2018
Fremde, die zur Familie gehörten
August 2018


Fremde, die zur Familie gehörten

Jeff Messerly

Utah

Bild
family in hospital waiting room

Illustration von Allen Garns

Es war schon spät, als mein Sohn Garrett aus Eau Claire im US-Bundesstaat Wisconsin, anrief. Er und seine Frau Shelly waren mit ihren Kindern auf dem Weg von Alabama, wo Garrett an einer militärischen Ausbildungsmaßnahme teilgenommen hatte, zur Minot Air Force Base in North Dakota. Er erklärte mir, dass Shelly auf der Fahrt durch Wisconsin ernsthaft erkrankt war. Sie hatten ein Krankenhaus gefunden und Shelly sollte am nächsten Morgen in einer Notfalloperation der Blinddarm entfernt werden.

Ich traf sofort Vorbereitungen, um zu ihnen zu fliegen, aber ich konnte erst im Laufe des übernächsten Tages dort sein. Mein Sohn machte sich Sorgen wegen seiner Kinder, die fünf Jahre, drei Jahre und drei Wochen alt waren. Wer könnte sich um sie kümmern, während ihre Mutter operiert wurde? Da er niemanden in der Gegend kannte, beschloss er, den Bischof in Minot anzurufen, obwohl er diesen noch nie persönlich getroffen hatte. Der Bischof in Minot sagte, er werde den Bischof in Eau Claire anrufen.

Am nächsten Morgen trafen der Bischof und die FHV-Leiterin von Eau Claire bei Garrett im Hotel ein. Sie sagten, dass sie sich während Shellys Operation gerne um die Kinder kümmern würden. Später erzählte Shelly, dass sie vollkommen ruhig bei dem Gedanken gewesen war, ihre Kinder in die Obhut von zwei Fremden – die im Evangelium zu unserer Familie gehörten – zu geben. Als ich in Eau Claire ankam, war Shelly schon auf dem Weg der Besserung und die Kinder waren wieder bei ihr und Garrett. Wir waren dankbar für die Hilfe, die wir in unserer Not erhalten hatten.

Einige Wochen später sah ich mir die Herbst-Generalkonferenz 2016 an. M. Russell Ballard, Amtierender Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, stellte die Frage: „Wohin wollen Sie gehen, um eine solch detailliert und inspiriert strukturierte kirchliche Organisation zu finden, in der Männer und Frauen Sie unterweisen und unterstützen, die dem Herrn fest entschlossen dienen, indem sie Ihnen und Ihrer Familie dienen?“ („Zu wem sollen wir gehen?“, Liahona, November 2016, Seite 92.)

Da musste ich sofort daran denken, was in Eau Claire geschehen war. Es ist ein Segen, nicht nur Mitglied der Kirche, sondern auch Mitglied einer Evangeliumsfamilie zu sein, in der wir einander helfen und Gutes tun können, ganz gleich, wo wir sind.