2004
Der PV-Quilt
Oktober 2004


Der PV-Quilt

„Gebt, dann wird auch euch gegeben werden“ (Lukas 6:38).

Ich habe mich immer auf den Aktivitätentag in der PV gefreut, weil das für mich hieß, dass es spannende Aktivitäten, tolle Spiele und etwas Leckeres zum Naschen gab. Manchmal waren die Aktivitäten ganz ernsthaft und geistig, aber die mochte ich auch, weil ich dabei so viel gelernt habe. An eine dieser großartigen Aktivitäten, bei denen ich dabei war, kann ich mich besonders gut erinnern.

An diesem Samstag war ich wie die übrigen PV-Kinder meiner Gemeinde Punkt 10 Uhr in der Kirche. Nach dem Anfangsgebet, einem Lied und ein paar Hinweisen wurden wir in Gruppen aufgeteilt. Ich folgte meiner Gruppe ins Klassenzimmer und war überrascht, als ich dort ein großes Stück grün-weiß-karierten Stoff und ein Stück einfarbig grünen Stoff vorfand, dazwischen eine weiche Füllschicht. Das Ganze war weit ausgebreitet und an ein paar Bretter geklemmt. Daneben lagen Zwirn und ein paar große Nadeln. „Ein Quilt“, dachte ich. „Wer bringt denn ausgerechnet zur PV-Aktivität einen Quilt mit?“

„Wir wollen alle diesen Quilt für jemanden aus der Gemeinde anfertigen, dem es nicht gut geht“, erklärte eine der PV-Führerinnen. „Wenn er fertig ist, geben wir ihr ihn.“

„Was für eine prima Idee!“, dachte ich. Wenn es mir schlecht geht, kuschel ich mich gerne in eine schöne, warme Decke. Ich fragte mich allerdings, was daraus wohl werden sollte, denn ich hatte noch nie einen Quilt gemacht und war mir fast sicher, die anderen PV-Kinder auch nicht.

Dann gab die PV-Leiterin bekannt, wer den Quilt bekommen sollte – meine Mutter war die Glückliche! Jetzt wollte ich natürlich erst recht mein Bestes geben, damit der Quilt schön wurde.

Meine Mutter war den ganzen Monat schon sehr krank gewesen. Großmutter musste sogar eine Weile bei uns bleiben, weil Mutter so krank war, dass sie sich nicht um uns kümmern konnte. Auch aus ihrer PV-Berufung musste sie entlassen werden. Auch wenn Mutters Krankheit ziemlich auf unserer Familie lastete, hatte sie ihr Gutes. Ich sollte nämlich ein Brüderchen bekommen!

Mit Hilfe unserer Führerinnen machten wir uns an die Arbeit. Ich weiß bis heute nicht, wie wir es geschafft haben, aber der Quilt wurde fertig. Jeder war mit ein, zwei Stichen beteiligt. Dann schrieben wir noch etwas in ein Buch, das mit dem Quilt überreicht werden sollte, setzten unseren Namen darunter oder malten etwas hinein. Ich wusste, dass das, was wir taten, Mutter viel bedeuten würde, denn sie hatte mir gesagt, wie sehr sie alle PV-Kinder mochte und vermisste. Und wer immer den Stoff ausgesucht hat, muss inspiriert gewesen sein, denn Grün ist die Lieblingsfarbe meiner Mutter.

Den Quilt anzufertigen, war nicht so schwer. Den Mund halten schon. Ein paar Wochen später wurde das Geheimnis schließlich gelüftet. An einem sonnigen Sonntagmorgen gingen wir alle in der Zeit, in der wir sonst Liedübung hatten, vom Gemeindehaus aus einen Block weiter und um die Ecke in unseren Hof. Wir setzten uns auf den Rasen und warteten, während eine der Führerinnen an die Tür klopfte.

Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass Mutter in Freudentränen ausbrach, als sie herauskam und alle Kinder dort versammelt vorfand. Sie weinte sogar noch mehr, als wir so schön wie möglich ein paar unserer Lieblingslieder aus der PV sangen. Dann übergab die PV-Leiterin den fertigen Quilt und unser Buch mit den aufmunternden Worten.

„Ihr habt aber schön gesungen!“, sagte Mutter unter Tränen. „Das ist so ziemlich das Netteste, was ich je erlebt habe.“ Ich wusste, das war ernst gemeint. Sie lächelte, weinte noch ein bisschen und sagte dann, sie werde nun hineingehen, sich in den Quilt kuscheln und alles lesen, was wir geschrieben hatten.

Mutter hat den Quilt immer noch und ich bin überzeugt, sie wird ihn behalten. An der Rückseite hängen immer noch ein paar lose Zwirnfäden heraus, wo die Stiche nicht ganz zu Ende geführt wurden. Mutter sagt, dadurch wird der Quilt erst recht etwas Besonderes. Bis heute gibt es für niemanden in meiner Familie, dem unwohl ist oder der einen schlechten Tag hat, etwas Schöneres, als sich in den warmen Quilt, den wir liebevoll den „PV-Quilt“ nennen, zu kuscheln und daran zurückzudenken, wie er entstanden ist.

Chelsey und Wendy Ellison gehören zur Gemeinde Kaysville 14, Pfahl Kaysville Utah Süd.

Wir sind umgeben von Menschen, die [der Erretter] liebt, und er möchte ihnen helfen – durch uns. Wer das Sühnopfer des Erretters angenommen hat, zeichnet sich dadurch aus, dass er bereit ist zu geben.“

Elder Henry B. Eyring vom Kollegium der Zwölf Apostel, „Mit Freude schenken“, Der Stern, Dezember 1996, Seite 14.