2022
„Zu Christus kommen“ – Wie bekommen wir das hin?
Dezember 2022


Junge Erwachsene

„Zu Christus kommen“ – Wie bekommen wir das hin?

Schon immer wird uns ans Herz gelegt, Christus zu suchen und seine Macht in unser Leben zu holen. Aber mir war oft unklar, wie wir diese Aufforderung zur Gänze in die Tat umsetzen sollen.

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Der Erretter blickt auf

Blicke auf Gott und lebe, Gemälde von Dan Wilson, Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Havenlight

Derzeit leben wir auf Erden in einer schwierigen Zeit. Es gibt immer noch viel Gutes um uns herum – und dennoch bin ich manchmal besorgt und fühle mich erschöpft. Es kann echt anstrengend sein, sich der Härte der Welt und den Katastrophen zu stellen, die es an jeder Ecke zu geben scheint.

Glücklicherweise sind wir gesegnet durch das Wissen, dass der Erretter in finsteren Zeiten eine Quelle des Trosts sein kann. Vielleicht ist dies ein Grund, weshalb wir in den heiligen Schriften wiederholt aufgefordert werden, zu Christus zu kommen (siehe 3 Nephi 9:14), uns ihm zu nahen (siehe Lehre und Bündnisse 88:63) und zu kommen und ihm nachzufolgen (siehe Lukas 18:22). Diese Aufforderungen hören wir auch häufig bei der Generalkonferenz und in der Kirche.

Obwohl ich mich immer bemühe, dieser Aufforderung nachzukommen, frage ich mich manchmal, was es wirklich bedeutet, zu Christus zu kommen. Seine Macht kann uns erlösen, heilen und uns Kraft geben – wie also schaffe ich es, sie in mein Leben zu holen und auf sie zuzugreifen? Bin ich wirklich mit ihm verbunden? Gibt es dafür etwa eine geheime Formel? Als ich über meine Erfahrungen nachdachte, entdeckte ich ein Muster, das mir – und uns allen – hilft, zu Christus zu kommen.

Entscheide dich dafür, an Jesus zu glauben

„Christus ist mein Herr! Nun komm, was mag.“

Dies ist meine Lieblingszeile aus meinem Lieblingslied, nämlich „Christus ist mein Herr“ (Gesangbuch, Nr. 82). Dieses Lied rührt mich jedes Mal zu Tränen! Ich habe den Text sogar an meinem Arbeitsplatz aufgehängt, damit ich ihn jeden Tag vor Augen habe.

Diese Zeilen schrieb ich mir in einer dunklen Phase meines Lebens auf, als ich vor zahlreichen Problemen stand, denn diese Worte erinnern mich an zweierlei: 1.) Der Erretter ist wirklich da, und 2.) weil es ihn gibt, brauche ich keine Angst zu haben. Mir gefällt, welche Macht diesen schlichten Wahrheiten innewohnt. An ihrer Einfachheit merke ich auch, dass es nicht kompliziert sein muss, sich Christus zuzuwenden.

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt:

„Entscheiden Sie sich dafür, an Jesus Christus zu glauben! …

Glaube an Jesus Christus ist die größte Macht, die uns in diesem Leben zur Verfügung steht.“1

Diese eindrucksvolle Botschaft erinnert mich daran, dass wir bei diesem Evangeliumsgrundsatz oft unnötig kompliziert vorgehen. In unserem Bemühen herauszufinden, wie wir nach Christus suchen sollen, eiern wir oft herum und machen Fehler. Aber letztendlich geht es beim Glauben nur um Eines: die Entscheidung nämlich, an ihn zu glauben.

Wenn ich darüber nachdenke, wie man zum Erretter kommt, fällt mir oft die Frau ein, die an Blutfluss litt (siehe Markus 5:25-34). Sie streckte sich buchstäblich voll Glauben nach dem Herrn aus und glaubte von ganzem Herzen daran, dass er sie heilen konnte, wenn sie bloß seine Kleidung berührte. Und tatsächlich: Als sie ihn berührte, erlebte sie sofort das Wunder der Heilung.

Natürlich werden nicht alle unsere Sorgen und Nöte sofort gelöst, wenn wir uns dem Erretter zuwenden. Aber genau so, wie diese Frau es erlebt hat, kann uns der Glaube daran, dass es ihn wirklich gibt, dass er freiwillig für uns sein Leben geopfert hat und dass er an unserer Seite stehen möchte, dazu motivieren, zu ihm zu kommen und nach und nach seine helfende Macht wahrzunehmen.

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Jesus berührt das Gesicht einer Frau, die auf dem Boden sitzt

Suche immer weiter nach Jesus

Doch diese Entscheidung treffen wir nicht nur einmal – wir müssen immer weiter nach Jesus suchen, damit wir unser Leben lang Zugang zu seiner Gnade und helfenden Macht haben. Präsident Nelson hat betont, wie wichtig es ist, in dieser Sache am Ball zu bleiben: „Nichts öffnet den Himmel schneller als eine Kombination aus vermehrter Reinheit, treuem Gehorsam, ernsthaftem Streben, täglichem Weiden an den Worten von Christus im Buch Mormon und einem regelmäßigen Termin, der für Tempelarbeit und Familienforschung reserviert ist.“2

Wir können Christus auch weiterhin suchen, indem wir den Geist in unser Leben einladen. Dank der Gabe des Heiligen Geistes kann in uns stets ein Mitglied der Gottheit wohnen, das uns noch mehr mit dem Vater im Himmel und dem Erretter verbindet. Das ist doch großartig! Präsident Nelson hat gesagt: „Die wichtigste Wahrheit, die der Heilige Geist Ihnen jemals bezeugen wird, ist, dass Jesus der Messias ist, der Sohn des lebendigen Gottes.“3

Durch die Ablenkungen der Welt kann leicht in Vergessenheit geraten, dass es in erster Linie die kleinen Taten sind, die uns dem Erretter näherbringen. Ich bemerke schon einen krassen Unterschied in meinem Alltag, wenn ich mir tagtäglich Zeit für den Herrn nehme4 – oder wenn ich das nicht tue.

Wenn ich beständig bete, Eingebungen befolge, mir Zeit für die heiligen Schriften nehme, meinen Vorfahren helfe, Bündnisse im Tempel zu schließen, und von meinen Sünden umkehre, dann verspüre ich trotz aller aktuellen Schwierigkeiten doch Freude, Mut, Zuversicht und letztendlich Sicherheit. Ich spüre auch den Geist, der mir hilft, mich mit Christus verbunden zu fühlen.

Sieh zu, dass du seine Macht erkennst

Vor kurzem las ich in einem meiner alten Tagebücher. Ich wollte mir Ereignisse vor Augen führen, als ich mich auf den Erretter verlassen hatte. Ich las von meiner Verzweiflung – etwa wegen einer Suchterkrankung in meiner Familie oder als ich arbeitslos war, von Zeiten der Unsicherheit und Einsamkeit und als ich mit meiner körperlichen und seelischen Gesundheit zu ringen hatte. Ich las von einigen der finstersten Augenblicke in meinem Leben, als ich von der Last meiner Herausforderungen seelisch geradezu niedergedrückt wurde.

Doch als ich über diese Ereignisse nachdachte, kamen mir die Tränen. Der Geist führte mir vor Augen, wie Christus mich getröstet und durch meine Probleme hindurchgeführt hatte – und es immer noch tut. Trotz der Prüfungen in meinem Leben konnte ich unfassbar viel Freude finden. Ich habe den heilenden Balsam der Vergebung verspürt, Wunder erlebt und gelernt, jeden Tag an der Hoffnung festzuhalten. Und ich weiß, dass ich dies alles meinem Erretter Jesus Christus verdanke. Er hilft uns wahrhaftig, Unmögliches zu besiegen.

Vielleicht erwarten wir zuweilen einen weltbewegenden Beweis dafür, dass der Erretter in unserem Leben präsent ist. Doch wenn wir einen Schritt nach dem anderen in seine Richtung tun – selbst wenn wir in unserem unvollkommenen Glauben nur sehr langsam vorankommen –, merken wir vielleicht, dass er uns mit Freude, Kraft und geistiger Nahrung überschüttet und die ganze Zeit bei uns ist. In dem Moment, da wir seine Macht in unserem Leben erkennen, sehen wir auch, dass wir uns wahrhaftig auf Christus zubewegen.

Elder Michael John U. Teh von den Siebzigern hat gesagt: „Wenn wir immer besser verstehen, dass das Sühnopfer Jesu Christi für uns ganz persönlich und individuell gilt, erkennen wir den Herrn mehr und mehr.“5 Und das stimmt! Wenn ich die Beweise für die heilende und helfende Macht und die vollkommene Liebe des Erretters in meinem Leben betrachte, hilft mir das, dankbarer zu sein und stärker danach zu streben, mehr wie er zu werden.

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Eine junge Frau denkt nach und hat dabei die heiligen Schriften aufgeschlagen vor sich liegen

Foto von Catherine Frost

Nimm die Aufforderung an

Die Aufforderung, „zu Christus zu kommen“, ist tatsächlich so einfach, wie sie klingt. Für mich fängt es damit an, dass ich mich dafür entscheide, an ihn und sein Sühnopfer zu glauben, dass ich ihn weiterhin auf einfache Art und Weise suche, um seinen Geist bei mir zu haben, und dass ich im Alltag nach Hinweisen auf seine Macht achte.

Besonders in dieser Weihnachtszeit möchte ich dir ans Herz legen: Finde heraus, wie es dir persönlich weiterhilft, wenn du zu Christus kommst. Wenn du betest und nachdenkst, „wird [der Geist dir] alles zeigen, was [du] tun [sollst]“ (2 Nephi 32:5).

Der Erretter wartet geduldig darauf, dass wir ihm nachfolgen, so wie er es schon immer getan hat. Wenn wir das tun, reicht er uns die Hand und hilft uns, über uns hinauszuwachsen.

Ja, die Welt wird immer turbulenter, und die Zukunft mag beängstigend und ungewiss sein. Präsident Nelson hat uns aber auch an das erinnert, was gewiss ist: „Wenn Ihr geistiges Fundament fest auf Jesus Christus gebaut ist, brauchen Sie sich nicht zu fürchten.“6

Das glaube ich wirklich von ganzem Herzen.