnisse 59: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Am Sonntag, dem 7. August, nimmt der Prophet Joseph Smith am Trauergottesdienst für Polly Knight, der Frau von Joseph Knight Sr., teil. Sie ist das erste Mitglied der Kirche, das in Zion stirbt. Polly Knight gehörte dem Zweig Colesville an. Sie hatte sich aus Ohio mit dem Vorsatz auf dem Weg gemacht, es unbedingt bis ins Land Zion zu schaffen. Trotz ihres schlechten Gesundheitszustands „wollte sie die Reise nicht unterbrechen“, erinnerte sich ihr Sohn Newel. „Ihr einziger, ja, ihr sehnlichster Wunsch war es, das Land Zion zu betreten und dort begraben zu werden. … Der Herr gewährte ihr ihren Herzenswunsch, und sie lebte lange genug, um das Land betreten zu können.“ („Newel Knight’s Journal“, in Scraps of Biography: Tenth Book of the Faith-Promoting Series, 1883, Seite 70; siehe auch History of the Church, 1:199, Fußnote.) Am Tag der Beerdigung von Polly Knight empfängt Joseph Smith die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 59, worin den treuen Heiligen in Zion ewige Segnungen verheißen werden.

Als sich die Mitglieder im Sommer 1831 im Kreis Jackson ansiedeln, stoßen sie dort, an der äußersten Landesgrenze, auf einen Menschenschlag, dessen Verhalten den Gesetzen und Maßstäben des Evangeliums krass entgegengesetzt ist. Glücksspiel, Trinken und Gewaltexzesse sind unter den dort Ansässigen an der Tagesordnung. Einige sind ja gerade deshalb in das Grenzgebiet am Missouri gekommen, weil sie dem Arm des Gesetzes entrinnen wollen. Die Einheimischen missachten auch unverfroren den Sabbat. Das fällt nicht nur den Heiligen auf, sondern auch anderen Reisenden, die nach Missouri kommen. Ein protestantischer Missionar hält fest: „Die Einhaltung des christlichen Sabbats scheint hier geradezu unbekannt zu sein. Es ist ein Tag, an dem Handel getrieben wird, an dem man ausgelassen ist, trinkt, spielt und sich ganz allgemein unchristlich verhält.“ (Zitiert in T. Edgar Lyon, „Independence, Missouri, and the Mormons, 1827–1833“, BYU Studies, 13. Jahrgang, Nr. 1, 1972, Seite 16.) 1833 stellt jemand auf der Durchreise durch den Westen Missouris fest, dass „die einzigen Anzeichen dafür, dass es Sonntag ist, die ungewöhnlich großen Gruppen um die Kneipen [sind], wo man lärmend dem Glücksspiel frönt“. (Edward Ellsworth, in John Treat Irving Jr., Indian Sketches: Taken during an Expedition to the Pawnee Tribes, 1833, Hg. John Francis McDermott, Neuauflage, 1955, Seite XXII.) In ebendiesem Umfeld umreißt der Herr Verhaltensmaßstäbe für die Heiligen, die sich in Zion sammeln.

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Karte 8: Die Bundesstaaten Missouri, Illinois und Iowa in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 59

Der Herr unterweist die Heiligen in Bezug auf den Sabbat und verheißt den Treuen irdische und ewige Segnungen

Lehre und Bündnisse 59:1-4. Mit nicht wenigen Geboten gekrönt

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Frau mit Blumen bei Grabsteinen auf einem Friedhof

Die Glaubenstreuen, die sterben, „werden von all ihrer Arbeit ausruhen“ und im Himmel gekrönt werden (LuB 59:2).

Der Herr hat den Heiligen, die seinem Evangelium gehorcht haben und ins Land Zion gekommen sind – das Auge nur auf seine Herrlichkeit gerichtet –, ewige Segnungen verheißen. Er hat auch verheißen, seine treuen Heiligen „mit nicht wenigen Geboten und mit Offenbarungen zu ihrer Zeit“ zu krönen, also zu belohnen (LuB 59:4). Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass die Gebote des Herrn ein Segen sind:

„Gebote sind ein Segen, … weil unser Vater im Himmel sie uns gegeben hat, damit wir wachsen und die Eigenschaften entwickeln, die wir besitzen müssen, wenn wir ewiges Leben haben und bei ihm wohnen wollen. Wenn wir seine Gebote halten, machen wir uns für seine Segnungen würdig. …

Wir sollten uns an den Geboten Gottes erfreuen und sie als kostbare Gaben eines liebevollen Vaters an seine Kinder verstehen.“ („The Blessings of Commandments“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 10. September 1974, Seite 2, 4, speeches.byu.edu.)

Lehre und Bündnisse 59:5-8. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben

Nachdem der Herr mitgeteilt hat, dass die Glaubenstreuen mit Segnungen, Geboten und Offenbarungen gekrönt werden, geht er auf mehrere Gebote ein und nennt zunächst das Gebot, dass wir Gott mit ganzem Herzen, all unserer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft lieben sollen. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass das Gebot, Gott zu lieben, alle Bereiche unseres Lebens umfasst:

„Gott mit ganzem Herzen, all unserer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft zu lieben, nimmt alles in sich auf und umfasst alles. Das ist kein lauwarmes Unterfangen, sondern die gänzliche Verpflichtung unseres ganzen Wesens – in körperlicher, mentaler, seelischer und geistiger Hinsicht –, den Herrn zu lieben.

Die Größe und Tiefe dieser Liebe zu Gott erstreckt sich auf alle Bereiche unseres Lebens. Unsere Wünsche, seien sie geistiger oder zeitlicher Natur, müssen in der Liebe zum Herrn verwurzelt sein. Unsere Gedanken und Zuneigungen müssen auf den Herrn ausgerichtet sein. …

Wir müssen Gott allem anderen in unserem Leben voranstellen. Er muss zuerst kommen, wie er auch im ersten seiner zehn Gebote sagt: ‚Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.‘ (Exodus 20:3.)

Wenn wir Gott an die erste Stelle setzen, nimmt alles andere seinen rechten Platz ein oder es verschwindet aus unserem Leben. Unsere Gottesliebe ist dann dafür bestimmend, wer oder was unsere Zuneigung, unsere Zeit, unser Interesse beansprucht und was wir an die erste Stelle setzen.“ („The Great Commandment – Love the Lord“, Ensign, Mai 1988, Seite 4.)

Wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, haben wir naturgemäß den Wunsch, seine Gebote zu befolgen, ihm zu dienen und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst (siehe LuB 59:6). Wenn wir Gott und unseren Nächsten wahrhaft lieben, haben wir nicht das Verlangen, einem anderen gegenüber eine Sünde zu begehen, etwa zu stehlen, Ehebruch zu begehen, zu töten oder „irgendetwas Derartiges [zu] tun“ (LuB 59:6). Wenn wir Gott lieben, erkennen wir seine Hand in unserem Leben an und danken ihm „in allem“ (LuB 59:7). Wir bringen ihm freudig ein reuiges Herz und einen zerknirschten, gehorsamen Geist als Opfer dar (siehe LuB 59:8).

Lehre und Bündnisse 59:8. Ihr sollt mir als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen

Nach seinem Tod und seiner Auferstehung sagte der Erretter den Nephiten, dass sie ihm keine Blutopfer mehr darbringen sollten. Stattdessen sollten sie „als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen“ (3 Nephi 9:19,20). Der Herr hat dieses neue Opfer viele Male in neuzeitlicher Offenbarung erwähnt, darunter auch in Offenbarungen an die Heiligen, die bestrebt waren, Zion aufzubauen (siehe LuB 59:8; siehe auch LuB 20:37; 56:17,18; 97:8).

Ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist zu haben bedeutet, dass wir demütig sind und uns Gottes Willen unterordnen. Es bedeutet, dass wir wegen unserer Sünden betrübt sind und den aufrichtigen Wunsch hegen, umzukehren und im Einklang mit dem Plan Gottes zu leben. Elder Bruce D. Porter (1952–2016) von den Siebzigern hat dargelegt, inwiefern das Leben des Erretters veranschaulicht, was das bedeutet:

„Was ist ein reuiges Herz und ein zerknirschter Geist? Und weshalb wird es als Opfer betrachtet?

Wie in allem gibt uns das Leben des Erlösers das vollkommene Beispiel: Obwohl Jesus aus Nazaret völlig sündenfrei war, ging er mit reuigem Herzen und zerknirschtem Geist durch das Leben. Dies zeigte sich darin, dass er sich dem Willen des Vaters unterordnete. ‚Denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.‘ (Johannes 6:38.) Zu seinen Jüngern sagte er: ‚Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig.‘ (Matthäus 11:29.) Und als es an der Zeit war, mit dem Sühnopfer das größte Opfer überhaupt zu bringen, schreckte er nicht davor zurück, den bitteren Kelch zu trinken, sondern unterwarf sich ganz dem Willen seines Vaters.

Dass der Erretter sich dem ewigen Vater vollkommen unterordnete, zeigt, worauf es bei einem reuigen Herzen und einem zerknirschten Geist am meisten ankommt. Das Beispiel Christi lehrt uns, dass ein gebrochenes Herz ein ewiges Merkmal des Göttlichen ist. Wenn unser Herz gebrochen ist, sind wir voll und ganz offen für den Geist Gottes und erkennen, dass wir mit allem, was wir haben, und allem, was wir sind, von ihm abhängen. Was wir dafür als Opfer darbringen müssen, ist der Stolz in all seinen Formen. Wie geschmeidiger Ton von der Hand eines geschickten Töpfers kann derjenige, der ein reuiges Herz hat, von der Hand des Meisters geformt und gestaltet werden.“ („Ein reuiges Herz und ein zerknirschter Geist“, Liahona, November 2007, Seite 31f.)

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat eine Möglichkeit genannt, wie wir dem Herrn dieses Opfer darbringen können:

„Ihr [könnt] ihm ein reuiges oder umkehrwilliges Herz und einen zerknirschten beziehungsweise gehorsamen Geist zum Geschenk machen. In Wirklichkeit schenkt ihr euch selbst – was ihr seid und was ihr werdet.

Gibt es in euch oder in eurem Leben etwas, was unrein oder verachtenswert ist? Wenn ihr euch davon frei macht, ist das ein Geschenk an den Erretter. Gibt es eine gute Gewohnheit oder Eigenschaft, die euch noch fehlt? Wenn ihr sie euch aneignet und zu einem Bestandteil eures Charakters macht, macht ihr dem Herrn damit ein Geschenk.“ („Wenn du dich … bekehrt hast“, Liahona, Mai 2004, Seite 12.)

Lehre und Bündnisse 59:9-15. Damit du dich selbst noch mehr von der Welt unbefleckt halten mögest

Während der letzten Stunden seines Erdenlebens betete der Erretter, der Vater möge seine Jünger nicht „aus der Welt“ nehmen, sondern „vor dem Bösen“ bewahren (Johannes 17:15). Beinahe zweitausend Jahre später fanden sich seine Heiligen in Missouri inmitten gesetzloser und gottloser Menschen wieder, und der Herr verhieß ihnen, dass sie von der Sünde und der Verworfenheit der Welt unbefleckt bleiben könnten, wenn sie ihn „an [seinem] heiligen Tag“ anbeten und verehren würden (LuB 59:9).

Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, wie die Sabbatheiligung dazu beiträgt, dass wir uns von der Welt unbefleckt halten: „Wenn wir … den Sabbat heilighalten, legen wir dadurch eine Art Rechtschaffenheit an den Tag, die der Familie zum Segen gereicht und sie stärkt, die eine Verbindung zum Schöpfer schafft und uns glücklicher macht. Der Sabbat trägt dazu bei, dass wir uns dem entziehen können, was leichtfertig, unangemessen und unsittlich ist. Er macht es möglich, dass wir in der Welt, aber nicht von der Welt sind.“ („Mustergültig und erstklassig: Seien Sie tempelwürdig – in guten wie in schlechten Zeiten“, Liahona, November 2015, Seite 42.)

Lehre und Bündnisse 59:9. Bring an meinem heiligen Tag deine heiligen Handlungen dar

Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt: „Eine heilige Handlung kann jede beliebige Geste, Handlung oder Verordnung sein, die uns mit Gott und seiner grenzenlosen Macht vereint.“ („Of Souls, Symbols, and Sacraments“, in Jeffrey R. Holland und Patricia T. Holland, On Earth As It Is in Heaven, 1989, Seite 193.) Beten, Kirchenlieder singen, einen Priestertumssegen spenden oder empfangen, Zeugnis geben, in den heiligen Schriften lesen, anderen dienen und unsere Bündnisse durch die Teilnahme am Abendmahl erneuern – all das gehört mit zu dem, was uns Gott näher bringt und uns mit seiner Macht erfüllt.

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Abendmahlsgeschirr mit Brot und Wasser

Mit der Teilnahme an der heiligen Handlung des Abendmahls und der Gottesverehrung am Sabbat wappnen wir uns gegen Versuchung und Sünde.

Lehre und Bündnisse 59:10. Warum gebietet der Herr uns, von unserer Arbeit zu ruhen?

Der Herr hat den Sabbat als den Tag bestimmt, an dem wir uns von den Belastungen unserer täglichen Arbeit ausruhen sollen. Es ist ein Tag, der der geistigen und körperlichen Erneuerung dient. Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat einige der Segnungen betont, die damit einhergehen, wenn wir am Sabbat von unserer Arbeit ruhen: „Lebenslange Erfahrung hat mir gezeigt, dass ein Landwirt, der den Sabbat heilighält, auf seinem Hof anscheinend mehr erledigen kann, als wenn er sieben Tage gearbeitet hätte. Ein Mechaniker erzeugt in sechs Tagen mehr und bessere Produkte als in sieben Tagen. Ob Arzt, Anwalt, Zahnarzt oder Wissenschaftler – sie erreichen mehr, wenn sie sich bemühen, am Sabbat zu ruhen, anstatt zu versuchen, jeden Tag der Woche für ihre Arbeit zu nutzen. Ich möchte auch allen Schülern und Studenten raten, es möglichst so einzurichten, dass sie am Sabbat nicht lernen müssen. Wenn sich Schüler, Studenten und andere Wahrheitssuchende an diesen Rat halten, wird ihr Geist belebt werden und der unendliche Geist wird sie zu den Wahrheiten führen, die sie erfahren wollen. Der Grund dafür ist, dass Gott diesen Tag für heilig erklärt und ihn als ewigen Bund der Treue gesegnet hat (siehe Exodus 31:16).“ („The Lord’s Day“, Ensign, November 1991, Seite 34.)

Vergiss nicht: Das Gebot des Herrn, am Sabbat von unserer zeitlichen Arbeit zu ruhen, ist keine Einladung zum Faulenzen. In Lehre und Bündnisse 59:9-13 sagt der Herr den Heiligen, was sie am Sabbat tun sollen. Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat deutlich gemacht: „Der Sabbat ist ein heiliger Tag, an dem wir Würdiges und Heiliges tun sollen. Auf Arbeit und Freizeitvergnügen zu verzichten ist wichtig, aber nicht genug. Der Sabbat verlangt konstruktives Denken und Handeln, und wenn jemand am Sonntag nur faulenzt und nichts tut, hält er ihn nicht heilig.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, Seite 203.)

Lehre und Bündnisse 59:10. Entrichte dem Allerhöchsten deine Gottesverehrung

Dem Allerhöchsten unsere Gottesverehrung zu entrichten bedeutet, dass man von ganzem Herzen an den Herrn denkt, ihn verehrt und ihm dient. Die Verehrung, die wir dem Herrn an seinem heiligen Tag erweisen, spiegelt unsere Zuneigung zu ihm,unsere Ehrfurcht vor ihm und unseren Glauben an ihn wider. Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gefragt:

„Wie hält man den Sabbat heilig? Als ich noch sehr viel jünger war, beschäftigte ich mich mit Listen, die andere Leute darüber zusammengestellt hatten, was man am Sabbat tun oder nicht tun sollte. Erst später erfuhr ich aus den heiligen Schriften, dass mein Verhalten am Sabbat und meine Einstellung zum Sabbat ein Zeichen zwischen mir und meinem Vater im Himmel darstellen. Als ich das erkannt hatte, war ich nicht mehr auf Listen von Geboten und Verboten angewiesen. Wenn ich überlegte, ob eine bestimmte Tätigkeit am Sabbat angebracht war, fragte ich mich einfach: ‚Welches Zeichen möchte ich Gott geben?‘ Diese Frage verschaffte mir völlige Klarheit, was meine Entscheidungen am Sabbat betraf. …

Wie können Sie sichergehen, dass Ihr Verhalten am Sabbat zu Glück und Freude führt? Was können Sie zusätzlich dazu, dass Sie in die Kirche gehen, vom Abendmahl nehmen und Ihre Berufung treu erfüllen, noch tun, um den Sonntag zu einer Wonne zu machen? Mit welchem Zeichen wollen Sie dem Herrn zeigen, dass Sie ihn lieben?“ („Der Sabbat ist eine Wonne“, Liahona, Mai 2015, Seite 130.)

Lehre und Bündnisse 59:12. Vor dem Herrn deine Sünden bekennen

Der Sabbat ist ein Tag, an dem man nachdenklich in sich geht und vor dem Herrn seine Sünden bekennt. Elder L. Tom Perry (1922–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat das so erläutert:

„Uns ist klar, dass jeder von uns Fehler macht. Jeder von uns hat es nötig, dem Vater im Himmel und anderen, die wir vielleicht gekränkt haben, seine Sünden und Fehler zu bekennen und von ihnen abzulassen. Am Sabbat erhalten wir die kostbare Gelegenheit, dem Herrn diese, unsere heiligen Handlungen darzubringen. …

Elder Melvin J. Ballard hat erklärt: ‚Wir wünschen uns, dass jeder Heilige der Letzten Tage zum Abendmahlstisch kommt, denn hier kann er in sich gehen, über sich nachdenken und sich darüber klar werden, wie er den Weg, den er beschreitet, korrigieren, sein Leben in Ordnung bringen und im Einklang mit den Lehren der Kirche und mit seinen Brüdern und Schwestern leben kann.‘ [In Bryant S. Hinckley, Sermons and Missionary Services of Melvin Joseph Ballard, 1949, Seite 150.]“ („Der Sabbat und das Abendmahl“, Liahona, Mai 2011, Seite 8.)

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Darstellung von Jesus Christus und der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde

Der Herr ist „barmherzig zu denen, die ihre Sünden mit demütigem Herzen bekennen“ (LuB 61:2).

Lehre und Bündnisse 59:13,14. Damit dein Fasten vollkommen sei

Am Sabbat müssen wir unser Herz voll und ganz dem Herrn weihen. Der Herr hat geboten, dass wir sogar unsere Mahlzeiten „mit Lauterkeit des Herzens“ (LuB 59:13) zubereiten sollen; unsere Wünsche und Gedanken sollen sich dabei auf das konzentrieren, was von Gott ist. Wenn wir uns voll und ganz dem Herrn weihen, wird unser Fasten vollkommen.

Der Sabbat an sich ist ein Fasten – ein Fasten von zeitlichen Mühen und weltlichen Sorgen. So wie wir uns der Nahrung und des Trinkens enthalten, wenn wir fasten, verzichten wir am Sabbat auf unser Vergnügen und verehren den Herrn und dienen ihm noch mehr. Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Am Sabbat keine ‚Gänge‘ zu machen [Jesaja 58:13], erfordert Selbstdisziplin. Vielleicht müssen Sie auf etwas verzichten, was Sie gerne machen würden. Wenn Sie am Herrn Ihre Wonne haben wollen, gestatten Sie sich nicht, den Sabbat als einen Tag wie jeden anderen zu behandeln.“ („Der Sabbat ist eine Wonne“, Liahona, Mai 2015, Seite 132.)

Lehre und Bündnisse 59:16-21. Diejenigen, die nicht seine Hand in allem anerkennen

Der Herr verheißt denjenigen, die seinen Sabbat heilighalten, die Segnungen der Erde, und „es gefällt Gott, dass er dies alles dem Menschen gegeben hat“ (LuB 59:20). Wir beleidigen Gott jedoch, wir erregen also sein Missfallen, wenn wir nicht in allem, was er uns gegeben hat, seine Hand anerkennen und ihm unseren Dank aussprechen. Präsident Dieter F. Uchtdorf von der Ersten Präsidentschaft hat erklärt, wie wichtig es ist, dass wir die Hand des Herrn in allem anerkennen:

„Haben wir nicht Grund, ungeachtet der Umstände, in denen wir uns befinden, voller Dankbarkeit zu sein? …

Was für ein Segen für uns, wenn wir Gottes Meisterhand in dem wunderbaren Webteppich des Lebens erkennen. Dankbarkeit gegenüber unserem Vater im Himmel erweitert unser Wahrnehmungsvermögen und klärt unseren Blick. Sie regt zu Bescheidenheit an und stärkt das Einfühlungsvermögen gegenüber unseren Mitmenschen und allem, was Gott erschaffen hat. Sie löst alle christlichen Eigenschaften aus! Ein dankbares Herz ist die Mutter aller Tugenden.“ („Dankbar in jeder Lebenslage“, Liahona, Mai 2014, Seite 77.)

Lehre und Bündnisse 59:23. Frieden in dieser Welt

Der Herr verheißt denjenigen, die Werke der Rechtschaffenheit tun, „Frieden in dieser Welt und ewiges Leben in der künftigen Welt“ (LuB 59:23). Elder Quentin L. Cook vom Kollegium der Zwölf Apostel hat die Art Frieden erläutert, die aus rechtschaffenem Gehorsam gegenüber den Geboten des Herrn resultiert:

„Wir hoffen und beten aufrichtig für universellen Frieden, aber die Art von Frieden, die als Lohn für Rechtschaffenheit verheißen ist, erlangen wir für uns selbst und als Familie. Dieser Friede ist eine verheißene Gabe, die mit der Mission und dem Sühnopfer des Erretters verknüpft ist. …

Der Friede, von dem ich spreche, ist nicht bloß eine vorübergehende Ruhe. Er umfasst dauerhaftes, tiefes Glück und geistige Zufriedenheit.

Präsident Heber J. Grant hat den Frieden des Erretters so beschrieben: ‚Sein Friede mindert unser Leid, heilt unser gebrochenes Herz, nimmt uns den Hass und erfüllt uns die Brust mit Nächstenliebe, die unsere Seele ruhig und glücklich macht.‘ [Lehren der Präsidenten der Kirche: Heber J. Grant, Seite 248.]“ („Persönlicher Friede – der Lohn der Rechtschaffenheit“, Liahona, Mai 2013, Seite 33.)

Lehre und Bündnisse 60: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Während der ersten Woche im August 1831 besuchen die Ältesten, die nach Missouri gereist sind, eine Konferenz und nehmen an der Weihung des Landes Zion und des Bauplatzes für den Tempel teil. Nach Beendigung ihrer Arbeit wollen viele der Ältesten nach Kirtland zurückkehren (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Seite 35). Die Ältesten fragen den Propheten Joseph Smith, was sie tun sollen, und er empfängt die Offenbarung, die in Lehre und Bündnisse 60 steht.

Lehre und Bündnisse 60

Der Herr gebietet den Ältesten, auf dem Rückweg nach Ohio das Evangelium zu predigen

Lehre und Bündnisse 60:2. Sie verbergen das Talent, das ich ihnen gegeben habe

Der Herr wies die Ältesten zurecht, die ihrer Aufgabe, das Evangelium zu predigen, nicht nachgekommen waren. Der Herr verwies auf sein Gleichnis von den Talenten (siehe Matthäus 25:14-30) und sagte: „Aus Menschenfurcht verbergen sie das Talent, das ich ihnen gegeben habe.“ (LuB 60:2.) In dieser Offenbarung bezieht sich der Begriff „Talent“ auf die Kenntnis und das Zeugnis vom wiederhergestellten Evangelium. Mit derlei geistigen Gaben geht die Verpflichtung einher, seine Erkenntnis an andere weiterzugeben und Zeugnis zu geben.

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat erklärt: „Als größte und wichtigste Aufgabe [bleibt], das Evangelium zu predigen.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 366.) Präsident Dieter F. Uchtdorf hat erklärt, wie wir diese Aufgabe erfüllen können:

„Meine lieben jungen Freunde, vielleicht bedeutet der Aufruf des Herrn, ‚den Mund aufzutun‘ [siehe LuB 60:2] in heutiger Zeit auch, ‚die Hände zu gebrauchen‘ und das Evangelium über Blogs und SMS in aller Welt zu verbreiten! Doch denkt bitte daran: alles am rechten Ort und zur rechten Zeit. …

Mithilfe der Segnungen moderner Technik können wir die Dankbarkeit und die Freude, die Gottes großartiger Plan für seine Kinder in uns auslöst, auf eine Weise zeigen, die nicht nur am Arbeitsplatz, sondern in der ganzen Welt verstanden wird. Manchmal kann ein einziger Satz, mit dem man Zeugnis gibt, etwas anstoßen, was sich für alle Ewigkeit auf das Leben eines anderen auswirkt.

Am wirkungsvollsten ist es, das Evangelium durch unser Beispiel zu verkünden. Wenn wir nach unserem Glauben leben, wird das den Menschen auffallen. Wenn unser Leben dasselbe ausstrahlt wie der Gesichtsausdruck Jesu Christi, wenn wir uns freuen und mit der Welt im Reinen sind, wollen die Menschen wissen, wieso. Eine der berühmtesten Predigten, die jemals über Missionsarbeit gehalten wurden, besteht aus einem einfachen Gedanken, der Franz von Assisi zugeschrieben wird: ‚Predige das Evangelium jederzeit, und wenn nötig, mit Worten.‘ [In William Fay und Linda Evans Shepherd, Share Jesus without Fear, 1999, Seite 22.]“ („Wartende auf dem Weg nach Damaskus“, Liahona, Mai 2011, Seite 77.)

Lehre und Bündnisse 60:8. Die Zusammenkünfte der Schlechten

Die Formulierung „die Zusammenkünfte der Schlechten“, die in Lehre und Bündnisse 60:8 und weiteren Offenbarungen verwendet wird (siehe auch LuB 61:33; 62:5) bedeutet nicht unbedingt, dass sich alle Menschen an diesen Orten größter Schlechtigkeit anheimgegeben haben. Wahrscheinlich sind damit eher jene Menschen gemeint, die das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi nicht kannten oder es nicht verstanden. Ohne Kenntnis von den Evangeliumsgrundsätzen und den errettenden heiligen Handlungen lebten sie außerhalb des göttlichen Bundes. Aus diesem Grund berief der Herr Missionare, die in Zusammenkünften oder Ortschaften das Evangelium verkünden und die Menschen dort auffordern sollten, umzukehren und die heiligen Handlungen der Errettung zu empfangen.

Lehre und Bündnisse 60:13,14. Du sollst deine Zeit nicht müßig vertun

Der Herr gab den Ältesten das Gebot, auf dem Rückweg nach Ohio das Evangelium zu predigen und ihre „Zeit nicht müßig zu vertun“ (LuB 60:13). Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat veranschaulicht, wie wir unsere Zeit müßig vertun und welche Gefahren damit verbunden sind:

„Unter anderem verringert der Satan euren Wirkungskreis und vermindert eure Geisteskraft dadurch, dass er euch dazu animiert, viel Zeit für relativ Belangloses aufzubringen. Damit meine ich etwa, dass man stundenlang fernsieht und sich Filme anschaut oder Abend für Abend oder die halbe Nacht Videospiele spielt oder im Internet surft oder dem Sport, Spielen oder sonstigen Freizeitaktivitäten im Übermaß Zeit widmet.

Versteht mich bitte nicht falsch. … Spiele, Sport, Freizeitaktivitäten und sogar das Fernsehen können entspannend sein und regenerierend wirken, vor allem dann, wenn wir gestresst sind und ein Termin den anderen jagt. Man braucht Freizeitbeschäftigungen, die einem helfen zu entspannen und mal abzuschalten. …

Doch ich spreche davon, dass man zulässt, dass derlei aus dem Lot gerät. …

Eine zerstörerische Folge dessen, dass man seine Zeit müßig vertut, ist die, dass man abgelenkt ist und sich nicht mehr auf das konzentriert, was wirklich wichtig ist. Zu viele Leute lehnen sich zurück und lassen das Leben einfach an sich vorüberziehen. Es erfordert Zeit, die Eigenschaften zu entwickeln, die ein ausgeglichener Mensch braucht. …

Konzentriert euch also so gut wie möglich auf das, was euch in die Gegenwart Gottes zurückführt, und wahrt dabei die rechte Ausgewogenheit.“ („Be Strong in the Lord“, Ensign, Juli 2004, Seite 13f.)

Lehre und Bündnisse 61: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Am 9. August 1831 reisen der Prophet Joseph Smith und zehn Älteste aus Independence ab. Sie fahren in Kanus auf dem Missouri nach St. Louis. Die Bootsfahrt ist trügerisch, da viele umgestürzte Bäume unter der Wasseroberfläche liegen. In den ersten paar Tagen kommt es in der Gruppe zu Meinungsverschiedenheiten und eine Weile herrscht Unfrieden. Am dritten Tag bringt ein im Wasser treibender Baumstamm das Kanu von Joseph Smith und Sidney Rigdon fast zum Kentern. Auf Drängen des Propheten schlägt die Gruppe am Ufer des Missouri an einer Flussbiegung namens McIlwaine’s Bend ihr Lager auf. Nachdem sie den Fluss verlassen haben, sieht William W. Phelps am helllichten Tag „den Zerstörer, wie er mit schrecklicher Macht auf dem Antlitz der Gewässer einherfuhr“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 142, josephsmithpapers.org). An jenem Abend spricht die Gruppe auch ihre Unstimmigkeiten an. Die Männer legen ihre Streitigkeiten bei und vergeben einander. Am nächsten Morgen empfängt der Prophet die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 61.

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Die Flussbiegung McIlwaine’s Bend im Missouri

Als der Prophet Joseph Smith und andere im August 1831 auf dem Fluss nach St. Louis fuhren, schlugen sie ihr Nachtlager an dieser Flussbiegung namens McIlwaine’s Bend am Ufer des Missouri auf.

Lehre und Bündnisse 61

Der Herr warnt Joseph Smith und die Ältesten und gibt ihnen Anweisungen für die Reise nach Ohio

Lehre und Bündnisse 61:3. Sie bewegen sich schnell auf den Wassern fort, während die Bewohner zu beiden Seiten in Unglauben zugrunde gehen

Da die Ältesten „schnell auf den Wassern“ des Missouri dahinreisten, konnten sie den Menschen zu beiden Seiten des Flusses, „die in Unglauben zugrunde [gingen]“ (LuB 61:3), nicht das Evangelium predigen. In ähnlicher Weise vernachlässigen wir manchmal vielleicht die Bedürfnisse unserer Mitmenschen, weil wir so damit beschäftigt sind, uns „geschwind“ durchs Leben zu bewegen. Präsident Thomas S. Monson hat diese Fragen gestellt:

„Wie viele Male ging es Ihnen zu Herzen, wenn Sie die Not eines anderen gesehen haben? Wie oft haben Sie beabsichtigt, derjenige zu sein, der hilft? Und wie oft ist dann doch das alltägliche Leben dazwischengekommen und Sie haben es anderen überlassen zu helfen und gedacht: ,Ach, es wird sich schon jemand darum kümmern.‘

Wir lassen uns so sehr von der Geschäftigkeit unseres Lebens vereinnahmen. Hielten wir aber einmal inne und betrachteten genau, womit wir uns beschäftigen, würden wir vielleicht feststellen, dass wir uns viel zu sehr mit Belanglosem abgeben. Mit anderen Worten: Wir verbringen viel zu oft den größten Teil unserer Zeit damit, uns um etwas zu kümmern, was im großen Plan des Lebens eigentlich nicht von Belang ist, und vernachlässigen dabei das Wichtigere.“ („Was habe ich heute für einen anderen getan?“, Liahona, November 2009, Seite 85.)

Lehre und Bündnisse 61:4-19. In den Letzten Tagen habe ich die Wasser verflucht

Mit den Worten des Herrn in Lehre und Bündnisse 61:4-19 ist nicht gemeint, dass die Mitglieder der Kirche nicht schwimmen gehen oder nicht auf dem Wasserweg reisen dürfen. Als der Herr von dem Fluch sprach, der in den Letzten Tagen auf den Gewässern lastet, bezog er sich vielleicht auf Abschnitte aus dem Buch Offenbarung, in denen der Apostel Johannes die Zerstörung auf dem Wasser beschreibt, die vor dem Zweiten Kommen Jesu Christi stattfinden soll (siehe Offenbarung 8:8-11; 16:2-6). In Lehre und Bündnisse 61 spricht der Herr ausschließlich von den Gefahren „auf diesen Wassern“, womit der Fluss Missouri gemeint ist (siehe LuB 61:5,18). Als diese Offenbarung gegeben wurde, gehörten zu den Gefahren auf dem Missouri Unfälle infolge der Schwierigkeit, den Fluss mit einem Boot zu befahren. Man konnte sich auch mit der Cholera infizieren, einer Krankheit, die häufig durch verseuchtes Wasser verbreitet wird (siehe „The Way of Journeying for the Saints of Christ“, Evening and Morning Star, Dezember 1832, Seite 105).

Lehre und Bündnisse 62: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Am 13. August 1831 treffen der Prophet Joseph Smith und die Ältesten, die mit ihm nach Kirtland reisen, Hyrum Smith, John Murdock, Harvey Whitlock und David Whitmer in Chariton in Missouri. Diese Ältesten sind immer noch unterwegs nach Independence, zum einen, weil sie auf dem Weg das Evangelium gepredigt haben, und zum andern, weil John Murdocks Krankheit die Reise verzögert hat. Joseph Smith erzählt später: „Nach der freudigen Begrüßung, die unter Brüdern üblich ist“, habe er die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 62 empfangen (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 145, josephsmithpapers.org).

Lehre und Bündnisse 62

Der Herr lobt eine Gruppe von Ältesten, die nach Independence reist, für ihre Treue

Lehre und Bündnisse 62:3. Ihr seid gesegnet, denn das Zeugnis, das ihr gegeben habt, ist im Himmel aufgezeichnet

Der Herr lobte die Ältesten, die Zion noch nicht erreicht hatten, wegen des gläubigen Zeugnisses, das sie unterwegs gegeben hatten. Anders als einige Älteste, die mit dem Propheten Joseph Smith gereist waren und die der Herr zurechtgewiesen hatte, weil sie unterwegs nicht das Evangelium gepredigt hatten (siehe LuB 60:2,3), hatte diese Gruppe von Missionaren das Evangelium eifrig und erfolgreich verkündet und die Kirche auf dem Weg nach Zion aufgebaut. Unter diesen treuen Missionaren waren Levi Hancock, Zebedee Coltrin, Simeon Carter und Solomon Hancock. Sie tauften unterwegs über hundert Menschen (siehe The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 2: July 1831–January 1833, Hg. Matthew C. Godfrey et al., 2013, Seite 46). Der Herr segnete diese Missionare wegen ihrer Glaubenstreue und bestätigte, ihr Zeugnis sei „im Himmel aufgezeichnet, sodass die Engel es betrachten können“ (LuB 62:3). Außerdem tat der Herr kund, dass diesen Missionaren ihre Sünden vergeben seien.

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Eine junge Frau gibt Zeugnis

Der Herr freut sich über diejenigen, die ihren Mund auftun und das Zeugnis verkünden, das er ihnen geschenkt hat (siehe LuB 62:3).

Auch wenn uns Vergebung durch das Sühnopfer Jesu Christi zuteilwird, sofern wir umkehren und nach Gottes Geboten leben, kann zur Vergebung doch auch beitragen, dass wir das Evangelium verkünden und anderen helfen, zum Erretter zu kommen. Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat gesagt: „Dem Herrn zufolge werden uns die Sünden eher vergeben, wenn wir Seelen zu Christus bringen und der Welt weiterhin standhaft Zeugnis geben; und gewiss wünschen wir uns jede zusätzliche Hilfe bei dem Bestreben, Vergebung für unsere Sünden zu erlangen.“ („It Becometh Every Man“, Ensign, Oktober 1977, Seite 5.)

Lehre und Bündnisse 62:5-8. Mit Urteilsvermögen und den Weisungen des Geistes

Zu mehreren Anlässen hatten unterschiedliche Gruppen von Ältesten nachgefragt, wie sie reisen, welchen Weg sie nehmen, welches Transportmittel sie nutzen oder ob sie alle zusammen oder jeweils zu zweit reisen sollten. Jedes Mal entgegnete der Erretter hierauf, dass es ihm darauf nicht ankomme (siehe LuB 60:5; 61:22; 62:5).

Diese Antwort hat Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel näher erläutert:

„Die Aussage des Herrn, dass ihm dergleichen ‚nichts ausmacht‘, mag einen zunächst überraschen. Bestimmt hat der Erretter diesen Missionaren nicht sagen wollen, dass es ihm egal war, was sie taten. Vielmehr hat er betont, dass es darauf ankommt, das Wichtigste zuerst zu erledigen und sich auf die richtigen Dinge zu konzentrieren … Sie sollten Glauben ausüben, klug urteilen, gemäß der Führung des Heiligen Geistes handeln und die beste Methode finden, in ihr Aufgabengebiet zu reisen. Das Wesentliche war die Arbeit, zu der sie berufen waren; wie sie ihren Zielort erreichten, war wichtig, aber nicht ausschlaggebend. …

Die schwierigsten Entscheidungen, die wir treffen müssen, sind selten die zwischen guten oder schlechten beziehungsweise zwischen attraktiven oder unattraktiven Alternativen. Normalerweise fällt es uns am schwersten, zwischen gut und gut zu entscheiden. In dieser Begebenheit in der heiligen Schrift [bezogen auf LuB 62:7-9] waren Pferde, Maultiere und Wagen ähnlich zweckmäßige Transportmöglichkeiten für die Missionare. Ähnlich werden wir alle verschiedentlich in unserem Leben feststellen, dass es mehr als eine annehmbare Vorgehensweise gibt, für die wir uns entscheiden könnten. Denken wir an dieses Muster aus den heiligen Schriften, wenn wir derart wichtige Entscheidungen vor uns haben. Wenn wir das Wesentliche an die erste Stelle setzen, zum Beispiel Christus mit ganzem Eifer nachfolgen, unsere Bündnisse halten und die Gebote befolgen, dann werden wir mit Inspiration und einem ausgeprägten Urteilsvermögen gesegnet, wenn wir auf dem Weg gehen, der uns wieder zu unserem himmlischen Zuhause führt.“ („Ein Vorrat an lebendigem Wasser“, CES-Fireside für junge Erwachsene, 4. Februar 2007, Brigham-Young-Universität, Seite 4f., speeches.byu.edu.)

Elder Dallin H. Oaks hat erklärt, wieso der Vater im Himmel manche Entscheidungen unserem eigenen Urteil überlässt:

„Das Verlangen, sich vom Herrn leiten zu lassen, ist sicher als Stärke anzusehen, aber gleichzeitig müssen wir uns dessen bewusst sein, dass der himmlische Vater viele Entscheidungen uns selbst überlässt. Die Fähigkeit, selbst Entscheidungen treffen zu können, ist ein wichtiger Faktor für den Fortschritt, den wir hier auf der Erde machen sollen. …

Wir müssen eine Sachlage … mit dem Verstand durcharbeiten; der Verstand ist ja schließlich auch etwas, was uns der Schöpfer geschenkt hat. Anschließend können wir um Weisung bitten und müssen, wenn sie uns zuteilwird, auch danach handeln. Wenn uns keine Weisung zuteilwird, müssen wir so handeln, wie wir es für richtig halten.“ („Our Strengths Can Become Our Downfall“, Ensign, Oktober 1994, Seite 13f.)