Lehren der Präsidenten der Kirche
Kapitel 4


„Kapitel 4: Das Gebet – der Schlüssel zu Frieden und geistiger Kraft“, Lehren der Präsidenten der Kirche: Thomas S. Monson, 2020

„Kapitel 4“, Lehren: Thomas S. Monson

Kapitel 4

Das Gebet – der Schlüssel zu Frieden und geistiger Kraft

Durch ein aufrichtiges, von Herzen kommendes Gebet können wir die Segnungen und die Unterstützung bekommen, die wir brauchen, um auf dieser manchmal schwierigen und anstrengenden Reise, die wir das Erdenleben nennen, unseren Weg zu machen.

Aus dem Leben von Thomas S. Monson

Präsident Monson sagte einmal: „Mit meinem Vater im Himmel im Gebet [zu sprechen,] ist eine Beziehung, die ich schätze – eine, ohne die ich buchstäblich verloren wäre.“1 Als er mit 22 Jahren als Bischof berufen wurde, fühlte er sich unzulänglich und hatte Angst. Die Aufgabe überwältigte ihn.2 In jener Zeit verließ er sich auf das Gebet. Rückblickend sagte er:

„Jeder Bischof braucht einen heiligen Hain, wohin er sich zurückziehen kann, um nachzusinnen und um Führung zu beten. Meiner war die Kapelle unseres alten Gemeindehauses. Ich kann gar nicht aufzählen, wie oft ich in einer schwierigen Stunde spät am Abend, als es schon dunkel war, das Podium in diesem Gebäude aufgesucht habe, wo ich gesegnet, konfirmiert, ordiniert, belehrt und schließlich als Bischof berufen worden war. Die Kapelle war schwach erleuchtet vom Straßenlicht vor der Tür, kein Ton war zu hören, niemand konnte mich stören. Mit der Hand am Pult kniete ich mich nieder und teilte dem Gott des Himmels meine Gedanken, meine Sorgen und meine Probleme mit.“3

In einem Jahr, als Präsident Monson als Bischof tätig war, wurden die Vorräte in den Vorratshäusern des Bischofs aufgrund einer Dürre knapp. Präsident Monson sorgte sich besonders um die über 80 Witwen in seiner Gemeinde und wandte sich im Gebet an den Vater im Himmel. Über dieses Erlebnis sagte er:

„Das Gebet, das ich an jenem Abend sprach, ist mir in heiliger Erinnerung. In flehentlichem Gebet erklärte ich, dass diese Witwen die edelsten Frauen waren, die ich in diesem Leben kannte, dass ihre Bedürfnisse einfach und bescheiden waren und dass sie nichts hatten, worauf sie zurückgreifen konnten. Am nächsten Morgen erhielt ich einen Anruf von einem Mitglied meiner Gemeinde, das einen Obst- und Gemüsehandel besaß. ,Bischof‘, sagte er, ,ich möchte einen Anhänger mit Orangen, Grapefruits und Bananen zum Vorratshaus des Bischofs schicken, damit das den Bedürftigen zugutekommt. Können Sie dafür die Vorkehrungen treffen?‘ Und ob ich konnte! Das Vorratshaus wurde benachrichtigt. Dann wurde jeder Bischof angerufen und die gesamte Lieferung verteilt. Bischof Jesse M. Drury, ein wahrer Pionier der Wohlfahrtsarbeit, der auch einen Laden besaß, sagte, er habe einen solchen Tag nie zuvor erlebt.“4

Präsident Monson gab oft Zeugnis, dass Gott unsere Gebete hört und erhört. Er erklärte, die Antwort komme auf vielerlei Weise – in Form von Wundern, persönlicher Führung, Eingebungen, Kraft, um Prüfungen durchzustehen, und Hilfe von anderen. „Räumen Sie im heutigen hektischen, schnelllebigen Alltag dem Gebet Zeit ein“, riet er. „Was wir tun müssen, übersteigt die eigene Kraft. Wir brauchen Gottes Hilfe. Ich bezeuge, dass seine Hilfe nur ein Gebet weit entfernt ist.“5

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Eine Frau betet

Pflegen wir im Gebet doch wirklich Zwiesprache mit unserem Vater im Himmel!

Lehren von Thomas S. Monson

1

Wenn wir beten und zuhören, hilft der Vater im Himmel uns auf unserer Reise durchs Erdenleben

Er, der es sogar bemerkt, wenn ein Spatz zu Boden fällt, vernimmt gewiss unser inniges Flehen. Denken wir an die Verheißung: „Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemandem einen Vorwurf.“ [Jakobus 1:5.]

Jedem, der mich hören kann und der mit Schwierigkeiten und Herausforderungen zu kämpfen hat − seien sie groß oder klein −, sage ich: Das Beten ist die Quelle geistiger Kraft, der Schlüssel zum Frieden. Indem wir beten, nahen wir uns dem Vater im Himmel, der uns liebt. Sprechen Sie im Gebet zu ihm und hören Sie dann zu, was er antwortet. Durch das Gebet werden Wunder gewirkt.6

Unsere Reise in die Zukunft gleicht nicht einer Autobahn, die sich von hier bis in die Ewigkeit erstreckt. Vielmehr wird es Weggabelungen und Abzweigungen geben, ganz zu schweigen von unvorhergesehenen Schlaglöchern. Wir müssen täglich zum himmlischen Vater beten, der uns liebt und möchte, dass jeder von uns im Leben erfolgreich ist.7

Der Vater im Himmel hilft uns, wenn wir ihm doch nur die Gelegenheit dazu geben.

Ich erinnere mich an etwas, was ich vor einigen Jahren erlebt habe, als ich mit Freunden auf starken Morgan-Pferden einen Pfad entlangritt. Wir kamen an eine Lichtung, auf der ein schmaler, klarer Bach durch eine Wiese mit üppigem Gras floss. Ein Maultierhirsch hätte sich keine bessere Heimat wünschen können. Aber da lauerte eine Gefahr. Der umsichtige Hirsch bemerkt die leiseste Bewegung im Gebüsch, er hört jeden Zweig knacken und kennt den Geruch des Menschen. Nur aus einer Richtung kann er die Gefahr nicht erkennen: von oben. Jäger hatten in einem hohen Baum hoch über dieser schönen Lichtung einen Hochsitz gebaut. Vielerorts ist dies nicht erlaubt, aber hier erlegt der Jäger seine Beute, wenn sie äst oder trinkt. Kein Zweig knackt, keine Bewegung warnt das Tier, kein Geruch verrät den Jäger. Warum? Der prächtige Hirsch, dessen Sinne so hochentwickelt sind, um ihn vor Gefahren zu warnen, kann nicht direkt nach oben schauen und so den Feind entdecken. Der Hirsch befindet sich in Gefahr. Der Mensch ist nicht auf diese Weise eingeschränkt. Seine größte Sicherheit besteht in der Fähigkeit und dem Wunsch, nach oben zu schauen – auf Gott zu blicken und zu leben [siehe Alma 37:47].8

Festigen Sie Ihr Fundament durch das Gebet. … Pflegen wir im Gebet doch wirklich Zwiesprache mit unserem Vater im Himmel! Wir können mit unseren Gebeten schnell der Wiederholung verfallen und ständig Worte sagen, über die wir uns kaum oder gar keine Gedanken gemacht haben. Wenn wir uns vor Augen halten, dass jeder von uns buchstäblich ein Geistsohn, eine Geisttochter Gottes ist, fällt es uns nicht schwer, uns ihm im Gebet zu nahen. Er kennt uns; er liebt uns; er weiß, was für uns am besten ist. Sprechen wir doch aufrichtige Gebete, die eine Bedeutung haben; sprechen wir unseren Dank aus und bitten wir um das, was wir nach unserem Gefühl brauchen. Hören wir gut zu, damit wir seine Antworten erkennen, wenn sie gegeben werden. Wenn wir dies tun, werden wir gestärkt und gesegnet. Wir lernen Gott kennen und erfahren, was er sich für uns wünscht. Wenn wir ihn kennen, wenn wir seinem Willen vertrauen, dann wird unser Fundament des Glaubens gefestigt. Wenn jemand von uns sich den Rat, immer zu beten, noch nicht so zu Herzen genommen hat, ist jetzt der beste Zeitpunkt, damit zu beginnen. Von William Cowper stammt der Satz: „Es bebt der Satan, wenn er sieht: Ein schwaches Menschlein betend kniet.“ (In: William Neil, Hg., Concise Dictionary of Religious Quotations, 1974, Seite 144.)9

Beten lernt man durch beten. Man kann unzählige Stunden damit zubringen, die Erfahrungen anderer zu untersuchen, aber nichts durchdringt das menschliche Herz so sehr wie ein flehentliches Gebet, das man selbst spricht, und die vom Himmel kommende Antwort.

So ging es dem jungen Samuel. So erlebte es der junge Nephi. So geschah es dem jungen Joseph Smith, dessen Gebet so weitreichende Folgen hatte. Diese Segnung kann jeder erleben, der betet.10

Wenn Sie im Moment keine solche Beziehung zum Vater im Himmel haben, bitte ich Sie inständig, auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Wenn Sie das machen, haben Sie Anspruch auf seine Inspiration und Führung – was wir beides brauchen, wenn wir geistig überleben wollen, solange wir hier auf der Erde sind. Eine solche Inspiration und Führung sind Gaben, die Gott uns großzügig schenkt, wenn wir uns nur darum bemühen. Es sind wirklich Schätze!11

2

Durch das Familiengebet empfangen wir die Segnungen und die Unterstützung, die wir brauchen

Ein bekannter Richter in den USA wurde einmal gefragt, was wir als Bürger in den Ländern der Welt tun können, um Kriminalität und Gesetzlosigkeit zu verringern und in unserem Leben und unserem Land mehr Frieden und Zufriedenheit zu schaffen. Wohlüberlegt antwortete er: „Ich würde vorschlagen, dass man das gute alte Familiengebet wieder einführt.“

Sind wir in der Kirche nicht dankbar, dass das Familiengebet bei uns nicht überholt ist? In der ganzen Welt ist nichts schöner anzusehen als eine Familie, die zusammen betet. …

Der Herr hat uns geboten, das Familiengebet zu pflegen. Er hat gesagt: „Betet in euren Familien immer in meinem Namen zum Vater, damit eure Frauen und eure Kinder gesegnet seien.“ [3 Nephi 18:21.]12

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Eine Familie betet

In der ganzen Welt ist nichts schöner anzusehen als eine Familie, die zusammen betet.

Der Herr hat uns angewiesen: „Bete immer, dann werde ich meinen Geist über dich ausgießen, und groß wird deine Segnung sein.“ [Lehre und Bündnisse 19:38.] Möglicherweise war es noch nie nötiger zu beten und unsere Angehörigen im Beten zu unterweisen als heute. Das Gebet ist ein Schutz vor Versuchung. Durch ein aufrichtiges, von Herzen kommendes Gebet können wir die Segnungen und die Unterstützung bekommen, die wir brauchen, um auf dieser manchmal schwierigen und anstrengenden Reise, die wir das Erdenleben nennen, unseren Weg zu machen.

Wir können unseren Kindern und Enkelkindern durch Wort und Tat zeigen, wie wichtig das Gebet ist. Ich möchte Ihnen erzählen, was ich aus einem Brief darüber gelernt habe, wie man etwas durch sein Beispiel lehrt. Er stammt von einer Mutter, und sie hat mir etwas über das Beten geschrieben. „Lieber Präsident Monson, manchmal frage ich mich, ob ich im Leben meiner Kinder etwas ausrichte. Als alleinstehende Mutter, die zwei Jobs nachgeht, um über die Runden zu kommen, finde ich zuhause manchmal ein Durcheinander vor. Aber ich gebe die Hoffnung nie auf.“

In ihrem Brief beschreibt sie dann weiter, wie sie und ihre Kinder eine Generalkonferenz mitverfolgten, in der ich über das Gebet sprach. Ihr Sohn sagte zu ihr: „Mutti, das hast du uns schon beigebracht.“ Sie fragte: „Was meinst du damit?“ Ihr Sohn antwortete: „Na ja, du hast uns gesagt, dass wir beten sollen, und hast uns gezeigt, wie, aber neulich bin ich abends in dein Zimmer gekommen, um dich etwas zu fragen, und habe gesehen, wie du auf den Knien zum himmlischen Vater gebetet hast. Wenn er dir wichtig ist, dann ist er mir auch wichtig.“ Der Brief schloss mit den Worten: „Wahrscheinlich weiß man nie, was für einen Einfluss man hat, bis ein Kind sieht, dass man das, was man ihm zu vermitteln sucht, selbst tut.“13

Vernachlässigen wir nicht das Familiengebet! Es ist ein wirksames Mittel gegen Sünde und beschert uns folglich Freude und Glück im Übermaß. Wie das alte Sprichwort sagt: „Betet die Familie zusammen, so bleibt sie auch zusammen.“ Wenn wir unseren Kindern Beispiel geben, was das Beten betrifft, helfen wir ihnen damit auch, für sich selbst ein tiefes Fundament des Glaubens zu legen und das Zeugnis zu entwickeln, das sie ihr Leben lang brauchen werden.14

3

Wir müssen beten, und dann müssen wir handeln

Als ich vor vielen Jahren in Tahiti zu tun hatte, unterhielt ich mich einmal mit Präsident Raymond Baudin, dem Missionspräsidenten, über die Einwohner Tahitis. Diese Menschen stehen im Ruf, eines der besten Seefahrervölker der Welt zu sein. Bruder Baudin, der Französisch und Tahitianisch, aber kaum Englisch sprach, versuchte, mir das Erfolgsgeheimnis der tahitianischen Kapitäne zu erklären. Er sagte: „Sie sind unglaublich. Das Wetter mag noch so schlecht sein, die Boote mögen ein Leck haben, sie haben vielleicht keine anderen Navigationshilfen als nur ihr Gefühl und die Sterne am Himmel, aber sie beten und machen sich auf den Weg.“ Er wiederholte diesen Satz dreimal. Aus dieser Äußerung können wir etwas lernen. Wir müssen beten, und dann müssen wir handeln. Beides ist wichtig. …

Wenn ich Sie fragte, welcher Teil des Buches Mormon wohl am häufigsten gelesen wird, so denke ich, es ist der Bericht in 1 Nephi, der von Nephi, seinen Brüdern, seinem Vater und dem Gebot handelt, von Laban die Messingplatten zu holen. Vielleicht liegt es daran, dass sich die meisten von uns von Zeit zu Zeit vornehmen, wieder im Buch Mormon zu lesen. Normalerweise beginnen wir dann bei 1 Nephi. Tatsächlich aber beschreiben die darin enthaltenen Verse auf wunderbare Weise, dass man erst beten und dann hingehen und handeln muss. Nephi sagt: „Ich will hingehen und das tun, was der Herr geboten hat; denn ich weiß, der Herr gibt den Menschenkindern keine Gebote, ohne ihnen einen Weg zu bereiten, damit sie das vollbringen können, was er ihnen gebietet.“ [1 Nephi 3:7.]

Denken wir an das Gebot. Denken wir an die Antwort. Denken wir an das Ergebnis.

Auch heutzutage gibt es viele Beispiele dafür, was Menschen erlebt haben, die gebetet haben und dann hingegangen sind und etwas getan haben. Ich möchte Ihnen die berührende Geschichte einer lieben Familie erzählen, die in der schönen Stadt Perth in Australien lebte. Im Jahr 1957, vier Monate vor der Weihung des Neuseeland-Tempels, diente Donald Cummings, der Vater, als Präsident des Distrikts Perth. Präsident Cummings wollte unbedingt mit seiner Frau und den Kindern zur Tempelweihung fahren. Die Familie war allerdings nicht gerade begütert. Sie begannen zu beten, zu arbeiten und zu sparen. Sie verkauften ihr Auto und sparten jeden Penny, aber eine Woche vor der geplanten Abreise hatten sie immer noch 200 Pfund zu wenig. Unerwartet bekamen sie zweimal 100 Pfund geschenkt, und so konnten sie doch noch zum Tempel fahren. Da Bruder Cummings für die Reise keinen Urlaub bekommen konnte, entschloss er sich, seine Arbeitsstelle aufzugeben.

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Der Hamilton-Tempel in Neuseeland

Der Hamilton-Tempel in Neuseeland

Mit dem Zug durchquerten sie das südliche Australien und kamen nach Sydney, von wo aus sie mit anderen Mitgliedern nach Neuseeland reisten. Bruder Cummings und seine Familie gehörten zu den ersten Australiern, die im Neuseeland-Tempel stellvertretend für Verstorbene getauft wurden. Sie gehörten zu den Ersten aus dem weit entfernten australischen Perth, die in Neuseeland das Endowment empfingen. Sie hatten gebetet, sich vorbereitet und sich dann auf den Weg gemacht.15

4

Keines unserer Anliegen ist zu klein oder zu unbedeutend

Vor vielen Jahren, als ich Bischof war, erhielt ich die Nachricht, dass Mary Watson aus meiner Gemeinde im Kreiskrankenhaus lag. Als ich sie besuchte, traf ich sie in einem Saal mit so vielen Betten an, dass ich sie kaum entdecken konnte. Endlich sah ich sie, ging zu ihrem Bett und sagte: „Hallo, Mary!“

„Hallo, Bischof“, erwiderte sie.

Dabei bemerkte ich, wie sich die Patientin im Nachbarbett die Decke über das Gesicht zog.

Ich gab Mary Watson einen Segen, schüttelte ihr die Hand und verabschiedete mich – aber ich konnte nicht fortgehen. Es war, als läge eine unsichtbare Hand auf meiner Schulter, und im Inneren meinte ich die Worte zu hören: „Geh zu dem anderen Bett mit der kleinen Dame, die ihr Gesicht versteckt hat, als du hereinkamst!“ Ich tat es. Ich habe nämlich gelernt, eine Eingebung niemals aufzuschieben.

Ich ging zum Bett der anderen Patientin, tippte ihr sanft auf die Schulter und zog ihr vorsichtig die Decke vom Gesicht. Und siehe da! Auch sie gehörte zu meiner Gemeinde. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie im Krankenhaus lag. Sie hieß Kathleen McKee. Als wir uns ansahen, rief sie unter Tränen: „Ach, Bischof, als Sie hereinkamen, dachte ich, dass Sie als Antwort auf meine Gebete zu mir gekommen wären, um mir einen Segen zu geben. Ich jubelte innerlich, weil Sie wussten, dass ich hier bin. Aber als Sie zu dem anderen Bett gingen, verließ mich der Mut, weil ich sah, dass Sie nicht meinetwegen gekommen waren.“

Ich sagte zu Kathleen McKee: „Es macht nichts, dass ich nicht wusste, dass Sie hier sind. Es ist aber wichtig, dass der Vater im Himmel es wusste und dass Sie still um einen Priestertumssegen gebetet haben. Er war es, der mich dazu bewogen hat, Sie aus dem Versteck zu holen.“

Ein Segen wurde gespendet, ein Gebet war erhört worden. Ich küsste sie auf die Stirn und verließ das Krankenhaus, das Herz voll Dankbarkeit für die Eingebungen des Geistes.16

Die Ziele des Herrn werden oft erreicht, wenn wir uns gewissenhaft vom Geist leiten lassen. Ich glaube, je öfter wir zur Tat schreiten, wenn wir inspiriert werden oder uns etwas eingegeben wird, desto öfter wird uns der Herr das anvertrauen, was es für ihn zu erledigen gibt. …

Brüder und Schwestern: Der Vater im Himmel weiß, was wir brauchen, und hilft uns, wenn wir ihn um Beistand anrufen. Ich glaube, dass keines unserer Anliegen zu klein oder zu unbedeutend ist. Der Herr hat jede Einzelheit unseres Lebens im Blick.17

5

Das Gebet gibt uns in Prüfungen Halt

Wenn die Last schwer wird, wenn Prüfungen unseren Glauben auf die Probe stellen, wenn Schmerz, Kummer und Verzweiflung das Licht der Hoffnung flackern und schwächer werden lassen, dann finden wir durch das Gespräch mit dem himmlischen Vater Frieden.18

Es wird vorkommen, dass Ihr Weg mit Dornen und Spuren des Gefechts übersät ist. Es mag vorkommen, dass Sie sich von dem Quell aller guten Gaben getrennt fühlen, sogar isoliert. Sie machen sich Sorgen, dass Sie ganz allein sind. Aus Glaube wird Angst.

Sollten Sie sich in einer solchen Lage befinden, bitte ich Sie inständig, an das Gebet zu denken. … Der Apostel Paulus hat uns ermahnt:

„Bringt [betend eure Bitten] vor Gott!

Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.“ [Philipper 4:6,7.]

Welch herrliche Verheißung! Schließlich ist es der Friede, um den wir uns bemühen und nach dem wir uns sehnen.

Wir sind nicht hierher auf die Erde gekommen, um allein zu sein. Welch erstaunliche Quelle der Macht, der Kraft und des Trostes doch einem jeden von uns zugänglich ist! Er, der uns besser kennt als wir uns selbst, der das Gesamtbild im Auge hat, der das Ende von Anfang an kennt, hat uns versichert, dass er für uns da ist und sich um uns kümmert, wenn wir ihn nur darum bitten. Uns ist verheißen worden: „Betet immer und seid gläubig, dann wird alles zu eurem Guten zusammenwirken.“ [Lehre und Bündnisse 90:24.]

Wenn wir unsere Gebete zum Himmel aufsteigen lassen, dürfen wir jedoch die Worte des Heilands nicht vergessen. Als er in Getsemani und am Kreuz entsetzliche Qualen erlitt, betete er zum Vater: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ [Lukas 22:42.] So schwierig das mitunter sein mag, müssen auch wir darauf vertrauen, dass der Vater im Himmel am besten weiß, wann und auf welche Weise er die Hilfe senden soll, die wir erflehen.19

Wir brauchen die Kommunikation mit unserem Vater im Himmel – unsere Gebete, die wir an ihn richten, und die Inspiration, die er uns schickt, inbegriffen –, um die Stürme und Prüfungen des Lebens überstehen zu können. Der Herr lädt uns ein: „Naht euch mir, und ich werde mich euch nahen; sucht mich eifrig, dann werdet ihr mich finden.“ [Lehre und Bündnisse 88:63.] Wenn wir dies beherzigen, werden wir seinen Geist verspüren, der in uns den Wunsch und den Mut weckt, stark zu sein und fest zu stehen in Rechtschaffenheit.20

Anregungen für Studium und Unterricht

Fragen

  • Präsident Monson erklärt, das Beten sei „die Quelle geistiger Kraft“ und „der Schlüssel zum Frieden“ (Abschnitt 1). Wann sind Sie schon durch das Gebet gestärkt worden? Wann hat das Beten Ihnen schon Frieden geschenkt? Wie können unsere Gebete an Bedeutung gewinnen?

  • Lesen Sie die vielen Segnungen nach, die laut Präsident Monson mit dem Familiengebet einhergehen (siehe Abschnitt 2). Inwiefern ist Ihre Familie schon dadurch gesegnet worden, dass Sie gemeinsam gebetet haben? Auf welche Weise können Sie Kindern vermitteln, wie machtvoll das Beten ist? Was lernen wir aus dem Erlebnis der betenden Mutter, das Präsident Monson schildert?

  • Was lehrt uns die Begebenheit von den tahitianischen Kapitänen über das Gebet (siehe Abschnitt 3)? Was erwartet der Vater im Himmel von uns, wenn wir ihn um Hilfe bitten? Was haben Sie über die Art und Weise erfahren, wie der Vater im Himmel Gebete erhört?

  • Präsident Monson betont: „Der Vater im Himmel weiß, was wir brauchen, und hilft uns, wenn wir ihn um Beistand anrufen“ (Abschnitt 4). Welche Erfahrungen haben Ihnen gezeigt, dass der Vater im Himmel weiß, was Sie brauchen? Welche Erfahrungen haben dazu beigetragen, dass Sie ein Zeugnis davon erlangt haben, dass Gott unsere Gebete hört und erhört?

  • Präsident Monson erklärt, der Vater im Himmel stehe uns in Prüfungen zur Seite, wenn wir ihn im Gebet um Hilfe bitten (siehe Abschnitt 5). Wie haben Sie in Prüfungen durch das Gebet Halt gefunden? Inwiefern haben Sie schon erlebt, dass Gott seine Verheißung erfüllt hat und alles zu Ihrem Guten zusammenwirkt, sofern Sie immer beten (siehe Lehre und Bündnisse 90:24)?

Einschlägige Schriftstellen

Matthäus 6:5-13; 21:22; Johannes 17:1-26; Jakobus 5:16; 2 Nephi 32:8,9; Enos 1:1-9; Alma 33:3-11; Lehre und Bündnisse 9:7-9; 121:1-8

Studienhilfe

Unterstreichen oder markieren Sie beim Lesen Wörter oder Formulierungen, die Sie als wichtig erachten. Fügen Sie Querverweise zu Schriftstellen hinzu, die zu Präsident Monsons Aussagen passen (siehe Verkündet mein Evangelium!, Seite 26).