2000–2009
Opfern ist Freude und Segen zugleich
Oktober 2005


Opfern ist Freude und Segen zugleich

Ich bitte darum, dass wir alle zu Heiligen werden – bereit, zu opfern, und würdig, die besonderen Segnungen des Herrn zu empfangen.

Guten Tag, Brüder und Schwestern. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Eine Religion, die nicht fordert, dass man alles opfert, hat niemals die Kraft, den Glauben hervorzubringen, der zum Leben und zur Errettung führt.“ (Lectures on Faith,1985, Seite 69.) Wenn wir die Geschichte in den heiligen Schriften zusammenfassen, lässt sich sagen, dass es eine Geschichte des Opferns ist.

Wir finden in den heiligen Schriften wunderbare Beispiele von Menschen, die ihr Leben geopfert haben, um sich ihren Glauben und ihr Zeugnis zu bewahren. Ein Beispiel dafür stammt aus der Geschichte von Alma und Amulek, die zu ihrem Leidwesen zusehen mussten, wie in Ammoniha Menschen ins Feuer geworfen wurden und starben, dabei aber ihren Glauben behielten (siehe Alma 14:7-13).

Wir denken dabei auch an Jesus Christus, der sich herabließ, aus der Gegenwart seines Vaters auf diese Erde zu kommen, und unter schlimmeren Schmerzen, als je ein Mensch ertragen musste, ein Opfer brachte, um die Welt zu erretten.

In dieser letzten Evangeliumszeit sind viele Pioniere gestorben und haben das letzte Opfer gebracht, um sich ihren Glauben zu bewahren.

Heutzutage ist es eher unwahrscheinlich, dass von uns ein so großes Opfer wie das Leben selbst gefordert wird, aber wir finden viele Beispiele von Heiligen, die schmerzhafte Opfer bringen, um ihren Glauben und ihr Zeugnis lebendig zu erhalten. Vielleicht ist es sogar schwerer, die alltäglichen kleinen Opfer zu erbringen. Beispielsweise kann man es als ein kleines Opfer ansehen, dass man den Sonntag heilig hält, täglich in den heiligen Schriften liest oder den Zehnten zahlt. Aber diese Opfer fallen uns nur dann leicht, wenn wir willens und entschlossen sind, alle Opfer zu bringen, die nötig sind, um diese Gebote zu halten.

Wenn wir diese kleinen Opfer bringen, werden wir dafür durch weitere Segnungen vom Herrn entschädigt. König Benjamin hat gesagt: „Ihr seid noch immer in seiner Schuld und seid und werdet es sein für immer und immer.“ (Mosia 2:24.) Und wie sein eigenes Volk ermuntert König Benjamin auch uns, damit wir noch mehr Segnungen empfangen, indem wir beständig dem Wort des Herrn gehorchen.

Ich finde, dass die allererste Segnung, die wir durch Opfern empfangen, die Freude ist, die wir spüren, wenn wir den Preis zahlen. Vielleicht wird uns sogar schon der Gedanke zum Segen, dass das Opfer selbst ein Segen sein kann. Wenn wir solche Gedanken hegen und die Freude verspüren, dann haben wir vielleicht schon eine Segnung empfangen.

Vor kurzem habe ich diese Art von Segnung bei den Heiligen in Korea erlebt, die an der Feier zum 50. Jahrestag der Weihung Koreas für das Evangelium und zum 200. Jahrestag der Geburt von Joseph Smith mitgewirkt haben. Ich möchte Ihnen kurz von ihren Opfern und von der Freude und den Segnungen berichten, die sie erfahren haben.

Um das Evangelium zu feiern, das vielen Menschen in Korea nach den schmerzlichen Erlebnissen des Koreakriegs wieder Mut und Hoffnung gab, begannen die Mitglieder bereits vor über einem Jahr mit den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten. Viele Mitglieder in Korea – die PV, die Jungen Männer und Jungen Damen, die Jungen Alleinstehenden Erwachsenen, die FHV-Schwestern und andere – probten gemeinsam. Viele alte Volkstänze wurden einstudiert, darunter der Blumentanz, der Kreistanz, der Fächertanz und der Bauerntanz. Sie führten Trommelstücke und Taekwondo-Aufführungen vor, es gab Theaterstücke, Standardtänze, Musicals, Animationen und Chorauftritte.

Weil die jungen Männer mit den Trommeln so viel Lärm machten, beschwerten sich die Nachbarn, und sie durften nicht mehr üben. Oft waren die langen Proben sehr kräftezehrend, aber sie hatten doch Freude daran. Ich weiß von niemand, der sich über die Anstrengungen und Opfer beschwert hat, etwa wenn man um vier Uhr morgens aufstehen musste, um mit dem Bus zu den gemeinsamen Proben zu fahren. Sie waren für die Segnungen des Herrn dankbar und freuten sich sehr, dass sie diese Dankbarkeit auch zeigen konnten.

Viele ehemalige Missionare aus Übersee kamen mit Frau und Kindern für diese Feierlichkeiten nach Korea zurück. Sie hatten ein Opfer gebracht, als sie damals nach Korea auf Mission gingen. Diesmal brachten sie wieder ein Opfer an Zeit und Geld, um ihre Familien dorthin zu bringen und an den Feierlichkeiten im heißen Sommer teilzunehmen. Aber sie freuten sich und waren dankbar für alle Veranstaltungen, die sie besuchen konnten.

Als Ansporn für die Heiligen in Korea und andere sandte der Herr seinen Propheten, Gordon B. Hinckley, nach Korea. Präsident Hinckley brachte ein großes Opfer. Er machte sich auf den Weg und kam im Rahmen einer 13-tägigen Weltreise nach Korea, um mit den Heiligen, die er schon seit vielen Jahren so lieb hat, zusammenzukommen und ihnen persönlich die Liebe des Herrn zu vermitteln. Doch niemand empfand dies alles als Opfer. Stattdessen gab es Tränen der Freude und Dankbarkeit. Ist dies nicht die Segnung, von der wir sprechen?

Brüder und Schwestern, haben Sie keine Angst davor, Opfer zu bringen. Erfreuen Sie sich am Glück und an den Segnungen, die das Opfer mit sich bringt.

Manchmal gibt es einen zeitlichen Abstand zwischen dem Opfer und der Segnung. Das Opfer erfolgt gemäß unserem Zeitplan, doch die Segnung kommt möglicherweise nicht nach unserem, sondern nach dem Kalender des Herrn. Aus diesem Grund tröstet uns der Herr mit den Worten: „Darum werdet nicht müde, Gutes zu tun, denn ihr legt die Grundlage für ein großes Werk.“ (LuB 64:33.)

Die Segnungen erreichen uns mit Sicherheit. Vergessen Sie nicht, dass das Opfer selbst eine Art Segnung sein kann. Lassen Sie uns im Kleinen Opfer bringen.

Wenn wir im Buch Mormon lesen und uns dabei die müden Augen reiben, dann wollen wir daran denken, dass wir dem Rat unseres Propheten folgen. Freuen wir uns an diesem Wissen! Wir haben immer wieder Rechnungen zu bezahlen, aber wenn wir den Zehnten zahlen, wollen wir uns darüber freuen, dass wir dem Herrn etwas geben können.

Dann kommen noch größere Segnungen auf uns herab. Wir werden überrascht und erfreut sein wie bei einem unerwarteten Geschenk.

Präsident Spencer W. Kimball hat gesagt: „Wenn wir geben, stellen wir fest, dass Opfer die Segnungen des Himmels hervorbringen. [Siehe ‚Preiset den Mann‘, Gesangbuch, Nr. 17.] Und am Ende stellen wir fest, dass es gar kein Opfer gewesen ist.“ („Becoming the Pure in Heart“, Ensign, März 1985, Seite 5.) Ich bitte darum, dass wir alle zu Heiligen werden, die bereit sind zu opfern, und würdig, die besonderen Segnungen des Herrn zu empfangen. Der Herr wird über uns wachen, sodass es nicht zu schwer wird, jedwedes Opfer zu ertragen. Im Namen Jesu Christi. Amen.