Methoden und Fertigkeiten für das Unterrichten
Grundsätze für eine sinnvolle Unterrichtsvorbereitung


Unterrichtsvorbereitung

Grundsätze für eine sinnvolle Unterrichtsvorbereitung

Quellen für die Unterrichtsvorbereitung

Heilige Schriften

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Heilige Schriften

Alle vier Seminarkurse und die meisten genehmigten Institutskurse beschäftigen sich mit den Standardwerken. Bei der Überlegung, was in diesen Kursen gelehrt werden soll, soll sich der Lehrer vorrangig an die heiligen Schriften halten. In einer Ansprache vor Seminar- und Institutslehrern hat Präsident Ezra Taft Benson gesagt: „Denken Sie immer daran: Es gibt keinen zufriedenstellenden Ersatz für die heiligen Schriften und die Worte der lebenden Propheten. Halten Sie sich vorwiegend an diese Quellen.“ („The Gospel Teacher and His Message“, Ansprache vor Religionserziehern des Bildungswesens, 17. September 1976, Seite 3.)

Einige Institutskurse behandeln ein Evangeliumsthema und nicht eines der Standardwerke. Die Lehrkräfte dieser Kurse sollen das im Lehrplan des Instituts vorgeschlagene Material (ebenso wie die heiligen Schriften) als Hauptquellen für ihre Vorbereitung zu Rate ziehen. Der Lehrer soll beständig nach Gelegenheiten Ausschau halten, die Lehren und Grundsätze, die in diesen Kursen vermittelt werden, anhand der heiligen Schriften und der Worte der Propheten klarzustellen und zu veranschaulichen.

Lehrmaterial für Seminar und Institut

Für die Vorbereitung und Durchführung eines guten Unterrichts im Seminar und Institut soll dem Lehrer vorwiegend dieses Lehrermaterial dienen. Das Lehrmaterial enthält Hintergrundinformationen zu den heiligen Schriften und zu ihrem Kontext, Erklärungen schwieriger Wörter und Formulierungen, Anmerkungen von Generalautoritäten zu den Lehren und Grundsätzen in den heiligen Schriften und Vorschläge dazu, welche Inhalte, Lehren und Grundsätze vermittelt werden sollen. Es enthält außerdem Anregungen für den Unterricht. Wenn sich der Lehrer mit dem Schriftblock befasst und dazu das Lehrmaterial verwendet, kann der Heilige Geist ihn inspirieren und der Lehrer kann den Unterricht auf die Bedürfnisse seiner Schüler zuschneiden.

Präsident Henry B. Eyring hat erläutert, wie das Lehrmaterial zustande kommt und wie es zu verwenden ist: „Diejenigen, die der Prophet dazu beruft, darauf zu achten, dass die Lehre, die in der Kirche verkündet wird, richtig wiedergegeben wird, überprüfen jedes Wort, jedes Bild und jede Abbildung in dem Lehrmaterial, das Sie erhalten. Wir können die Kraft, die in diesem Material steckt, entfalten, indem wir einfach aufgrund unseres Glaubens, dass es von Gott inspiriert ist, handeln. …

Wenn wir uns an den Inhalt des Lehrmaterials halten und der Reihe nach vorgehen, entfalten wir einzigartige Fähigkeiten zum Unterrichten, anstatt diese zu unterdrücken.“ („The Lord Will Multiply the Harvest“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 6. Februar 1998, Seite 4f.)

Weiteres Material

Der Lehrer kann weiteres Material wie die Zeitschriften der Kirche, insbesondere Lehren aus Generalkonferenzansprachen, hinzuziehen, die ein besseres Verständnis vom Schriftblock ermöglichen. Solche Unterlagen dürfen jedoch nicht dazu verwendet werden, Spekulationen anzuheizen, Aufsehen zu erregen oder Vorstellungen zu verbreiten, die nicht klar und deutlich von der Kirche vertreten werden. Selbst wenn etwas bestätigt und schon zuvor veröffentlicht wurde, ist es für die Verwendung im Unterricht möglicherweise ungeeignet. Der Unterricht soll den Glauben und das Zeugnis der Schüler stärken.

Festlegen, was gelehrt werden und wie es vermittelt werden soll

Bei der Unterrichtsvorbereitung muss sich jeder Lehrer die Fragen stellen: „Was will ich vermitteln?“ und „Wie will ich das vermitteln?“ Was vermittelt werden soll, setzt sich zusammen aus dem Kontext (einschließlich Hintergrund, Kultur und Rahmenbedingungen), dem Inhalt (etwa Handlung, Personen, Ereignisse, Predigten und inspirierte Erklärungen) und wichtigen Evangeliumswahrheiten, die in dem Schriftblock enthalten sind. Die Art und Weise, wie etwas vermittelt werden soll, umfasst die Methoden, Ansätze und Aufgaben, die der Lehrer einsetzt, um den Schülern beim Lernen zu helfen (beispielsweise Unterrichtsgespräche, audiovisuelle Hilfsmittel, Schreibaufgaben oder Kleingruppenarbeit). Festzulegen, was vermittelt werden soll, muss der Entscheidung vorausgehen, wie es vermittelt werden soll, damit der Schwerpunkt auf den heiligen Schriften liegt und nicht auf Methoden oder Techniken.

Bei der Unterrichtsvorbereitung soll der Lehrer ausreichend Zeit und Sorgfalt aufwenden, um festzulegen, was vermittelt werden soll und wie es unterrichtet werden soll. Wenn der Lehrer zu viel Zeit und Mühe aufwendet, um zu entscheiden, was er vermitteln will, hat er nicht genügend Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie er den Schülern helfen kann, sich am Lernprozess zu beteiligen. Oft ist es dann so, dass der Unterricht langweilig wird und zu sehr auf den Lehrer ausgerichtet ist. Wenn der Lehrer hingegen zu viel Zeit und Mühe aufwendet, um zu entscheiden, wie er es vermitteln will, kann der Unterricht unzusammenhängend werden und weder zu Zielbewusstsein führen noch Kraft entfalten.

Festlegen, was gelehrt werden soll

Bei der Vorbereitung des Unterrichts durchläuft der Lehrer vier grundlegende Phasen: Erstens versucht er, den Kontext und den Inhalt des Schriftblocks zu verstehen. Zweitens arbeitet der Lehrer die Lehren und Grundsätze im Schriftblock heraus und macht sich mit ihnen vertraut. Drittens legt der Lehrer fest, welches die wichtigsten Lehren und Grundsätze sind, die die Schüler lernen und anwenden sollen. Und viertens legt der Lehrer fest, welcher Stellenwert jedem Abschnitt des Schriftblocks beigemessen werden soll.

1. Kontext und Inhalt des zu vermittelnden Schriftblocks verstehen

Der Lehrer befasst sich mit dem Kontext, also dem Hintergrund des Schriftblocks, sodass er ihn versteht. Er vertieft sich in die Passage, bis er auch mit dem Inhalt vertraut ist. Sich in die heiligen Schriften vertiefen bedeutet, zu lesen, zu studieren, nachzudenken und um Inspiration und Verständnis zu beten.

Um die heiligen Schriften inhaltlich zu verstehen, erweist es sich als äußerst hilfreich, wenn der Lehrer auf natürliche Einschnitte innerhalb eines Schriftblocks achtet, denn dort beginnt für gewöhnlich ein neues Thema oder eine neue Handlung. Anhand des Lehrmaterials und eigener Erkenntnisse kann der Lehrer dann den Schriftblock an diesen Stellen in kleinere Abschnitte oder Passagen unterteilen. Diese kleineren Abschnitte stellen wichtige Bausteine oder Komponenten dar, und der Lehrer kann diese später nutzen, um die Themen im Unterricht nahtlos ineinander übergehen zu lassen. Außerdem kann er so allen inhaltlichen Aspekten innerhalb des Schriftblocks zumindest etwas Aufmerksamkeit schenken.

Beim Unterteilen des Schriftblocks ist der Lehrer ferner bestrebt, sein Wissen hinsichtlich Personen, Orten und Ereignissen zu erweitern und dort, wo es ihm wichtig erscheint, das Zusammenspiel von Ursache und Wirkung zu ergründen. Auch befasst er sich mit der Bedeutung schwieriger Wörter und Wendungen. Um den Inhalt ausreichend zu verstehen, ist es oftmals erforderlich, den Schriftblock mehr als einmal zu lesen.

2. Die Lehren und Grundsätze erkennen und verstehen

Neben dem Verständnis des Kontexts und des Inhalts soll der Lehrer auch die Lehren und Grundsätze im Schriftblock sorgfältig herausarbeiten und verstehen und die im Lehrplan vorgeschlagenen Aspekte durchgehen. Wenn dies nicht bereits im Lehrmaterial vorgesehen ist, soll sich der Lehrer bemühen, die Lehren und Grundsätze in klaren, prägnanten Aussagen auszuformulieren. Dies trägt dazu bei, dass sich sowohl die Grundsätze als auch ihre Bedeutung im Kopf des Lehrers festsetzen. Dadurch lassen sich auch die Lernaktivitäten während des Unterrichts besser steuern, und die Schüler können den Stoff besser verstehen und gezielter anwenden.

3. Festlegen, welches die wichtigsten Grundsätze und Lehren sind, die die Schüler lernen und anwenden sollen

Fast immer enthält ein Schriftblock mehr Material, als im Unterricht ausführlich besprochen werden kann. Wenn der Lehrer die Schriftstellen und das Unterrichtsmaterial gelesen hat, sollte er festlegen, welche Lehren und Grundsätze die Schüler am ehesten verstehen und anwenden sollen. Bei dieser Entscheidung berücksichtigt der Lehrer Folgendes:

Eingebungen des Heiligen Geistes. Bei der Entscheidung, welche Grundsätze und Lehren im Unterricht besonders betont werden sollen, muss sich der Lehrer beständig um Weisung durch den Heiligen Geistes bemühen.

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Mormon kürzt den Bericht ab

Die Absicht des inspirierten Verfassers. Der Lehrer soll herausarbeiten, was der prophetische Verfasser mitteilen wollte. Präsident Ezra Taft Benson hat gesagt: „Wenn [die Verfasser] unsere Zeit gesehen und das ausgewählt haben, was für uns von größtem Wert ist, sollen wir das Buch Mormon dann nicht dementsprechend studieren? Wir müssen uns immer wieder fragen: ‚Warum hat der Herr den Mormon (oder Moroni oder Alma) dazu inspiriert, gerade das in seinen Bericht aufzunehmen? Was kann ich daraus für mich lernen? Wie kann mir das heute helfen?‘“ („Das Buch Mormon: Der Schlussstein unserer Religion“, Liahona, Oktober 2011, Seite 56.) Bei der Unterrichtsvorbereitung eines jeden Kurses zu den heiligen Schriften sollte sich der Lehrer ähnliche Fragen stellen.

Der Lehrer muss auch im Hinterkopf behalten, dass eine der Hauptabsichten der Propheten in den heiligen Schriften schon immer darin bestanden hat, für Jesus Christus Zeugnis zu geben. Nephi sagte: „Denn meine Absicht ist einzig und allein, die Menschen zu bewegen, dass sie zum Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs kommen und errettet werden.“ (1 Nephi 6:4.) Deshalb sollte sich der Lehrer fragen: „Was sagt dieser Schriftblock über Jesus Christus aus, was meinen Schülern hilft, seine Lehren und sein Sühnopfer zu verstehen und darauf zu bauen?“

Bei dem Versuch, die Absicht des inspirierten Verfassers zu erkennen, muss der Lehrer allerdings auch darauf achten, dass er nicht mehr in den Text hineininterpretiert als das, was tatsächlich daraus hervorgeht. Präsident Henry B. Eyring hat warnend darauf hingewiesen: „Ich darf nicht so tun, als wüsste ich immer, was ein Verfasser gemeint hat und was nicht.“ („,And Thus We See:‘ Helping a Student in a Moment of Doubt“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 5. Februar 1993, Seite 6.)

Grundsätze, die zu Bekehrung führen, und Punkte der Lehre. Wenn es darum geht, festzulegen, was der Lehrer vermitteln soll, sollte er sich diese Frage stellen: „Welche von allen Wahrheiten, die in diesem Schriftblock betont werden könnten, helfen meinen Schülern, dem Vater im Himmel und dem Erretter näherzukommen, und führen zur Errettung?“ Präsident Henry B. Eyring hat uns geraten: „Halten Sie, wenn Sie eine Lektion vorbereiten, nach Grundsätzen Ausschau, die zu Bekehrung führen. … Ein Grundsatz, der Bekehrung bewirkt, führt dazu, dass man dem Willen Gottes gehorcht.“ (In: L. Tom Perry, „Converting Principles“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 2. Februar 1996, Seite 1.)

Was die Schüler brauchen und wozu sie fähig sind. Je besser der Lehrer seine Schüler kennt und versteht, desto leichter fällt es ihm, relevante Grundsätze zu erkennen und hervorzuheben, die sich unmittelbar anwenden lassen. Wenn der Lehrer einen Schriftblock studiert, kann er auf Ideen oder Ansätze stoßen, die für ihn persönlich spannend oder von besonderer Bedeutung sind. Das heißt aber nicht, dass die Schüler diese Gedanken auch verstehen und bereit sind, sich damit auseinanderzusetzen (siehe beispielsweise den Rat des Paulus in 1 Korinther 3:2 gibt, dass man jemandem, der das Evangelium lernt, zuerst Milch geben muss und ihm dann erst feste Speise geben kann). Einige Grundsätze, die für den Lehrer weder neu noch interessant sind, können für die Schüler jedoch von großer Bedeutung sein. Der Lehrer muss bedenken, dass er Schüler unterrichtet und nicht nur Lektionen erteilt. Er ermöglicht es den Schülern, etwas zu lernen, und spult nicht einfach nur seine Lektion ab. Der Lehrplan kann gerade dann hilfreich sein, wenn der Lehrer festlegt, welche Grundsätze und Lehren für die Schüler am bedeutsamsten sein könnten.

Elder Richard G. Scott hat gesagt: „Betrachten Sie die Fähigkeiten und Bedürfnisse der einzelnen Schüler und legen Sie dann fest, was am wichtigsten ist. Wenn die Schüler einen wesentlichen Grundsatz verstanden, verinnerlicht und in den Leitfaden für ihr Leben aufgenommen haben, dann ist das allerwichtigste Ziel erreicht.“ („To Understand and Live Truth“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 4. Februar 2005, Seite 2f.)

Bei der Entscheidung, welche Wahrheiten hervorgehoben werden sollen, kann der Lehrer auch kurz auf einen Grundsatz oder eine Lehre hinweisen, auf die er nicht näher eingehen will, wenn er den Schriftblock durchgeht. Dies kann dem Heiligen Geist die Möglichkeit geben, auf einen Grundsatz einzugehen, der zwar nicht im Mittelpunkt der Lektion steht, aber für einen einzelnen Schüler wichtig sein kann. Der Lehrer sollte zudem bedenken, dass die Schüler vielleicht einige Wahrheiten des Evangeliums entdecken und besprechen möchten, die dem Lehrer nicht aufgefallen sind oder die er eigentlich nicht hatte besprechen wollen.

Bei all diesen Überlegungen muss sich der Lehrer um die Bestätigung durch den Geist bemühen. Der Geist hilft ihm, die Absicht des inspirierten Verfassers besser zu verstehen und auch zu erkennen, was die Schüler brauchen und welche Evangeliumswahrheiten ihnen helfen, dem Vater im Himmel und dem Erretter näherzukommen.

4. Festlegen, welcher Stellenwert jedem Abschnitt des Schriftblocks beigemessen werden soll

Wenn der Lehrer Kontext und Inhalt des Schriftblocks versteht, ihn in kleinere, inhaltlich zusammenhängende Abschnitte unterteilt und wichtige Evangeliumswahrheiten herausgearbeitet hat, die die Schüler lernen und anwenden sollen, ist er nun in der Lage zu entscheiden, welchen Stellenwert er den einzelnen Abschnitten des Schriftblocks beimessen will. Im Allgemeinen werden die Abschnitte, die die Lehren und Grundsätze enthalten, die der Lehrer in der Lektion hervorheben möchte, am meisten betont. Das bedeutet, dass der Lehrer die Schüler dazu anleitet, den Kontext und den Inhalt dieser Passagen zu verstehen, die wichtigen Lehren und Grundsätze darin zu erkennen und zu verstehen, die Wahrheit und Bedeutsamkeit dieser Lehren und Grundsätze im Herzen zu verspüren und ihnen erkennen hilft, wie sie diese Wahrheiten in die Tat umsetzen können.

In anderen Abschnitten des Schriftblocks stehen vielleicht jene Wahrheiten, die im Unterricht besprochen werden, weniger im Vordergrund. Dennoch sollten diese Abschnitte nicht einfach übersprungen oder ignoriert werden. Der Lehrer soll diese Schriftstellen zumindest zusammenfassen.

Hinweis: Nur selten hat man unbegrenzte Vorbereitungszeit. Viele Lehrer machen hier den Fehler, dass sie so viel Zeit mit Lesen und Studieren und Überlegen verbringen, was sie vermitteln wollen, dass ihnen nicht mehr genug Zeit bleibt, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie den Unterricht gestalten wollen. Jeder Lehrer gelangt bei der Unterrichtsvorbereitung an einen Punkt, wo er sich sagen muss: „Ich habe das Gefühl, dass ich ausreichend verstanden habe, was ich vermitteln soll. Jetzt muss ich festlegen, wie ich es erfolgreich vermitteln will.“

Unterrichtsmethoden festlegen

Es kommt häufig vor, dass sich Lehrer für den Schriftblock, den sie vermitteln sollen, und die Wahrheiten, die sie darin entdeckt haben, begeistern. Durch ihr fleißiges Bemühen, zu studieren, zu verstehen und vom Heiligen Geist unterwiesen zu werden, wird die Lehrkraft erbaut und verspürt ganz natürlich den Wunsch, das, was sie bei der Vorbereitung gelernt hat, weiterzugeben. Das mag zwar angebracht sein, aber man darf nicht vergessen, dass das Ziel einer jeden Unterrichtsstunde darin besteht, dass die Schüler die heiligen Schriften verstehen, vom Heiligen Geist belehrt werden und sich dazu motiviert fühlen, das anzuwenden, was sie gelernt haben. Dazu gehört fast immer mehr, als dass der Lehrer den Schülern erzählt, was er selbst aus den heiligen Schriften gelernt hat und warum er das für wichtig hält. Es geht um mehr als nur darum, dass der Lehrer einen Vers vorliest, diesen kommentiert und dann einen weiteren Vers vorliest.

Die Schüler werden erbaut, wenn der Lehrer sie durch einen Lernprozess geleitet, der dem ähnelt, den der Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung selbst durchschritten hat. Die Schüler sollen dahin geführt werden, dass sie in den Schriften forschen, um Erkenntnis zu erlangen und die Evangeliumswahrheiten selbst zu entdecken. Sie sollen auch die Gelegenheit haben, das Evangelium mit eigenen Worten zu erklären und für das, was sie erkannt haben und verspüren, Zeugnis zu geben. Dies hilft ihnen, das Evangelium nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen zu verstehen.

Wenn die Schüler das Evangelium beständig auf diese Weise lernen, entwickeln sie Vertrauen in ihre Fähigkeit, die heiligen Schriften eigenständig zu studieren und durch den Geist dazuzulernen. Sie verspüren den Wunsch, das Gelernte anzuwenden. Sie sind dann auch besser in der Lage, anderen zu erklären, woran sie glauben, und für die Lehren und Grundsätzen des Evangeliums Zeugnis zu geben.

Der Lehrer setzt Methoden ein, die den Schülern derlei Lernerfahrungen ermöglichen, während sie die heiligen Schriften Schritt für Schritt gemeinsam im Unterricht durchgehen. Die nachstehenden Fragen können dem Lehrer dabei helfen, in seinem Unterrichtskonzept festzulegen, wie er etwas vermitteln möchte:

  1. Welche Methoden oder Lernaktivitäten helfen meinen Schülern, den notwendigen Kontext und Inhalt kennenzulernen?

  2. Welche Methoden helfen den Schülern, die wesentlichen Lehren und Grundsätze zu erkennen, in Worte zu fassen und noch weitere zu entdecken?

  3. Welche Ansätze helfen meinen Schülern am meisten, diese Grundsätze und Lehren zu verstehen?

  4. Welche Methoden oder Ansätze tragen dazu bei, dass meine Schüler spüren, dass diese Grundsätze wahr und von Bedeutung sind, und bewegen sie dazu, davon zu erzählen und Zeugnis zu geben?

  5. Auf welche Weise kann ich ihnen am besten helfen, herauszufinden, wie sie diese Grundsätze im Alltag anwenden können? Wie kann ich sie anspornen, dies auch umzusetzen?

Nachstehend sind Überlegungen dazu aufgeführt, wie man sich für die geeignetsten Methoden entscheidet.

Darauf achten, dass die Lehrmethode zu der zu vermittelnden Botschaft passt und den Einfluss des Heiligen Geistes einlädt. Manchmal bedient sich der Lehrer, um seine Schüler bei Laune zu halten oder ihre Aufmerksamkeit zu fesseln, einer Lehrmethode oder Technik, die weder ihr Verständnis vertieft noch sie erbaut. Bei der Auswahl einer Unterrichtsmethode sollte der Lehrer abwägen, ob die Methode die Botschaft, die die Schüler verinnerlichen sollen, verstärkt oder davon ablenkt. Ein Lernspiel beispielsweise macht den Schülern bestimmt Spaß und vermittelt Wissen (zum Beispiel die Reihenfolge der Bücher der Bibel), ist aber ziemlich unwirksam, wenn das Ziel darin besteht, eine geistige Atmosphäre zu schaffen. Die Arbeit in Kleingruppen kann sehr wirksam sein, nimmt aber viel Zeit in Anspruch, sodass diese Methode zum Herausarbeiten eines einfachen Grundsatzes nicht unbedingt sinnvoll ist.

Der Lehrer muss darauf achten, dass die Lehrmethoden und -aktivitäten für den Evangeliumsunterricht angemessen sind, niemanden kränken oder verletzen und dem Einfluss des Geistes zuträglich sind.

Sich auf den Lehrplan stützen. Der Lehrplan des Seminars und des Instituts bietet Unterrichtsvorschläge. Diese orientieren sich an den „Grundlagen für das Lehren und Lernen des Evangeliums“. Bei der Vorbereitung der einzelnen Lektionen geht der Lehrer das Lehrmaterial sorgfältig durch und wählt aus, welche Informationen und Methoden er im Unterricht für den Schriftblock verwenden will. Er kann für den jeweiligen Schriftblock einen Teil oder alle der Anregungen aus dem Lehrplan verwenden oder diese an die Bedürfnisse und Umstände seiner Schüler anpassen.

Den Unterricht lebensnah gestalten. Wenn die Schüler erkennen, wie bedeutsam der Schriftblock, mit dem sie sich befassen, für ihr Leben ist, sind sie in der Regel eher motiviert, die Lehren des Evangeliums zu lernen und anzuwenden. So sehen sie auch, wie ihnen die heiligen Schriften im Alltag lebensnahe Antwort und Orientierung geben.

Bei der Erstellung des Unterrichtskonzepts ist es daher ratsam, dass der Lehrer über die ewigen Wahrheiten nachdenkt, die im Schriftblock enthalten sind, und überlegt, wie sie im Leben der Schüler nützlich und bedeutsam sein können. Vor diesem Hintergrund beginnt der Lehrer den Unterricht oft mit einer interessanten Frage, einem Fallbeispiel oder einer Problemstellung, durch die die Schüler motiviert werden, in den heiligen Schriften nach Evangeliumsgrundsätzen und -lehren zu suchen, die für sie richtungsweisend sind. Bei der Vorbereitung des Unterrichts sollten die Lehrer auch überlegen, wie sie das Interesse aufrechterhalten und die Schüler weiterhin in den Lernprozess einbinden können.

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Eine Frau beim Schriftstudium

Zeitliche Abläufe festlegen. Der Lehrer ist gehalten, den gesamten Schriftblock zu behandeln. Bei der Entscheidung, wie viel Zeit für die verschiedenen Teile des Unterrichts aufgewendet werden soll, muss der Lehrer jedoch bedenken, dass er Schüler unterrichtet und keine Lektionen. Er sollte nicht so sehr darauf bedacht sein, den Unterrichtsplan strikt einzuhalten, dass er keine Inspiration oder ungeplante Mitarbeit im Unterricht zulässt, die eine Änderung des Unterrichts erforderlich machen könnte.

Einer der häufigsten Fehler, den Lehrkräfte machen, besteht darin, dass sie sich zu viel Zeit für den ersten Teil der Lektion nehmen und dann den letzten Teil im Eiltempo durchnehmen müssen. Bei der Vorbereitung ist abzuwägen, wie viel Zeit die Schüler anhand der Unterrichtsmethoden, für die sich der Lehrer entschieden hat, für jeden Abschnitt in etwa brauchen. Lehrer haben meist mehr Material zur Verfügung als Unterrichtszeit – sie müssen daher entscheiden, auf welche Schriftstellen der Schwerpunkt gelegt und welche nur zusammengefasst werden sollen.

Dies gilt sowohl für den gesamten Kurs als auch für einzelne Unterrichtsstunden. Wenn zum Beispiel ein Lehrer, der das Neue Testament durchnimmt, den vier Evangelien zu viel Zeit widmet, kann er nachher den wichtigen Evangeliumswahrheiten in den späteren Büchern nicht mehr die gebührende Aufmerksamkeit schenken.

In den meisten Lehrplänen für das Seminar und Institut wird vorgeschlagen, wie lange man bei einem Punkt verweilen sollte; auch gibt es einen Plan für das gesamte Unterrichtsjahr.

Sich darauf konzentrieren, den Schülern bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu helfen. Bei der Vorbereitung des Unterrichts sollte der Schwerpunkt auf den Lernenden liegen und nicht nur darauf, was der Lehrer zu tun gedenkt. Anstatt bloß zu fragen: „Was werde ich heute im Unterricht tun?“ oder „Was will ich meinen Schülern beibringen?“, sollte sich der Lehrer bei der Unterrichtsvorbereitung fragen: „Was werden meine Schüler heute im Unterricht tun?“ oder „Wie kann ich meinen Schülern helfen, das zu entdecken, was sie wissen müssen?“

Unterschiedliche Lehrmethoden und Ansätze sorgen für Abwechslung im Unterricht. Auch eine gute Lehrmethode funktioniert nicht mehr oder wird gar langweilig, wenn man sie zu oft verwendet. Auch wenn Lehrer nicht nur um der Vielfalt willen Methoden auswählen sollten, variieren viele gute Lehrer die Art und Weise, wie sie unterrichten, innerhalb jeder Unterrichtsstunde und auch von Tag zu Tag. Lehrer müssen die Methode ändern, falls die Schüler das Interesse verlieren oder das, was sie tun, nicht zum gewünschten Erfolg führt.

Werden im Unterricht unterschiedliche Lehrmethoden verwendet, kann der Lehrer mehr Schüler erreichen, weil ja alle auf unterschiedliche Weise lernen. Lehrmethoden und Lernaktivitäten, bei denen Schüler mehrere Sinne wie Sehen, Hören oder Fühlen gebrauchen, können die Mitarbeit im Unterricht fördern und dazu beitragen, dass sie sich später noch an das Gelernte erinnern.

Der Lehrer soll zwar Methoden auswählen, mit denen er gut zurechtkommt und die ihm geläufig sind, er sollte zuweilen aber auch neue Methoden oder Ansätze ausprobieren, die vielleicht noch wirksamer sind.

Im nächsten Abschnitt dieses Handbuchs geht es um verschiedene Lehrmethoden und Ansätze, aus denen der Lehrer auswählen kann, wie er den Unterricht gestaltet.

Der Lehrplan für Seminar und Institut ist die wichtigste Quelle, um sich als Lehrer weiterzuentwickeln und den Schülern erbauliche Lernerfahrungen zu ermöglichen. Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat gesagt:

„Diejenigen, die der Prophet dazu beruft, darauf zu achten, dass die Lehre, die in der Kirche verkündet wird, richtig wiedergegeben wird, überprüfen jedes Wort, jedes Bild und jede Übersicht in dem Lehrmaterial, das Sie erhalten. Wir können die Kraft, die in diesem Material steckt, entfalten, indem wir einfach aufgrund unseres Glaubens, dass es von Gott inspiriert ist, handeln. …

Wenn wir uns an den Inhalt des Lehrmaterials halten und der Reihe nach vorgehen, entfalten wir einzigartige Fähigkeiten zum Unterrichten, anstatt diese zu unterdrücken.“ („The Lord Will Multiply the Harvest“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 6. Februar 1998.)

Ziel des Lehrplans ist die Ausrichtung der Lernmethoden und -aktivitäten an den Vorgaben des Bildungsausschusses der Kirche und der S&I-Verwaltung. Wenn Sie sich auf den Lehrplan stützen und versuchen, ihn in geeigneter Weise anzunehmen und anzupassen, lassen sich die Grundsätze für das Lehren, wie Christus gelehrt hat, in Ihren Unterricht integrieren. Durch die beständige Verwendung des Lehrplans konzentrieren Sie sich mehr auf die Lernenden und erkennen, wie Sie jede Lernerfahrung auf den Erretter ausrichten können.

Der Lehrplan soll Ihnen auch dabei helfen, die heiligen Schriften bestmöglich zu vermitteln. Dazu gehört auch, den Schülern zu helfen, Kontext und Inhalt besser zu verstehen, damit sie die Wahrheiten des Evangeliums erkennen, ihre Bedeutsamkeit erfassen und sie in die Tat umsetzen können. Das unterstützt und ermutigt die Schüler bei ihrem Bemühen, mehr wie der Vater im Himmel und Jesus Christus zu werden.