Verordnungen und Proklamationen
Die erste Vision Joseph Smiths


Die erste Vision Joseph Smiths

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Joseph Smith, Jr. depicted kneeling in the Sacred Grove during the First Vision. A ray of light can be seen coming from the sky down through the trees toward Joseph.

Also begab ich mich gemäß diesem meinen Entschluss, Gott zu bitten, in den Wald, um den Versuch zu machen. Es war an einem strahlend schönen Morgen in den ersten Frühlingstagen des Jahres 1820. Zum ersten Mal in meinem Leben unternahm ich so einen Versuch, denn bei all meiner Unruhe hatte ich doch noch nie versucht, laut zu beten.

Nachdem ich mich an den Ort zurückgezogen hatte, den ich vorher dazu ausersehen hatte, blickte ich um mich und sah, dass ich allein war. Ich kniete nieder und fing an, Gott meine Herzenswünsche vorzutragen. Kaum hatte ich das getan, da wurde ich auch schon von einer Gewalt gepackt, die mich gänzlich überwältigte und eine so erstaunliche Macht über mich hatte, dass sie mir die Zunge lähmte und ich nicht sprechen konnte. Dichte Finsternis zog sich um mich zusammen, und ich hatte eine Zeitlang das Gefühl, als sei ich plötzlicher Vernichtung anheimgegeben.

Ich nahm aber alle Kraft zusammen und rief Gott an, er möge mich aus der Gewalt dieses Feindes befreien, der mich gepackt hatte; und gerade in dem Augenblick, wo ich verzweifeln und mich der Vernichtung preisgeben wollte – und nicht etwa einem eingebildeten Verderben, sondern der Gewalt eines wirklichen Wesens aus der Welt des Unsichtbaren, das eine so unglaubliche Macht hatte, wie ich sie noch nie bei einem Wesen verspürt hatte –, eben in diesem Augenblick höchster Angst sah ich gerade über meinem Haupt eine Säule aus Licht, heller als die Sonne, allmählich herabkommen, bis es auf mich fiel.

Kaum war es erschienen, da fühlte ich mich auch schon von dem Feind befreit, der mich gebunden gehalten hatte. Als das Licht auf mir ruhte, sah ich zwei Gestalten von unbeschreiblicher Helle und Herrlichkeit über mir in der Luft stehen. Eine von ihnen redete mich an, nannte mich beim Namen und sagte, dabei auf die andere deutend: „Dies ist mein geliebter Sohn. Ihn höre!“

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The Prophet Joseph Smith, Jr. in the Sacred Grove (in Manchester, New York) when he received the First Vision. Joseph is depicted kneeling before God the Father and Jesus Christ. Both God the Father and Christ are portrayed wearing white robes. The Father is presenting Christ to Joseph. There are trees in the background. (Joseph Smith - History 1:15-20)

Der Grund, warum ich den Herrn befragen wollte, war der, dass ich wissen wollte, welche von allen Glaubensgemeinschaften recht hätte und welcher ich mich anschließen sollte. Sobald ich mich soweit gefasst hatte, dass ich imstande war zu sprechen, fragte ich daher die über mir im Licht stehenden Wesen, welche von allen Gemeinschaften die richtige sei (denn zu diesem Zeitpunkt war mir noch nie in den Sinn gekommen, dass sie alle unrecht haben könnten) und welcher ich mich anschließen solle.

Ich bekam die Antwort, ich dürfe mich keiner von ihnen anschließen, denn sie hätten alle unrecht; und derjenige, der zu mir sprach, sagte, ihre sämtlichen Glaubensbekenntnisse seien in seinen Augen ein Greuel; jene Glaubensbekenner seien alle verderbt, denn „sie nahen sich mir mit den Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; sie verkünden Menschengebote als Lehre, sie haben zwar die äußere Form der Göttlichkeit, aber sie leugnen deren Kraft.“

Nochmals verbot er mir, einer von ihnen beizutreten, und er sagte mir noch vieles andere, was ich zu dieser Zeit nicht niederschreiben kann. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich auf dem Rücken liegen, den Blick zum Himmel gerichtet. Als das Licht verschwunden war, hatte ich keine Kraft; ich erholte mich aber bald soweit, dass ich nach Hause gehen konnte.