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Kapitel 17: Lehre und Bündnisse 43 bis 45


Kapitel 17

Lehre und Bündnisse 43 bis 45

Einführung und zeitlicher Überblick

Als Joseph Smith im Februar 1831 in Kirtland in Ohio ankommt, muss er feststellen, dass einige Bekehrte durch übertriebenen religiösen Eifer und falsche Offenbarungen in die Irre geführt worden sind. Einige Leute, so auch eine Frau namens Mrs. Hubble, die sich als Prophetin bezeichnet, behaupten von sich, sie würden Offenbarungen erhalten. Da sie manche Mitglieder in die Irre führt, betet der Prophet Joseph Smith hinsichtlich dieser Angelegenheit und empfängt die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 43. In dieser Offenbarung vermittelt der Herr Grundsätze, die die Heiligen an das Muster erinnern, gemäß dem Gott der Kirche Offenbarung gibt.

Zuvor hat der Herr bereits Älteste der Kirche dazu berufen, das Evangelium zu verkünden (siehe LuB 42:4-8). Bald nachdem dieses Gebot gegeben worden ist, gibt der Herr eine Offenbarung, die jetzt in Lehre und Bündnisse 44 steht. Darin werden die Ältesten angewiesen, sich auf eine Konferenz vorzubereiten. Der Herr verheißt ihnen, dass er seinen Geist über sie ausgießen wird und sie ihre Feinde bezwingen werden, wenn sie Glauben an ihn ausüben.

In dem Maß, wie die Kirche in Kirtland wächst, nehmen auch die Feindseligkeiten gegenüber den Mitgliedern zu. Die Kirche wird in Zeitungen verunglimpft und die Heiligen werden von ihren Kritikern auch sonst angegriffen. Während dieser Zeit der Widerstände gegen die Kirche empfängt der Prophet Joseph Smith im März 1831 die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 45. In dieser Offenbarung beschreibt der Herr die Letzten Tage, das Zweite Kommen Jesu Christi und das Neue Jerusalem oder Zion.

November 1830 bis Februar 1831Nachdem die Missionare abgereist sind, behaupten einige der Neubekehrten in Kirtland, Briefe oder Schriften vom Himmel zu erhalten.

Anfang 1831In einigen Zeitungen in Ohio wie dem Painesville Telegraph erscheinen unrichtige Berichte über die Heiligen und ihre Glaubensansichten.

Februar 1831„Mrs. Hubble“, eine Neubekehrte in Ohio, behauptet, sie sei eine Prophetin des Herrn.

Februar 1831Lehre und Bündnisse 43 wird empfangen.

Februar 1831Lehre und Bündnisse 44 wird empfangen.

7. März 1831Lehre und Bündnisse 45 wird empfangen.

Anfang Juni 1831In Kirtland findet eine Konferenz der Kirche statt.

Lehre und Bündnisse 43: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Als John Whitmer im Januar 1831 in Kirtland in Ohio ankommt, muss er feststellen, dass so manche Neubekehrte dort durch Leute getäuscht worden sind, die vorgeben, vom Himmel wunderliche und spektakuläre Mitteilungen erhalten zu haben. Diese falschen Offenbarungen sind angeblich als „Schriften auf dem Einband der Bibel, auf Pergament, das durch die Luft flog, oder auf dem Handrücken erschienen – und viele solch törichte und eingebildete Dinge“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Hg. Michael Hubbard MacKay et al., 2013, Seite 256).

Die Sorge der Führer der Kirche wächst, als eine Frau namens Mrs. Hubble „mit großer Ambition Gebote, Gesetze und weiteres Merkwürdiges zu offenbaren begann“ (Joseph Smith, im Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 101, josephsmithpapers.org). John Whitmer, der damalige Geschichtsschreiber der Kirche, deutet an, dass der Einfluss dieser Frau einige Mitglieder in die Irre geführt hat: „Zu dieser Zeit gab es eine Frau mit Nachnamen Hubble. Sie behauptete, sie sei eine Prophetin des Herrn und empfange viele Offenbarungen. Sie wisse, dass das Buch Mormon wahr sei und [sie glaube,] sie solle in der Kirche Christi lehren. Sie schien sehr fromm [zu sein] und sie täuschte einige, die ihre Heuchelei nicht erkennen konnten.“ (The Joseph Smith Papers, Histories, Volume 2: Assigned Histories, 1831–1847, Hg. Karen Lynn Davidson et al., 2012, Seite 29; siehe auch The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 257, Anmerkung 95.)

Durch ihr Verhalten stellt sich diese Frau gegen die Lehre, die der Herr mehrere Monate zuvor der Kirche in Fayette offenbart hat, nämlich: Der Prophet Joseph Smith ist der Einzige, der „Gebote und Offenbarungen“ für die Kirche empfangen kann (LuB 28:2). Es sind jedoch erst wenige Heilige, die aus dem Bundesstaat New York nach Kirtland gekommen sind, auf diese bereits gegebene Offenbarung aufmerksam gemacht worden, und die bisherigen Offenbarungen sind außerdem allesamt noch nicht veröffentlicht worden. Die Heiligen in Kirtland sind Neubekehrte, und die meisten kennen die von Gott gegebene Ordnung, seinen Willen an die Kirche zu offenbaren, nicht. So befragt der Prophet den Herrn wegen der Angelegenheit und empfängt eine Offenbarung, damit sich die Heiligen „nicht täuschen“ lassen (LuB 43:6).

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Karte 5: Die Bundesstaaten New York, Pennsylvania und Ohio in den Vereinigten Staaten

Lehre und Bündnisse 43:1-7

Der Herr verkündet, dass Offenbarungen und Gebote nur durch den von ihm bestimmten Propheten gegeben werden

Lehre und Bündnisse 43:2-7. Offenbarung für die Kirche erfolgt durch den lebenden Propheten

Als Antwort auf die Frage des Propheten bezüglich Mrs. Hubble und weiterer unechter Offenbarungen in Kirtland gab der Herr den Heiligen zu verstehen, dass neben dem Präsidenten der Kirche „kein anderer für euch bestimmt [ist,] Gebote und Offenbarungen zu empfangen“ (LuB 43:3). Präsident J. Reuben Clark Jr. (1871–1961) von der Ersten Präsidentschaft hat es so ausgedrückt:

„Der Präsident der Kirche besitzt … eine besondere geistige Befähigung …, denn er ist der Prophet, Seher und Offenbarer für die ganze Kirche.

Wir müssen daran denken – müssen wissen –, dass nur der Präsident der Kirche, der präsidierende Hohe Priester, … das Recht hat, für die Kirche Offenbarung zu empfangen − sei es nun eine neue Offenbarung oder eine Ergänzung − oder die heiligen Schriften für die Kirche verbindlich auszulegen oder die bestehenden Lehren der Kirche in irgendeiner Form zu ändern. Er ist der einzige Sprecher Gottes auf der Erde für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die einzig wahre Kirche. Er allein darf dem Volk Gottes die Absicht und den Willen Gottes verkünden.“ („When Are the Writings and Sermons of Church Leaders Entitled to the Claim of Scripture?“, Ansprache vor Religionslehrern des Bildungswesens der Kirche am 7. Juli 1954, Seite 6, emp.byui.edu/marrottr/ClarkWhenAreWritings.pdf.)

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Darstellung des Propheten Joseph Smith, wie er betet

Offenbarungen und Gebote für die Kirche erfolgen nur durch den vom Herrn bestimmten Diener (siehe LuB 43:2-7).

Gesetze bestimmen die Ordnung, wie in der Kirche Offenbarung empfangen wird. Aus Lehre und Bündnisse 43 wird deutlich, dass jeder Einzelne zwar persönliche Offenbarung empfangen kann und soll (siehe LuB 43:16), dass es aber eine Ordnung für die Art und Weise gibt, wie Offenbarung für die gesamte Kirche gegeben wird. Präsident James E. Faust (1920–2007) von der Ersten Präsidentschaft hat fünf wesentliche Grundsätze dazu zusammengefasst, wie Gott in seiner Kirche Wahrheit offenbart:

„Erstens: Der Herr hat die Schlüssel und die Vollmacht Gottes Joseph Smith und jedem seiner Nachfolger, der als Präsident der Kirche berufen worden ist, übertragen.

Zweitens: Diese Schlüssel und diese Vollmacht werden keinem anderen Volk überlassen, und diejenigen, die diese Vollmacht besitzen, müssen ‚der Kirche bekannt‘ sein [LuB 42:11].

Drittens: Fortdauernde Offenbarung und Führung für die Kirche kommen durch den Präsidenten der Kirche, und er wird die Heiligen niemals irreführen.

Viertens: Die einzelnen Mitglieder der Kirche können für ihre Berufung und ihren Verantwortungsbereich sowie für ihre Familie Offenbarung erhalten. Sie können keine spirituellen Anweisungen für diejenigen empfangen, die eine höhere Vollmacht haben.

Fünftens: Wer behauptet, direkte Offenbarung von Gott für die Kirche zu empfangen, und zwar außerhalb der rechtmäßigen Ordnung und Priestertumsvollmacht, irrt sich. Das gilt auch für alle, die ihm folgen.“ („The Prophetic Voice“, Ensign, Mai 1996, Seite 7.)

Lehre und Bündnisse 43:4. Er soll keine Macht haben, außer einen anderen zu bestimmen

Die Anweisungen des Herrn zur Ordnung, wie in der Kirche Offenbarung erfolgen soll, schließen diese Vorkehrung mit ein: Selbst wenn Joseph Smith den Vorzug, Gottes Prophet zu sein, verlieren sollte, würde er immer noch befugt sein, einen anderen als bevollmächtigten Nachfolger zu ernennen. Präsident George Q. Cannon (1827–1901) von der Ersten Präsidentschaft hat diese außergewöhnlichen Umstände näher beleuchtet: „Als der Herr zu Joseph Smith darüber sprach, dass dieser fallen könne, sagte er, Joseph habe die Vollmacht, an seiner Statt einen anderen zu bestimmen [siehe LuB 43:4], und keiner habe das Recht, zu handeln, außer er sei mittels Vollmacht ordiniert oder ‚durch die Pforte herein[ge]kommen‘ [LuB 43:7]. Der Offenbarung, die ich soeben vorgelesen habe, lässt sich entnehmen, dass niemand die Vollmacht von anderswo erhalten kann. Sie muss durch das heilige Priestertum kommen. Menschen können beteuern, sie hätten die Stimme Jesu oder dies, das oder jenes gehört. Sie werden jedoch feststellen, dass die Macht Gottes mit den Schlüsseln [des Priestertums] verbunden ist und dass sein Segen auf das Wirken seiner Diener, die die Vollmacht innehaben, folgt.“ („Discourse by Elder George Q. Cannon“, Deseret News, 15. Dezember 1869, Seite 532.)

Lehre und Bündnisse 43:7. Durch die Pforte hereinkommen und ordiniert werden

Jede Frage dazu, wen der Herr dazu erwählt, sein Volk zu führen, wird in den heiligen Schriften eindeutig beantwortet. Der Erretter hat gelehrt:

„Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.

Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.“ (Johannes 10:1,2.)

Die Mitglieder der Kirche können sich sicher sein, dass ein Führer der Kirche niemals durch ungewöhnliche Umstände oder eine geheime Ordinierung ins Amt gelangt, denn der Herr hat zugesagt, dass die Priestertumsführer durch jemanden ordiniert werden müssen, der Vollmacht hat und von dem es der Kirche bekannt ist, dass er Vollmacht hat, und der von den Häuptern der Kirche ordnungsgemäß ordiniert worden ist (siehe LuB 42:11).

Als Mitglied der Kirche muss man sich vor denjenigen hüten, die von sich behaupten, eine ungewöhnliche Vollmacht zu besitzen oder auf ungewöhnliche Weise dazu ordiniert worden zu sein, die Kinder Gottes zu führen. Präsident James E. Faust hat warnend darauf hingewiesen:

„Von Anfang an haben Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche versucht, die Mitglieder davon abzubringen, dass sie den inspirierten Anweisungen derer folgen, die die Schlüssel des Reiches Gottes auf Erden innehaben. Manche möchten andere dadurch in die Irre führen, dass sie von sich behaupten, sie seien mit ganz außergewöhnlicher Intelligenz oder Inspiration ausgestattet, die über die festgelegte Ordnung der Kirche hinausgeht. …

Im Winter 1832/33 hat der Prophet Joseph Smith verkündet: ‚Kein wahrer Engel Gottes wird jemals kommen und irgendjemanden ordinieren, denn sie sind einmal gesandt worden, das Priestertum zur Erde zu bringen, und haben mich dazu ordiniert. Und da nun das Priestertum auf Erden ist, ausgestattet mit der Macht, andere zu ordinieren, wird kein Bote mehr vom Himmel erscheinen und sich in diese Macht einmischen und noch jemanden ordinieren. … Deshalb könnt ihr von jetzt an wissen: Wenn jemals jemand zu euch kommt und behauptet, von einem Engel ordiniert worden zu sein, ist er entweder ein Lügner oder er ist infolge von Übertretung durch einen Engel des Teufels dazu gebracht worden, denn dieses Priestertum wird niemals wieder von dieser Kirche genommen.‘ [Orson Hyde, ‚Although Dead, Yet He Speaketh‘, Millennial Star, 20. November 1846, Seite 139.]“ („The Prophetic Voice“, Seite 5, 7.)

Lehre und Bündnisse 43:8-16

Ein Gebot, einander zu unterweisen und zu erbauen

Lehre und Bündnisse 43:8-11. Ihr sollt euch selbst binden, in aller Heiligkeit vor mir zu handeln

Wenn Mitglieder der Kirche zusammenkommen, um einander zu unterweisen und zu erbauen (siehe LuB 43:8), befolgen sie damit ein von Gott festgelegtes Muster, wie Evangeliumslehren und -grundsätze gelehrt und aufgenommen werden sollen. Die Unterweisung im Evangelium bereitet die Kinder Gottes darauf vor, geheiligt zu werden. Dies geschieht, wenn sie gemäß dem Gelernten auch handeln. Es reicht nicht aus, einfach nur Kenntnis von Geistigem zu erlangen. Wer das Evangelium Jesu Christi empfängt, geht Bündnisse ein, die ihn „binden, in aller Heiligkeit vor [dem Herrn] zu handeln“ (LuB 43:9).

Die Generalkonferenz, die zweimal im Jahr abgehalten wird, bietet den Mitgliedern eine ganz wesentliche Gelegenheit, Unterweisung im Evangelium zu empfangen. Elder Paul V. Johnson von den Siebzigern hat dargelegt, weshalb es nicht ausreicht, sich die Botschaften von der Generalkonferenz einfach nur anzuhören: „Wenn die Botschaften der Generalkonferenz unser Leben verändern sollen, müssen wir bereit sein, dem Rat, den wir hören, zu folgen. Der Herr erklärte dem Propheten Joseph Smith in einer Offenbarung: ‚Wenn ihr versammelt seid, so unterweist und erbaut einander, damit ihr wisst, … wie ihr nach den Punkten meines Gesetzes und meiner Gebote … handeln sollt.‘ [LuB 43:8.] Aber es reicht nicht zu wissen, wie man handeln soll. Im nächsten Vers sagt der Herr: ‚Ihr sollt euch selbst binden, in aller Heiligkeit vor mir zu handeln.‘ [LuB 43:9.] Diese Bereitschaft, nach dem zu handeln, was wir gehört haben, öffnet wunderbaren Segnungen die Tür.“ („Die Segnungen der Generalkonferenz“, Liahona, November 2005, Seite 52.)

In Lehre und Bündnisse 43:8,9 wird zum einen darauf hingewiesen, dass es unsere Pflicht ist, nach den Gesetzen und Geboten zu handeln, die wir vom Herrn empfangen. Zum anderen wird angedeutet, dass wir uns auch als Heilige miteinander verbinden, wenn wir zusammenkommen und durch das Evangelium unterwiesen und erbaut werden. Präsident Lorenzo Snow (1814–1901) hat erklärt:

„Wir müssen begreifen, dass wir nach bestimmten Grundsätzen handeln müssen, die uns als Mitglieder der Kirche miteinander verbinden; dass wir dieselben Absichten haben und eins werden müssen. Doch das werden wir niemals erreichen, wenn wir nicht etwas dafür tun und uns dabei anstrengen.

Wie würden Sie dafür sorgen, dass Sie etwas miteinander verbindet? Was kann ein Mann tun, damit ihn etwas mit seinem Nächsten verbindet? Wenn zwei Männer sich anfreunden, die sonst nie etwas miteinander zu tun hatten, wie können sie dann vorgehen, um Freundschaft zu schließen, damit sie etwas verbindet und sie sich etwas bedeuten? Wenn sich etwas tun soll, darf es nicht einseitig sein, sondern muss sowohl von dem einen als auch von dem anderen ausgehen. Es reicht nicht aus, wenn einer die ganze Arbeit allein macht, und es genügt nicht, wenn einer auf derlei Gefühle eingeht und alles allein macht. Wenn sie in ihren Ansichten und in ihrer Zuneigung eins sein wollen, ist es erforderlich, dass beide etwas dafür tun.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Lorenzo Snow, Seite 216.)

Lehre und Bündnisse 43:12-14. Den Propheten durch Glauben und Gebet unterstützen

In Lehre und Bündnisse 43:12-14 sagte der Herr den Heiligen, dass sie den Propheten Joseph Smith durch Glauben und Gebet unterstützen können und auch dadurch, dass sie etwas für den zeitlichen Bedarf seiner Familie geben. Der Prophet widmete gerade den administrativen und geistigen Angelegenheiten der Kirche seine volle Aufmerksamkeit. Wenn die Mitglieder der Kirche ihm materielle Unterstützung gäben, hätte dies auch Segnungen für sie zur Folge. Unter anderem sollten sie aus der inspirierten Übersetzung der Bibel ein größeres Verständnis der Lehre erlangen.

Lehre und Bündnisse 43:17-35

Die Knechte des Herrn sollen – in Vorbereitung auf das Zweite Kommen und das Millennium – Umkehr predigen

Lehre und Bündnisse 43:17-28. Stimmen der Warnung

Die Formulierung „der große Tag des Herrn“ (LuB 43:17) bezieht sich auf das Zweite Kommen Jesu Christi und auf den Beginn des Millenniums. Gott gebot seinen Dienern, Umkehr zu verkünden, damit seine Kinder bei der Wiederkunft des Erretters nicht zusammen mit den Schlechten vernichtet werden. Einige werden dem Beachtung schenken und umkehren, andere hingegen werden die Stimme der Diener des Herrn unbeachtet lassen oder gar verwerfen. Daher erhebt der Herr die zur Umkehr mahnende Stimme durch mannigfache Mittel: durch seine Diener, durch den Dienst von Engeln, durch seine eigene Stimme und selbst durch zerstörerische Naturgewalten.

Lehre und Bündnisse 43:29-33. Das große Millennium

Der Begriff „das große Millennium“ (LuB 43:30) bezieht sich auf die tausend Jahre, die durch das Zweite Kommen Jesu Christi eingeleitet werden (siehe Offenbarung 20:4; LuB 29:11). Während des Millenniums wird „Christus persönlich auf der Erde regieren“ (10. Glaubensartikel). Der Herr versichert den Rechtschaffenen, dass sie im Millennium gemeinsam mit ihn regieren werden (siehe LuB 43:29). Der Satan wird während des Millenniums gebunden und hat dann keine Macht, diejenigen in Versuchung zu führen, die zu jener Zeit leben (siehe LuB 43:31; 101:28).

Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat über die Segnungen nachgedacht, deren man sich erfreut, wenn der Satan gebunden ist: „Dann wird das große Millennium beginnen (LuB 43:30), ein Zeitraum von tausend Jahren, währenddessen der Satan gebunden sein und der Herr über sein Volk regieren wird. Können Sie sich vorstellen, wie wunderbar und schön diese Zeit sein wird, in der der Widersacher keinen Einfluss haben wird? Denken Sie daran, was für einen Druck er jetzt auf Sie ausübt, und vergegenwärtigen Sie sich dann den Frieden in einer Zeit, in der kein derartiger Einfluss auf Sie ausgeübt werden wird. Stille und Güte werden dort herrschen, wo jetzt das Böse ist und wo Streit herrscht.“ („Wir brauchen sein Kommen nicht zu fürchten“, Der Stern, Juli 1982, Seite 3.)

Lehre und Bündnisse 44: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Kurz nachdem der Prophet Joseph Smith in Kirtland in Ohio angekommen ist, erhält er die Offenbarungen, die in Lehre und Bündnisse 42 stehen. Darin werden die Gesetze umrissen, die für die Kirche gelten. Auch findet sich darunter das Gebot, dass die Ältesten „in der Macht meines Geistes ausgehen und mein Evangelium predigen [sollen], zwei und zwei. … Und von diesem Ort aus sollt ihr … hingehen.“ (LuB 42:6,8.) In der Offenbarung in Lehre und Bündnisse 44 werden die Ältesten der Kirche aufgefordert, zusammenzukommen, bevor sie hinausgehen und das Evangelium verkünden.

Der Prophet Joseph Smith richtet sich nach dieser Anweisung und sendet am 22. Februar 1831 einen Brief an Martin Harris, der noch immer im Bundesstaat New York lebt. Der Prophet verweist auf die Offenbarung und erklärt Martin Harris: „Das Werk hier bricht im Osten, Westen, Norden und Süden hervor. Informiere auch die Ältesten dort, dass alle, die entbehrt werden können, möglichst umgehend hierher kommen, und zwar auf das Gebot des Herrn hin, da er für sie alle ein großes Werk bereithält.“ (The Joseph Smith Papers, Documents, Volume 1: July 1828–June 1831, Seite 263.)

In den darauffolgenden Wochen des Frühjahrs 1831 sammeln sich viele Heilige aus New York in Kirtland. Im Juni 1831 wird die vierte Konferenz der Kirche abgehalten und viele Älteste nehmen an den Versammlungen teil. Dies bereitet sie darauf vor, ihr Zuhause anschließend zu verlassen und das Evangelium zu verkünden.

Lehre und Bündnisse 44

Der Herr gebietet seinen Knechten, sich zu versammeln

Lehre und Bündnisse 44:1,2. Ich werde an dem Tag, da sie sich versammeln, meinen Geist über sie ausgießen

Der Herr verheißt den Ältesten der Kirche hier: Wenn sie sich versammeln und Glauben an ihn ausüben, wird er seinen Geist über sie ausgießen. Elder Joseph B. Wirthlin (1917–2008) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat erklärt, dass dies einer der Gründe ist, weshalb wir in der Kirche zusammenkommen: „Auf der Generalkonferenz und in den übrigen Versammlungen der Kirche in der ganzen Welt kommen wir zusammen, weil wir nach Weggefährten suchen – weil wir die gute Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern im Evangelium suchen und den Trost der innigen Gemeinschaft mit dem Geist Gottes. In unseren Gottesdiensten erfüllt der Geist unser Herz mit Liebe zu Gott und zu unseren Brüdern und Schwestern.“ („Hochgeschätzte Weggefährten“, Der Stern, Januar 1998, Seite 33.)

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Darstellung einer kleinen Gruppe, die sich versammelt hat, um das Evangelium zu hören

Der Herr hat verheißen, seinen Geist auszugießen, wenn sich die Gläubigen versammeln (siehe LuB 44:2).

Lehre und Bündnisse 44:4,5. Organisiert euch gemäß den Gesetzen der Menschen

Im Bundesstaat New York war die Kirche rechtskräftig gegründet worden. Als sich die Heiligen jedoch in Kirtland sammelten, waren auch in Ohio ähnliche Anstrengungen vonnöten. Dies sollte die Kirche in die Lage versetzen, als kirchliche Organisation anerkannt zu werden, Land kaufen zu können und die gleichen Vorzüge zu genießen wie andere religiöse Gruppierungen in Ohio. In der in Lehre und Bündnisse 44 festgehaltenen Offenbarung macht der Herr klar, dass dieser Schritt notwendig sei, um die Feinde daran zu hindern, die Kirche zu vernichten. (Siehe Steven C. Harper, Making Sense of the Doctrine and Covenants: A Guided Tour through Modern Revelations, 2008, Seite 153.)

Lehre und Bündnisse 45: Weitere Angaben zum geschichtlichen Hintergrund

Bis zum Frühjahr 1831 haben sich schon viele Bekehrte bei den Heiligen in Kirtland gesammelt. Das schnelle Wachstum der Kirche stößt dort zunehmend auf Widerstand. Der Prophet Joseph Smith beschreibt die Probleme, denen sich die Heiligen damals gegenübergesehen haben: „Zu dieser Zeit der Kirche wurden viele falsche Darstellungen, Lügen und törichte Geschichten in den Zeitungen veröffentlicht und machten in jeder Richtung die Runde, um die Menschen davon abzuhalten, sich mit diesem Werk zu befassen oder sich diesem Glauben anzuschließen. … Doch zur Freude der Heiligen, die gegen alles ankämpfen mussten, was Vorurteil und Schlechtigkeit ersinnen konnten, empfing ich [Lehre und Bündnisse 45].“ (Manuskript History of the Church, Band A-1, Seite 104, josephsmithpapers.org.) Der Prophet empfängt diese Offenbarung am 7. März 1831. Sie macht den Heiligen den Zusammenhang zwischen den Letzten Tagen, den Zeichen der Zeit, dem Zweiten Kommen Jesu Christi und dem Widerstand besser verständlich, den sie gerade durchmachen.

Lehre und Bündnisse 45:1-14

Jesus Christus hebt seine Rolle als Schöpfer, als Fürsprecher und als Licht und Leben der Welt hervor

Lehre und Bündnisse 45:3-5. Jesus Christus ist unser Fürsprecher und setzt sich für unsere Sache ein

Jeder von uns hat Sünden begangen, und gemäß der Gerechtigkeit Gottes kann nichts Unreines in seiner Gegenwart wohnen. Jesus Christus ist jedoch zur Erde gekommen und hat die Errettung eines jeden Kindes des himmlischen Vaters möglich gemacht. Dank des Sühnopfers des Erretters können wir rein gemacht und von Sünde und Tod errettet werden. Sein Verdienst, seine Barmherzigkeit und seine Gnade machen uns allen Umkehr und Vergebung zugänglich. Da Jesus Christus vollkommen rechtschaffen war und die Forderungen der Gerechtigkeit für die Sünden anderer erfüllt hat, kann er unser Fürsprecher beim Vater sein und sich für uns einsetzen. Präsident Russell M. Nelson vom Kollegium der Zwölf Apostel hat sich zu diesem Thema geäußert:

„Jesus ist unser Fürsprecher beim Vater (siehe 1 Johannes 2:1; LuB 29:5; 32:3; 45:3; 110:4). Ein weiterer verwandter Ausdruck in der heiligen Schrift lautet Mittler (siehe auch 1 Timotheus 2:5; 2 Nephi 2:28; LuB 76:69). …

Wenn man sich seine Aufgabe als Mittler beziehungsweise Fürsprecher beim Vater bewusst macht, dann weiß man um sein unerreichtes Verständnis, seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit (siehe Alma 7:12).“ („Jesus the Christ – Our Master and More“, Fireside an der Brigham-Young-Universität, 2. Februar 1992, Seite 4, speeches.byu.edu; siehe auch „Jesus, der Messias – Unser Meister und mehr“, Liahona, April 2000, Seite 9, 11.)

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Darstellung von Jesus, wie er das Kreuz trägt

Aufgrund seines Leidens und seines Todes ist Jesus Christus der Fürsprecher all derer, die an seinen Namen glauben (siehe LuB 45:3-5).

Der Erretter setzt sich, und das ist ganz wesentlich, vor dem Vater für unsere Sache ein und bittet darum, dass alle, die an ihn glauben, vor den ewigen Forderungen der Gerechtigkeit verschont bleiben – nicht aufgrund unserer Unschuld, sondern aufgrund seines Sühnopfers. Sein Plädoyer für unsere Erlösung von der Strafe für Sünde stützt sich nämlich auf das Leiden und den „Tod dessen, der keine Sünde getan hat“ (LuB 45:4).

Lehre und Bündnisse 45:15-59

Der Erretter offenbart Zeichen und Wunder, die sich kurz nach seinem Tod begeben sollten, und auch solche, die seinem Zweiten Kommen vorausgehen werden

Lehre und Bündnisse 45:15-59. Ich werde es klar zeigen, wie ich es meinen Jüngern gezeigt habe, als ich im Fleische vor ihnen stand

Jesus Christus kam in der letzten Woche seines Erdenlebens mit seinen Jüngern auf dem Ölberg zusammen. Damals sagte er die Zerstörung des Tempels in Jerusalem vorher, und seine Jünger fragten, wann dies geschehen und wann er zur Erde zurückkehren werde (siehe Joseph Smith – Matthäus 1:2-4). In seiner Antwort tat der Herr die Zeichen kund, die sich kurz nach seinem Tod begeben sollten, und ebenso auch die, die seinem Zweiten Kommen vorausgehen werden. Für seine Heiligen in den Letzten Tagen wiederholte er diese seine Prophezeiung. Wir finden sie in Lehre und Bündnisse 45:16-59.

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Modell vom Tempel des Herodes

Während seines irdischen Wirkens sagte Jesus Christus die Zerstörung des Tempels in Jerusalem als Zeichen seines Zweiten Kommens voraus (siehe LuB 45:18-20).

Lehre und Bündnisse 45:16-59. Zeichen des Zweiten Kommens

Wer die Zeichen des Zweiten Kommens Jesu Christi kennt und den Rat der Propheten des Herrn befolgt, ist vorbereitet und kann mit den Herausforderungen dieser so bedeutsamen Zeit umgehen und „Ausschau halten nach dem großen Tag des Herrn, der kommen soll“ (LuB 45:39). Er wird dann nicht überrascht sein, sondern dem Zweiten Kommen des Herrn erwartungsvoll entgegensehen.

Für jemanden, der sich mit den Zeichen und Ereignissen des Zweiten Kommens befassen will, sind die heiligen Schriften die beste Quelle. Viele Einzelheiten kann man etwa der Unterweisung der Jünger im Neuen Testament entnehmen, die den Erretter gefragt haben: „Was ist das Zeichen für deine Ankunft und das Ende der Welt?“ (Matthäus 24:3.) Die Lehren Jesu Christi in Matthäus 24:3-51 wurden durch die inspirierte Übersetzung des Propheten Joseph Smith um ein gutes Stück erweitert. Wir finden sie in Joseph Smith – Matthäus 1:4-55 (in der Köstlichen Perle). In mehreren Abschnitten im Buch Lehre und Bündnisse wird ebenfalls dargelegt, was in den Letzten Tage geschehen wird und wie sich Gottes Kinder darauf vorbereiten können (zum Beispiel LuB 29; 38; 45; 63; 84; 88; 101133).

Die Zeichen des Zweiten Kommens des Herrn lassen sich im Wesentlichen in zwei Kategorien unterteilen: 1.) Zeichen, die mit der Wiederherstellung des Evangeliums und seiner späteren Ausbreitung über die ganze Welt in Zusammenhang stehen, und 2.) Zeichen, die im Zusammenhang mit dem zunehmenden Bösen, den Katastrophen und Richtersprüchen über die Welt stehen. Zu den Zeichen und Ereignissen des Zweiten Kommens, von denen in Lehre und Bündnisse 45:16-59 die Rede ist, gehören unter anderem:

  • die Andern und die Juden werden gesammelt (siehe LuB 45:25,30,43)

  • es gibt Kriege und Kriegsgerüchte; die ganze Erde wird in Aufruhr sein (siehe LuB 45:26)

  • die Fülle des Evangeliums wird wiederhergestellt (siehe LuB 45:28)

  • eine verheerende Krankheit wird das Land bedecken (siehe LuB 45:31)

  • die Jünger des Herrn werden an heiligen Stätten stehen und nicht wanken (siehe LuB 45:32)

  • es wird Erdbeben an verschiedenen Orten und viele Verwüstungen geben (siehe LuB 45:33)

  • Zeichen und Wunder werden in den Himmeln oben und auf der Erde unten geschehen (siehe LuB 45:40)

  • die Sonne wird sich verfinstern und der Mond wird sich in Blut verwandeln (siehe LuB 45:42)

  • der Herr wird kommen, angetan mit Macht und großer Herrlichkeit, mit allen heiligen Engeln (siehe LuB 45:44)

  • die Heiligen, die geschlafen haben, werden hervorkommen (siehe LuB 45:45)

  • der Herr wird auf dem Ölberg erscheinen und zu den Juden sprechen (siehe LuB 45:48,51-53)

Lehre und Bündnisse 45:32. Meine Jünger werden an heiligen Stätten stehen

Die in Lehre und Bündnisse 45 verzeichnete Offenbarung soll den Kindern des himmlischen Vaters unter anderem helfen, sich auf das Zweite Kommen Jesu Christi vorzubereiten. Während die Schlechten leiden und vernichtet werden, finden die Jünger des Herrn Frieden und Segnungen, wenn sie „an heiligen Stätten stehen und … nicht wanken“ (LuB 45:32).

Schwester Ann M. Dibb, ehemals Ratgeberin in der Präsidentschaft der Jungen Damen, hat sich dazu geäußert, wie wir an heiligen Stätten stehen können: „Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt: ‚Zu diesen heiligen Stätten gehören unsere Tempel, unsere Gemeindehäuser, unser Zuhause und die Pfähle Zions, die … „Schutz [bieten] und eine Zuflucht“ [LuB 115:6].‘ [‚Prepare Yourself for the Great Day of the Lord‘, New Era, Mai 1982, Seite 50.] Diesen heiligen Stätten lassen sich wohl noch viele weitere hinzufügen. Wahrscheinlich denken wir bei dem Wort Stätte zuerst an eine vorhandene Umgebung, einen bestimmten Ort. Das englische Wort place wird aber auch als ‚ein bestimmter Zustand und eine bestimmte Lage oder Verfassung‘ definiert [Merriam-Webster Online, ‚place‘, merriam-webster.com/dictionary/place]. Eine heilige Stätte kann also auch ein Zeitpunkt sein – wie etwa wenn der Heilige Geist uns etwas bezeugt, wenn wir die Liebe des himmlischen Vaters spüren oder wenn wir eine Antwort auf unser Gebet erhalten. Ich bin sogar überzeugt, dass man jedes Mal, wenn man den Mut hat, für das Richtige einzustehen – vor allem dann, wenn es sonst niemand macht –, eine heilige Stätte schafft.“ („Eure heiligen Stätten“, Liahona, Mai 2013, Seite 115.)

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Reifende Feigen am Baum

So wie die jungen Blätter an einem Feigenbaum den Sommeranfang ankündigen, bedeutet das Auftreten vorhergesagter Zeichen das Herannahen des Zweiten Kommens Christi (siehe LuB 45:36-38).

Lehre und Bündnisse 45:35. Die Verheißungen werden sich erfüllen

Zwar gehören Katastrophen und furchterregende Ereignisse ebenfalls zu den vielen Zeichen des Zweiten Kommens, doch der Erretter beruhigte seine Jünger mit der Erklärung, dass diese Zeichen als Hinweis darauf dienen sollen, dass „die Verheißungen, die euch gemacht worden sind, in Erfüllung gehen“ (LuB 45:35). Möglicherweise beziehen sich diese Verheißungen auf die Segnungen, die die Rechtschaffenen zu Beginn des Millenniums erwarten.

Lehre und Bündnisse 45:56-59. Wer weise ist, empfängt die Wahrheit und nimmt sich den Heiligen Geist als Führer

Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen wurde ursprünglich gegeben, als Jesus seine Jünger auf dem Ölberg unterwies (siehe Matthäus 25:1-13). Im Buch Lehre und Bündnisse wird dieses Gleichnis näher ausgelegt. Es wird zum Ausdruck gebracht, dass zu den Segnungen, die den weise handelnden Menschen verheißen sind, auch gehört, dass sie beim Herrn sein werden, wenn er im Millennium auf der Erde regiert (siehe LuB 45:56-59). Im Buch Lehre und Bündnisse werden diejenigen als weise bezeichnet, die „die Wahrheit empfangen haben und sich den Heiligen Geist als ihren Führer genommen haben und sich nicht haben täuschen lassen“ (LuB 45:57).

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Fünf von ihnen waren klug, Gemälde von Walter Rane

Fünf von ihnen waren klug, Gemälde von Walter Rane. Beim Zweiten Kommen Jesu Christi wird das Gleichnis von den zehn Jungfrauen in Erfüllung gehen (siehe LuB 45:56,57).

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat darauf hingewiesen, dass jedes Mitglied die Möglichkeit hat, sich den Heiligen Geist als Führer zu nehmen: „Es ist möglich und in einer Welt, die immer schlechter wird, für unser geistiges Wachstum und Überleben unumgänglich, dass wir uns ‚den Heiligen Geist als … Führer‘ nehmen (LuB 45:57). Manchmal reden oder verhalten wir uns als Heilige der Letzten Tage so, als sei es eine Seltenheit oder Ausnahme, dass in unserem Leben der Einfluss des Heiligen Geistes sichtbar wird. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass uns in einem Bund verheißen wurde, dass sein Geist immer mit uns sein wird. Dieser Segen des Himmels erstreckt sich auf jedes Mitglied der Kirche, das getauft, konfirmiert und aufgefordert wurde, ‚den Heiligen Geist [zu empfangen]‘.“ („Damit sein Geist immer mit uns sei“, Liahona, Mai 2006, Seite 30.)

Lehre und Bündnisse 45:60-75

Der Herr spricht über das Neue Jerusalem, also über Zion

Lehre und Bündnisse 45:60,61. Bis das Neue Testament übersetzt ist

Die Arbeit an der inspirierten Übersetzung der Bibel, die der Prophet Joseph Smith im Juni 1830 in New York in Angriff genommen hatte, wurde nach der Ankunft in Kirtland fortgesetzt. Der Prophet hatte bisher ausschließlich am Alten Testament gearbeitet. Bis zum 7. März 1831, als die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 45 gegeben wurde, war er mit der Übersetzung bis Genesis 19:35 gekommen. Der Herr wies Joseph Smith dann aber an, mit der Übersetzung des Neuen Testaments zu beginnen (siehe LuB 45:60,61). Gleich am nächsten Tag begannen der Prophet und Sidney Rigdon mit der Arbeit am Matthäusevangelium. „Seite 1 des Manuskripts ist auf den 8. März 1831 datiert, gefolgt von dem Vermerk: ‚Eine Übersetzung des Neuen Testaments, übersetzt durch die Macht Gottes.‘ Dieser Kommentar zeigt, was die Brüder hinsichtlich des Werks, das sie verrichteten, empfanden.“ (Robert J. Matthews, A Plainer Translation: Joseph Smith’s Translation of the Bible, A History and Commentary, 1985, Seite 73.)

Lehre und Bündnisse 45:62-71. Den Heiligen wird geboten, das Neue Jerusalem zu errichten

Wie Lehre und Bündnisse 45:62-71 zu entnehmen ist, hat der Herr den Heiligen deutlich gemacht, wie sie sich auf die Schwierigkeiten und Katastrophen vorbereiten können, die laut verschiedener Prophezeiungen vor dem Zweiten Kommen des Herrn zunehmen sollten. Insbesondere wurde ihnen gesagt, dass sie sich sammeln und nach dem Muster der Stadt Henochs (siehe Mose 7:18-20) die Stadt Zion errichten sollten. Sie sollte das „Neue Jerusalem“ genannt werden und „ein Land des Friedens, eine Stadt der Zuflucht, ein Ort der Sicherheit“ sein (LuB 45:66). Das Wort Zion hat mehrere leicht unterschiedliche Bedeutungen. Manchmal ist damit das Volk Zion gemeint, also „die im Herzen Reinen“ (LuB 97:21). An anderen Stellen bezieht sich Zion auf die gesamte Kirche und ihre Pfähle in aller Welt (siehe LuB 82:14). Der Begriff Zion kann sich auch auf bestimmte geografische Orte beziehen. In dieser Offenbarung ist Zion eine Stadt, die die Heiligen errichten und in der sie sich sammeln sollten.

Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat über Zion in den Letzten Tagen gesagt:

„Die Errichtung Zions ist eine Sache, die dem Gottesvolk zu allen Zeiten am Herzen gelegen hat, ein Gegenstand, von dem Propheten, Priester und Könige mit besonderer Freude gesprochen haben. Sie haben mit freudiger Erwartung nach dem Tag Ausschau gehalten, nämlich der Zeit, in der wir leben; angefeuert von himmlischer Vorfreude, haben sie unseren Tag besungen und beschrieben und davon prophezeit. Sie sind aber gestorben, ohne ihn erlebt zu haben. Wir sind das begnadete Volk, das Gott sich erwählt hat, um die Herrlichkeit der Letzten Tage zuwege zu bringen; wir dürfen sie erblicken, daran teilhaben und sie herbeiführen helfen.

Jeder Ort, an dem die Heiligen sich sammeln, ist Zion, welches jeder rechtschaffene Mensch als Ort der Sicherheit für seine Kinder aufbauen wird.

Hier und dort wird es einen Pfahl Zions geben, um die Heiligen zu sammeln. … Dort werden eure Kinder gesegnet sein, und ihr werdet euch inmitten von Freunden finden, wo ihr gesegnet sein könnt. Das Evangeliumsnetz fängt welche von jeder Art. …

Wir müssen die Errichtung Zions als unser wichtigstes Ziel ansehen. … Die Zeit wird bald kommen, da man nur in Zion und seinen Pfählen Frieden haben wird.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 203f.)

Präsident Brigham Young (1801–1877) hat die Aufmerksamkeit der Heiligen darauf gelenkt, wie wichtig es ist, in den Letzten Tagen Zion zu errichten:

„Das soll unser Lebenszweck sein: Das Zion unseres Gottes aufzubauen, das Haus Israel zu sammeln, … Erkenntnis und Weisheit aufzuhäufen wie einen Schatz, unser Herz rein und das Volk bereit zu machen, dass es dem Herrn begegnen kann, wenn er kommt. …

Wir haben hier keine andere Aufgabe als die, das Zion Gottes aufzubauen und aufzurichten. Das muss gemäß dem Willen und Gesetz Gottes geschehen [siehe LuB 105:5], nach dem Muster und der Ordnung, nach der Henoch das Zion der früheren Tage aufgebaut und vervollkommnet hat, das ja in den Himmel aufgenommen wurde. … Wir [müssen] uns, durch unsere Glaubenstreue, darauf vorbereiten, dem Zion von oben zu begegnen, wenn es zur Erde zurückkehrt, und das Strahlen und die Herrlichkeit seines Kommens zu ertragen.“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Brigham Young, Seite 111f.)