Behinderungen
Nahrungsmittelallergien


„Nahrungsmittelallergien“, Service für Menschen mit einer Behinderung: Führungsverantwortliche, 2020

„Nahrungsmittelallergien“, Service für Menschen mit einer Behinderung: Führungsverantwortliche

Nahrungsmittelallergien

Nahrungsmittelallergien und unerwünschte Reaktionen bei der Nahrungsaufnahme können einen erheblichen Einfluss auf die körperliche und seelische Gesundheit haben und jemanden davon abhalten oder darin einschränken, an kirchlichen Versammlungen und Veranstaltungen teilzunehmen.

Was ist eine Nahrungsmittelallergie?

Bei einer Nahrungsmittelallergie reagiert der Körper auf bestimmte Nahrungsmittel so, als seien sie eine schädliche Substanz. Diese Reaktion kann einen anaphylaktischen Schock auslösen, der zum Tod führen kann. Weltweit leiden geschätzt 240 bis 550 Millionen Menschen an Allergien gegen einige Nahrungsmittel. Besonders häufige Auslöser sind Erdnüsse, Nüsse, Fisch, Schalentiere, Milch, Eier, Weizen und Soja.

In der Kirche sind Erwachsene, Jugendliche und Kinder Nahrungsmittelallergenen oft auf diese Weise ausgesetzt:

  • selbstgemachtes Essen, das bei Veranstaltungen der Kirche angeboten wird

  • ungekennzeichnete Nahrungsmittelprodukte wie Backwaren oder selbstgebackene Produkte

  • Kreuzkontamination von Nahrungsmitteln, die Allergene enthalten

  • wenn man Abendmahlsbrot, das Allergene enthält oder mit Allergenen kreuzkontaminiert wurde, vorbereitet, austeilt oder zu sich nimmt

  • Süßigkeiten, Schokolade oder andere Nahrungsmittelprodukte, die Allergene enthalten

Wie erkenne ich die Reaktion auf eine Nahrungsmittelallergie oder einen anaphylaktischen Schock?

Achten Sie auf diese Symptome, die leicht oder heftig sein können:

  • Kurzatmigkeit, pfeifende Atmung oder wiederholter Husten

  • blasse oder bläuliche Haut, Bewusstlosigkeit, schwacher Puls, Schwindel oder Benommenheit

  • Schwellung des Kehlkopfes, Heiserkeit, Atemnot oder Schluckbeschwerden

  • deutliche Schwellung der Zunge oder der Lippen

  • Ausschlag oder Quaddeln am Körper, ausgedehnte Rötung oder Juckreiz

  • wiederholtes Erbrechen oder heftiger Durchfall

  • Gefühl drohenden Unheils, Angstgefühl oder Verwirrtheit

  • Abfall des Blutdrucks

  • juckende oder laufende Nase oder Niesen

  • juckender Mund

  • leichte Übelkeit oder Unwohlsein

Was ist eine Anaphylaxie?

Eine Anaphylaxie ist eine plötzliche, schwere allergische Reaktion, die tödlich verlaufen kann. Die Symptome können binnen weniger Minuten oder Stunden nach Kontakt oder Nahrungsaufnahme auftreten. Ohne sofortige Verabreichung von Notfallmedikamenten (Epinephrin, auch als Adrenalin bekannt) und Notfallversorgung kann eine Anaphylaxie tödlich verlaufen. Symptome einer Anaphylaxie sind unter anderem:

  • Verengung der Atemwege

  • extrem niedriger Blutdruck

  • Schock (anaphylaktischer Schock)

  • Erstickung durch Kehlkopfschwellung

Wie wird eine Reaktion am besten behandelt?

Epinephrin wird am häufigsten als Medikament zur Behandlung schwerer Reaktionen und einer Anaphylaxie eingesetzt. Es ist verschreibungspflichtig als Autoinjektor (Fertigspritze) erhältlich (zum Beispiel als EpiPen, Fastjekt oder Anapen). Die meisten Nahrungsmittelallergiker haben so einen Injektor immer bei sich. Hat ein Mitglied eine Nahrungsmittelallergie, ist es ratsam, dass Führungsverantwortliche und Lehrer mit dem Betreffenden oder dessen Eltern vorsorglich besprechen, was im Fall einer allergischen Reaktion zu tun ist.

Wie verhalte ich mich bei einer anaphylaktischen Reaktion?

Wenn jemand eine Anaphylaxie hat:

  1. Injizieren Sie umgehend Epinephrin (falls vorhanden).

  2. Fordern Sie unter der Notrufnummer 112 einen Rettungswagen mit Epinephrin an.

  3. Nach Schritt 1 und 2 rufen Sie die Eltern des betroffenen Kindes oder Jugendlichen an.

Wenn die Symptome nicht zurückgehen oder erneut auftreten, kann etwa fünf Minuten nach der ersten Dosis erneut Epinephrin gegeben werden. Bringen Sie den Betroffenen zu einem Notfalldienst und bleiben Sie mindestens vier Stunden dort, denn die Symptome können wieder auftreten. Verlassen Sie sich nicht allein auf Antihistaminika. Sie helfen vor allem bei Hautbeschwerden und können eine anaphylaktische Reaktion verdecken. Dadurch wird Epinephrin unter Umständen erst später verabreicht, was irreversible Folgen und auch den Tod hervorrufen kann. Wenn Sie sich nicht sicher sind, was zu tun ist, geben Sie dem Betroffenen Epinephrin und rufen Sie 112 an. Wenn sich jemand, der eine Nahrungsmittelallergie hat, unwohl fühlt, lassen Sie den Betreffenden nicht allein.

Wie kann ich verhindern, dass jemand seinem Nahrungsmittelallergen ausgesetzt wird und eine Anaphylaxie erleidet?

In der Kirche schützt das Befolgen dieser Richtlinien Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie:

  • Nehmen Sie jede Nahrungsmittelallergie ernst, denn sie kann tödlich sein.

  • Wenn Mitglieder Nahrungsmittelallergien haben, sprechen Sie mit ihnen sowie mit den Eltern von betroffenen Kindern und Jugendlichen.

    • Informieren Sie sich, welche Nahrungsmittel sie meiden müssen, und besprechen Sie, ob es einen sicheren Nahrungsmittelersatz gibt.

    • Informieren Sie die Betroffenen, wenn es etwas zu essen geben wird.

    • Lassen Sie bei hausgemachten oder gekauften Backwaren immer größte Vorsicht walten. Diese Produkte bergen normalerweise ein höheres Risiko für Kreuzkontamination. Achten Sie bei gekauften Produkten auf die angegebenen Zutaten.

  • Kennzeichnen Sie selbst hergestellte Speisen mit den Zutaten.

Wie kann jemand mit einer Nahrungsmittelallergie gefahrlos vom Abendmahl nehmen?

Führungsverantwortliche und Lehrer müssen sich dessen bewusst sein, dass eine Nahrungsmittelallergie den Betroffenen körperlich und seelisch belasten kann. Sie müssen Wege finden, wie ein jeder gefahrlos an allen Aktivitäten und am Gottesdienst – auch am Abendmahl – teilnehmen kann. Die folgenden Richtlinien können nützlich sein:

  • Mitglieder mit Nahrungsmittelallergien, beispielsweise Glutenunverträglichkeit oder andere Leiden, informieren am besten ein Mitglied der Bischofschaft und besprechen mit diesem, welche Anpassungen beim Abendmahl angebracht wären.

  • Die betroffenen Mitglieder können ihr eigenes allergenfreies Brot oder einen in Stücke gebrochenen Brotersatz in einem verschlossenen Plastikbeutel mitbringen. Der Beutel wird einem Priestertumsträger gegeben, der das Brot auf ein separates Geschirr legt.

  • Beim Abendmahl brechen die Priestertumsträger das Brot, das für die Allgemeinheit gedacht ist. Der Plastikbeutel bleibt geschlossen und der allergenfreie Brotersatz wird nicht angefasst. Das Gebet zum Segnen des Brotes wird wie üblich gesprochen.

  • Die Bischofschaft sorgt dafür, dass die Priestertumsträger wissen, an welche Mitglieder die allergenfreien Produkte ausgeteilt werden müssen. Diejenigen, die das Abendmahl vorbereiten, segnen und austeilen, müssen geschult werden, um zu wissen, wie eine Kreuzkontamination verhindert wird.

  • Je nach Anzahl der Betroffenen oder wenn sonstige spezielle Umstände vorliegen, kann die Bischofschaft die Vorgehensweise anpassen.

Wie vermeidet man Kreuzkontamination?

  • In diesem Abschnitt wird darauf eingegangen, was eine Kreuzkontamination ist und wie man sie vermeidet. Eine Kreuzkontamination entsteht, wenn ein Nahrungsmittel mit einem bereits kontaminierten Lebensmittel oder einer verunreinigten Oberfläche in Berührung kommt. Infolgedessen befinden sich in dem betroffenen Nahrungsmittel oder auf der betroffenen Oberfläche geringe Mengen des Nahrungsmittelallergens. Diese Mengen sind so gering, dass sie normalerweise mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Sie können aber auf Nahrungsmittel übertragen werden, die als sicher erachtet werden. Selbst geringste Mengen von Nahrungsmittelallergenen können eine lebensbedrohliche Reaktion auslösen.

  • Vermeiden Sie beim Abendmahl Kreuzkontamination, indem Sie sich an die folgenden Richtlinien halten:

    • Bevor Sie das Abendmahl vorbereiten, waschen Sie sich die Hände sorgfältig mit Wasser und Seife (Handdesinfektionsmittel entfernen keine Nahrungsmittelallergene).

    • Bereiten Sie zuerst das allergenfreie Brot vor, dann erst das allergenhaltige. Wenn Sie allergenhaltiges Brot angefasst haben, waschen Sie sich die Hände auf jeden Fall mit Wasser und Seife, bevor Sie allergenfreie Produkte anfassen.

    • Alle allergenfreien Produkte sind auf ein separates allergenfreies Geschirr zu legen.

    • Wenn ein Mitglied einen in Stücke gebrochenen Brotersatz in einem verschlossenen Behältnis mitbringt, öffnen Sie den Behälter nicht, sondern legen ihn auf ein separates, allergenfreies Geschirr.

Zusatzmaterial

Mehr zu den Themen Nahrungsmittelallergien, Anaphylaxie und wie man allergische Reaktionen erkennt und darauf reagiert finden Sie nachstehend. (Bitte beachten Sie, dass Internetseiten Dritter nicht der Aufsicht der Kirche unterliegen.)