Videospiele im Übermaß
Durch das Beispiel meines Vaters habe ich einen Eindruck davon bekommen, wer Jesus Christus ist und was er für mich getan hat
Fotos von Alexandre Borges; Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Isaac S.
Damals, als sich in Brasilien Corona ausbreitete, begann ich, zwischen den Online-Kursen in der Schule mit meinen Freunden Computerspiele zu spielen. Anfangs spielte ich eine Stunde am Tag, aber daraus wurden schließlich zehn Stunden pro Tag. So ging es über Tage und Monate hinweg.
Ich benutzte den Arbeitscomputer meines Vaters zum Spielen, obwohl er dafür nicht vorgesehen war. Meine Eltern dachten, ich sei im Unterricht oder würde lernen. Obwohl ich mit Freunden online verbunden war, fühlte ich mich isoliert, müde und weniger glücklich, wenn ich allein am Computer saß.
Die bittere Realität
Eines Tages rief mich während des Unterrichts ein Mitschüler an. Wir waren mit allen 100 Spielen durch, die ich hatte, und wollten nun etwas Neues ausprobieren. Aber dafür reichte der Arbeitsspeicher im Computer meines Vaters nicht aus. Als ich versuchte, ein neues Spiel zu installieren, stürzte der Computer ab.
Ich geriet in Panik, denn ich fürchtete, meine Eltern könnten dahinterkommen. Also baute ich den Computer komplett auseinander, ohne jedoch ein Problem feststellen zu können. Dann baute ich alles wieder zusammen und schaltete ihn erneut ein. Ich wusste, dass ich den Computer bereinigen musste, und so verbrachte ich Stunden damit, ein Spiel nach dem anderen zu deinstallieren – aber nichts änderte sich.
Später an diesem Tag musste mein Vater einige Arbeiten an seinem Computer erledigen. Ich war total angespannt. Nach einiger Zeit rief er mich zu sich. Vor ihm stand der Computer. Er lief nicht.
Ich konnte meinen Vater nicht länger anlügen. Also gestand ich ihm, was ich getan hatte.
Am nächsten Tag ging mein Vater mit dem defekten Computer zur Arbeit. Anstatt mir die Schuld zu geben, übernahm er die Verantwortung für das, was ich getan hatte. Er konnte überhaupt nichts dafür, aber er entschied sich, die ganze Schuld auf sich zu nehmen und so seine Vertrauenswürdigkeit bei seinem Chef zu verlieren, ohne dass ich ihn darum gebeten hatte. Das brach mir das Herz.
Zu Christus laufen
Ich schämte mich so sehr für das, was ich getan hatte, dass es an meiner Psyche nagte. Ich wollte morgens nicht aufstehen. Ich hatte nicht den Mut, mit meinen Eltern zu sprechen.
Aber an einem Samstag weckte mich mein Vater gegen 4.30 Uhr auf und forderte mich auf, mit ihm laufen zu gehen. Beim Laufen erklärte er mir den Grund dafür. Er wünschte sich von mir, ich solle etwas entwickeln, was mir niemals verlorengehen solle: Widerstandskraft. Er sagte mir, Widerstandskraft sei die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überstehen oder sich schnell von ihnen zu erholen, Probleme zu lösen und sich nach deren Lösung aufzurappeln und weiterzumachen.
Durch das Beispiel meines Vaters bei der Arbeit und durch das, was er mir über Widerstandskraft erklärt hat, habe ich einen Eindruck davon bekommen, wer Jesus Christus ist und was er für mich getan hat. Christus hat mir die Möglichkeit gegeben, dass mir meine Sünden vergeben werden. Ich habe gelernt, dass Vergebung ein Geschenk ist und dass der Erretter von mir erwartet, dass ich auf dem Weg der Rechtschaffenheit Widerstandskraft entwickle.
Meine Denkweise ändern
Nach diesem Lauf stellte ich meine Denkweise und meine Gewohnheiten nach und nach um. Mir wurde klar, dass es im Leben viel mehr gibt, als den ganzen Tag Spiele zu spielen.
Die nächsten drei Jahre waren eine Herausforderung, da ich an meinen neuen Gewohnheiten arbeiten musste. Mit der Hilfe meiner Eltern konnte ich mich jedoch allmählich auf meine Zukunft konzentrieren. Außerdem habe ich entdeckt, dass ich gut kommunizieren kann und anderen gerne helfe.
Anstatt meine ganze Zeit mit Videospielen zu verbringen, lernte ich, wie man ein Unternehmen aufbaut. Ich habe einen Instagram-Kanal und eine YouTube-Seite eingerichtet und bringe nun anderen bei, was ich darüber gelernt habe, wie man finanziell erfolgreich wird und in unsere beste Investition investiert – in uns selbst.
Durch all diese Erfahrungen habe ich oft die Hand des Herrn gesehen – was sich vor allem darin äußert, dass ich Vergebung durch das Opfer meines Erretters finde. Sicherlich kommen Zeiten, in denen ich scheitern werde, aber mit Widerstandskraft und dem Sühnopfer Jesu Christi kann ich mehr wie er werden.
Der Verfasser lebt in São Paulo in Brasilien.