Lehren der Präsidenten der Kirche
In der Kirche dienen


38. Kapitel

In der Kirche dienen

Wir wollen in unseren Berufungen treu auf Weisung des Priestertums dienen.

Aus dem Leben von Joseph F. Smith

Als Präsident Joseph F. Smith bereits 44 Jahre als Apostel und 9 Jahre als Präsident der Kirche gedient hatte, sagte er auf der Generalkonferenz im Oktober 1910: „Es macht mich glücklich, dass ich euch heute morgen sagen darf, dass ich schon als Kind und als Jugendlicher Gott und seinem Volk gelobt habe, ihnen treu zu sein.“ Er erklärte, er habe in jeder Berufung, die er seitdem erhalten habe, treu gedient:

„Wenn ich auf die Erfahrungen meines Lebens zurückblicke, kann ich jetzt keinen Umstand erkennen oder erinnern, und zwar seit ich zur Welt gekommen bin, wo ich auch nur einen Augenblick das Gefühl gehabt hätte, ich sollte in dem Gelöbnis, dem Versprechen, das ich Gott und den Heiligen der Letzten Tage in meiner Jugend gegeben habe, irgendwie nachlassen. … Als Ältester in Israel habe ich mich bemüht, jener Berufung treu zu sein; ich habe mein Äußerstes gegeben, um jene Berufung zu ehren und sie groß zu machen. Als ich Siebziger wurde, war es mir ein Herzensanliegen, jener Berufung treu zu sein, und ich bemühte mich, ihr mit aller Intelligenz und aller Inbrunst meiner Seele treu zu sein. Ich wüsste oder erinnerte mich an keine Handlung meinerseits, an keinen Umstand in meinem Leben, wo ich diesen Berufungen im Priestertum des Gottessohns untreu gewesen wäre. Später, als ich zum Apostel berufen und zum Apostel ordiniert und als einer der Zwölf eingesetzt wurde, bemühte ich mich, diese Berufung zu ehren, ihr treu zu sein, desgleichen meinen Brüdern, dem Haushalt des Glaubens und den Bündnissen und Verpflichtungen, die damit einhergehen, wenn man dieses heilige Priestertum, das nach der Ordnung des Gottessohns ist, erhält. Ich wüsste nicht, dass ich meine Verpflichtungen oder Gelöbnisse in diesen Berufungen, die ich erhalten habe, jemals verletzt hätte. Ich bemühe mich, all dem treu zu sein.“1

Präsident Smith ermahnte die Heiligen, sich dem Werk des Herrn zu verpflichten und engagiert zu dienen – in Priestertumsberufungen, in den Hilfsorganisationen der Kirche und durch andere Formen selbstlosen Dienens – und dabei immer die Priestertumsvollmacht zu ehren, kraft derer sie berufen wurden und der sie unterstanden.

Lehren von Joseph F. Smith

Das Priestertum ist zum Dienen da.

Das Priestertum wird einem Mann nicht übertragen, damit er sich ehren lassen oder sich überheben kann, sondern damit er den Menschen, unter denen zu wirken er berufen ist, dienen kann. Vergessen wir nicht, dass selbst unser Herr und Meister nach langem Fasten, als er sich schwach fühlte, weil er lange gewacht und gefastet hatte, der Anregung des Erzversuchers widerstand, er solle die Vollmacht und Macht, die er als der Messias ja hatte, dazu gebrauchen, sich zu verschaffen, wessen er gerade bedurfte.

Die gottgegebenen Ehrentitel, die die verschiedenen Ämter und Ordnungen des heiligen Priestertums voneinander unterscheiden und die ja nicht von Menschen ersonnen sind, sollen nicht als Titel menschlichen Ursprungs gebraucht oder betrachtet werden, sie sind nicht dazu da, dass man sich mit ihnen schmückt und sind auch kein Ausdruck von Herrschaft, sondern sie bezeichnen vielmehr die Bestimmung zu demütigem Dienst im Werk des einen Meisters, zu dessen Dienst wir uns bekennen.2

Ich habe Älteste gekannt, die ihr Leben lang stets dienstbereit waren; sie haben die Berufungen, die ihnen gegeben wurden, nie auch nur einen Augenblick lang in Frage gestellt und auch nicht über ihre zeitlichen Interessen nachgedacht, sondern sind gegangen und gekommen, wie ihre Brüder sie im Dienst des Volks und des Herrn gerufen haben. … Sie waren da, wie der Wächter, der immer bereit ist und sich kaum je die Zeit nimmt, an sich selbst zu denken. … Das haben sie von ganzem Herzen getan und ihre Arbeit nie als Last betrachtet; im Gegenteil, sie hat ihnen Freude und ständige Zufriedenheit geschenkt. … Sie sind noch immer stets bereit, zu gehen oder zu kommen und zu tun, was von ihnen verlangt wird, wobei ihnen ihre Aufgaben im Priestertum jederzeit mehr bedeuten als persönliche Überlegungen.3

Die wöchentlichen Versammungen der Priestertumskollegien … werden nicht nur durch das, was sie an Bildung vermitteln, die Arbeit des Priestertums verbessern, sondern sie werden die Brüder auch einmal in der Woche zusammen bringen, so dass sie es sich angewöhnen, regelmäßig als Diener des Herrn aktiv zu sein.4

O Gott, segne das heilige Priestertum, die edlen Männer, die reinen Männer, die gerechten Männer, die ehrenhaften Männer, die redlichen Männer, die sich, zumindest viele von ihnen, aus Liebe zum Evangelium aus den Ländern der Erde gesammelt haben; und viele von ihnen sind unter dem Bund des heiligen Priestertums geboren, und ich bete zu Gott, er möge euch, meine Brüder, mit einer Fülle seiner Güte und Barmherzigkeit segnen, damit es euch im Land wohl ergehe, damit ihr wahrhaftig seine Diener seid.5

Die Hilfsorganisationen gestatten es allen, unter der präsidierenden Vollmacht des Priestertums zu dienen.

Das Priestertum steht an der Spitze. Es präsidiert über alles. Es ist die Aufgabe derer, die das Priestertum tragen, über alle Organisationen der Kirche zu wachen; nicht nur über die Organisation des Priestertums, sondern alle Organisationen, die zum Nutzen der Mitglieder insgesamt eingerichtet sind – unsere FHV, die GFV [JM und JD] die PV … und alle übrigen Organisationen, die zum Aufbau des Gottesvolks und zur Verbreitung von Wahrheit und Rechtschaffenheit im Land geschaffen worden sind. Sie alle sollten die Aufsicht und väterliche Fürsorge und Aufmerksamkeit und das aufrichtige, kontinuierliche Interesse der Führer der Kirche genießen, ob in der Gemeinde oder bei den Generalautoriäten der Kirche, weil das Priestertum am Wohlergehen des Gottesvolks und am Aufbau Zions auf der Erde interessiert ist. Und alle diese Organisationen, die von Gott geschaffen und bestimmt worden sind, sollten auf die präsidierenden Autoritäten schauen und einmütig mit ihnen zusammenarbeiten und sie an ihrem Platz ehren.6

Es gibt in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage keine Regierung, die getrennt vom heiligen Priestertum oder über dem Priestertum oder seiner Vollmacht oder außerhalb vom Priestertum besteht. Wir haben unsere FHV, die GHV, die PV und die Sonntagsschule, … aber diese Organisationen sind keine Kollegien oder Räte des Priestertums, sondern Hilfsorganisationen des Priestertums; sie sind kraft des heiligen Priestertums gegründet worden. Sie bestehen nicht außerhalb des Priestertums, nicht über ihm, nicht außerhalb seiner Reichweite. Sie erkennen das Priestertum grundsätzlich an. Wo immer sie bestehen, bestehen sie immer zu dem Zweck, etwas Gutes zu bewirken; die Errettung eines Menschen, ob in zeitlicher oder in geistiger Hinsicht.7

Ich möchte sagen, dass von der FHV erwartet wird, besonders von den Beamtinnen dieser Organisation auf höchster Ebene, dass sie über alle ihre Organisationen bei den Frauen Zions wachen. Sie stehen an der Spitze all dieser Organisationen; sie sollten an der Spitze stehen, und sie sollten ihre Berufung groß machen.8

Durch die Hilfsorganisationen können wir die Hand ausstrecken und führen und viele unserer Jungen Männer und Jungen Damen positiv beeinflussen, die wir sonst durch die Organisationen des Priestertums nur schwer erreicht hätten. Bisher leisten diese Organisationen ausgezeichnete Basisarbeit.

Ich bete, Gott möge alle unsere Hilfsorganisationen segnen, von der ersten bis zur letzten, dass sie alle ihre Pflicht tun, dass sie nicht träge herumsitzen und die Arbeit vernachlässigen. … Wir sind nur sicher, wenn wir etwas tun, wenn wir bei der Arbeit sind, wenn wir aufrichtig sind, wenn wir unsere Aufgaben erfüllen und wenn das alles so ist, dann sind wir sicher, denn dann sind wir in Gottes Hand und nicht in der Hand des Widersachers.10

Wir sollten uns alle für das Wohlergehen und die Errettung unserer Mitmenschen abmühen.

Wenn wir unsere Aufgaben erfüllen, engagieren wir uns in einer großen und herrlichen Sache. Es ist ganz wesentlich für unser Wohlergehen, dass jeder Mann und jede Frau, die, durch Umkehr und Taufe, in den Evangeliumsbund eingetreten sind, spüren, dass es ihre Pflicht ist, ihre Intelligenz und die Entscheidungsfreiheit, mit der Gott sie gesegnet hat, für die Förderung der Interessen Zions und die Aufrichtung dieser Sache auf der Erde einzusetzen.11

Wir sollten alle bereit sein, uns für das Wohlergehen und die Errettung der Menschen einzusetzen – unsere Wünsche und Gefühle um des Ganzen willen zu opfern und völlig bereit sein, die Wünsche des Allmächtigen zu erfüllen, wobei wir uns nichts anderes wünschen, als den Absichten des Herrn zu dienen. … Wir mühen uns für die Errettung der Menschen ab, und wir sollten das Gefühl haben, dass es sich dabei um unsere größte Aufgabe handelt. Wir sollten also bereit sein, um der Liebe zu Gott, um der Errettung der Menschen und um des Triumphs des Gottesreiches auf der Erde willen alles zu opfern.12

Wir erwarten, den Tag zu sehen, … an dem jeder Rat des Priestertums in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seine Aufgaben kennt, seine Verantwortung wahrnimmt, seine Berufung groß macht und seinen Platz in der Kirche in höchstem Maße ausfüllt, und zwar entsprechend der Intelligenz und Fähigkeit, die ihm eigen sind. …Der Herr hat es von Anfang an so vorgesehen und ersonnen, und er hat in der Kirche dafür Vorkehrung getroffen, dass jedem Bedürfnis durch die regulären Organisationen des Priestertums Rechnung getragen wird. Es ist mit Recht gesagt worden, die Kirche sei perfekt organisiert. Das einzige Problem besteht darin, dass diese Organisationen sich ihrer Verpflichtungen nicht völlig bewusst sind. Wenn sie erst einmal aufwachen und sehen, was von ihnen verlangt wird, werden sie ihre Aufgaben treuer erfüllen, und dann wird das Werk des Herrn in der Welt um so stärker und mächtiger und einflussreicher sein.13

Jeder Mann muss im Herzen spüren, wie notwendig es ist, dass er in diesem großen Werk der Letzten Tage sein Teil tut. Alle müssen darum bemüht sein, es voran zu bringen. Ganz besonders ist es die Aufgabe eines jeden, der Anteil an der Vollmacht des heiligen Priestertums hat, diese Berufung groß zu machen und zu ehren, und nirgendwo können wir beginnen, das besser zu tun als hier, in uns selbst, und wenn wir unser Inneres gereinigt haben, wenn wir unser Herz rein gemacht, unser Leben in Ordnung gebracht haben, wenn wir den Sinn darauf ausgerichtet haben, vor Gott und den Menschen unsere ganze Pflicht zu tun, sind wir bereit, in der Familie, in der Gesellschaft und unter allen Umständen guten Einfluss auszuüben.14

Die Männer und die Frauen, die vor Gott ehrlich sind, die demütig ihren Weg gehen und ihre Pflicht erfüllen, die ihren Zehnten zahlen und den reinen und makellosen Dienst vor Gott erfüllen, der darin besteht, dass sie die Waisen und Witwen in ihren Bedrängnissen besuchen und sich selbst vor jeder Befleckung durch die Welt bewahren [siehe Jakobus 1:27], und die mithelfen, dass für die Armen gesorgt wird, die das heilige Priestertum ehren, die sich in keine Exzesse verrennen, die in ihrer Familie beten, die den Herrn im Herzen anerkennen, diese legen eine Grundlage, gegen die die Tore der Hölle nicht obsiegen können; und wenn die Wassermassen heranfluten und die Stürme toben, wird ihr Haus nicht einstürzen, denn es ist auf den Fels ewiger Wahrheit gebaut [siehe Matthäus 7:24–27].15

Anregungen für das Studium

  • Was lehrt uns das Beispiel Jesu Christi in bezug auf den Gebrauch der Priestertumsvollmacht?

  • Inwiefern ist die Ordinierung zum Priestertum eine „Bestimmung zu demütigem Dienst“?

  • Welchen Zwecken dienen die Hilfsorganisationen der Kirche? Inwiefern sind sie den Mitgliedern der Kirche ein Segen? Warum ist es wichtig, zu wissen, dass die Hilfsorganisationen auf Weisung des Priestertums tätig sind?

  • Welchen Nutzen hat es, wenn wir einander in unseren Aufgaben und Berufungen in der Kirche unterstützen und ehren?

  • Wie sehr soll uns das Bemühen um die Errettung der Menschen am Herzen liegen? Welche Opfer haben andere schon für Ihre Errettung gebracht? Was sind Sie zum Nutzen anderer zu opfern bereit?

  • Was bedeutet es, aufzuwachen und Ihre Verpflichtungen zu erkennen? Was ist die Folge, wenn das geschieht?

  • Was bedeutet es, demütig unseren Weg zu gehen? Welche Segnungen gehen damit einher?

Fußnoten

  1. Gospel Doctrine, 5. Auflage (1939), 504.

  2. Joseph F. Smith, Anthon H. Lund, Charles W. Penrose, „On Titles“, Improvement Era, März 1914, 479.

  3. Deseret News (weekly), 10. Dezember 1879, 2.

  4. In James R. Clark, Hg., Messages of the First Presidency of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 6 Bde. (1965–75), 4:195.

  5. In Conference Report, Oktober 1911, 132.

  6. Deseret Weekly, 9. Januar 1892, 70.

  7. Gospel Doctrine, 144.

  8. Gospel Doctrine, 386.

  9. Gospel Doctrine, 393.

  10. In Conference Report, Oktober 1911, 131f.

  11. Deseret News: Semi-Weekly, 28. November 1876, 1.

  12. Deseret News (weekly), 10. Dezember 1879, 2.

  13. Gospel Doctrine, 159f.

  14. Gospel Doctrine, 168.

  15. Gospel Doctrine, 7f.