2018
Wege zu wahrem Glück
April 2018


Wege zu wahrem Glück

Nach einer Ansprache mit dem Titel „Paths for Happiness“, die bei der Abschlussfeier an der Brigham-Young-Universität Hawaii am 8. Juni 2017 gehalten wurde

Mögen wir uns alle dafür entscheiden, den Herrn zu lieben und seinen Wegen zum Glück zu folgen.

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couple standing outside the Oakland California Temple

Mehr als alles andere wünscht sich der Vater im Himmel für uns wahres, dauerhaftes Glück.

„Unser Glücklichsein ist das Ziel all der Segnungen, die er uns gibt – die Lehren des Evangeliums, die Gebote, die heiligen Handlungen des Priestertums, die Beziehungen in der Familie, Propheten, Tempel, die Schönheit der Schöpfung und auch die Möglichkeit, uns mit Widrigkeiten auseinanderzusetzen. … Gott hat seinen geliebten Sohn gesandt, der das Sühnopfer vollbracht hat, damit wir in diesem Leben glücklich sein und in der Ewigkeit eine Fülle der Freude empfangen können.“1

Überall auf der Welt sind Menschen auf der Suche. Was sie im Grunde suchen, jeder auf seine Weise, ist das Glück. Wie die Wahrheit selbst ist es vielen von ihnen jedoch vorenthalten, „weil sie nicht wissen, wo [es] zu finden ist“ (LuB 123:12).

Weil sie nicht wissen, wo wahres, dauerhaftes Glück zu finden ist, suchen sie es in dem, was in Wirklichkeit nur vorübergehendes Vergnügen einbringt: Sie kaufen etwas, streben mit unangemessenem Verhalten nach weltlicher Ehre und Anerkennung oder stellen äußere Schönheit und Attraktivität in den Mittelpunkt.

Vergnügen wird häufig mit Glück verwechselt. Anscheinend wird man immer unglücklicher, je mehr man nach vorübergehendem Vergnügen strebt. Für gewöhnlich hält Vergnügen nur kurz an.

Präsident David O. McKay (1873–1970) hat gesagt: „Man empfindet vielleicht vorübergehendes Vergnügen, das mag sein – aber man kann keine Freude finden, man kann kein Glück finden. Glück ist nur auf dem gut erprobten Weg zu finden, der zu ewigem Leben führt – so eng [und] schmal er auch sein mag.“2

Leider ist Glück für viele nur schwer erreichbar. Wissenschaftler haben erkannt: „Glück ist nicht nur eine positive Stimmung. Es ist ein Zustand des Wohlbefindens, zu dem gehört, dass man ein gutes Leben führt, also einen Sinn im Leben sieht und von tiefer Zufriedenheit erfüllt ist.“3

Forschungen zufolge wird man nicht dadurch glücklich, dass man von einem Erlebnis sofort zum nächsten übergeht. Stattdessen wird man für gewöhnlich glücklich, wenn man sich über eine lange Zeit hinweg anstrengt, etwas Wichtigeres zu erreichen. Glück wird durch Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Gedankenmuster bestimmt, die wir durch bewusste Handlungen steuern können. Wir haben unser Glück tatsächlich größtenteils „selbst unter Kontrolle“4.

Denken wir einmal darüber nach, wie wichtig einige der Wege zum Glück sind, die in den heiligen Schriften und den Worten der neuzeitlichen Propheten und Apostel zu finden sind. Wenn wir diese Wege voller Glauben und mit festem Schritt beschreiten, können wir auf der vor uns liegenden Reise Glück verspüren.

Tugendhaftigkeit

Der erste dieser Wege ist Tugendhaftigkeit – das sind Denk- und Verhaltensmuster, die auf hohen moralischen Grundsätzen beruhen. Sie umfasst auch Keuschheit und sittliche Reinheit, die uns dazu berechtigen, in den heiligen Tempel des Herrn zu gehen. Tugendhafte Menschen besitzen eine stille Würde und innere Kraft. Sie sind zuversichtlich, weil sie würdig sind, den Heiligen Geist zu empfangen und von ihm geführt zu werden. Tugendhaftigkeit beginnt in Herz und Sinn und ist die Summe tausender kleiner tagtäglicher Entscheidungen und Taten.

„Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden, und die Lehre des Priestertums wird auf deine Seele fallen wie der Tau vom Himmel.

Der Heilige Geist wird dein ständiger Begleiter sein und dein Zepter ein unwandelbares Zepter der Rechtschaffenheit und Wahrheit, und deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer.“ (LuB 121:45,46.)

Präsident Thomas S. Monson hat erklärt: „Keine Freundschaft ist wertvoller als ein reines Gewissen, die eigene sittliche Reinheit – und welch wunderbares Gefühl ist es doch, zu wissen, dass ihr an dem euch bestimmten Platz steht, rein und mit der Gewissheit, dass ihr dessen würdig seid.“5

Untadeligkeit

Ein zweiter Weg zum Glück ist Untadeligkeit. Elder Richard G. Scott (1928–2015) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

„Bitte seid euch bewusst: Glücklich ist man auf Dauer nur durch das, was man ist, nicht durch das, was man hat.

Wahre Freude entspringt einem rechtschaffenen Charakter, und diesen entwickelt man, wenn man konsequent rechtschaffene Entscheidungen trifft. … Eure rechtschaffenen Entscheidungen bestimmen, wer ihr seid und was euch wichtig ist. Sie machen es einfacher, das Richtige zu tun. Um jetzt und für den Rest eures Lebens glücklich zu sein, gehorcht standhaft dem Herrn.“6

Aus den heiligen Schriften erfahren wir, dass die Verheißungen des Herrn zu einem rechtschaffenem Leben anspornen. Diese Verheißungen nähren unsere Seele und schenken uns Hoffnung, denn sie spornen uns an, trotz aller Herausforderungen des Alltags in einer Welt schwindender ethischer und sittlicher Werte nicht aufzugeben. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass unsere Gedanken, Worte und Taten uns den Weg entlangführen, der zum Vater im Himmel zurückführt.

Fester Glaube

Ein dritter Weg zum Glück ist fester Glaube. Uns muss unbedingt klar sein, dass Gott uns gemäß unserem Glauben segnet. Das ist die Grundlage für ein Leben mit göttlichem Ziel und ewiger Perspektive. Glaube ist ein praktischer Grundsatz, der uns dazu anregt, Eifer zu zeigen. Er drückt sich in einer positiven Haltung und dem Wunsch aus, bereitwillig alles zu tun, worum der Vater im Himmel und Jesus Christus uns bitten. Er lässt uns auf die Knie sinken und den Herrn um Führung anflehen. Motiviert von Glauben stehen wir auf und schreiten zur Tat, voller Zuversicht, dass wir das erreichen, was mit Gottes Willen in Einklang steht.

Auf unserem Weg werden wir geprüft, ob wir alles tun werden, was auch immer der Herr, unser Gott, uns gebietet (siehe Abraham 3:25). Das gehört zum Erdenleben dazu. Es erfordert, dass wir mit beständigem Glauben an Christus vorwärtsstreben, uns vom Geist leiten lassen und darauf vertrauen, dass Gott für uns sorgt.

Denkt daran, ihr dürft im Glauben nicht wanken – nicht einmal in sehr schwierigen Zeiten. Wenn ihr standhaft seid, sorgt der Herr dafür, dass ihr immer fähiger werdet, euch über die Herausforderungen des Lebens zu erheben. Ihr seid dann in der Lage, negative Regungen im Zaum zu halten, und entwickelt die Fähigkeit, sogar Hindernisse zu überwinden, die riesengroß erscheinen.

Heiligkeit

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young adults walking toward the Provo City Center Temple

Heiligkeit, ein weiterer Weg zum Glück, hat mit geistiger und sittlicher Vollkommenheit zu tun. Heiligkeit weist auf ein reines Herz und reine Absichten hin. Wie können wir uns jeden Tag selbst geistig nähren, damit wir solch einen göttlichen Charakter entwickeln?

Präsident Harold B. Lee (1899–1973) gab darauf Antwort: „Wir entwickeln unser geistiges Ich durch Übung. … Wir müssen unseren Geist täglich üben, indem wir beten, täglich gute Werke verrichten, mit anderen teilen. Wir müssen unseren Geist täglich nähren, indem wir jeden Tag die heiligen Schriften studieren, indem wir den Familienabend halten, indem wir unsere Versammlungen besuchen, indem wir das Abendmahl nehmen. …

Der Rechtschaffene strebt danach, ein besserer Mensch zu werden, weil er weiß, dass er … täglich der Umkehr bedarf.“7

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Heiligkeit hängt damit zusammen, im Tempel Bündnisse einzugehen und diese zu halten. Wenn wir treu sind, können diese Bündnisse uns erheben, weit über unsere eigene Kraft und unser Blickfeld hinaus. Alle verheißenen Segnungen des Evangeliums Jesu Christi können uns gehören, wenn wir den heiligen Handlungen und Bündnissen treu sind, die wir im Tempel vor dem Vater im Himmel und Jesus Christus schließen. Zum Leben „nach der Weise der Glückseligkeit“ gehört es, einen Tempel zu bauen, wo man den Herrn verehrt und Bündnisse mit ihm schließt (siehe 2 Nephi 5:16,27).

Dieser Weg besteht vor allem darin, dass wir sehr darauf achten, Geistigkeit zu entwickeln und sittlich rein zu sein.

Gehorsam

Das Halten aller Gebote Gottes ist mit den anderen Wegen zum Glück verbunden. Nachdem sich die Nephiten von den Lamaniten abgesondert hatten, gediehen sie über die Maßen, weil sie die Richtersprüche, Satzungen und Gebote „des Herrn in allem [befolgten], gemäß dem Gesetz des Mose“ (2 Nephi 5:10). Dieses Muster ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Lebens „nach der Weise der Glückseligkeit“.

Präsident Monson hat erklärt: „Wenn wir die Gebote halten, ist unser Leben glücklicher, erfüllter und weniger kompliziert. Herausforderungen und Probleme lassen sich leichter ertragen, und wir empfangen die [von Gott] verheißenen Segnungen.“8 Außerdem sagte er: „Die Erkenntnis, nach der wir streben, die Antworten, nach denen wir uns sehnen, und die Stärke, die wir uns wünschen, um uns heute den Herausforderungen einer vielschichtigen und sich ständig wandelnden Welt zu stellen, können uns zuteilwerden, wenn wir nur willig die Gebote des Herrn halten.“9

Der Erretter macht uns eindringlich klar:

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. …

Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Johannes 14:15,21.)

Selbstlosigkeit und Liebe

Der edelste Weg zum Glück ist geprägt von Selbstlosigkeit und Liebe – Liebe, die Anteilnahme, Interesse und ein gewisses Maß an Nächstenliebe für jede lebende Seele mit sich bringt. Liebe führt geradewegs zu dem Glück, das uns und andere bereichert und Segen beschert. Es bedeutet, dass man selbst seinen Feinden Liebe erweist, wie der Erretter gesagt hat (siehe Matthäus 5:44).

Dadurch erfüllt man das höhere Gebot, Gott zu lieben. Man erhebt sich über die tückischen Winde, die toben – über alles Schäbige, Selbstschädigende und Bittere. Wahres, beständiges Glück stellt sich nur ein, wenn wir uns dafür entscheiden, den Herrn, unseren Gott, mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all unseren Gedanken zu lieben (siehe Matthäus 22:37; siehe auch Deuteronomium 6:5; Markus 12:30; Lukas 10:27).

Mögen wir uns alle dafür entscheiden, den Herrn zu lieben und seinen Wegen zum Glück zu folgen, da dies „der Zweck und die Absicht unseres Daseins“10 ist.

Anmerkungen

  1. „Glücklichsein“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org

  2. David O. McKay, Herbst-Generalkonferenz 1919

  3. „Happiness“, Psychology Today, psychologytoday.com/basics/happiness

  4. „Happiness“, Psychology Today

  5. Thomas S. Monson, „Ein Vorbild an Rechtschaffenheit“, Liahona, Mai 2008, Seite 65

  6. Richard G. Scott, „Making the Right Decisions“, Ensign, Mai 1991, Seite 34

  7. Lehren der Präsidenten der Kirche: Harold B. Lee, Seite 176, 178

  8. Präsident Thomas S. Monson, „Haltet die Gebote!“, Liahona, November 2015, Seite 83

  9. Thomas S. Monson, „Gehorsam bringt Segnungen“, Liahona, Mai 2013, Seite 92

  10. Joseph Smith, History of the Church, 5:134