1990–1999
Jesus Christus und Joseph Smith - ähnlich, aber ni
April 1991


Jesus Christus und Joseph Smith - ähnlich, aber ni

„ Joseph Smith ehren wir als den Propheten der Wiederherstellung und bemühen uns, uns seine Charaktereigenschaften anzueignen. Jesus Christus verehren wir als Gott.”

Im Juni werden es 147 Jahre, seit der Prophet Joseph Smith im Gefängnis von Carthage von einem Pöbelhaufen mit geschwärzten Gesichtern erschossen wurde. Mit ihm in der Zelle befand sich ein Jünger, nämlich John Taylor, der zwar schwer verwundet wurde, aber nicht mit Joseph Smith und dessen Bruder Hyrum den Tod fand. Einige Zeit nach dem Märtyrertod von Joseph Smith schrieb John Taylor, der später der dritte Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde, folgendes:

„Joseph Smith, der Prophet und Seher des Herrn, hat mehr für die Errettung der Menschen in dieser Welt getan als irgendein anderer Mensch, der je auf Erden gelebt hat - Jesus allein ausgenommen.” (LuB 135:3.)

Diese Verbindung zwischen Joseph Smith, dem Propheten, und Jesus Christus, dem Erretter und Erlöser, lädt zum Vergleich zwischen beider Leben und Charakter ein.

  • Sie stammten beide aus dem Arbeitermilieu. Jesus war der Stiefsohn eines Zimmermanns; Joseph Smiths Vater war Farmer. Beide hatten keine wohlhabenden, mächtigen Verwandten oder Freunde. Beide kannten die Schwierigkeiten, die Armut mit sich bringt.

  • Beide kamen aus einer glücklichen Familie mit hoher geistiger Gesinnung. Maria und Josef hatten beide Wesen aus der geistigen Welt gesehen. Joseph Smiths Vater hatte bemerkenswerte Visionen gehabt, als Joseph Smith noch ein Junge war, und seine Mutter hatte kurz vor seiner Geburt ein ungewöhnliches geistiges Erlebnis gehabt.

  • Weder Jesus noch Joseph Smith waren lange zur Schule gegangen; beide hatten weder an einer renommierten Universität studiert noch gehörten sie einer berühmten akademischen Gesellschaft an.

  • Bei beiden zeigte sich schon früh, wie intelligent sie waren. Mit zwölf Jahren saß Jesus schon im Tempel und unterwies die gelehrten Rabbis, die staunten, daß ein so junger Mensch so große Weisheit und Erkenntnis besaß. Joseph Smith hatte mit vierzehn Jahren ein Erlebnis, nach dem er seine Familie und andere, die bereit waren zuzuhören, über das Wesen, die Macht und die Absichten Gottes, des ewigen Vaters, und seines Sohnes, Jesus Christus, belehren konnte.

  • Beide stammten aus der Provinz. Jesus gelangte während seines irdischen Wirkens nie über die Grenzen des Heiligen Landes hinaus, und Joseph Smith verbrachte sein Leben in einem relativ kleinen Gebiet in den Vereinigten Staaten und Kanada.

  • Beide waren sehr mutig und stellten die bestehende Ordnung unerschrocken in Frage. Jesus sprach die Schriftgelehrten, die Pharisäer und die Heuchler schuldig, Joseph Smith die irregeleiteten Geistlichen.

  • Beide hatten starke Jünger und mächtige Feinde. Die Jünger Jesu und die Jünger von Joseph Smith haben dafür gesorgt, daß sie weithin bekannt wurden und ihr Einfluß noch heute zu spüren ist. Beide stießen aber auch auf so erbitterten Widerstand, daß sie von ihren Feinden getötet wurden.

  • Beide waren von Natur aus gütig und liebevoll, aber beide traten auch furchtlos für das Recht ein. Jesus beispielsweise, der sich über die Händler im Tempel ärgerte, vertrieb diese mit der Peitsche. Und Joseph Smith setzte sich mehr als einmal tatkräftig für das Recht ein.

  • Beide beendeten ihre Mission relativ jung. Jesus wurde mit 33 Jahren gekreuzigt, und Joseph Smith erlitt mit 38 Jahren den Märtyrertod.

  • Beide kamen um, weil sie von früheren Jüngern verraten worden waren.

  • Beide waren von Natur aus gebeterfüllt. Ehe Jesus Christus sein irdisches Wirken begann, verbrachte er vierzig Tage in der Wüste und fastete und betete inbrünstig. Auf dem Berg der Verklärung, in Getsemani, am Kreuz und zu anderen Zeiten betete er inständig zum himmlischen Vater und flehte ihn um Beistand an.

  • Bei der Geburt war schon lange vorher prophezeit worden. Jesus Christus war laut der heiligen Schrift der Geliebte und Erwählte des Vaters von Anfang an (siehe Mose 4:2), und Gott verkündete, daß er „in der Mitte der Zeit kommen würde und … von vor der Grundlegung der Welt an bereitet worden war” (Mose 5:57). Josef, der Sohn Jakobs beziehungsweise Israels, prophezeite, in den Letzten Tagen werde ein erwählter Seher erweckt werden: „Und sein Name wird nach meinem Namen genannt werden; und er wird nach dem Namen seines Vaters genannt werden.” (2 Nephi 3:15.) Das ist eine Prophezeiung aus alter Zeit, die sich auf Joseph Smith und seinen Vater, Joseph Smith sen., bezieht.

Jesus Christus und Joseph Smith waren sich also in mancher Hinsicht ähnlich, aber in grundlegenden Punkten unterschieden sie sich doch. Der Hauptunterschied lag im ungewöhnlichen Wesen Jesu Christi. Er bewegte sich auf einer Ebene, die der Prophet Joseph Smith nicht einmal erfassen konnte. Jesus Christus ist eine Person der Gottheit und wurde schon vor der Erschaffung der Welt dazu erwählt, der Erretter und Erlöser der Menschheit zu werden. Er war die treibende Kraft bei der Schöpfung, und er ist das Oberhaupt der Kirche. Durch das Sühnopfer hat er uns in gewissem Sinn so erkauft, daß wir seine Kinder sind. Und dadurch, daß wir Mitglieder der Kirche werden, nehmen wir seinen Namen auf uns.

Die verschiedenen Aufgaben, die Jesus Christus erfüllt hat, und die verschiedenen Namen, die ihm in den heiligen Schriften verliehen werden, lassen auf seine herausragende Stellung schließen - ob im Vergleich zu Joseph Smith oder irgendeinem anderen Menschen. Er ist der Jahwe des Alten Testaments, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Er ist der Sohn Gottes, der Messias, der Schöpfer. Er ist unser Fürsprecher beim Vater. Er ist uns Vorbild. Er wird oft der gute Hirt oder der große Richter genannt. Manchmal wird er als unser König oder als König der Könige bezeichnet, dann wieder als Lamm Gottes, als Licht der Welt, als Gesetzgeber, als Mittler. Manchmal wird er der Bote des Bundes, der Fels unserer Errettung, der Schlußstein, der Menschensohn, der Gesalbte, der Retter, Mann voller Schmerzen und einziger Sohn des Vaters genannt.

Er spielt nicht nur diese verschiedenen Rollen, sondern wie der Vater hat er Eigenschaften, die einem sterblichen Menschen wie Joseph Smith fremd sind. Er ist allwissend und allmächtig und, durch das Licht Christi, auch allgegenwärtig.

So nimmt es nicht wunder, daß Johannes der Täufer, der bis zur Ankunft Jesu der bedeutendste aller Propheten war, sagte, er, Johannes sei es nicht wert, Jesus Christus die Schuhe aufzuschnüren (siehe Johannes 1:27).

Während also die geistige Stellung Jesu Christi unvergleichlich ist, schafft seine Rolle als einziger Sohn des Vaters eine gemeinsame irdische Grundlage, auf der er und der Prophet Joseph Smith und andere Menschen einander begegnen. Jesus Christus wurde von einer sterblichen Mutter geboren, aber sein Vater war der ewige Vater. Durch seine Mutter trug er, wie der Prophet Joseph Smith, die Sterblichkeit in sich. Aber durch seinen ewigen Vater hatte er auch die Macht, sein Leben niederzulegen und es wieder aufzunehmen.

Joseph Smith ehren wir als den Propheten der Wiederherstellung und bemühen uns, uns seine Charaktereigenschaften anzueignen. Jesus Christus aber verehren wir als Gott. Das zeigt sich in jeder Abendmahlsversammlung, wenn wir nämlich geloben, den Namen Jesu Christi auf uns zu nehmen, immer an ihn zu denken und die Gebote, die er uns gegeben hat, zu halten, damit sein Geist immer mit uns sein kann (siehe Moroni 4:3).

Die überirdische Stellung unseres Erretters, Jesus Christus, und die überragende Rolle, die er im ewigen Plan spielt, bewegen uns dazu, voll Ehrfurcht zu betrachten, was die Herablassung Christi genannt worden ist und womit gemeint ist, daß er bereit war, von seinem erhöhten Platz herabzusteigen und zu uns zu kommen. Das war folgendermaßen prophezeit worden: „Er wird hingehen und Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art leiden; … auf daß er die Bande des Todes löse, die sein Volk binden; und er wird ihre Schwächen auf sich nehmen, auf daß sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei gemäß dem Fleische, damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er seinem Volk beistehen könne gemäß dessen Schwächen … damit er ihre Übertretungen auslöschen kann - gemäß seiner Macht der Befreiung.” (Alma 7:11-13.)

Ich gebe Zeugnis, und dieses Zeugnis habe ich durch die Macht des Heiligen Geistes erlangt, nämlich daß Jesus Christus unser Erretter und Erlöser ist, der Einziggezeugte des Vaters im Fleisch. Ich bezeuge, daß Jesus Christus ein auferstandenes Wesen ist und einen fühlbaren Körper aus Fleisch und Gebein hat und daß sein himmlischer Vater, der der Vater unseres Geistes ist, desgleichen einen fühlbaren Körper aus Fleisch und Gebein hat. Ich bezeuge ferner, daß Jesus Christus das Oberhaupt der Kirche ist, der wir angehören und die seinen heiligen Namen trägt, und daß Joseph Smith, von dem ich gesprochen habe, der Prophet war, durch den die wahre Kirche Jesu Christi auf der Erde wiederhergestellt worden ist durch den Dienst von Engeln und viele Jahre nach dem Abfall vom Glauben - und daß ihm die Schlüsselgewalt des Priestertums und die nötige Vollmacht zur Leitung der irdischen Kirche Jesu Christi übertragen wurden. Zum Schluß bezeuge ich: in ununterbrochener Reihenfolge sind die prophetische Schlüsselgewalt und die Vollmacht, die der Prophet Joseph Smith erhalten hatte, über die Generationen hinweg weitergegeben worden, und der heutige Prophet, Ezra Taft Benson, der das irdische Oberhaupt der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist, hat sie unversehrt in Händen. Er besitzt alle Schlüsselgewalt und Vollmacht, die er braucht, um die Erhöhung der Kinder Gottes zu erwirken. Im Namen Jesu Christi. Amen.