2016
Ein Tempel am anderen Ende der Welt
July 2016


Ein Tempel am anderen Ende der Welt

Robin Estabrooks, Virginia

Ich war noch nicht lange volljährig, als ich mich gegen den Willen meiner Familie der Kirche anschloss. Ein paar Jahre später, nach dem Tod meines Vaters, machte ich mich daran, nach meinen Vorfahren zu forschen. Bald darauf heiratete ich und war zunächst mit der Erziehung meiner kleinen Kinder beschäftigt. Die Suche nach den Vorfahren musste warten.

Da niemand aus meiner Familie der Kirche angehörte, war es mir aber sehr wichtig, meine Familiengeschichte zu erforschen. Es machte mir viel Freude und ich sehnte mich immer danach, mehr Zeit für diese Arbeit zu haben.

Mit 33 nahm mein Leben eine unerwartete Wendung, als sich mein Gesundheitszustand verschlechterte. Während ich früher mit meiner Familie Wanderungen unternommen hatte, strengte mich jetzt eine Runde um den Block bereits an. Am Samstag innerhalb von zwei Stunden das ganze Haus zu putzen war nun undenkbar. Ich war schon froh, wenn ich überhaupt staubsaugen konnte. Selbst mein Freundeskreis, der sehr groß gewesen war, schrumpfte, weil ich nicht mehr wie bisher für meine Freunde da sein konnte.

Ich nahm meine Familienforschung wieder auf. Meine Tochter forschte nach den Vorfahren ihres Vaters und schaffte an einem Abend, wofür ich Jahre gebraucht hatte. Ich vervollständigte mehrere Generationen auf meiner Seite und reichte die Namen im Tempel ein, damit die Arbeit dort verrichtet werden konnte. Eigentlich hatte ich immer selbst für meine Angehörigen durch den Tempel gehen wollen, aber mein Gesundheitszustand und die Entfernung zum Tempel ließen dies nicht zu.

Nachdem ich die Namen eingereicht hatte, musste ich weinen. Ich hatte das Gefühl, ich würde meine Angehörigen im Stich lassen, weil ich an dem besonderen Tag, an dem die heiligen Handlungen für sie vollzogen wurden, nicht dabei sein konnte. Eine Woche später loggte ich mich auf FamilySearch.org ein, um zu sehen, wie weit die Tempelarbeit schon fortgeschritten war. Was ich sah, erstaunte mich. Man hatte mit der Tempelarbeit bereits begonnen: Sie wurde von Mitgliedern im Accra-Tempel in Ghana verrichtet! Ich konnte es kaum glauben, dass Mitglieder am anderen Ende der Welt für meine kleine Familie die heiligen Handlungen im Tempel vollzogen. Wieder kamen mir die Tränen, als ich mir vorstellte, welche Opfer die Mitglieder in Ghana brachten, um zum Tempel zu gelangen. Ich bin den Mitgliedern im Distrikt des Accra-Tempels von Herzen dankbar. Sie haben etwas getan, was ich nicht tun konnte: in den Tempel gehen und meiner Familie die Segnungen der heiligen Handlungen im Tempel zugänglich machen.