2022
Kekse, Umarmungen und Liebe
Dezember 2022


Kekse, Umarmungen und Liebe

„Weihnachten wird dieses Jahr nicht so sein wie sonst“, seufzte Eva.

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Eva standing putting strands of Manzanillas on the Christmas tree. Manzanillas is a string of yellow berries.

Eva stand auf den Zehenspitzen und griff nach einer Schachtel im Schrank.

„Hab dich!“, rief sie.

Sie öffnete die Schachtel. Darin waren kleine Krippenfiguren aus rotem Ton. Sie nahm sie heraus und legte das Jesuskind behutsam in die Krippe.

Dann war es Zeit, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Eva half Mamá und ihrem kleinen Bruder Nefi, Lichterketten und Manzanillas aufzuhängen. Eva mochte den süßen Duft der kleinen, gelben Früchte. Als Papá nach Hause kam, half er Eva und Nefi, den Stern auf die Baumspitze zu stecken.

Eva freute sich, dass sie dieses Jahr einige Weihnachtstraditionen fortführten. Alles andere kam ihr ganz anders als sonst vor.

Sie lebten in Guatemala, und erst vor ein paar Wochen hatte dort ein Wirbelsturm in ihrer Stadt gewütet. Der heftige Regen und der Sturm hatten viele Häuser zerstört. Manche Menschen wohnten noch immer in Notunterkünften. Und viele Menschen waren am Coronavirus erkrankt.

Normalerweise kamen an Heiligabend Evas Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen zu einem großen Fest zu Evas Familie. Eva und Nefi durften dann immer lange aufbleiben. Sie machten mit ihren Tanten Ponche (Punsch) und spielten mit ihren Cousins und Cousinen. Um Mitternacht gingen immer alle auf die Straße, jagten Böller in die Luft und umarmten Freunde und Nachbarn.

Aber dieses Jahr konnten ihre Verwandten nicht zu Besuch kommen. Und an Heiligabend würde man sich nicht auf der Straße umarmen können.

Eva war traurig, weil all dieses Schöne nicht stattfinden würde. „Weihnachten wird dieses Jahr nicht so sein wie sonst“, seufzte sie.

Papá nickte. „Ja, es ist wirklich anders. Aber Mamá und ich haben eine Idee, die dich aufmuntern könnte.“

„An Weihnachten geht es ja ums Geben“, erklärte Mamá. „Möchtest du uns helfen, Lebensmittel für die Familien zu kaufen, die durch den Wirbelsturm ihr Zuhause verloren haben?“

„Klar!“, antwortete Eva. Auch Nefi nickte.

Eva und Nefi gingen mit Mamá einkaufen. Eva half mit, das Essen in große Tüten einzupacken. Da kam ihr eine Idee.

„Mamá“, rief sie, „kannst du Nefi und mir helfen, für die Kinder in der Notunterkunft Kekse zu backen? Wir könnten sie zusammen mit den Lebensmitteln vorbeibringen!“

Mamá war einverstanden. Einige Tage lang standen Eva, Nefi und Mamá in der Küche und backten gemeinsam Kekse. Eva und Nefi packten die Kekse in kleine Plastiktüten und banden sie mit Schleifen zu. Dann setzten sie ihre Schutzmasken auf und gingen mit Mamá und Papá zu der Notunterkunft, wo die Familien wohnten.

„Hier sind ja viele Kinder“, sagte Nefi erstaunt. „Haben wir denn genug Kekse?“

„Hoffen wir mal! Lass uns zusammen beten“, schlug Eva vor. Sie schlossen die Augen. Eva betete leise: „Lieber Vater im Himmel, bitte hilf uns, damit alle hier deine Liebe spüren können.“

Die Kinder aus der Notunterkunft bildeten eine lange Schlange. Jedes Kind bekam von Eva und Nefi ein Tütchen mit Keksen. Es reichte tatsächlich für alle!

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Spot illustrations:1. Two sugar cookies.2. Eva standing putting strands of Manzanillas on the Christmas tree. Manzanillas is a string of yellow berries.3. Eva and Nefi are handing out the cookies they made to the kids who have lost there homes. 4. Nefi eating a cookie.

Als sie nach Hause gingen, war Eva nicht mehr traurig. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Sie hatte ihre Freunde zwar an Heiligabend nicht umarmen können, doch jede Tüte Kekse war wie eine Umarmung gewesen, die aus tiefstem Herzen kam.

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Picture of Eva Abigail and Nefi Benjamin Poou Chigvin.

Eva und Nefi sprechen eine Sprache, die Kekchí heißt. Sie freuen sich, dass ganz in ihrer Nähe, nämlich in Cobán, ein neuer Tempel gebaut wird!