1990–1999
Freundinnen, die zusammenhalten
April 1997


Freundinnen, die zusammenhalten

Wenn ihr das einzige Mädchen in eurer Gemeinde oder an eurer Schule das einzige Mädchen seid, das Mitglied der Kirche ist, dann denkt daran, daß euch Tausende von Mädchen zur Seite stehen.

Wie ihr alle muß auch ich Glauben üben und ein Pionier sein. Zum ersten Mal habe ich das erlebt, als ich in der zweiten Klasse war. Meine Lehrerin kam in die Klasse und erklärte uns, ein behindertes Mädchen würde bald in unsere Klasse kommen. Ich weiß noch, wie ich versucht habe, mir dieses Mädchen vorzustellen.

An dem Tag, als Jenny dann zu uns kam, wußte ich sofort, daß ich sie liebgewinnen würde. Daß sie behindert war, gab mir den Wunsch ein, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Ich hatte noch nie mit behinderten Kindern zu tun gehabt. Ich hatte zwar auch manche Ängste, aber ich wußte, daß ich ihre Freundin sein mußte. Ich stand vor dem Unbekannten. Ich nahm die Herausforderung an.

Eines Tages beschloß ich, nach der Schule zu Jenny nach Hause zu gehen. Ich weiß noch, daß ich ein bißchen aufgeregt war, aber ich hatte das Gefühl, daß ich das Richtige tat. Ihre Mutter war sehr nett. Sie half mir, Jenny besser kennenzulernen.

Bald war ich immer mit Jenny zusammen. Sie wurde eine meiner besten Freundinnen. Wir gingen gern einkaufen, spielten auf ihrem Trampolin und übernachteten beieinander. Ich half ihr mit ihren körperlichen Behinderungen, und sie half mir mit meinen geistigen Behinderungen. Jenny ist ein wundervolles Vorbild an christlicher Liebe und Vergebungsbereitschaft. Ich glaube wirklich daran, daß wir einander geholfen haben, unsere Behinderungen zu überwinden.

Als wir älter wurden, mußte ich noch eine Art Pionierprüfung bestehen. Ich hatte viele Freundinnen, und viele kannten Jenny nicht. Sie waren zwar nicht grob zu ihr, aber ich fühlte mich immer zwischen Jenny und meinen anderen Freundinnen hin- und her gerissen. Es war zwar schwer, und ich mußte mich bewußt darum bemühen, aber ich beschloß, ihnen zu helfen, sie kennenzulernen. Im Lauf der Zeit haben meine anderen Freundinnen gelernt, sich in Jennys Gegenwart wohler zu fühlen.

Ich bin immer noch mit Jenny befreundet. Sie geht zur selben Highschool, und ich sehe sie fast jeden Tag. Ich bin immer stolz, wenn ich mit ihr durch die Schule gehen kann.

Ich weiß, wir können alle genügend Glauben haben, das zu tun, was richtig ist. Wie die Pioniere können wir mit unseren Schwierigkeiten fertig werden und vorwärtsstreben.

Zum Schluß möchte ich euch allen sagen, wie demütig und dankbar es mich macht, daß ich euch heute etwas von meinen Gefühlen erzählen darf. Daß ich in der ganzen Welt Tausende von tapferen Schwestern habe, die mit mir an dieser Konferenz teilnehmen, bestärkt mich darin, daß das, was ich tue, richtig ist. Es erinnert mich auch daran, daß wir in diesem großen Werk nicht allein sind. Wenn ihr das einzige Mädchen in eurer Gemeinde oder an eurer Schule das einzige Mädchen seid, das Mitglied der Kirche ist, dann denkt daran, daß euch Tausende von Mädchen zur Seite stehen. Wir können alle gemeinsam wachsen und in diesen gefährlichen Letzten Tagen stark bleiben. Das ist mein Zeugnis und Gebet im Namen Jesu Christi. Amen.