2016
Gott soll dein Baumeister sein
Januar 2016


Gott soll dein Baumeister sein

Dein Leben kann besser werden, als du es dir je vorgestellt hast.

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Architectural drawing of a building and lumber, nails and a hammer.

Illustrationen von Bryan Beach

Man kann einiges im Leben auch durch Improvisieren bewältigen. Ob man die Bauanleitung ignoriert und frohgemut versucht, aus einer Million Einzelteilen ein Möbelstück zusammenzubauen, oder ob man sich selbst beibringt, ein Musikinstrument zu spielen, und einfach irgendwelche Töne spielt, die irgendwie gut klingen – deine Fähigkeit, durch Ausprobieren zu lernen, ist praktisch unbegrenzt.

Das Ganze hat nur einen Haken: Es ist meist kein leichter Weg.

Stell dir einmal etwas wirklich Kompliziertes vor. Was wäre, wenn du dein eigenes Haus bauen müsstest und alles Baumaterial vor dir liegen hättest? Kannst du den Riesenstapel vor dir sehen? Bretter, Nägel, Rohre, Kabel, Werkzeug und was man sonst noch alles braucht, um ein tolles Haus für sich und seine Familie zu bauen.

Würdest du dann immer noch einfach planlos drauflosarbeiten wollen? Oder würdest du nicht lieber Hilfe von jemandem in Anspruch nehmen, der tatsächlich weiß, wie man das Material so gut wie möglich verwendet?

Mit unserem Leben verhält es sich genauso. Jeder von uns braucht Hilfe beim Aufbau seines Lebens. Und Gott ist der beste Baumeister, an den wir uns wenden können.

In der Broschüre Für eine starke Jugend heißt es: „Der Herr [macht] viel mehr aus eurem Leben, als ihr selbst könntet. Er verschafft euch mehr Möglichkeiten, erweitert euren Blickwinkel und gibt euch Kraft. Er gibt euch die Hilfe, die ihr braucht, um euch euren Schwierigkeiten und Herausforderungen zu stellen. Ihr bekommt ein stärkeres Zeugnis und findet wahre Freude in dem Maß, wie ihr euren Vater im Himmel und seinen Sohn, Jesus Christus, kennenlernt, und die Liebe verspürt, die sie für euch empfinden.“ (2011, Seite 43.)

Wenn wir Gottes Gebote befolgen und ihn in unsere Pläne einbeziehen, werden wir der Mensch, der wir werden sollen – und nicht der Mensch, den wir uns vorgestellt haben.

Schauen wir uns ein paar Beispiele an von Menschen, die mit Gottes Hilfe einen besseren Weg gefunden haben als den, den sie selbst gewählt hätten.

Der Gewalt entsagt

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Line drawing of a man praying and a bubble with the scriptures in it.

In einer Videoserie auf mormonchannel.org erzählt ein junger Mann namens Bubba davon, wie er auf eine Katastrophe zusteuerte.1 Er wuchs in einer Familie auf, in der Gewalt an der Tagesordnung war. Sein Vater wurde zu Hause ermordet, als Bubba gerade einmal drei Jahre alt war.

Bubba wurde älter und wählte den gleichen Lebensstil, der ihm immer vorgelebt worden war. Er schloss sich einer Gang an und fing mit jedem, der ihm in die Quere kam, Streit an. Als er an der Highschool war, konnte er sich ausrechnen, dass er bald im Gefängnis landen würde. Aber es war ihm völlig egal.

Dann schritt Gott ein. Als Bubba an diesem gefährlichen Scheideweg stand, lernte er eine Familie kennen, die der Kirche angehörte. Sie begegnete ihm freundlich und gütig. Noch nie hatte er solche Menschen kennengelernt, Menschen, die mitfühlend und liebevoll waren. Er verbrachte so viel Zeit mit ihnen, wie er konnte. Als er die Familie nach dem Grund ihres Verhaltens fragte, erhielt er die Antwort, es sei ihr Glaube an Jesus Christus.

Bubba wollte herausfinden, was diese Familie wusste. Er fing an zu beten und in den heiligen Schriften zu lesen. Und schon bald verspürte er etwas, was er noch nie zuvor empfunden hatte. „Ich bin sicher, dass es einen Gott gibt und dass er mich liebt“, sagt Bubba heute. Mit Gottes Hilfe ließ Bubba sein altes Leben hinter sich und baute sein Leben neu auf. Sein Fundament war Jesus Christus.

„Mein Wesen hat sich verändert. Ich bin ein anderer Mensch als früher. Jetzt hat mein Leben ein Ziel. Ich habe eine Bestimmung“, erklärt er. „Ich arbeite jetzt auf etwas hin.“

Heute blickt Bubba optimistisch und mit Glaube und Hoffnung in die Zukunft. „Ich weiß, dass ich nur durch Jesus Christus, durch meinen Glauben an ihn, das erreichen kann, was ich mir erhoffe“, betont er.2

Ein neuer Weg

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A man pruning a currant bush.

Präsident Hugh B. Brown (1883–1975), ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel und der Ersten Präsidentschaft, berichtete einmal, wie er erlebt hatte, dass Gott mehr aus seinem Leben machte, als er selbst es getan hätte.

Hugh war bei der kanadischen Armee und stand kurz vor der Beförderung zum General. Zehn Jahre lang hatte er darauf hingearbeitet, darauf gehofft und dafür gebetet.

Als dann eine Stelle zu besetzen war, überging man ihn bei der Beförderung, nur weil er Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage war. Das war der einzige Grund, wie man ihm mitteilte.

Hugh war sehr aufgebracht. Er erzählte: „Ich stieg in den Zug und fuhr zurück – enttäuscht und traurig. … Als ich in meinem Zelt anlangte, warf ich … die Mütze auf mein Bett und schüttelte die geballten Fäuste gegen den Himmel. Ich rief: ,Wie konntest du mir das nur antun, Gott? Für meine Qualifikation habe ich alles getan, was ich nur tun konnte. Was immer ich tun konnte – was immer ich tun sollte –, alles habe ich getan! Wie konntest du mir das nur antun?‘ Ich war völlig verbittert!“3

Dann erinnerte sich Hugh an ein Erlebnis, dass er viele Jahre zuvor gehabt hatte. Er hatte eine heruntergewirtschaftete Farm gekauft, auf der ein verwilderter Johannisbeerstrauch wuchs. Hätte man den Strauch nicht beschnitten, so hätte er keine Früchte mehr getragen. Der Strauch wollte einfach nur immer größer werden.

Deshalb schnitt ihn Hugh fast bis auf den Boden zurück. Als er fertig war, sah er kleine Tropfen auf jedem Aststumpf. Sie sahen aus wie Tränen. „Ich bin hier der Gärtner“, sagte er dem Johannisbeerstrauch. Hugh wusste, was aus dem Strauch werden sollte – auf jeden Fall kein Schattenspender.

Dieses Erlebnis kam ihm wieder in den Sinn, als er gegen seinen Ärger darüber, dass man ihn bei der Beförderung übergangen hatte, ankämpfte. „Ich [vernahm] eine Stimme, die ich kannte, denn es war meine eigene Stimme, die sagte: ,Ich bin hier der Gärtner und ich weiß, was aus dir werden soll.‘ … Da wich die Bitterkeit aus meiner Seele; ich fiel vor dem Feldbett auf die Knie und bat Gott, mir die Undankbarkeit zu vergeben. …

Und nun, nach beinahe 50 Jahren, blicke ich [zu Gott] auf und sage: ,Danke, Gärtner, dass du mich zurechtgestutzt hast. Danke, dass du mich so sehr liebst, dass du mir sogar wehgetan hast.‘“4

Hugh wurde nie General. Der Herr hatte andere Pläne für Präsident Brown. Mit dem Herrn als Baumeister wurde Präsident Browns Leben zu einem Meisterwerk.

Noch einmal ganz von vorn

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Two people visiting a man who is sick in bed. Depicts Alma and Amulek visiting Zeezrom who has asked to be healed.

Wenn man von einem Propheten Gottes als „Kind der Hölle“ bezeichnet wird, hat man wahrscheinlich keinen sonderlich guten Lebensweg eingeschlagen. Genau das erlebte Zeezrom, ein Gesetzeskundiger im Buch Mormon (siehe Alma 11:23).

Alma und Amulek predigten in dem Land, wo Zeezrom als Gesetzeskundiger damit Geld verdienen wollte, dass er das Volk gegen Alma und Amulek aufstachelte. Er versuchte, Alma und Amulek mit seinen Fragen zu überlisten, aber sie antworteten und wiesen ihn zurecht. Der Heilige Geist offenbarte ihnen Zeezroms Gedanken (siehe Alma 11 und 12).

Im Verlauf des Gesprächs wurde Zeezrom zum Schweigen gebracht. Nun sah er seine Fehler ein und verspürte schwere Schuldgefühle wegen seiner Sünden und weil er das Volk in die Irre geleitet hatte. Schnell bemühte er sich darum, den Schaden zu beheben, den er angerichtet hatte. Er verkündete: „Siehe, ich bin schuldig, und diese Männer sind makellos vor Gott.“ (Alma 14:7.)

Aber er hatte keinen Erfolg. Das Volk verstieß Zeezrom aus der Stadt. Seine Schuldgefühle und die Verzweiflung wegen seiner Taten – er fürchtete auch irrtümlicherweise, seine Worte gegen Alma und Amulek hätten zu deren Tod geführt – ließen ihn krank werden. Er litt unter hohem Fieber; es war, als werde er „von einer brennenden Hitze versengt“ (Alma 15:3).

Das Gebilde, das er sein Leben lang errichtet hatte, war völlig zusammengebrochen. Aber damit ist Zeezroms Geschichte noch nicht zu Ende.

Sobald er erfuhr, dass Alma und Amulek noch lebten, fasste er Mut und sandte nach ihnen. Als sie bei ihm waren, bat er darum, geheilt zu werden, und aufgrund seines Glaubens wurde er vollständig geheilt. Dann ließ er sich taufen und von da an predigte er (siehe Alma 15:11,12).

Zeezrom hatte ein neues Leben begonnen. Dieses Mal war Gott sein Baumeister.

Mehr als Hammer und Nagel

Die gute Nachricht ist: Es war nie vorgesehen, dass wir in unserem Leben auf uns allein gestellt sind. Gott möchte uns bei jedem Schritt unterstützen. Wenn wir zulassen, dass er uns hilft, sind dem, was aus uns werden kann, keine Grenzen gesetzt.

Anmerkungen

  1. Videoserie „His Grace“, mormonchannel.org

  2. „From Gang Member to ‚Good Man‘“ (Video), mormonchannel.org

  3. Hugh B. Brown, „Der Johannisbeerstrauch“, Liahona, März 2002, Seite 24

  4. Hugh B. Brown, „Der Johannisbeerstrauch“, Liahona, März 2002, Seite 22, 24

  5. Neal A. Maxwell, „Response to a Call“, Ensign, Mai 1974, Seite 112