2005
Er hatte mir schon gedient, als wir uns noch gar nicht kannten
Februar 2005


Er hatte mir schon gedient, als wir uns noch gar nicht kannten

Im Februar 1992 wurde ich in Comayaguela in Honduras getauft. Nachdem ich in El Salvador auf Mission gewesen war, zog ich nach San Pedro Sula in Honduras. Dort traf ich Brenda, eine schöne junge Frau, die selbst erst seit neun Tagen von Mission zurück war. Ein paar Monate später heirateten wir im Tempel in Guatemala-Stadt.

Wir ließen uns in der Gemeinde Fesitranh in Honduras nieder, und nicht lange danach wurde ich Erster Ratgeber in der Bischofschaft. Bei der Sitzung des Priestertumsführungskomitees teilte uns der Bischof mit, dass Bruder Fidel Durón in eine andere Gemeinde unseres Pfahls umzog. Er sagte, dass Bruder Durón ein sehr hilfsbereiter Mensch sei und jeder in der Gemeinde ihm zweifellos für irgendetwas zu Dank verpflichtet war.

Bruder Durón half jedem, der in Not war – sei es nun bei einem Problem mit der Elektrik, bei Bauarbeiten, einem Rohrbruch oder mit einer Fahrt ins Krankenhaus am frühen Morgen. Seine Hilfsbereitschaft beschränkte sich nicht auf die Mitglieder der Kirche, sondern erstreckte sich auch auf Nachbarn und Bekannte. Alle liebten und achteten ihn. Der Bischof trug uns auf, all die Mitglieder zu finden, die Bruder Durón aus irgendeinem Grund zu danken hatten. Es war eine Versammlung vorgesehen, in der er für den selbstlosen Dienst geehrt werden sollte, den er seit so langer Zeit geleistet hatte.

Ich sagte mir: „Ich habe gar nichts, wofür ich Bruder Durón zu danken hätte.“ Ich wohnte erst seit kurzem in der Gemeinde und hatte nur gelegentlich einmal ein paar Worte mit ihm gewechselt. Er schien ein netter Mensch zu sein, aber ich konnte mich nicht erinnern, dass er mir je behilflich gewesen wäre.

Kurz darauf wurde ich in den Hoherat berufen, und mir wurde die Gemeinde López Arellano zugewiesen, zu der Bruder Durón nun gehörte. Eines Tages – ich war dort gerade in der Sonntagsschule – fragte der Lehrer nach persönlichen Erlebnissen mit dem Dienen.

Zufällig saß ich links neben einer Schwester, die Adela Rosa de Santos hieß. Sie erzählte, wie der Mann zu ihrer Rechten, Bruder Durón, ihr als Heimlehrer gedient hatte, als sie und ihre Familie noch neu in der Kirche waren. Durch seine freundliche Dienstbereitschaft hatte er ihnen Kraft und Mut gegeben, wann immer es nötig war, und ihnen viel Gutes getan. Zum Schluss sagte sie: „Wären Sie nicht gewesen, Bruder Durón, dann wäre ich jetzt nicht hier.“

Ich traute meinen Ohren nicht. Suyapa, die Tochter von Schwester Adela, war die Missionarin gewesen, die vor fünf Jahren an meine Tür geklopft hatte; jetzt war ich Mitglied der Kirche und mein Leben war erfüllt vom größten Glück, das man sich nur vorstellen kann. Ich durfte auf Mission gehen, durfte die heiligen Handlungen des Tempels empfangen und hatte die herrliche Aussicht auf eine ewige Familie.

Ich erfuhr in diesem Augenblick, dass vor 20 Jahren ein demütiger Mann, der seiner Selbstverpflichtung zum Dienen treu geblieben war, ohne es zu wissen für das Wohlergehen meiner Seele gearbeitet hatte. Eine kaum zu beschreibende Freude erfüllte mich – und Liebe zu meinem Bruder, Fidel Durón. Einst hatte ich gedacht, dass es nichts gebe, wofür ich Bruder Durón zu danken hätte. Nun hielt ich mich für den Allerersten auf der Liste, um die der Bischof uns gebeten hatte.

Die besondere Versammlung für Bruder Durón hat nie stattgefunden, weil er für einige Zeit in die Gemeinde Fesitranh zurückgekehrt ist. Uns verbindet nun eine wunderbare Freundschaft. Ich habe viele Gründe, Jesus Christus dankbar zu sein für alles, was er für mich getan hat, und auch Bruder Durón für die Liebe, der er mir schon 20 Jahre vor unserer ersten Begegnung erwiesen hatte.

José Salvador Yanez López gehört zur Gemeinde Fesitranh im Pfahl Fesitranh in Honduras.