Schulung zum Lehrplan
Das Lehrmaterial annehmen und anpassen


„Das Lehrmaterial annehmen und anpassen“, Schulung zum Lehrplan für das Seminar, 2022

„Das Lehrmaterial annehmen und anpassen“, Schulung zum Lehrplan für das Seminar

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Eine Frau beim Schriftstudium

Das Lehrmaterial annehmen und anpassen

Es gibt viele gute Möglichkeiten, sich darauf vorzubereiten, das Evangelium Jesu Christi zu lehren. Zur Vorbereitung gehört immer, dass man sich gebeterfüllt mit dem Wort Gottes befasst und sich um Führung durch den Heiligen Geist bemüht. So erfahren Sie, wie Sie Ihre Schüler am besten dabei unterstützen können, sich zu Jesus Christus und seinem Evangelium zu bekehren. Befassen Sie sich dazu unbedingt mit dem Schriftblock im Lehrplan Komm und folge mir nach!. Das hilft Ihnen bei der Unterrichtsvorbereitung, wenn Sie das Unterrichtsmaterial durchgehen. Anhand des Unterrichtsmaterials erkennen Sie wesentliche Grundsätze und Lehren im Schriftblock und Sie folgen inspirierten Mustern für guten Unterricht. So können die Schüler lernen, den Vater im Himmel und Jesus Christus zu erkennen, zu lieben und ihnen zu folgen.

Denken Sie an den Rat von Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft, wie der Lehrplan für die Vorbereitung des Seminarunterrichts verwendet werden soll:

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Präsident Dallin H. Oaks

Zuerst sollen wir annehmen und dann anpassen. Wenn wir uns mit einer vorgegebenen Lektion eingehend beschäftigt haben, können wir uns bei der Anpassung vom Geist führen lassen. Bei dieser Art Flexibilität besteht jedoch die Gefahr, dass wir nicht erst annehmen, sondern gleich anpassen. Das ist eine Gratwanderung. Es ist und bleibt eine Herausforderung. Doch wenn man immer zuerst annimmt und dann anpasst, befindet man sich stets am richtigen Ausgangspunkt.

(„A Panel Discussion with Elder Dallin H. Oaks“, Satellitenübertragung für Seminar und Institut, 7. August 2012, broadcasts.ChurchofJesusChrist.org)

  • Was bedeutet es, das Unterrichtsmaterial bei der Vorbereitung anzunehmen und anzupassen?

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Annehmen und Anpassen im Vergleich

Präsident Henry B. Eyring hat uns Gründe genannt, weshalb wir den Lehrplan gegebenenfalls anpassen müssen:

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Präsident Henry B. Eyring

Es gibt mehr Unterrichtsvorschläge, Methoden und Querverweise, als man überhaupt nutzen kann. … Da wir aber möchten, dass sich unsere Schüler an den Herrn wenden, damit sie erleuchtet werden, müssen wir ihnen ein gutes Vorbild sein. Um das zu erreichen, können wir den Lehrplan lesen, und zwar jedes Wort. Wir haben vielleicht nicht die Zeit, jede Quelle nachzuschlagen und zu studieren, aber Gott kennt unsere Schüler. …

Der Herr weiß ganz genau, was [die Schüler] wissen und was sie brauchen. Er liebt sie, und er liebt uns. Und mit seiner Hilfe wählen wir nicht nur die Teile des Unterrichtsmaterials aus, die es uns ermöglichen, unsere Lehrbefähigung voll und ganz einzusetzen, sondern auch diejenigen, die in unserem Unterricht an diesem Tag die Mächte des Himmels auf die Schüler herabbringen.

(„The Lord Will Multiply the Harvest“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 6. Februar 1998, ChurchofJesusChrist.org)

  • Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, den Inhalt des Unterrichtsmaterials zuerst anzunehmen, bevor Sie ihn anpassen?

  • Wie unterscheiden sich die Methoden für die Unterrichtsvorbereitung bei einem Lehrer, der das Unterrichtsmaterial verwendet, und einem Lehrer, der das nicht tut?

Was beim Anpassen einer Lektion zu berücksichtigen ist

Hier sind einige Fragen, über die Sie nachdenken sollten, wenn Sie Unterrichtsmaterial annehmen und anpassen:

  1. Was ist das übergeordnete Ziel der Lektion und welche Ziele werden mit den einzelnen Teilen der Lektion verfolgt?

  2. Was möchte der inspirierte Verfasser erreichen – und wird meine angepasste Version dieser Absicht gerecht?

  3. Aus welchen Gründen möchte ich die Lektion anpassen? Geht es bei der Änderung einfach nur um meine persönlichen Vorlieben oder verbessert sie die Lernerfahrung der Schüler?

  4. Ist der anpasste Unterricht im Einklang mit den Eingebungen des Heiligen Geistes?

Eine Anpassung des Unterrichts kann notwendig sein, wenn Sie damit

  • den Eingebungen des himmlischen Vaters folgen, die Sie durch den Heiligen Geist empfangen (siehe Fallbeispiel Bruder Dube)

  • auf die besonderen Bedürfnisse, Umstände, Fähigkeiten oder verfügbaren Hilfsmittel der Schüler eingehen (siehe Fallbeispiele Bruder Dube und Bruder Reyes)

  • Teile der Lektion mit örtlichen kulturellen Gepflogenheiten und Gegebenheiten in Einklang bringen (siehe Fallbeispiel Schwester Rodriguez)

  • den Schülern bei aktuellen Themen und Fragen helfen, die genau jetzt behandelt werden sollten (siehe Fallbeispiel Bruder Dube)

  • eine bessere Methode kennen, das gleiche Ziel für einen bestimmten Abschnitt der Lektion zu erreichen (siehe Fallbeispiele Bruder Li und Schwester Martin)

  • sich auf die aktuellsten Weisungen und Veröffentlichungen der Führer der Kirche beziehen wollen (siehe Fallbeispiel Schwester Schmidt)

Fallbeispiele

Schwester Rodriguez

Schwester Rodriguez bereitet sich darauf vor, die Lektion zu Matthäus 1:18-25 und Lukas 1:26-35 zu unterrichten. Ihr ist bewusst, dass die Schüler in ihrer Klasse danach fragen werden, was in den heiligen Schriften über Maria, die Mutter Jesu, steht. In ihrem Kulturkreis wird Maria tief verehrt und man hat ganz unterschiedliche Auffassungen von Maria. Viele beten sogar zu Maria, weil sie die Mutter Gottes ist. Als Schwester Rodriguez sich mit dem Lehrplan befasst, sucht sie nach einem geeigneten Zeitpunkt, den Schülern zu vermitteln, was die heiligen Schriften und die Führer der Kirche über Maria lehren.

Bei einer Aufgabe in der Lektion werden die Schüler aufgefordert, in Lukas 1:30-35, Matthäus 1:18-23 und Alma 7:10 darauf zu achten, wer die Eltern des Erretters waren.

Schwester Rodriguez beschließt, die Lektion an dieser Stelle anzupassen. Nachdem die Schüler Alma 7:10 gelesen haben, will sie die folgenden beiden Fragen ergänzen:

„Was sagt uns Alma hier über Maria? Wir ehren und schätzen Maria und andere glaubenstreue Jüngerinnen und Jünger in den heiligen Schriften. Was erfahren wir jedoch aus Alma 7:11-13 darüber, warum wir nur den Vater im Himmel und Jesus Christus verehren?“

Bruder Li

Als Bruder Li sich darauf vorbereitet, die Lektion zu Johannes 1:1-16 durchzunehmen, findet er zu Beginn der Lektion diesen Vorschlag und zwei Fragen:

Bruder Li liest weiter, um herauszufinden, wozu es gut sein könnte, einen Ball zum Unterricht mitzubringen. Er stellt fest, dass es darum geht, den Schülern verständlich zu machen: Je mehr wir darüber erfahren, wer Jesus Christus vor seinem Erdenleben war, desto mehr können wir den Wert seiner Mission auf Erden schätzen.

Damit er dies bei seinen Schülern auch erreicht, überlegt Bruder Li kurz, welcher Gegenstand die Schüler am ehesten ansprechen würde. Er beschließt, die Lektion anzupassen, indem er eine einfache Halskette mitbringt. Wenn die Schüler den Wert der Kette eingeschätzt haben, wird er erzählen, wer die Halskette hergestellt hat und warum das Wissen um ihre Geschichte sie für ihn viel wertvoller macht, als sie es rein materiell wäre.

Schwester Martin

Als Schwester Martin sich auf die Lektion zu Apostelgeschichte 3 vorbereitet, fällt ihr der Vorschlag auf, ein Video zu zeigen, wie der Gelähmte durch die Macht Gottes von Petrus und Johannes geheilt wird. Sie schaut sich das Video an und ist beeindruckt, wie gut es gemacht ist. Allerdings haben die Schüler in ihrer Klasse diese Woche bereits dreimal Videos gesehen. Also beschließt sie, auf andere Art und Weise das zu erreichen, was mit dem Video bezweckt werden soll.

Sie hat bemerkt, dass das Video im Grunde eine wortgetreue visuelle Darstellung dieser Geschichte ist. Daraus schließt sie, der Nutzen des Videos bestehe darin, dass die Schüler sich das Geschehene bildlich vorstellen, anstatt es nur zu lesen. Um die Lektion anzupassen, möchte sie die Schüler bitten, nachzulesen, was in der Geschichte geschehen ist, und dies dann in einem Rollenspiel darzustellen. So sollen die Schüler zum Mitmachen angeregt werden, anstatt wieder ein Video anzuschauen, und können sich diese Begebenheit dennoch bildhaft vorstellen.

Bruder Dube

Bruder Dube hat sich am Freitag vor dem Konferenzwochenende gründlich darauf vorbereitet, den Unterricht zum Römerbrief so zu gestalten, wie es im Lehrplan für den kommenden Montag vorgesehen ist. Zu seiner Überraschung erfährt er, dass der Prophet bei der Konferenz ankündigt, es werde in naher Zukunft der erste Tempel in ihrem Gebiet gebaut. Nur wenige seiner Schüler haben je einen Tempel gesehen. Er weiß, die Schüler werden über den Tempel sprechen wollen und Fragen dazu haben.

Nachdem er gebetet hat, fühlt er sich vom Heiligen Geist dazu inspiriert, ein Kapitel auszulassen und am Montag und Dienstag die Lektion zum Hintergrundwissen zu 1 Petrus 3:18-22 und 4:1-6 sowie die dazugehörige Lektion zum Beherrschen der Lehre „1 Petrus 4:6“ durchzunehmen. Diese Anpassung hält er für richtig, weil in der Lektion zum Hintergrundwissen über das Ziel gesagt wird: „In dieser Lektion erfährst du mehr darüber, wie du dem Erretter bei seinem Erlösungswerk für die Toten helfen kannst.“ Er findet, dass der Zeitpunkt bestens geeignet ist, die Schüler zu motivieren, sich darauf vorzubereiten, im künftigen Tempel ihre Vorfahren zu erlösen.

Als Bruder Dube die Lektion für den Montag vorbereitet, fällt ihm eine Aufforderung auf, das Gelernte anzuwenden:

Bruder Dube weiß, dass die meisten seiner Schüler keinen Zugang zum Internet oder zur FamilySearch-App Familienstammbaum haben. In weiser Voraussicht passt er die Aufforderung, das Gelernte anzuwenden, so an, dass die Schüler den Familiengruppenbogen in Papierform ausfüllen und mit dem Gemeindeberater für Tempel und Familiengeschichte sprechen, um zu erfahren, wie sie weitere Namen ihrer Familie finden und diese für die bevorstehende Tempelarbeit vorbereiten können.

Schwester Schmidt

Nachdem sich Schwester Schmidt mit der Lektion zu Matthäus 22:34-40 über die beiden wichtigsten Gebote auseinandergesetzt hat, erinnert sie sich an eine Aussage von der letzten Generalkonferenz, die sich ausgezeichnet für diese Lektion eignet. Sie bemerkt, dass es in der Lektion ein älteres Zitat gibt, das den Schülern deutlich machen soll, dass unsere Liebe zu Gott dazu führt, dass er unser Herz auf das Wohlergehen anderer ausrichtet. Sie ersetzt es durch diese Aussage:

Schwester Schmidt ist der Meinung, dass diese Aussage von einer aktuellen Generalkonferenz das gleiche Ziel erreichen wird wie das in der Lektion angegebene Zitat. Außerdem weiß sie, dass es einigen ihrer Schülerinnen und Schüler, die Probleme mit der Selbstachtung haben, helfen könnte, zu erkennen, dass die Liebe zu Gott auch dazu beitragen kann, ihr eigenes Selbstwertgefühl zu stärken.

Bruder Reyes

Als Bruder Reyes die Lektion zu Offenbarung 15 bis 19 vorbereitet, stößt er auf eine Aufgabe, bei der die Schüler sich mit zwei der folgenden drei Optionen befassen sollen:

  • Option A: Engel und Plagen

  • Option B: Schlechtigkeit und die Macht des Erretters

  • Option C: Die Hochzeit des Lammes

Zu jeder Option gehören verschiedene Fragen, Schriftstellenangaben und Aufgaben. Bruder Reyes ist der Ansicht, dass das Ziel der Aufgabe darin besteht, den Schülern den fettgedruckten Grundsatz in der Lektion nahezubringen: Jesus Christus kann uns helfen, die Schlechtigkeit der Letzten Tage zu überwinden.

Bruder Reyes gefallen zwar die Optionen, er hat aber noch eine andere Idee, wie er den Zweck des Abschnitts „Zusätzliche Lernaktivitäten“ erreichen kann. Er denkt, dass seine Schüler dies noch dringender brauchen:

Bruder Reyes plant auf der Grundlage seiner zusätzlichen Idee einen zehnminütigen Abschnitt der Lektion ein. Um Zeit dafür zu schaffen, beschließt er, dass die Schüler sich nur mit einer der drei Optionen im Hauptteil der Lektion befassen sollen.