Nur online: Ein Apostel antwortet
Was bedeutet es, durch den Geist zu lehren?
Wir können so lehren, dass die Menschen den Wunsch entwickeln, das zu tun, was es ihnen ermöglicht, den Heiligen Geist ihr Leben lang zu verspüren
Nach einer Ansprache bei einem Seminar für neue Missionspräsidenten am 20. Juni 1996
Vor Jahren hatten meine liebe Frau Kathleen und ich den Vorzug, dabei zu sein, als zwei junge Missionare einen Mann unterwiesen. Dies geschah zuhause beim Nachbarn des Mannes. Die Missionare fragten den Mann, was er bei dem Gespräch verspürte. Eigentlich war die Frage überflüssig, denn sie wussten, dass alle Anwesenden die Macht des Heiligen Geistes verspürten.
Der Gemeindemissionsleiter bat den Mann, einen Termin für die Taufe festzulegen. Der Mann war jedoch noch unschlüssig, also versuchten wir, ihm zu helfen. Wir unterhielten uns darüber, was es wohl bedeutet, den Heiligen Geist als Begleiter zu haben. Er fragte, was damit eigentlich gemeint sei, und wir erklärten ihm, dass der Heilige Geist beständig bei uns sein kann.
Weil der Mann Ingenieur war, hakte er vermutlich nach, was genau wir mit „beständig“ meinten. Er fragte: „Verspürt ihr den Geist denn jederzeit so wie jetzt?“ Daraufhin gab meine liebe Frau diese wirklich gute Antwort: „Nein. Das Leben ist nun mal, wie es ist, und es gibt Zeiten, in denen man den Geist so stark verspürt wie jetzt, aber nicht immer.“ Diese Antwort gefiel ihm, weil er wusste, dass sie aufrichtig war.
Uns wurde klar, dass er keinen Termin für die Taufe festlegen wollte, weil der Heilige Geist ihm gesagt hatte, was das wirklich bedeuten würde, und er sich nicht sicher war, ob er eine so große Verpflichtung eingehen wollte. Wir motivierten ihn, dem Herrn zu zeigen, dass er Glauben hatte.
Sein Nachbar taufte ihn, und ich übertrug ihm die Gabe des Heiligen Geistes.
Mein Ziel, wenn ich durch den Geist lehre
Wenn ich jemanden unterweise, denke ich nicht darüber nach, was ich tun kann, um den Geist zu verspüren, und auch nicht daran, was andere tun können, um ihn zu verspüren. Mein Ziel ist es, dass die Menschen ihn verspüren und ihn sich so sehr wünschen, dass sie immer wieder danach streben und ihr Leben lang vom Heiligen Geist unterwiesen werden.
Es geht nicht darum, dass ich allein euch unterweise oder euch irgendwie das Gefühl gebe, dass ihr jetzt gerade den Heiligen Geist vielleicht ja bei euch habt. Es ist auch nicht bloß eine Gefühlsregung. Es geht um die Erfahrung mit dem Heiligen Geist. Deshalb möchte ich, dass ihr dann das tut, was es euch ermöglicht, diese Erfahrung ein Leben lang zu machen.
Ich wusste, wenn mein Freund, der Ingenieur, den Weg weiter beschritt, auf dem er war, dann würde er mehr und mehr Licht hinzubekommen. Es geht nicht nur um einen Augenblick oder darum, dass er in der Kirche Fuß fasst – es geht darum, dies immerwährend fortzusetzen.
Ein Vorgang, kein einmaliges Ereignis
Es ist ein Vorgang – kein Ereignis oder ein urplötzliches Gefühl. Wenn der Heilige Geist jemandem Evangeliumswahrheiten bezeugt, führt das zu Gehorsam. Und Gehorsam führt zu Bekehrung, nämlich einer mächtigen Wandlung, und all dies sind Aufgaben des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist gibt insbesondere Zeugnis für den Vater und den Sohn Jesus Christus und für ihren Plan für uns. Wenn man ein solches Zeugnis erlangt, entwickelt man den Wunsch, sich ihrem Willen zu fügen. Und wenn jemand sich dem fügt und gehorsam ist, erfüllt der Heilige Geist dank der Macht des Sühnopfers Jesu Christi eine weitere Funktion: Er reinigt und heiligt.
Mein Ziel ist es, dass ihr euch vielleicht veranlasst fühlt, etwas zu tun, um gehorsam zu sein, denn ich weiß, dass dann das Sühnopfer Jesu Christi in eurem Leben wirksam wird und ihr eine mächtige Wandlung erleben werdet und zu dem Menschen werdet, der ihr sein wollt.
Haltet es einfach
Wenn ihr Leute unterweist und Zeugnis gebt, haltet es einfach. Der Heilige Geist braucht nicht viel Hilfe – keine blumige Sprache oder gar anrührende Geschichten. Ich habe absichtlich einige meiner berührendsten Erlebnisse auf Mission ausgelassen, weil ich den Bogen nicht überspannen wollte. Ich wollte nicht einfach nur eure Emotionen ansprechen. Ich wollte euch einfach nur, so gut ich kann, die Wahrheit vermitteln. Das meine ich mit „einfach halten“.
Der Heilige Geist bezeugt die Wahrheit. Wenn ihr also klar und einfach die Wahrheit sagt, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Heilige Geist es demjenigen, zu dem ihr sprecht, tief im Herzen bezeugen kann. Es gibt bestimmte Aspekte, die es wahrscheinlicher machen, dass der Geist Zeugnis gibt. Mit diesen Aspekten möchte ich zum Schluss kommen.
Mein Zeugnis
Ich kenne Gottvater. Seit ich ein kleiner Junge bin, kenne und liebe ich ihn. Ich weiß, dass er mich liebt, und er liebt euch.
Ich weiß, dass Jesus der Messias ist, weil ich verspürt habe, wie die Macht des Sühnopfers mein Leben gereinigt hat.
Ich weiß, dass der Heilige Geist ein Begleiter sein kann, weil er mein Begleiter ist und war. Ich weiß, dass man manchmal ein Brennen im Herzen verspürt, das so real ist wie jedes andere körperliche Gefühl auch. In anderen Situationen habe ich erlebt, dass mir Ideen kamen, dass ich Gefühle, Eingebungen, Warnungen erhielt. Ich weiß, dass es den Heiligen Geist wirklich gibt. Er spricht zu mir und versucht, zu euch zu sprechen.
Ich weiß: Wenn wir solchen Eingebungen folgen, ist eine mächtige Wandlung möglich – für euch, für mich und für jeden Menschen, denn Jesus, der Messias, hat für die Sünden eines jeden Menschen, dem wir begegnen werden, gezahlt. Er liebt einen jeden und hat den Weg bereitet. Wenn die Menschen nur die Wahrheit erkennen und gehorsam sind, können sie „Frieden in dieser Welt und ewiges Leben in der künftigen Welt“ (Lehre und Bündnisse 59:23) erlangen. Genau das wollen wir den Kindern unseres himmlischen Vaters anbieten.