2010
So kam das Glück zu uns
Januar 2010


Heim und Familie

So kam das Glück zu uns

Während der Perestroika war das Leben schrecklich hart, und unsere Familie drohte zu zerbrechen. Dann lernten wir die Missionare kennen, und langsam fügte sich alles wieder zusammen.

Ich dachte immer, wir hätten eine starke Familie. Unsere drei Jungen und zwei Mädchen waren ganz normale Kinder und wir hatten nur die üblichen Probleme mit ihnen. Wenn sie sich schlecht benahmen, wurde ich manchmal ärgerlich. Danach fragte ich mich, warum ich nur so wütend geworden war.

Damals wusste ich nicht, dass in Russland die Perestroika – eine Zeit der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen – begann. Ich wusste nicht, dass die Waren aus den Regalen aller Geschäfte verschwinden und dass wir monatelang und später jahrelang keine Gehaltsschecks bekommen würden. Das Leben wurde sehr schwierig. Wir hatten Auseinandersetzungen, und mein Mann und ich waren kurz davor, uns scheiden zu lassen. In der Gesellschaft nahm der Drogenkonsum epidemische Ausmaße an, und einer unserer Söhne fing auch an, Drogen zu nehmen. Es kam mir so vor, als ob bei uns die Sonne nicht mehr durchs Fenster scheine. Ich wusste nicht, zu wem ich beten sollte, aber ich bat dennoch Gott um Hilfe. Wir kämpften mit all unserer Kraft, und nach und nach zogen wir uns aus diesem Sumpf heraus.

Im Sommer 1998 fanden uns die Missionare. Unser Leben änderte sich um 180 Grad, und wir schlugen eine neue Richtung ein. Innerhalb von fünf Jahren gingen wir in den Tempel und wurden als Familie für alle Ewigkeit gesiegelt.

Als unser mittlerer Sohn auf Vollzeitmission in Tschechien war, schrieb er uns in jedem Brief: „Seid stark und glaubenstreu. Zusammen sind wir die glücklichste Familie.“ Sogar meine Freunde sagen mir, dass ich die glücklichste Frau auf der Welt sein müsse, da ich so viele Kinder und Enkelkinder habe und wisse, dass ich niemals unter Einsamkeit leiden werde.

Zurückblickend wird mir deutlich, dass unsere Familie, wie die Menschen, die König Benjamin zugehört hatten, eine mächtige Wandlung im Herzen erlebt hat und dass wir Kinder Christi geworden sind (siehe Mosia 5:7). Für mich war das eine enorme Wandlung. Bevor ich eine Heilige der Letzten Tage war, ergriff ein unerträglicher Schmerz mein Herz und meine Seele, wann immer ich an den Tod dachte. Ich brauchte alle Kraft, um solche Gedanken wieder zu verscheuchen. Nun verspüre ich Frieden in meiner Seele.

Ich habe gelernt, dass man Glück auf ganz unterschiedliche Weise erleben kann. Man kann es in der dunkelsten Gewitterwolke finden oder auch, wenn die Erde unter der Hitze ausdörrt. Es lässt sich in den warmen Sonnenstrahlen inmitten des strömenden Regens finden. Wir finden es im Frühling im ersten grünen Blatt, das aus der sprießenden Knospe einer Pappel hervorragt. Oder im zarten, weißen Blütenblatt, das sich seinen Weg aus dem Ast eines Apfelbaumes bahnt. Wir finden es in der Dunkelheit des Nachthimmels mit seinen tausenden funkelnden Sternen. Oder im mitfühlenden Blick eines lieben Menschen. Wir erkennen es in den leuchtenden Augen auf einem Familienfoto.

Ich bin auch glücklich, wenn ich jemandem etwas Gutes tue. Dieses Glück wärmt meine Seele mit einer sanften Flamme, wenn ich zum himmlischen Vater bete. Wenn ich manchmal denke, dass ich mehr möchte, erinnere ich mich daran, dass ich lernen muss, das zu schätzen, was ich bereits habe – was der Herr selbst mir gegeben hat.

Links: Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung von Familie Schmakowa; rechts: Foto von Steve Bunderson