2019
Eine machtvolle Kraft des Guten
Februar 2019


Junge Erwachsene

Ein überragender guter Einfluss

Wir alle können in der Welt einen guten Einfluss ausüben, ganz gleich, wie groß oder klein unser Wirkungsbereich ist.

Bild
young adults doing good

Alles begann mit einem Schneesturm Mitte April. Das ist in Utah zwar nicht unbedingt ungewöhnlich, aber ich fand trotzdem, dass die schneebedeckten Tulpen auf dem Tempelplatz für die Nachwelt festgehalten werden sollten. Also erstellte ich ein Instagram-Konto – nicht, um irgendwelche Fotos meiner Katzen zu posten (so süß sie auch sein mögen), sondern für Fotos vom Tempel.

So begann ein Jahr, in dem ich täglich etwas postete (und dann folgten ein paar Jahre, in denen ich nur unregelmäßig etwas postete). Es machte Spaß, meine Talente dadurch zu entwickeln, dass ich Fotos vom Tempel machte und sie zusammen mit Zitaten von Führern der Kirche über den Tempel postete. Auch lernte ich den Tempel mehr schätzen.

Aber je mehr Leute ich erreichte, desto klarer wurde mir, dass ich eine tolle Gelegenheit hatte, guten Einfluss auszuüben. Ich bin keine „Influencerin“ in den sozialen Medien, aber ich hoffe, dass ich mit meinen Beiträgen irgendjemandem irgendwo weiterhelfe.

Auch wenn wir alle viel zu tun haben und es in unserem Leben hektisch zugeht, können wir unsere Talente doch einsetzen, um anderen ein Segen zu sein und einen guten Einfluss auszuüben. Schließlich „glauben [wir], dass es recht ist, … Gutes zu tun“ (13. Glaubensartikel).

Ich habe einige andere junge Erwachsene ausfindig gemacht, die sich ebenfalls bemühen, einen guten Einfluss auszuüben. Nachfolgend berichten sie, wie sie Gutes bewirken.

Wendet euch anderen liebevoll zu

Graziely Moreira, 25, hat schon von Kindesbeinen an gelernt, dass man anderen Gutes tun soll. Wenn die Einwohner ihrer Heimatstadt Fortaleza im brasilianischen Bundesstaat Ceará jemanden in Not sehen, helfen sie. „Das gehört zu unserer Kultur“, erklärt sie. Und Mitglieder der Kirche tun auch deshalb Gutes, „weil wir einfach daran denken, dass Jesus Christus gelehrt hat, dass wir andere so lieben sollen wie uns selbst. Also tun wir es einfach. Wir tun es, weil es uns Freude bereitet.“

Graziely ist anderen ein stilles Vorbild und dadurch eine Kraft des Guten. Sie hält nach Bedürftigen Ausschau und ist stets bereit, ihnen zu helfen. Als sie beispielsweise einen alten Mann sah, der sich mit schweren Taschen abmühte, ging sie zu ihm über die Straße und half ihm, die Taschen nach Hause zu tragen. Sie weiß auch, dass wir dann am meisten Gutes tun können, wenn der andere weiß, dass wir es aus Liebe tun und nicht, weil wir es müssen. „Meine Mutter hat mir beigebracht, dass wir andere so behandeln sollen, wie wir von ihnen behandelt werden möchten. Das ist der Plan des himmlischen Vaters – er möchte, dass wir anderen helfen.“

Wir dürfen auch nicht zulassen, dass Dinge wie technische Geräte (unser Smartphone zum Beispiel) uns davon abhalten, uns anderen zuzuwenden und Gutes zu tun, so Graziely. „Das ist ein wichtiger Punkt: Wir müssen einander kennen und wissen, was der andere braucht. Schließlich geht es in unserem Leben nicht um Apps, sondern um Menschen. Es geht darum, was wir tun müssen, um besser zu werden und Jesus Christus nachzufolgen.“ Und dazu gehört vor allem auch, dass wir Gutes tun.

Seid mutig

Normandie Luscher, 29, Kunststudentin aus dem US-Bundesstaat Maryland, arbeitet an ihrem Master-Abschluss und tut mit ihren Kunstwerken Gutes. „In den letzten paar Jahren habe ich mich sehr auf das wichtigste Gebot konzentriert, nämlich Gott und unseren Nächsten zu lieben“, erklärt sie. „In meinen Kunstwerken will ich vor allem Geschichten erzählen. Wir können wirklich lernen, mitfühlend zu sein und unseren Nächsten zu lieben, wenn wir ihm zuhören und seiner Geschichte lauschen.“

Normandie, die von sich sagt, sie stecke voller Ideen, bringt Menschen auf vielerlei Weise zusammen, um Gutes zu tun. Durch ein Schulprojekt begann sie, Geld für ein Frauenhaus vor Ort zu sammeln: Sie organisierte eine Kunstausstellung mit Bildern, in denen sie Ijobs Geschichte aus der Perspektive einer Frau darstellte. „Andere Frauen, die auch zur Ausstellung kamen, erzählten ihre Geschichte und berichteten von ihren Erfahrungen“, erzählt sie. „Das war ein wirklich eindrucksvolles Erlebnis.“

Außerdem setzte Normandie die Idee um, in Gemeinschaftsarbeit eine Online-Zeitschrift auf die Beine zu stellen und selbst zu veröffentlichen. Dazu kontaktierte sie andere Künstler, und gemeinsam erzählten sie dann Geschichten aus dem Buch Mormon mit zeitgenössischen Bildern nach.

Normandie hat festgestellt, dass sie einen guten Einfluss geltend machen kann, wenn sie sich anderen öffnet. „Ich arbeite daran, den Mut zu fassen, mein Innerstes zu zeigen und meine eigenen Erfahrungen und Sichtweisen weiterzugeben. In der Kunst geht es darum, ehrlich zu sein und Ideen auszutauschen. Also bin ich eine Kraft des Guten, wenn ich einfach versuche, die Grundsätze Ehrlichkeit und Mut umzusetzen, auf andere zuzugehen und durch Bilder zu kommunizieren.“

Sie ermuntert andere junge Erwachsene, ebenfalls den Mut zu fassen, Gutes zu tun. „Habt keine Angst davor, nicht genug tun zu können!“, erklärt sie. „Ich glaube, viele Leute schrecken gleich zurück und meinen, sie könnten sowieso nichts machen. Dieser Irrtum führt dazu, dass viel Gutes gar nicht erst getan wird. Habt keine Angst! Habt den Mut, vorwärtszugehen und aktiv zu werden.“

Findet etwas, was euch am Herzen liegt

Matt James, 26, aus Utah hat es sich zur Aufgabe gemacht, denjenigen zu helfen, die nicht mit den gleichen Vorzügen aufgewachsen sind, die er genießt. Das liegt teils daran, dass er Eltern hat, denen Wohltätigkeit am Herzen liegt, und teils an seinem Verantwortungsgefühl, das am besten in den Worten des Lieds „Weil mir so viel gegeben ist“ (Gesangbuch, Nr. 147) zum Ausdruck kommt. Nach seiner Vollzeitmission in Irland und Schottland, wo er afrikanische Flüchtlinge unterwiesen und getauft hatte, wurde Matts Herzenswunsch größer, etwas für diese Menschen zu tun. Als sich die Gelegenheit bot, nach Uganda zu gehen, ergriff er sie.

Er hatte zwar bereits Äthiopien, Peru und Indien bereist, aber „Uganda hat mein Leben verändert“, so Matt. „Ich weiß, dass Gott mich zu einem weisen Zweck in diesen Teil der Welt geführt hat.“ Ein Teil dieses Zwecks bestand darin, dass Matt sich mit einer Frau namens Carolyn anfreundete und sie schließlich taufte. Außerdem sollte er Mitgefühl für die Waisenkinder entwickeln, die er betreute. Als es Zeit für die Heimkehr war, wollte Matt mit diesen Menschen, die ihm ans Herz gewachsen waren, in Kontakt bleiben. Also sprach er mit seinen Eltern. Sie boten ihm finanzielle Unterstützung an, sodass er gemeinsam mit Carolyn in einer Stadt namens Mbale ein Waisenhaus bauen konnte.

Carolyn, die selbst als Waisenkind aufgewachsen war, leitet jetzt das Waisenhaus. Jeden Sommer kehrt Matt nach Uganda zurück. In Zusammenarbeit mit anderen hat er ein größeres Waisenhaus gebaut, das über 200 Kindern Obdach und Schulbildung bietet. Derzeit leitet Matt ein Unternehmen, in dem Schmuck hergestellt wird. Damit wird der Betrieb des Waisenhauses unterstützt.

In unser aller Leben gibt es bestimmte Dinge, die Gott uns als Segen gegeben hat und die uns am Herzen liegen, so Matt. „Ich bin fest davon überzeugt: Wenn jeder sich selbst treu wäre, sich bemühen würde, dem vor ihm liegenden Weg folgen und die Gelegenheiten ergreifen würde, die sich ihm bieten, dann würde jeder so eine Herzensangelegenheit finden. Und wenn jeder sie fände und sich eifrig damit beschäftigen würde, dann wäre die Welt ein viel besserer Ort.“

Es muss nicht kompliziert sein, so eine Herzensangelegenheit zu finden. „Betet zu Gott. Bemüht euch, etwas zu finden, wofür ihr euch begeistern könnt“, schlägt Matt vor. „Betet, um zu erkennen, was euch am Herzen liegt und wo ihr in eurem Wirkungsbereich etwas erreichen könnt, und dann tut es.“

Bild
young adults doing good 2

Betet um Nächstenliebe

Kaveria ei jätetä. Das ist finnisch und bedeutet: „Niemand wird zurückgelassen.“ Der Ausspruch stammt zwar aus Kriegszeiten, aber die Finnen nehmen ihn sich heute noch zu Herzen. Den 23-jährigen Rolle Rantaniemi aus Uusimaa inspiriert der Ausspruch, Gutes zu tun.

„Ich habe für mich eine Regel aufgestellt: Jedes Mal, wenn ich jemanden sehe, der allein ist, gehe ich zu ihm, ganz gleich, wo wir sind. Niemand sollte jemals allein sein. Als Kind war ich in der Schule und in der Kirche ganz allein. Ich hatte keine Freunde, und ich weiß, wie traurig man ist, wenn man einsam ist. Das ist etwas, was ich der finnischen Mentalität verdanke: Es soll niemand zurückgelassen werden.“

Die Erkenntnis, dass Beziehungen nach diesem Leben weiterbestehen können, ist für Rolle eine treibende Kraft. „Deshalb ist es meiner Meinung nach am wichtigsten, dass wir uns darauf konzentrieren, uns weiter positiv zu verändern. Seid ein gutes Vorbild, seid gute Menschen, seid eifrig und eignet euch all die anderen christlichen Eigenschaften an. Außerdem ist es wichtig, Beziehungen aufzubauen, Freundschaften zu schließen, Nächstenliebe zu haben und andere zu lieben und ihnen zu dienen.“

Rolle glaubt, dass es uns am meisten dabei hilft, Gutes zu tun, wenn wir christliche Nächstenliebe entwickeln. „In Moroni 7:48 steht, dass wir um Nächstenliebe beten sollen. Ich habe schon bemerkt: Wenn ich das jeden Tag tue und den Vater im Himmel bitte, mir Gelegenheiten zum Dienen zu geben, erkenne ich sie auch eher. Wenn wir wirklich die Augen öffnen, bieten sich Gelegenheiten zum Dienen, an die wir nie gedacht hätten.“

Rolle fährt fort: „Selbst Kleinigkeiten sind wichtig. Wenn man allein schon auf Kleinigkeiten achtet und helfend zur Stelle ist, kann man viel erreichen.“

Inspiriert andere dazu, sich hohe Ziele zu stecken

Daniel Godoy, 23, strahlt Licht und Güte aus, und das liegt zum großen Teil an seinen Entscheidungen. Er übt allein schon durch sein Beispiel einen guten Einfluss aus.

Daniel wuchs als Einzelkind in einer chilenischen Kleinstadt in der Nähe von Santiago auf. Er beobachtete, wie engagiert seine Eltern Dienst am Nächsten leisteten und nach dem Evangelium lebten. Als das Mindestalter für Missionare gesenkt wurde, war Daniel der Erste in seinem Pfahl, der mit 18 Jahren auf Mission ging. Dies inspirierte viele junge Männer, sich ebenfalls darauf vorzubereiten, früher auf Mission zu gehen. Nach seiner Mission in Kolumbien war Daniel auch der Erste in seinem Heimatort, der zwecks Studium das Land verließ. Sein Tatendrang regte andere dazu an, sich Bildung anzueignen. „Irgendwie habe ich sie inspiriert, sich hohe Ziele zu stecken“, erklärt er. „Ich fand es toll, dass ich mit diesem kleinen Schritt andere inspiriert habe.“

Das Studium in den USA ist auch ausschlaggebend für Daniels Pläne, anderen weiterhin zu helfen und Gutes zu tun. „Mein langfristiges Ziel besteht darin, nach Chile zurückzukehren und den Menschen dort zu helfen – ihnen zu dienen. Ich bin in die USA gekommen, weil ich weiß, dass ich dadurch die Gelegenheit haben werde, auch den Menschen in Chile zu helfen.“

Daniel räumt ein: „Natürlich bin ich nicht vollkommen. Ich gebe aber mein Bestes, und ich glaube, dass ich andere dadurch inspiriere und sie motiviere, selbst weiterzumachen.“

Lasst andere an Gottes Liebe teilhaben

Als die Kalifornierin Katelyn Rae, 27, einen Abschluss in Sozialarbeit erwarb, konnte sie sich nicht für einen bestimmten Berufszweig entscheiden. Die humanitäre Hilfe hatte es ihr aber irgendwie angetan. Sie erkannte, wie Gott sie auf ihrem Weg Schritt für Schritt leitete, und ist jetzt Projektleiterin für eine gemeinnützige Organisation, die weltweit Armut bekämpft.

Sie hat sich in Griechenland um Flüchtlinge und in Nepal um Opfer von Missbrauch oder Misshandlung gekümmert, die, wie sie erklärt, „die schlimmste Zeit ihres Lebens durchmachen. Ich bin einfach nur mit ihnen zusammen und kann nicht sonderlich viel tun. Ich kann weder die Regierung austauschen noch irgendwelche Bestimmungen ändern, aber eines kann ich: Ich kann Menschen in Not Liebe erweisen.“ Und ganz gleich, mit wem sie zusammen ist, ist ihr bewusst, wie wichtig es für andere ist, Gottes Liebe zu verspüren. „Wenn ich es schaffe, anderen dieses Gefühl zu vermitteln, dann habe ich es gut gemacht und glaube, dass Gott sich über mich freut.“

Dank ihrer Erfahrungen kann Katelyn die Probleme anderer Menschen aus einem größeren Blickwinkel betrachten. „In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen geschieht es leicht, dass wir nur an unsere eigenen Probleme denken“, sagt sie. „Ständig fragen wir uns: Was soll ich beruflich machen? Was soll ich studieren? Wie finde ich meinen ewigen Partner? Das ist ja alles auch wichtig, aber ich glaube, wenn wir es schaffen, über unseren Tellerrand hinauszuschauen, dann finden wir das, wonach wir wirklich suchen.“

Katelyn fährt fort: „Wenn wir einfach dem Heiligen Geist nahe bleiben, führt und leitet Gott uns, und dann können wir all das Gute, was uns vorschwebt, vollbringen. Jeder möchte wohl Gutes tun, selbst wenn es nur in seiner Umgebung oder in der Familie ist. Jede Kleinigkeit – sei es, dass wir einen Freund aufrichten oder für einen Angehörigen da sind –, all die kleinen Augenblicke, in denen wir wissen, dass wir gerade das getan haben, was sich Gott von uns gewünscht hat, haben eine große Auswirkung auf unser Leben und auf das anderer.“

Euer Einfluss

Ihr müsst nicht anfangen, Waisenhäuser zu bauen, um in der Welt Gutes zu tun. Ihr braucht kein Instagram-Konto mit Tempelfotos erstellen oder Leiter einer gemeinnützigen Organisation werden. Ihr könnt euch aber überlegen, wie ihr eure einzigartigen Talente einsetzen könnt, um einen guten Einfluss auszuüben.

Ich bin davon überzeugt, dass diese Worte von Präsident Thomas S. Monson (1927–2018) an Frauen in der Kirche auch voll und ganz für junge Erwachsene gelten: „Sie sind eine machtvolle Kraft des Guten, eine der stärksten in der ganzen Welt. Ihr Einfluss reicht weit über Sie selbst und Ihre Familie hinaus und berührt andere überall auf dem Erdenrund.“ („Drei Ziele als Wegweiser“, Liahona, November 2007, Seite 120.) Tut also weiterhin Gutes, und zwar so viel, wie ihr könnt. Ihr werdet mehr erreichen, als ihr glaubt. Dann sind wir gemeinsam so eine machtvolle Kraft des Guten.