2006
Ein Zuhause in Mosambik
Januar 2006


Ein Zuhause in Mosambik

Durch ihren engagierten Dienst helfen die Jugendlichen in Mosambik ihren Mitmenschen, sich ganz wie zu Hause zu fühlen.

Mosambik. Manche denken bei diesem Wort an exotische Tiere, an die üppige Pflanzenwelt oder an weiße Sandstrände. Manch einer weiß vielleicht gar nicht, dass dieses Land im Südosten Afrikas liegt, und muss erst im Atlas nachschlagen. Aber Maria da Conceição ist dort zu Hause. Und dank der Mitglieder des Zweiges Inhamízua und einiger Missionare hat Maria in Mosambik jetzt auch ein richtiges Zuhause.

Maria ist eine zierliche Frau mit riesigem Elan. Ihr Mann und ihre älteste Tochter hatten sie verlassen, und sie musste ihre zwei kleinen Kinder allein großziehen. Von Geburt an leidet Maria an einer kräftezehrenden Krankheit, und die monatliche Miete aufzubringen fiel ihr schwer. In Mosambik ist die Arbeitslosenrate sehr hoch, und es ist fast unmöglich, Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Dennoch war Maria in der Lage, für ihren kargen Lebensunterhalt zu sorgen, und sie tat, was in ihren Kräften stand.

Ich war damals Vollzeitmissionar in Mosambik. Als ich Maria kennen lernte, war ich von ihrer positiven Einstellung und ihrer Lebensfreude beeindruckt. Sie arbeitete emsig in ihrem Machamba (großer Garten), um sich und ihre beiden Kinder zu erhalten und die Miete für die kleine Lehmhütte aufzubringen.

Die Mitglieder der Kirche unterstützten sie, indem sie für Essen und medizinische Behandlung aufkamen. Leider starben die beiden Kinder innerhalb von drei Wochen an einer Krankheit, für die es dort nicht die richtigen medizinischen Behandlungsmöglichkeiten gab. In Mosambik sind Tod und Leid an der Tagesordnung.

Ich war damals Präsident des kleinen Zweiges und machte mir allergrößte Sorgen um Maria. Sowohl die Jugendlichen als auch die Erwachsenen unseres abgelegenen Zweiges taten, was sie konnten, um Maria zu helfen. Einige arbeiten bei ihr im Machamba, andere brachten Lebensmittel, und ein paar steuerten sogar etwas zur Miete bei, aber das alles war keine Dauerlösung.

Eines Nachts sann ich darüber nach, was da zu tun wäre, und da hatte ich die Eingebung, dass wir ein ehrgeiziges Projekt für die Jugendlichen starten könnten: Wir bauen ein Haus für Maria! Mein Mitarbeiter, Elder Bis-Neto, und ich schlugen dies den jungen Mitgliedern im Zweig vor, und sie waren von der Idee begeistert. Es war nur wenig Geld dafür vorhanden, und es machte viel Arbeit, doch da es so viele eifrige Hände gab und das Haus nach afrikanischer Tradition aus Lehm und Holz gebaut werden sollte, nahm der Plan bald Gestalt an, und die jungen Leute machten sich an die Arbeit.

Holz musste her

Alle waren sofort mit Feuereifer bei der Sache. Zunächst galt es, Holz zu beschaffen.

Ein Ausflug in den Dschungel Afrikas auf der Suche nach Holz für ein Haus ist nichts für Furchtsame. Die Jugendlichen und die Missionare unternahmen viele solcher Touren: Zwei Stunden ging es durch die dichte, sumpfige Savanne, durch endlose Reisfelder, durch dichten Dschungel und hüfttiefen Matsch, denn wir wollten ja genau die richtigen Bäume für Marias Haus finden. Mit Macheten fällten wir die schlanken Stämme und banden sie für den Rückweg zu Bündeln zusammen. Ein paar Jugendliche fertigten aus dem hohen Gras rasch Hüte an, die ihren Kopf vor den rauen Stämmen schützten.

Nun kam der schwierigste Teil des Weges. Wir trugen schwere Lasten auf dem Kopf, bahnten uns einen Weg durch das Dickicht und hielten der sengenden Sonne stand. So schleppten wir die Stämme nach Hause. Und unterwegs sangen die Jugendlichen frohgemut Zionslieder.

Der achtzehnjährige Alves Elídio Eguimane Razão sagt: „Es war massenhaft harte Arbeit, aber wir haben jede Minute davon genossen!“

Baumstamm für Baumstamm entstand das Holzgerüst, und wir achteten sehr darauf, dass auch fest und dauerhaft gebaut wurde. Viele helfende Hände deckten das Dach mit Plastikbahnen, über die gewebte Grasmatten gebreitet wurden. Das Dach musste ja vor den heftigen Stürmen der Regenzeit Schutz bieten.

Lehm wird angerührt

Lehmwände, Lehmboden und Lehmhaufen – Lehm war an den meisten Arbeitstagen die Hauptsache. Schubkarrenweise wurde der dicke, braune Lehm herangekarrt und nass gemacht. Dutzende Jugendliche und weitere Mitglieder des Zweiges beteiligten sich daran, den Lehm zu mischen und das Holzgerüst damit zu bedecken. Zuerst wurden die Außenwände fertig gestellt, danach die Innen- und die Zwischenwände. Wir hatten schließlich die Wände mit einer etliche Zentimeter dicken Schicht aus festem, trockenem Lehm bedeckt, und langsam nahm das Haus Gestalt an. Um dem Inneren einen gewissen Pfiff zu geben, brachten wir ganz sorgfältig noch eine besondere Lehmschicht auf dem Fußboden und den wasserfesten Flächen an.

Es war eine Zeit harter Arbeit, aber alle waren gut gelaunt und lächelten viel, und die Nachbarn staunten nur so, als sie sahen, wie die Missionare und die Jugendlichen dicke Holzbündel schleppten, eimerweise Wasser herbeischafften und Lehm verarbeiteten.

Zu guter Letzt wurde die Tür eingebaut, ein Schloss wurde angebracht, und das Haus war fertig. Nach über eintausend Arbeitsstunden, die von mehr als 40 Mitgliedern und etlichen Missionaren geleistet worden waren, hatte Maria da Conceição nun ein nettes, eigenes Zuhause.

Es wurde aber nicht allein ein Haus für Maria gebaut, sondern es kam noch mehr Gutes durch dieses Projekt zustande.

Der neunzehnjährige Helder Manuel Tomo half beim Hausbau mit, obwohl er damals noch gar nicht Mitglied der Kirche war. Er sagt: „Es war einfach toll, für Maria dieses Haus zu bauen! Das erste Mal bin ich mit Jonqueiro zur Kirche gegangen; er ist einer meiner besten Freunde und war im Begriff, auf Mission zu gehen. Die Kirche hat mir wohl gefallen, aber irgendwie kam ich mich immer wie ,der Neue‘ vor.“

Als Helder aber mit an dem Haus baute, lernte er die Jugendlichen des Zweiges besser kennen. „Das war für mich ein neues Gefühl – ich gehörte dazu und hatte eine Menge Freunde. Das hat mir schließlich den letzten Schubs gegeben: Ich ließ mich taufen und wurde dadurch Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Jonqueiro hat mich getauft. Ich bin sehr dankbar dafür, dass er mich zur Kirche mitgenommen hat und dass er mir durch dieses schöne Dienstprojekt geholfen hat, in der Kirche meinen Platz zu finden.“

Der zweiundzwanzigjährige Jonqueiro Alai Malaica sagt: „Es war ein tolles Dienstprojekt für alle Mitglieder. Es war nicht leicht, aber die Sache war es wert.“ Seiner Meinung nach ist der Zweig dadurch enger zusammengewachsen.

„Ich bin auch dankbar für die Jugendlichen; sie haben Helder freundlich aufgenommen“, sagt Jonqueiro. Helder ist derzeit ein eifriger Zweigmissionar und hat vor, ebenfalls auf Mission zu gehen.

Auf einem winzigen Fleckchen Land steht in einer entlegenen Ortschaft in Mosambik das Haus von Maria da Conceição als Zeugnis für die Liebe zum Evangelium und den Gehorsam gegenüber dessen Grundsätzen. Maria und die Mitglieder des Zweiges Inhamízua haben erfahren, dass es selbst in den schwierigsten Prüfungen des Lebens Hoffnung gibt, wenn die Mitglieder nämlich zusammenarbeiten, um Gutes zu bewirken.

Benjamin Thomas Garrison war Vollzeitmissionar in der Mosambik-Mission Maputo.

Anmerkung des Herausgebers: Die Mitglieder des Zweiges Inhamízua haben es nicht bei Marias Haus bewenden lassen. Die freiwilligen Helfer und die Missionare haben inzwischen zwei weitere Häuser neu aufgebaut.

Wissenswertes über Mosambik

Mosambik ist ein Land an der südostafrikanischen Küste. Die Einwohnerzahl beträgt fast 19 Millionen, 3000 Menschen gehören der Kirche an. Die Mosambik-Mission Maputo ist die 339. Mission der Kirche. Sie wurde im Januar 2005 gegründet. Es dienen dort etwa 30 Vollzeitmissionare.