2006
Frieden in der Familie
April 2006


Frieden in der Familie

Mein Bruder und ich stritten über unsere unterschiedlichen religiösen Ansichten. Schließlich lernte ich, wie man uneins sein kann, ohne unfreundlich zu sein.

Als ich 12 war, hätte ich nie gedacht, dass ich meinen Glauben an die Kirche einmal verteidigen müsste. Schließlich wohnte ich in einem Ort, wo vorwiegend Heilige der Letzten Tage lebten, und fast jeder, den ich kannte, hatte denselben Glauben wie ich. Ich rechnete nicht mit den hitzigen Diskussionen, die ich mit meinem Bruder führen sollte, als er Urlaub vom Militärdienst hatte. Ich konnte nicht mit dieser Situation umgehen. Am Ende verließ ich weinend das Zimmer.

Seither habe ich viel darüber gelernt, wie man mit jemandem in der Familie, der nicht dasselbe glaubt, gut auskommen kann. Hier sind einige Verhaltensweisen, die mir geholfen haben, den Frieden zu bewahren, ohne meinen Glauben aufzugeben:

  1. 1. Bleib immer höflich. Ganz unabhängig davon, welche religiösen Ansichten jemand hat, ist es wichtig, alle Familienmitglieder freundlich und liebevoll zu behandeln, ihnen zu helfen, mit ihnen zu reden und sie in alle Gespräche und Entscheidungen der Familie einzubeziehen.

  2. 2. Beziehe jeden in der Familie in alle Unternehmungen ein, auch wenn sie etwas mit der Kirche zu tun haben. Viele Jahre lang wollte mein Bruder mit religiösen Veranstaltungen überhaupt nichts zu tun haben, aber nun möchte er gern zu Hochzeiten, Kindersegnungen und anderen Ereignissen eingeladen werden. Wer einen anderen Glauben hat, möchte sich trotzdem willkommen fühlen, selbst wenn er die Einladung nicht annimmt.

  3. 3. Nutze schwierige Fragen, um dein Zeugnis zu stärken. So schwer es auch war, die Fragen meines Bruders über die Kirche zu beantworten, war ich doch entschlossen, Gewissheit zu haben, dass das, was ich gelernt hatte, wahr war. Ich forschte in den heiligen Schriften und stellte meinen Führern in der Kirche und meinen Eltern viele Fragen, bis ich ein sicheres Zeugnis vom Evangelium erlangt hatte.

  4. 4. Klammere religiöse Themen nicht aus. Da die Kirche im Leben eines Heiligen der Letzten Tage eine so große Rolle spielt, meint der andere, man habe Geheimnisse vor ihm, wenn man das Thema Religion meidet. Berichte in deinen Gesprächen auch von persönlichen Erlebnissen, die mit der Kirche zu tun haben.

  5. 5. Bemühe dich, den Standpunkt des anderen zu verstehen. Ich hatte gemeint, mein Bruder habe immer Unrecht, aber als ich mich bemühte, seine Sichtweise zu verstehen, war ich überrascht. Wie wäre mir zumute, wenn ich bei der Hochzeit meiner jüngeren Schwester nicht dabei sein könnte? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich mit manchen Begriffen, die meine Familie ständig verwendet, nichts anfangen könnte? Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich manchmal vielleicht auch so ablehnend reagieren.

  6. 6. Stehe zu deinen Fehlern. Ich stritt mich oft mit meinem Bruder oder griff seine Ansichten an. Als ich endlich reif genug war, zu begreifen, dass das falsch war, entschuldigte ich mich bei ihm, und unsere Beziehung ist jetzt besser als je zuvor. Man muss sich nicht für seinen Glauben entschuldigen, aber für Verhalten, das mit dem Evangelium nicht in Einklang ist.

  7. 7. Vermeide Streit. Wo Streit herrscht, zieht sich der Geist zurück. Wenn der Geist nicht mehr da ist, bleibt auch keine Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen.

  8. 8. Unterstütze den anderen darin, seine Religion auszuüben. Auch wenn wir glauben, dass unsere Kirche die Fülle des Evangeliums besitzt, werden in anderen Kirchen viele Wahrheiten gelehrt. Auch wenn wir anderer Ansicht sind, müssen wir dennoch die religiösen Anschauungen anderer achten. Unterstütze den anderen in allen rechtschaffenen und erbaulichen religiösen Unternehmungen ebenso, wie du unterstützt werden willst.

Das gute beispiel ist wichtig

„Wir halten an den von Gott gegebenen Grundsätzen fest, aber wir brauchen unsere Umgebung damit nicht vor den Kopf zu stoßen. Wir brauchen uns auf keinen Streit einzulassen. Wenn wir nur beharrlich auf unserer Bahn bleiben, dann können wir kein besseres Argument für das Gute unserer Sache finden als unser eigenes Beispiel.“

Präsident Gordon B. Hinckley, „Lasst euch mit anderen auf keinen Streit ein“, Der Stern, November 1989, Seite 4.