Lehren der Präsidenten der Kirche
Durch Gehorsam frei


32. Kapitel

Durch Gehorsam frei

Gott überlässt es uns, uns für das Gute oder für das Böse zu entscheiden. Er zieht uns dafür, wie wir die Intelligenz und die Möglichkeiten, die er uns schenkt, gebrauchen, zur Rechenschaft.

Aus dem Leben von Joseph F. Smith

Präsident Joseph F. Smith glaubte daran, dass Entscheidungsfreiheit und Verantwortung untrennbar sind und dass sie wesentlich für den Prozess sind, durch den die Kinder Gottes ihm ähnlich werden. „Wir müssen uns die Segnungen des ewigen Lebens alle selbst sichern – durch Gehorsam und die Barmherzigkeit Gottes“, erklärte er. „Wir können unsere Entscheidungsfreiheit ausüben, und wir können uns für Gutes oder für Böses entscheiden. … Wir müssen lernen, zu stehen oder zu fallen, Mann und Frau gleichermaßen.“1

Präsident Smith erschien 1904 vor dem Kongress der Vereinigten Staaten und setzte sich nachdrücklich für das Recht der Mitglieder der Kirche ein, in persönlichen, religiösen und politischen Belangen von ihrer Entscheidungsfreiheit Gebrauch zu machen. Am 26. März 1907 veröffentlichte die Erste Präsidentschaft „Eine Erklärung: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage an die Welt“, die im April 1907 auf der Generalkonferenz einstimmig angenommen wurde. In der Erklärung, in der viele grundlegende Glaubensvorstellungen der Heiligen der Letzten Tage ausgeführt wurden, heißt es: „Wir glauben an die Entscheidungsfreiheit des Menschen und somit an seine persönliche Verantwortung.“2

Präsident Smith glaubte und lehrte, dass der Gehorsam gegenüber den Gesetzen des Evangeliums Jesu Christi die einzige Möglichkeit darstellt, die Freiheit zu finden, die Jesus Christus verheißen hat: „Die Wahrheit wird euch befreien.“ (Johannes 8:32.)

Lehren von Joseph F. Smith

Gott hat uns Entscheidungsfreiheit geschenkt, und er zieht uns für unsere Entscheidungen zur Rechenschaft.

Gott gewährt allen Menschen Entscheidungsfreiheit, und er billigt uns allen das Recht zu, ihm zu dienen oder auch nicht, das Rechte zu tun oder das Falsche, und dieses Recht haben alle Menschen ungeachtet ihres Glaubensbekenntnisses, ihrer Hautfarbe und ihrer Lebensumstände. Die Reichen haben Entscheidungsfreiheit, die Armen haben Entscheidungsfreiheit, und niemand wird durch irgendein Eingreifen Gottes daran gehindert, sie völlig frei und in vollem Umfang auszuüben. Die Entscheidungsfreiheit ist allen geschenkt; sie ist ein Segen, den Gott der gesamten Menschheit auf der Erde zuerkannt hat, allen seinen Kindern gleichermaßen. Aber er fordert von uns strenge Rechenschaft darüber, wie wir mit dieser Freiheit umgehen. Was zu Kain gesagt wurde, wird auch für uns gelten: „Wenn du recht tust, darfst du aufblicken; wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde.“ (Genesis 4:7.)3

Es steht uns frei, das Evangelium anzunehmen oder es abzulehnen, dem Beispiel des Erretters oder dem Beispiel Luzifers nachzueifern. Wir können uns entscheiden. Wir sind Erben Gottes und Miterben mit Jesus Christus und können in dem Reich, wo Jesus und die Geheiligten wohnen, Herrlichkeit und Erhöhung erlangen, aber wir können uns dafür oder dagegen entscheiden. Gott hat gesagt, er werde nichts von uns verlangen, wozu er uns nicht gleichzeitig die Kraft schenkt. Wenn er von uns bestimmte schwierige Aufgaben verlangt, mit den natürlichen Augen betrachtet, gibt er uns auch die nötige Kraft dazu. Aber wenn wir nicht würdig sind und nicht alle Energie und Intelligenz benutzen, die wir mitbekommen haben, erfüllt sich seine Verheißung nicht, weil sie auf der Bedingung beruht, dass wir das Unsrige tun.4

Bild
Captain Moroni

Hauptmann Moroni hisst das „Recht auf Freiheit“, von Arnold Friberg. Mitglieder der Kirche zur Zeit des Buches Mormon scharten sich um das „Recht auf Freiheit“, um zu geloben, dass sie „ihre Rechte und ihre Religion hochhalten [wollten], damit der Herr Gott sie segne“ (Alma 46:20).

Der Herr hat den Menschenkindern Entscheidungsfreiheit geschenkt. Die Menschen können nach Belieben Gutes oder Böses tun. … Er zieht uns einfach dafür zur Verantwortung, wie wir die Intelligenz und die Möglichkeiten, die wir hier im Fleisch haben, nutzen.5

Gott greift in unsere Entscheidungsfreiheit nicht ein, und er lässt zu, dass wir die Folgen unserer Entscheidungen tragen.

Die göttliche Vorsehung greift nicht in die Entscheidungsfreiheit des Menschen ein. Wenn es den Menschen nicht frei stände, sich für das Gute zu entscheiden und das Böse abzulehnen und umgekehrt, gäbe es keine Rechtschaffenheit und keinen Grund, die Menschen überhaupt zu richten. Dadurch, dass die Menschen ihren Willen ausüben können, werden sie überhaupt erst verantwortliche Wesen und müssen sie die Folgen dessen, was sie tun, auf sich nehmen. Sie werden belohnt oder bestraft – nach ihren Werken – wenn nämlich die Bücher aufgeschlagen werden und sie nach dem, was darin geschrieben steht, beurteilt werden.

Gott würde zweifellos Krieg, Verbrechen und Armut verhindern, die Finsternis vertreiben, den Irrtum überwinden und alles strahlend schön machen und mit Freude erfüllen. Aber das würde dem Menschen eine ganz wesentliche Eigenschaft nehmen – das Recht auf Entscheidungsfreiheit. Es ist zum Nutzen seiner Söhne und Töchter, dass sie sowohl das Böse als auch das Gute kennenlernen, die Finsternis und das Licht, den Irrtum und die Wahrheit ebenso wie die Folgen, die eintreten, wenn man ewige Gesetze übertritt. Deshalb lässt er das Böse zu, das durch die Werke seiner Geschöpfe in die Welt kommt, beeinflusst aber die Folgen letztlich zu seiner Herrlichkeit und zum Fortschritt und zur Erhöhung seiner Söhne und Töchter, wenn sie durch das, was sie leiden, Gehorsam gelernt haben. Durch die Gegensätze, die wir hier in dieser Welt mit Kummer und Freude erfahren, lernen wir; sie lehren die Menschen, alles, was recht und wahr und gut ist, mehr zu schätzen. Das Vorherwissen Gottes bedeutet nicht, dass er das, was er vorhersieht, auch zustande bringt oder dass er für das, was die Menschen tun oder auch nicht tun, verantwortlich ist.6

Auf der Welt geschieht so vieles, in dem die meisten von uns nur schwer die Hand des Herrn erkennen können. … Bei einigen Geschehnissen kann ich keinen anderen Grund dafür entdecken, die Hand des Herrn anzuerkennen, als den, dass er das, was geschehen ist, zugelassen hat. Wenn zwei Menschen ihrer Erregung, Selbstsucht und Wut freien Lauf lassen und miteinander zanken und streiten, und der Streit führt dann zu Tätlichkeit und Gewaltanwendung, so fällt es mir schwer, darin die Hand des Herrn zu sehen; ich sehe nur, dass die beiden, die miteinander streiten und zanken, von Gott Entscheidungsfreiheit zugebilligt bekommen haben und sie gemäß ihrer Intelligenz anwenden dürfen: sie können selbst zwischen Recht und Unrecht unterscheiden und nach ihren eigenen Wünschen handeln. Der Herr hat nicht geplant oder beabsichtigt, dass diese beiden Menschen streiten oder ihrem Zorn so sehr nachgeben sollten, dass es zu Gewalttätigkeit, ja, vielleicht zu Blutvergießen zwischen ihnen käme. So etwas hat Gott nie geplant, und wir dürfen dem Allmächtigen so etwas auch nicht anrechnen. …

Die Entscheidungsfreiheit, die [Gott] uns geschenkt hat, verpflichtet uns dazu, selbst zu handeln – etwas zu tun, sofern wir es so wollen, was nicht recht ist, was sich gegen die Gesetze des Lebens und der Gesundheit richtet, was unklug und unvernünftig ist. Das Ergebnis kann für uns ernste Folgen haben, weil wir unwissend sind oder hartnäckig das tun, was wir tun wollen, statt den Bedingungen zu entsprechen, die Gott an uns stellt.7

Ihr werdet die Folgen eurer Fehler zu tragen haben, auch wenn sie euch Kummer, Krankheit oder Tod einbringen! Ich erkenne in der Entscheidungsfreiheit, die der Herr den Menschen gewährt, seine Hand an, aber in den Folgen dessen, was sie tun, wenn sie nämlich das Gesetz Gottes übertreten haben, erkenne ich die Hand der Menschen an. Ich laste die Schwächen, die Fehler, die Verbrechen, die Schlechtigkeit der Menschen und das Böse, das in der Welt existiert, nicht Gott dem Vater an.8

Im Bereich der Freiheit und der menschlichen Urteilskraft werden die meisten Übeltaten vollbracht, die auf der Welt geschehen – der Märtyrertod der Heiligen, die Kreuzigung des Gottessohns und der Abfall vom Glauben und die Abkehr vom Werk der Rechtschaffenheit und von den Gesetzen Gottes – all das hat sich im Bereich der menschlichen Freiheit und des eigenständigen Urteils vollzogen. Die Menschen können sich in Gebet und Glauben an Gott wenden und in Erfahrung bringen, worin sie sich in ihrem Urteil und ihrer Weisheit leiten lassen sollen; ich möchte nicht, dass die Heiligen der Letzten Tage vergessen, dass dies ihr Recht ist.9

Die Kirche Jesu Christi schränkt die Freiheit des einzelnen nicht ein.

Das Reich Gottes ist ein Reich der Freiheit; das Evangelium des Gottessohns ist das Evangelium der Freiheit.10

Könnt ihr eine Organisation, ob eine kirchliche oder eine andere, finden, die genauso vollkommen geleitet wird und organisiert ist wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die der Prophet Joseph Smith ja aufgrund von Inspiration gegründet hat? Und was ist das Ziel dieser Organisation? Soll sie die Menschen niederdrücken? Soll sie euch verletzen? Soll sie euch zur Erde niederbeugen? Soll sie euch eurer Freiheit, eurer Rechte berauben? Soll sie euch zu Sklaven machen und euch bis in den Staub erniedrigen? Oder soll sie euch intelligenter machen, männlicher und freier? Es gibt nämlich keine Freiheit wie die Freiheit des Evangeliums Jesu Christi. Ich kann euch sagen, niemand ist frei, wenn er sich in der Knechtschaft der Sünde befindet, und niemand ist frei, wenn er sich in der Knechtschaft der Unwissenheit befindet, was den Plan des Lebens und der Errettung betrifft.11

Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein freieres, unabhängigeres oder intelligenteres Volk, das seinen Weg oder die Arbeit, die es tun will, und alles, womit es zu tun hat, unabhängiger wählen kann als die Heiligen der Letzten Tage. Es gibt heute auf der ganzen Welt kein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in gutem Stand, dem es nicht aufgrund seines unabhängigen Wesens, seiner Intelligenz und Weisheit und der Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht und zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, so ginge.12

Die Religion der Heiligen der Letzten Tage bezieht sich sowohl auf das gegenwärtige Verhalten als auch auf das zukünftige Glücklichsein. Sie beeinflusst ihre Gläubigen in allem, was den menschlichen Charakter betrifft. Sie ist sowohl für den Körper als auch für den Geist. Sie lehrt die Menschen, wie sie in dieser Welt leben und handeln sollen, damit sie auf die Realitäten der künftigen Welt vorbereitet sind. Die Kirche unterweist also in zeitlichen Belangen ebenso wie in den geistigen, soweit sie sich auf die Kirche, ihren Besitz und ihre Institutionen und die Gemeinschaft ihrer Anhänger beziehen. Aber sie schränkt die Freiheit des einzelnen nicht ein und begibt sich auch nicht auf das Terrain des Staats. Die Entscheidungsfreiheit des Menschen ist ein wesentlicher Grundsatz, den entsprechend den Glaubenssätzen der Kirche auch Gott selbst nicht unterdrückt.13

Gehorsam, der rechtmäßige Gebrauch der Entscheidungsfreiheit, bringt unschätzbare Segnungen mit sich.

Bestimmte Segnungen lässt Gott den Menschenkindern nur unter der Bedingung zukommen, dass sie die Entscheidungsfreiheit auf die rechte Weise ausüben. Es kann zum Beispiel niemand Sündenvergebung erlangen, wenn er nicht umkehrt und sich von jemandem taufen lässt, der dazu bevollmächtigt ist. Wenn wir von Sünden frei sein, uns von ihren Folgen und aus ihrer Gewalt befreien wollen, müssen wir uns an das Gesetz halten, das Gott offenbart hat, sonst können uns die Sünden nicht vergeben werden. Wenn Gott auch allen Menschen unterschiedslos Entscheidungsfreiheit gewährt, so dass sie sich zwischen Gut und Böse entscheiden können, so hat er ihnen aber doch die Vergebung der Sünden nur für den Fall verheißen, dass sie dem Gesetz gehorchen. …

Alle Menschen sind mit Körperkraft gesegnet, sie können ihren Verstand gebrauchen und haben das Recht, die ihnen gegebenen Fähigkeiten nach ihrem Gutdünken auszuüben – ohne Rücksicht auf ihre Religion. Aber Gott lässt es nicht zu, dass jemandem die Gabe des Heiligen Geistes übertragen wird, solange er sich den göttlichen Gesetzen nicht unterwirft. Niemand kann daher Sündenvergebung erlangen, niemand kann die Gabe des Heiligen Geistes bekommen, niemand kann von Gott Offenbarung erhalten, niemand kann das Priestertum und dessen Rechte und Macht erlangen, niemand kann ein Erbe Gottes und Miterbe Jesu Christi werden – außer durch Erfüllung der Bedingungen des Himmels. Diese Segnungen stehen allen offen, es sind großartige, unschätzbare Segnungen, die zum Evangelium und zum Plan des Lebens und der Erlösung gehören und allen Menschen unter bestimmten Bedingungen frei zugänglich sind – aber niemand auf der Welt kann sie bekommen, wenn er nicht den Weg geht, den Gott für ihr Erlangen vorgegeben hat. Diese Rechte und Segnungen können aber wieder verlorengehen, wenn man sie erlangt hat; man verwirkt sie womöglich für alle Ewigkeit, wenn man nicht standhaft auf dem Weg bleibt, der uns vorgegeben ist. …

Die Sonne scheint auf die Bösen und auf die Guten, aber die Rechte des Priestertums werden nur denen übertragen und die Lehre des Priestertums fällt wie der Tau des Himmels nur auf diejenigen, die dies auf die von Gott vorgeschriebene Weise annehmen. Die Gunst des Himmels und dass der Allmächtige seine Kinder auf der Erde als seine Söhne und Töchter anerkennt, das kann man nur erreichen, indem man die von ihm offenbarten Gesetze befolgt.14

Am freiesten wird man durch den Gehorsam gegenüber dem Evangelium Jesu Christi.

Das Evangelium Jesu Christi ist das vollkommene Freiheitsgesetz. Es dient dazu, die Menschen in die höchste Herrlichkeit zu führen und sie in der Gegenwart unseres himmlischen Vaters zu erhöhen, „bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt“[Jakobus 1:17].15

Wir glauben, dass es der Wille Gottes ist, die Menschen zu erhöhen, und dass die Freiheit, die sich aus der Befolgung des Evangeliums Jesu Christi ergibt, das größte Maß an Freiheit ist, das den Menschen gewährt werden kann. Es gibt keine Freiheit – die die Menschen tatsächlich oder vorgeblich haben – , die nicht auf den Willen und das Gesetz Gottes gegründet wäre und sich nicht auf die Wahrheit als Fundament und Grundsatz stützte. Der Irrtum ist es, der die Menschen zu Knechten macht. Die Unwahrheit ist es, die die Menschheit erniedrigt. Irrtum und mangelnde Kenntnis vom Gesetz und Willen Gottes stellen den Menschen auf die gleiche Stufe mit dem Tier; denn er besitzt keine höheren Triebe, keine höheren Grundsätze, keinen edleren Ansporn, kein höheres Streben als ein Tier, wenn er keine Inspiration hat, die aus einer höheren Quelle stammt als vom Menschen selbst.16

Nur durch den Gehorsam gegenüber den Gesetzen Gottes können sich die Menschen über die Schwächen der Sterblichkeit erheben und die tiefe Zuneigung und Liebe haben, die das Herz und die Motive der Menschen bewegen sollten.17

Brüder und Schwestern, wir wollen frei sein. Ich behaupte – und das meiner Meinung nach zu Recht – , dass ich ein freier Mensch bin, da ich die Gebote Gottes befolge. Wenn ich etwas falsch mache, bin ich der Knecht dieses Fehlers. Wenn ich Sünde begehe, befinde ich mich in der Knechtschaft dieser Sünde. Wenn ich die Gesetze Gottes übertrete, muss ich mich vor dem Herrn verantworten. Aber ich behaupte, was die Freiheit betrifft – die Freiheit der Rede, die Freiheit des Willens, die Freiheit des Handelns – alles, was einen Menschen frei macht, so gibt es auf der ganzen Erde niemanden, der freier wäre als ich. Ich kann sündigen, wenn ich will. Es steht mir genauso frei wie jedem anderen, Sünde zu begehen. Niemand hat ein Anrecht darauf, Sünde zu begehen, aber allen steht es frei, wenn sie wollen. Gott gewährt ihnen Entscheidungsfreiheit. Stelle ich meine Männlichkeit unter Beweis, wenn ich sündige, nur weil es mir freisteht? Es steht mir frei, in den Saloon zu gehen und Alkohol zu trinken, wenn ich will, oder in einen Spielsalon zu gehen und zu spielen. Ich bin in diesen Dingen genauso frei wie irgend jemand auf der Erde. Aber sobald ich so etwas tue, werde ich zum Sklaven des Übeltuns. Wenn ich aber keine Saloons aufsuche, wenn ich keine Karten spiele oder andere Glücksspiele mache oder andere Verbrechen begehe, bin ich unschuldig und in dieser Hinsicht ein freier Mensch. Die Wahrheit hat mich frei gemacht, was dies betrifft.18

Wir verkünden nicht das Evangelium der Furcht. Wir wollen die Menschen nicht terrorisieren. Wir fordern niemanden auf, rechtschaffen zu sein, weil die Verdammten so schrecklich leiden müssen. Wir wollen nicht, dass ihr gut seid, weil ihr die Strafe der Schlechten fürchtet. Wir wollen nicht, dass ihr das Rechte tut, weil mit dem Unrecht eine Bestrafung verbunden ist. Wir wollen, dass ihr euch für das Richtige entscheidet, weil es richtig ist und weil euer Herz das Richtige liebt und weil es besser ist als alles andere. Wir wollen, dass ihr ehrlich seid, und zwar nicht nur weil ehrlich am längsten währt, sondern weil ihr dadurch Gott ehrt und seine Absichten verwirklicht. Denn ein ehrlicher Mensch ist das edelste Werk Gottes, so heißt es doch. Wir wollen ehrlich sein, weil wir Gott lieben, und wir können nur dann die Heiligen Gottes sein, wenn wir es sind. Wir sollten gut sein, weil wir gern gut sind, nicht weil wir die Folgen des Bösen fürchten.19

Der Herr nimmt den Gehorsam der Menschen nur an, wenn sie dabei im Herzen fröhlich sind, und das wünschen sich seine Diener auch. Solchen Gehorsam sollen wir leisten, sonst stehen wir unter Schuldspruch.20

[Jesus Christus] war nicht nur intelligent, sondern er wandte seine Intelligenz auch an, indem er Gutes tat und die Menschen von den Irrtümern der Welt und den bösen Überlieferungen ihrer Väter befreite. Er verkündete in Wahrheit und mit allem Ernst: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ [Johannes 8:31,32.] Niemand ist wie Gott, wenn er nicht frei ist. Gott ist frei. Warum? Weil er alle Rechtschaffenheit, alle Macht und alle Weisheit besitzt. Außerdem hat er seine Entscheidungsfreiheit und übt sie aus, indem er Gutes tut und nicht Böses. Es kann ihm also niemand gleich sein, solange er sich nicht dem unterwirft, was rechtschaffen, rein und gut ist, und solange er nicht von Irrtum und Sünde lassen und sich überwinden kann. …

Wer sich dem Willen Gottes am besten unterwirft, beweist von allen Menschen die größte Weisheit. Wer seine Meinung den Wünschen und Absichten des Herrn entgegenstellt, ist von allen Menschen am weitesten von Gott entfernt. Er mag zwar ein Ebenbild des Vaters sein, aber er ist doch dem Sohn nur dann ähnlich, wenn er im Herzen sagen kann: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“ [Lukas 22:42.] Es ist der Wille des Herrn, dass wir diesen Geist haben und diese Wahrheit verstehen. Es gibt für uns nur einen Gott, den Vater, und alle Menschen werden ihm untertan sein und seine Gebote befolgen müssen, um frei und wahre Jünger Christi zu sein.21

Anregungen für das Studium

  • Was ist Entscheidungsfreiheit? Warum ist Entscheidungsfreiheit ein Segen?

  • Wie sollen wir unsere Entscheidungsfreiheit nutzen? Was erwartet Gott von uns? Was verheißt er uns für den Fall, dass wir ihm gehorchen? (Siehe auch LuB 58:28.)

  • Warum müssen wir die Folgen unseres Handelns auf uns nehmen? Was würde unserer irdischen Erfahrung fehlen, wenn Gott Krieg, Verbrechen und Armut verhindern würde? Was kann man jemandem sagen, der fälschlich meint, das Böse in der Welt käme durch Gott zustande?

  • Gott lässt zwar das Böse zu, das durch seine Geschöpfe in die Welt kommt, aber welche Gewissheit haben wir, dass er letztlich den Ausgang bestimmt? (Siehe auch Römer 8:28; LuB 98:3.)

  • Was bedeutet es, die Freiheit des einzelnen einzuschränken? Wie können Eltern und Führer in der Kirche anderen helfen, gehorsam zu sein, ohne die persönliche Freiheit einzuschränken? (Siehe auch LuB 121:34–46.)

  • Wie hilft die Kirche uns, wirklich frei zu werden? Inwiefern schränken Sünde und Irrtum uns ein?

  • Welche großen, unschätzbaren Segnungen haben Sie schon dafür erhalten, dass Sie sich dafür entschieden haben, die Gesetze Gottes zu befolgen? (Siehe auch LuB 130:20,21.)

  • Inwiefern ist es anders, wenn wir die Gesetze Gottes aus Liebe befolgen statt aus Furcht vor Strafe?

  • Wie können wir dem Beispiel des Erretters nacheifern und dem Willen des Vaters gehorsamer sein?

Fußnoten

  1. Deseret News: Semi-Weekly, 11. November 1873, 1.

  2. In James R. Clark, Hg., Messages of the First Presidency of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 6 Bde. (1965–75), 4:144; die Erklärung ist in ihrer Gesamtheit auf Seite 143–55 nachzulesen.

  3. Gospel Doctrine, 5. Auflage (1939), 49.

  4. Deseret News: Semi-Weekly, 3. Januar 1871, 2.

  5. In Brian H. Stuy, Hg., Collected Discourses Delivered by President Wilford Woodruff, His Two Counselors, the Twelve Apostles, and Others, 5 Bde. (1987–92), 2:297.

  6. In Messages of the First Presidency, 4:325f.

  7. Gospel Doctrine, 56f.; Absatzeinteilung hinzugefügt.

  8. In Messages of the First Presidency, 5:70f.

  9. Gospel Doctrine, 48.

  10. Deseret News: Semi-Weekly, 2. März 1867, 3.

  11. In Collected Discourses, 5:143.

  12. Gospel Doctrine, 492; Absatzeinteilung geändert.

  13. In Messages of the First Presidency, 4:79.

  14. Gospel Doctrine, 49f.; Absatzeinteilung hinzugefügt.

  15. Gospel Doctrine, 82.

  16. Gospel Doctrine, 53f.

  17. In Conference Report, Oktober 1903, 2.

  18. In Collected Discourses, 4:410f.

  19. In Collected Discourses, 3:217f.

  20. Deseret News: Semi-Weekly, 11. November 1873, 1.

  21. In Collected Discourses, 4:407.