Heilige Schriften
Apostelgeschichte 7


Kapitel 7

Stephanus gibt die Geschichte Israels wieder und bezeichnet Mose als Sinnbild für Christus – Er bezeugt Israels Abfall vom Glauben – Er sieht Jesus zur rechten Hand Gottes – Das Zeugnis des Stephanus wird verworfen und er erleidet den Tod durch Steinigung.

1 Der Hohepriester fragte ihn nun: „Verhält sich dies so?“

2 Da antwortete Stephanus: „Werte Brüder und Väter, hört mich an! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien wohnte, bevor er sich in Haran niederließ,

3 und gebot ihm: ‚Verlass dein Heimatland und deine Verwandtschaft und ziehe in das Land, das ich dir zeigen werde!‘

4 Da zog er aus dem Land der Chaldäer aus und ließ sich in Haran nieder. Von dort ließ Gott ihn dann nach dem Tod seines Vaters in dieses Land hier übersiedeln, das ihr noch jetzt bewohnt;

5 doch gab er ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fuß breit, verhieß ihm jedoch, er wolle es ihm und seiner Nachkommenschaft späterhin zum Eigentum geben, obgleich er damals noch kein Kind hatte.

6 So lauteten aber Gottes Worte: ‚Seine Nachkommen werden als Fremde in einem fremden Land ansässig sein, wo man sie vierhundert Jahre lang knechten und misshandeln wird;

7 doch das Volk, dem sie als Knechte dienen werden, will ich richten‘, sagte Gott, ‚und hierauf werden sie ausziehen und mir an diesem Ort dienen.‘

8 Dann gab Gott ihm den Bund der Beschneidung, und so wurde Abraham der Vater Isaaks, den er am achten Tag beschnitt; Isaak wurde dann der Vater Jakobs und Jakob der Vater der zwölf Stammväter.

9 Weil dann aber die Stammväter auf Josef neidisch wurden, verkauften sie ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm

10 und rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und verlieh ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem ägyptischen König, der ihn zum Gebieter über Ägypten und über sein ganzes Haus einsetzte.

11 Da kam eine Hungersnot und große Drangsal über das ganze Land Ägypten und Kanaan, und unsere Väter hatten nichts zu essen.

12 Als aber Jakob erfuhr, dass in Ägypten Getreide zu haben sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal hin.

13 Beim zweiten Mal gab sich dann Josef seinen Brüdern zu erkennen, und Josefs Herkunft wurde dem Pharao bekannt.

14 Josef sandte dann hin und ließ seinen Vater Jakob und seine gesamte Verwandtschaft holen, im Ganzen fünfundsiebzig Seelen.

15 So zog denn Jakob nach Ägypten hinab, wo er starb und ebenso auch unsere Väter;

16 sie wurden nach Sichem überführt und in dem Grab beigesetzt, das Abraham für eine Geldsumme von den Söhnen Hamors in Sichem gekauft hatte.

17 Je näher aber die Zeit der Verheißung kam, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, desto mehr wuchs das Volk in Ägypten an und wurde zahlreich,

18 bis ein anderer König zur Regierung über Ägypten kam, der von Josef nichts wusste.

19 Dieser verfuhr arglistig gegen unser Volk und misshandelte unsere Väter: Sie mussten ihre neugeborenen Kinder aussetzen, damit diese nicht am Leben blieben.

20 In dieser Zeit wurde Mose geboren und war ein ausnehmend schönes Kind; drei Monate lang wurde er im Elternhaus aufgezogen,

21 und als man ihn dann ausgesetzt hatte, nahm ihn die Tochter des Pharaos zu sich und erzog ihn, als sei er ihr eigener Sohn.

22 So wurde denn Mose in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war mächtig in Wort und Tat.

23 Als er aber volle vierzig Jahre alt geworden war, stieg das Verlangen in ihm auf, einmal nach seinen Brüdern, den Israeliten, zu sehen;

24 und als er einen von ihnen sah, dem Unrecht geschah, leistete er ihm Beistand und rächte den Misshandelten, indem er den Ägypter erschlug.

25 Dabei war er der Meinung, seine Brüder würden zu der Einsicht kommen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung verschaffen werde; doch sie erkannten es nicht.

26 Am folgenden Tag kam er gerade dazu, als zwei von ihnen einen Streit miteinander hatten; da wollte er sie versöhnen, damit sie Frieden hielten, indem er sagte: ‚Ihr Männer, ihr seid doch Brüder: Warum tut ihr einander Unrecht?‘

27 Derjenige aber, der seinem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn zurück mit den Worten: ‚Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns eingesetzt?

28 Willst du mich etwa ebenso erschlagen, wie du gestern den Ägypter erschlagen hast?‘

29 Um dieses Wortes willen ergriff Mose die Flucht und lebte als Fremder im Land Midian, wo ihm zwei Söhne geboren wurden.

30 Als dann wieder volle vierzig Jahre vergangen waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbusches.

31 Als Mose das sah, verwunderte er sich über die Erscheinung; als er aber näher hinzutrat, um es sich genauer anzusehen, erschallte die Stimme des Herrn:

32 ‚Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.‘ Da begann Mose zu zittern und wagte es nicht, hinzusehen.

33 Der Herr aber sagte zu ihm: ‚Ziehe dir die Schuhe von den Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliges Land.

34 Ich habe die Misshandlung meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Seufzen gehört; darum bin ich herabgekommen, um sie zu erretten. Und jetzt komm: Ich will dich nach Ägypten senden!‘

35 Diesen Mose, den sie verleugnet hatten, als sie sagten: ‚Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns eingesetzt?‘, ebendiesen hat Gott als Führer und Befreier gesandt durch die Hand des Engels, der ihm im Dornbusch erschienen war.

36 Dieser ist es auch, der sie aus dem Land weggeführt hat, indem er Wunder und Zeichen tat im Land Ägypten und am Roten Meer sowie vierzig Jahre lang in der Wüste.

37 Dieser Mose ist es, der zu den Israeliten gesagt hat: ‚Einen Propheten wie mich wird Gott euch aus euren Brüdern erwecken.‘

38 Dieser ist es, der bei der Versammlung in der Wüste gewesen ist mit dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und unseren Vätern, derselbe, der lebendige Worte empfing, um sie uns mitzuteilen.

39 Doch unsere Väter wollten ihm nicht gehorsam sein; vielmehr stießen sie ihn von sich und sehnten sich nach Ägypten zurück

40 und sagten zu Aaron: ‚Mache uns Götter, die vor uns herziehen sollen! Denn von diesem Mose, der uns aus dem Land Ägypten herausgeführt hat, wissen wir nicht, was aus ihm geworden ist.‘

41 So machten sie sich denn damals ein Kalb, brachten diesem Götzen Opfer dar und hatten ihre Freude an den Werken ihrer Hände.

42 Da wandte Gott sich von ihnen ab und gab sie dahin, dass sie dem Sternenheer des Himmels dienten, wie im Buch der Propheten geschrieben steht: ‚Habt ihr etwa mir Schlachttiere und Opfergaben während der vierzig Jahre in der Wüste dargebracht, ihr vom Haus Israel?

43 Nein, das Zelt des Moloch und das Sternbild des Gottes Raifan habt ihr getragen, die Götzenbilder, die ihr zur Anbetung angefertigt hattet; darum werde ich euch über Babylon hinaus in die Verbannung wegführen lassen.‘

44 Die Hütte des Zeugnisses hatten unsere Väter in der Wüste, so wie Gott es angeordnet hatte, als er dem Mose gebot, sie nach dem Vorbild, das er gesehen hatte, zu errichten.

45 Diese haben unsere Väter dann auch übernommen und sie unter Josua in das Gebiet der Heidenvölker gebracht, die Gott vor den Augen unserer Väter vertrieb; und so blieb es bis zur Zeit Davids.

46 Dieser fand Gnade vor Gott und bat um die Gunst, eine Wohnstätte für den Gott Jakobs zu finden.

47 Aber erst Salomo hat ihm ein Haus erbaut.

48 Doch der Höchste wohnt nicht in einem Bauwerk das von Menschenhand errichtet ist, wie der Prophet sagt:

49 ‚Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus könntet ihr mir bauen?‘, sagt der Herr, ‚Oder welches wäre die Stätte der Ruhe für mich?

50 Hat nicht meine Hand dies alles geschaffen?‘

51 O ihr Halsstarrigen und an Herz und Ohren Unbeschnittenen! Immerfort widerstrebt ihr dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr.

52 Wo ist ein Prophet gewesen, den eure Väter nicht verfolgt haben? Und so haben sie auch die getötet, die das Kommen des Gerechten im Voraus verkündigt haben, an dem ihr jetzt zu Verrätern und Mördern geworden seid.

53 Auf Anordnung von Engeln habt ihr das Gesetz empfangen und es doch nicht gehalten!“

54 Als sie das hörten, drang es ihnen wie ein Stich durchs Herz, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn.

55 Er aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte fest zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen

56 und rief aus: „Ich sehe die Himmel aufgetan und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen!“

57 Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los;

58 dann stießen sie ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Dabei legten die Zeugen ihre Obergewänder ab zu den Füßen eines jungen Mannes mit Namen Saulus

59 und steinigten den Stephanus, der betend ausrief: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“

60 Alsdann auf die Knie niedergesunken, rief er noch laut aus: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!“ Nach diesen Worten entschlief er. Saulus aber war mit seiner Hinrichtung einverstanden.