2004
Er stillt mein Verlangen
Januar 2004


Er stillt mein Verlangen

Ich bin 1961 in Brasilien geboren und habe die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage kennen gelernt, als ich sechs Jahre alt war. Ich erlebte eine sehr glückliche Kindheit, aber für unsere Familie wurde alles anders, als ich 1970 in der Weihnachtszeit an einer sehr seltenen Krankheit erkrankte.

Einmal lag ich ein ganzes Jahr im Krankenhaus und die Ärzte wussten nicht, was sie tun sollten. Mehrmals rettete der Herr mir das Leben, wenn mein Vater mir die Hände auflegte und einen machtvollen Priestertumssegen aussprach. Ich erinnere mich an ein Erlebnis, als ein Ärzteteam sehr erstaunt war, als ich über 40° Fieber hatte und es sofort sank, nachdem mein Vater seine würdigen Hände von meinem Kopf genommen hatte. Solche Wunder ereigneten sich vier Jahre lang, während die Krankheit wütete.

Einmal fand in unserer Stadt eine Konferenz statt. Meine Eltern waren begeistert und dankbar, als sie erfuhren, dass Elder Marvin J. Ashton (1914–1994) vom Kollegium der Zwölf Apostel dabei sein würde.

Am Tag der Konferenz war das Gemeindehaus zum Bersten voll. Meine Mutter schaffte es nicht, in Elder Ashtons Nähe zu kommen. Als mein sechsjähriger Bruder die Verzweiflung meiner Mutter sah, drängte er sich durch die Menge bis zu Elder Ashton. Er bat ihn, seinen Bruder zu segnen, der sehr krank war, und bestand darauf, dass er zu uns kam. Doch Elder Ashton konnte in dem Moment nicht kommen. Wir beteten, dass wir ihn nach der Konferenz noch sprechen konnten.

Zu unserer großen Überraschung sagte Elder Ashton zu Beginn seiner Ansprache: „Als ich hierher kam, bat mich ein kleiner Junge, seinen Bruder zu segnen, der schwer krank ist, und ich möchte allen, die meine Stimme hören, sagen, dass dein Bruder gesund werden und seine Mission auf Erden erfüllen wird.“

Für meine Eltern war das der Balsam, für den sie gebetet hatten, die Linderung der vielen Tage voller Schmerz und Trauer. Wir begannen mit einer neuen Behandlung und vertrauten auf Elder Ashtons Verheißung. Dadurch änderte sich mein Leben völlig.

Als ich 19 wurde, erfüllte sich ein Teil der Verheißung, die ich erhalten hatte. Ich ging auf Mission, weil es mein Herzenswunsch war, dem Herrn zu dienen, indem ich sein wunderbares Evangelium verkündete. Ich diente in der Brasilien-Mission Recife, wo ich auserwählten Familien begegnete und als Werkzeug in der Hand des Herrn Menschen zur Umkehr bewegen konnte.

Nach meiner Mission heiratete ich eine wunderschöne junge Frau, mit der ich in der Kirche aufgewachsen war. Doch als unser erstes Kind geboren wurde, nahm der Herr es zu sich. Ich konnte diese neue Tragödie in meinem Leben nicht fassen, aber ich wusste, dass mein Zeugnis und mein Vertrauen in den Herrn immer noch geformt wurden.

Heute haben meine Frau und ich fünf wunderbare Kinder. Unser ältester Sohn bereitet sich auf eine Mission vor. Ich habe als Bischof meiner Gemeinde gedient. Die Symptome meiner früheren Krankheit sind verschwunden.

Mein Leben und mein Zeugnis beruhen auf dem Glauben an die Macht des Priestertums, an die Familie, die ewig bestehen kann, und an die Lehren des 23. Psalms, in dem David sagt:

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen.

Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

Er stillt mein Verlangen; er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.

Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.“

Sérgio Ribeiro gehört zur Gemeinde Jardim do Lago, Pfahl Campinas, Brasilien.