2004
Ein Lied Des Glaubens
Januar 2004


Ein Lied Des Glaubens

Eine wahre Begebenheit

„Das Lied der Rechtschaffenen ist ein Gebet zu mir.“ (LuB 25:12.)

Es hatte gerade zu regnen begonnen, als die siebenjährige Angela ins Zelt kam. Ihre beiden älteren Brüder, Michael und Mark, waren schon im Zelt. Die Eltern hatten gleich daneben ihr eigenes Zelt.

„Beten wir noch, ehe wir in den Schlafsack kriechen“, sagte Michael.

Die drei Kinder knieten zum Beten nieder. Angela dankte dem himmlischen Vater für ihre vielen Segnungen und bat ihn, sie vor dem Sturm zu beschützen und ihnen zu helfen, dass sie gut schlafen konnten.

Nach dem Beten schlüpfte sie in den Schlafsack. Lange war es ganz still – bis auf den Regen, der auf das Zelt tropfte. Dann hörte sie Michaels Stimme. „Angela, war es nicht cool am Mount Rushmore?“

„Ja“, sagte sie gähnend.

„Auch die Tiere im Park“, sagte Mark.

„Die haben mir auch gefallen“, stimmte Angela zu. Sie sah die Bisonkälber vor sich, die so dicht an der Straße grasten, dass sie ihre Augen sehen konnte, die den langsam vorbeifahrenden Autos folgten.

Ein Blitz! Ein Donnerschlag!

Angela drückte fest die Augen zu. „Schlaf ein“, sagte sie zu sich selbst. „Es ist nur der Donner.“ Seit ihre Familie in Urlaub war, hatte es fast jeden Tag geregnet. Jedes Mal, wenn es regnete, schossen Blitze wie heiße Pfeile quer über den Himmel und der Donner dröhnte wie Trommelschläge.

Noch ein Blitz! Ein Donnerschlag!

Angela zog sich den Schlafsack über den Kopf. „Schlaf ein“, sagte sie noch einmal zu sich selbst.

„Mark, schläfst du schon?“ flüsterte Michael durch die Dunkelheit.

„Hm?“ Marks Stimme klang sehr verschlafen.

„Schläfst du schon?“

Ein Blitz!

Mark öffnete die Augen. „Jetzt nicht mehr“, sagte er.

Ein gewaltiger Donner!

„ Angela, schläfst du schon?“ fragte Michael.

„Nein“, wimmerte Angela. „Ich habe Angst. Ich möchte zu Mutti und Vati ins Zelt.“

„Es regnet zu sehr“, sagte Michael. „Du wirst völlig durchnässt sein. Außerdem sollte man bei einem Gewitter nicht nach draußen gehen.“

Angela runzelte die Stirn. „Aber ich hab solche Angst.“

Ein Blitz! Noch ein Blitz!

„ Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Mark. „Ein Blitz ist echt cool! Nur ein bisschen statische Elektrizität in den Wolken.“

Ein gewaltiger Donner!

„ Und der Donner klingt wie eine riesige Peitsche!“, fügte er hinzu.

Angela schauderte. „Mir gefällt das nicht!“

Ein Blitz! Ein Donnerschlag!

„ Dann denk einfach an etwas, was dich fröhlich macht“, schlug Mark vor. „Das hilft vielleicht.“

Angela schloss die Augen und dachte an ein Feld mit gelben Blumen. Sie stellte sich vor, wie sie einen Hügel hinunterlief bis zu dem Feld und dabei lachte.

Ein Blitz! Donner! Ein Blitz! Noch ein Blitz! Ein gewaltiger Donner!

„ Es funktioniert nicht“, sagte Angela und schlotterte. „Ich habe immer noch Angst.“

Plötzlich prasselte der Regen immer heftiger auf das Zelt. Angela verkroch sich tief in ihren Schlafsack. Was konnte sie tun, damit sie keine Angst mehr hatte? Da kam ihr ein leiser Gedanke in den Sinn: „Wir könnten doch singen!”, rief sie und hoffte, dass ihre Brüder sie trotz des Lärms hörten. „Meine PV-Lehrerin hat gesagt, wir können uns besser fühlen, wenn wir PV-Lieder singen.“

„O. K.“, rief Mark. „Was sollen wir singen?“

„Wie wär’s mit ‚Ich bin ein Kind von Gott‘?“, schlug Michael vor.

Langsam und leise begann Angela zu singen.

„Ich bin ein Kind von Gott,

der mich zur Welt geschickt …“

Angela hörte auf. Ihre Brüder sangen nicht mit. „Sie hören mich vielleicht nicht“, dachte sie. Also sang sie lauter.

„und hier mit einem irdschen Heim

und Eltern mich beglückt.“

Nun sangen ihre Brüder mit.

„Führet, leitet und begleitet,

dass den Weg ich find;

lehrt mich, alles das zu tun,

was mich zu ihm einst bringt.“

( Liederbuch für Kinder, Seite 2f.)

Ein Blitz! Donner!

„ Was sollen wir jetzt singen?“, fragte Angela.

„Singen wir es noch einmal“, sagte Michael.

Immer wieder sangen Angela, Michael und Mark „Ich bin ein Kind von Gott“, bis der Sturm vorüber war und in ihrem Zelt wieder Stille herrschte.

„Es hat funktioniert!“, sagte sich Angela, als sie sich in den warmen Schlafsack kuschelte. „Endlich kann ich einschlafen.“ Als sie die Augen zumachte, kam ihr noch ein Gedanke in den Sinn. „Ich bin ein Kind von Gott und ich weiß, dass er mir helfen wird, den Weg zu finden.“

“Wie es in dem schönen PV-Lied heißt: Jeder von euch ist wirklich ein Kind Gottes.“

Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994), „An die Kinder der Kirche“, Der Stern , Juli 1989, Seite 84.