2020
Versteht er es denn?
Januar 2020


Versteht er es denn?

Bild
mother and son walking away from the temple

Illustration von Allen Garns

Milena, Mateo und Nelson kamen 2005 zur Welt. Die Drillinge waren Frühgeburten. Milena war gesund, aber bei den beiden Jungs gab es Komplikationen. Mateo starb im Alter von drei Monaten.

Einen Monat nachdem wir Mateo verloren hatten, wurden bei Nelson zerebrale Kinderlähmung und Taubheit diagnostiziert. Wir waren am Boden zerstört. Die Ärzte sagten uns, er werde nie gehen können. In diesem Augenblick waren wir einfach nur dankbar dafür, dass wir das Evangelium Jesu Christi kannten. Es ließ uns ein bisschen besser verstehen, wieso wir im Leben Prüfungen durchmachen.

Unterstützt durch Glauben und mit viel Mühe lernte Nelson gehen und erlernte auch die Gebärdensprache. Es geht ihm heute wesentlich besser, als die Ärzte es vorhergesagt hatten. Er wächst fröhlich in unserer Familie und im Evangelium auf.

Trotz aller Einschränkungen hatten wir für Nelson mehrere Ziele: Er sollte die Bedeutung der Taufe verstehen und sich dann taufen lassen, er sollte mit zwölf Jahren das Aaronische Priestertum empfangen und er sollte in den Tempel gehen und sich für Verstorbene taufen lassen.

2017 wurde Nelson zwölf Jahre alt. Wir halfen ihm, sich auf die Taufe für die Verstorbenen vorzubereiten. Es war nicht leicht, ihm zu erklären, wieso jemand, der ohne Taufe gestorben ist, unsere Hilfe braucht. Kurz nach Nelsons Geburtstag gingen er, Milena, seine älteren Geschwister Franco und Brenda sowie weitere Jugendliche aus der Gemeinde in den Córdoba-Tempel in Argentinien. Der Tempelpräsident begrüßte die Jugendlichen und sprach mit ihnen über die Bedeutung der stellvertretenden Taufe. Ich saß neben Nelson und dolmetschte für ihn in die Gebärdensprache. Schon bald war er an der Reihe. Als Nelson ins Taufbecken stieg, fragten wir uns, ob er verstand, was er da tat.

Doch im Wasser war Nelson auf einmal zutiefst gerührt. Durch den Heiligen Geist erkannten wir, dass Nelson tatsächlich begriff, dass er nun etwas für seine verstorbenen Vorfahren tun sollte, was diese nicht selbst tun konnten. Offensichtlich war ihm klar, dass Verwandte auf der anderen Seite des Schleiers froh waren, dass er ihnen half. Der Heilige Geist tat uns auch kund, dass Mateo ebenfalls anwesend war und seinen Bruder und seine Schwester begleitete. Als Nelson aus dem Wasser stieg, strahlte er vor Freude.

Seither hat sich Nelson für viele Familienmitglieder taufen und konfirmieren lassen, so auch für meinen Vater, der 2016 verstorben ist. Wir lieben den Tempel. Der Dienst im Tempel ist für unsere Familie schon Tradition. Jedes Mal, wenn wir hingehen, erinnern wir uns an diesen besonderen Tag.