2010
Vom Geist geführt
Januar 2010


Das Evangelium in meinem Leben

Vom Geist geführt

Der Bauarbeiter lag dort, wo er niedergefallen war, in einer gefährlichen Lage auf einem zwanzig Zentimeter breiten Balken in dreißig Meter Höhe. Er war von einem herabstürzenden Stahlträger getroffen worden, der ihn am linken Arm und linken Bein verletzt hatte.

Als Sanitäter der Luft-Ambulanz von Yorkshire, die für den größten Teil Nordenglands zuständig ist, weiß ich weder, was der nächste Notruf mir abverlangt, noch was uns erwartet, wenn wir am Unfallort eintreffen.

In diesem Fall durfte das Opfer erst bewegt werden, nachdem seine Verletzungen untersucht worden waren. Ich wurde von einem Kran auf einer Transportplattform aus Metall hinaufgezogen. Nachdem ich das Opfer erreicht hatte, hielt mich ein Bauarbeiter am Rücken meiner reflektierenden Jacke fest. Er diente als menschlicher „Kran“, damit ich mehr Bewegungsspielraum hatte, das Opfer zu untersuchen.

In einer Situation wie dieser setzen die Automatismen des jahrelangen Trainings ein, und so begann ich damit, die Schwere der Verletzungen einzuschätzen. Das Knie hatte der Ersthelfer der Bauarbeiterkolonne mit einem Notfall-Druckverband verbunden. Normalerweise würde ich, so wie die Standardprozedur es vorgibt, die Verletzung untersuchen, um ihre Schwere festzustellen.

Aber als ich meine Hand ausstreckte, gab mir der Heilige Geist ein: „Nimm den Verband nicht ab.“ Deshalb rührte ich ihn nicht an. Drei Mal während der Untersuchung rieten mir andere Beteiligte – der Ersthelfer, mein Kollege auf dem Boden und ein Arzt –, die Wunde am Knie zu untersuchen, doch drei Mal drängte mich der Geist, den Verband nicht abzunehmen. Nachdem wir den Patienten stabilisiert hatten, hoben wir ihn auf die Transportplattform. Wir wurden beide auf den Boden abgesenkt, und er wurde ins Krankenhaus gebracht.

In der Notaufnahme wartete das Notfallteam auf uns. Ein Arzt entfernte kurzerhand den Verband vom Knie. Sofort riss eine Arterie und der Patient begann stark zu bluten. Hier im Krankenhaus konnte diese lebensbedrohliche Situation schnell behoben werden. Wäre dies jedoch auf dem Balken in dreißig Meter Höhe geschehen, hätte das Opfer womöglich nicht überlebt.

Jeden Morgen bete ich und bitte den himmlischen Vater, mir zu helfen, mich mit Inspiration zu segnen, damit ich weiß, wie ich meinen Brüdern und Schwestern, die sich heute in Not befinden, am besten helfen kann. Im Laufe der Jahre hat mich die Erfahrung gelehrt, immer das zu tun, was der Geist mir eingibt. Dieser Gehorsam hat auch mich beschützt.

Beispielsweise gehört zu meinen Aufgaben, als Navigator den Hubschrauberpiloten zum Unfallort zu lotsen. Rettungshubschrauber können fast überall hinfliegen und sind deshalb unersetzlich, wenn es darum geht, einen Unfallort schnell zu erreichen; dadurch sind sie aber auch sehr gefährdet. Wenn wir mit 225 Kilometern pro Stunde fliegen, sind Hochspannungs- und Telefonleitungen fast unsichtbar. Sie können einen Hubschrauber im Nu aufschneiden.

Bei einem Flug mussten wir einmal an einem höchst ungünstigen Platz landen. Plötzlich gab mir der Geist ein: „Leg das Klemmbrett nieder!“ Fast unmittelbar darauf noch einmal das Gefühl: „Leg es nieder!“ Darauf lehnte ich mich vor, um das Klemmbrett auf meine Tasche zu legen. Dabei veränderte sich mein Blickwinkel, und ich sah die Hochspannungsleitung direkt unter uns. „Leitungen! Leitungen! Leitungen unter uns!“, war alles, was ich herausbrachte. Wir hatten die Leitung zwar schon berührt und nach unten gebogen, doch der Pilot reagierte schnell und zog den Hubschrauber hoch. Wir waren gerettet. Das war das Gefährlichste, was ich je erlebt habe. Ohne die Führung des Heiligen Geistes hätte dieser Notfalleinsatz ein völlig anderes Ende genommen.

Ich bin so dankbar dafür, dass der himmlische Vater so liebevoll ist und weiß, was wir brauchen. Der Herr wacht beständig über uns. Er möchte, dass wir alle geistig sicher bleiben und zu ihm zurückkehren; deswegen spricht er oft zu uns durch die sanfte, leise Stimme des Geistes. Wir müssen nur zuhören und gehorchen.

Ohne die Führung des Heiligen Geistes hätte dieser Notfalleinsatz ein völlig anderes Ende genommen.