2011
Ein heiliges Werk
Oktober 2011


Ein heiliges Werk

Er war für alles, was wir lehrten, empfänglich. Warum nahm er dann nicht das Buch Mormon in die Hand, als wir es ihm gaben?

Eines Abends klopften mein Mitarbeiter und ich an die Tür eines jungen Mannes, der aus dem Ausland kam und an einer Universität in London studierte. Er bat uns herein, und wir stellten uns als Missionare der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vor. Er schien sehr interessiert und wollte mehr über die Wiederherstellung des Evangeliums erfahren. Wir gaben Zeugnis vom Propheten Joseph Smith und erzählten ihm von einem heiligen Buch, das von Gott kam und das Buch Mormon genannt wurde. Wir hoben hervor, dass es heilig ist, weil es von Jesus Christus Zeugnis gibt.

Wir erklärten, er könne selbst Gewissheit erlangen, dass es wahr ist, und wollten ihm ein Buch geben. Als ich ihm das Buch Mormon hinhielt, stand er auf und ging ohne ein Wort zu sagen aus dem Zimmer. Einen Augenblick hielt ich das Buch in der Hand, und mein Mitarbeiter und ich schauten uns überrascht an. Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Ich legte das Buch auf den Tisch.

Wir konnten sehen, dass der junge Mann in der Küche stand und sich die Hände wusch und mit einem frischen Handtuch abtrocknete. Er kam ins Zimmer zurück, nahm das Buch Mormon vom Tisch und sagte nur: „Wo ich herkomme, wäscht man sich immer die Hände, bevor man etwas Heiliges berührt.“ Mir traten Tränen in die Augen, als ich sah, wie dieser junge Mann mit frisch gewaschenen Händen zum ersten Mal das Buch Mormon aufschlug und darin blätterte.

Alma erklärte, dass die Schriften heilig sind und bewahrt wurden, um Seelen zur Errettung zu führen. Er sagte seinem Sohn Helaman: „Gott [hat] dir diese Dinge anvertraut …, die heilig sind, die er heiliggehalten hat und die er auch in seiner weisen Absicht erhalten und bewahren wird, damit er künftigen Generationen seine Macht zeigen kann.“ (Alma 37:14.)

Ich war auf Mission gesandt worden, um das wiederhergestellte Evangelium Jesu Christi zu verkünden, doch nun war ich derjenige, der von diesem jungen Mann, der sich die Hände wusch, etwas lernte. In vielen Kulturen – auch in meiner eigenen – muss man sich nicht die Hände waschen, bevor man in den heiligen Schriften liest, aber wie der junge Mann mit dieser einfachen Geste seine Achtung bezeigte, war eine ernste, eindrucksvolle Erinnerung daran, dass das Buch Mormon heilig ist.

Foto von Simon Jones