Lehren der Präsidenten der Kirche
„Eines Herzens und eines Sinnes‘


Kapitel 23

„Eines Herzens und eines Sinnes“

Wenn wir im Evangelium einig sind, sind wir bereit, die reichsten Segnungen des Himmels zu erhalten.

Aus dem Leben von Wilford Woodruff

Präsident Wilford Woodruff genoss die Gemeinschaft mit anderen Mitgliedern der Kirche. In vielen Tagebucheinträgen brachte er seine Dankbarkeit für „den Geist der Einigkeit und Liebe“ zum Ausdruck, der in Versammlungen der Kirche herrschte.1 Nach einer solchen Versammlung berichtete er, dass zwei Sprecher gleich gehen mussten, weil sie noch andere Termine hatten. Sie hatten Schwierigkeiten, rechtzeitig fortzukommen, denn „sie konnten kaum aus dem Haus kommen, weil ihnen so viele die Hand geben wollten“. Über dieselbe Versammlung schrieb er: „Der Geist des Herrn war mit uns. Unter den Versammelten herrschten Liebe und Einigkeit. Es stimmte mich froh, so viele Heilige zu sehen, die im neuen und immerwährenden Bund vereint waren.“2

Präsident Woodruff hoffte, dass diese Einigkeit nicht nur in den Versammlungen der Kirche, sondern in allen Bereichen des Lebens spürbar werden konnte. Durch seine öffentlichen Predigten und sein tägliches Beispiel spornte er die Heiligen an, in der Familie, in ihren Aufgaben in der Kirche und in ihrer zeitlichen Arbeit einig zu sein. Matthias F. Cowley schrieb: „Seiner Ansicht nach war in der Kirche kein Platz für Streit, Zweifel und Widerstand. Es war Gottes Werk – das genügte. Da waren die rechtmäßig bestimmten Autoritäten. Ihnen war die Verantwortung für das Reich übertragen worden. Daher machte er sich keine Gedanken über das, was andere bei ihnen für einen Mangel an Weisheit hielten. Er war nicht geldgierig, und finanzielle Rückschläge konnten seiner Meinung nach niemals die Absichten Gottes durchkreuzen. Er machte sich keine Gedanken darüber, wie viel irdische Güter in seinen Besitz kamen. Der Welt war eine herrliche Botschaft gegeben worden, und er wollte, dass jeder wusste, wie wertvoll sie für die Menschheit war, und die Segnungen der Errettung kannte, die den Gehorsamen gegeben werden.

Wilford Woodruff fühlte sich immer fehl am Platz, wo es Streit gab. Er mied ihn und war nicht gern mit Menschen zusammen, die gern Fehler suchten, kritisierten oder Groll gegen jemanden hegten. Er hielt das alles nicht für notwendig. Es fiel ihm nie schwer, mit den führenden Brüdern übereinzustimmen. Er stellte nie übertriebene Forderungen, verfolgte nie persönliche Ziele und zögerte nicht, wenn es etwas Wichtiges zu tun gab. Er war dem Propheten gegenüber loyal und auch den anderen Brüdern treu.“3

Lehren von Wilford Woodruff

Unter den Mitgliedern der Gottheit und im celestialen Reich herrscht Einigkeit.

Der Erretter sagte zu den Aposteln in alter und neuer Zeit: „Ich sage euch: Seid eins; und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.“ [LuB 38:27.] „Ich und der Vater sind eins.“ [Johannes 10:30.] Damit ist ein Grundsatz verbunden, den ich für sehr wichtig halte – für uns als Volk und als Kirche hier auf der Erde. Trotz all der Spaltungen, der Unzufriedenheit, den Streitereien und Gegensätzen unter den Mächten auf der Erde und bei allem, was vom Himmel offenbart wurde, habe ich nie gehört, dass den Menschenkindern jemals offenbart wurde, dass es zwischen Gott dem Vater, Gott dem Sohn und Gott dem Heiligen Geist eine Spaltung gäbe. Sie sind eins. Sie waren schon immer eins. Sie werden immer eins sein, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Unser himmlischer Vater steht an der Spitze als Urheber der Errettung der Menschenkinder. Er hat die Welt geschaffen und bevölkert und gibt den Bewohnern der Erde Gesetze.4

Jesus war eins mit dem Vater. Er sagt: „Denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ [Johannes 6:38.] Diese Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn wurde nie gebrochen. Die erste Offenbarung, die Joseph Smith erhielt, war, dass der Vater und der Sohn ihm erschienen. Der Himmel war offen. Der Vater erschien mit seinem Sohn als Antwort auf Josephs Gebet, er deutete auf seinen Sohn und sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn; ihn höre.“ [Siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:17.]5

Es gibt ein celestiales Reich, ein terrestriales Reich und ein telestiales Reich. Es gibt die Herrlichkeit der Sonne, die Herrlichkeit des Mondes und die Herrlichkeit der Sterne, und so, wie sich ein Stern vom anderen in Herrlichkeit unterscheidet, ist es auch mit der Auferstehung der Toten [siehe 1 Korinther 15:41,42]. Im celestialen Reich Gottes herrscht Einigkeit, dort sind alle eins.6

Wer erwartet denn, um einen Vergleich zu benutzen, im Reich Gottes oder im Himmel, wenn wir dorthin kommen, vierzig Morgen Land allein zu besitzen? Das braucht keiner zu erwarten, denn in diesem Reich, ob im Himmel oder auf der Erde, finden wir Einigkeit, und der Herr fordert von uns, dass wir eins sind, gemäß den Grundsätzen seines celestialen Gesetzes.7

Der Prophet muss mit den Mitgliedern der Gottheit eins werden, und alle Mitglieder der Kirche sollen ebenfalls nach dieser Einigkeit trachten.

Wenn man die Geschichte vom Umgang Gottes mit den Menschen liest, in der Bibel, im Buch Mormon und im Buch Lehre und Bündnisse, stellt man fest, dass der Herr seit den Tagen Adams in jeder Evangeliumszeit eine Gruppe von Männern erweckt hat, denen er sein Priestertum übertragen und denen er Macht und Vollmacht gegeben hat, sein Werk unter den Menschenkindern auf der Erde zu vollbringen. Diese Männer kannten den Grundsatz der Einigkeit mit Gott, mit dem Sohn Gottes und mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist wurde unserem Stammvater Adam gegeben. Er war von diesem Geist erfüllt, als er gegen Ende seines Lebens diejenigen seiner Söhne segnete, die Hohepriester waren, sowie seine übrigen Nachkommen [siehe LuB 107:53-56].

Unser Stammvater Adam sowie Henoch, Mose, Noach, Abraham, Isaak und Jakob und alle alten Patriarchen und Propheten mussten mit Gott in Verbindung stehen. Es war notwendig für sie, den Herrn zu suchen, denn wenn sie diese Verbindung nicht hatten, konnten sie ihre Pflicht nicht erfüllen. Sie waren auf den Herrn angewiesen, sie brauchten Offenbarung, Licht und Anleitung, um die Gebote Gottes ausführen zu können Diese Einigkeit, die der Herr von den alten Patriarchen und Propheten verlangte und die Jesus von seinen Aposteln verlangte, wurde auch von Joseph Smith und den Brüdern gefordert. Sie ist von Grundlegung der Welt an bis heute von allen Heiligen Gottes verlangt worden.8

Mir ist bewusst, dass die Präsidentschaft dieser Kirche zwischen diesem Volk und dem Herrn steht, denn sie steht an der Spitze, und mir ist bewusst, dass Gott ihr seinen Willen offenbart. Deshalb müssen wir auf sie blicken, um Licht und Auskunft zu erhalten. Das Haupt mag von Licht, Inspiration, Offenbarung, vom Sinn und Willen Gottes erfüllt sein, aber wenn die Beamten, die auf der nächsten Ebene stehen, und wir selbst schlafen, was unsere Pflichten angeht, und nicht in der Lage sind, dieses Licht zu empfangen, dann staut sich doch der Fluss gleich an der Quelle. Dann gibt es keinen Weg, kein Mittel, wie das Licht zu den Gliedern des Körpers gelangen kann.

Bild
First Presidency in 1894

Die Erste Präsidentschaft im Jahr 1894. Von links nach rechts: Präsident George Q. Cannon, Erster Ratgeber, Präsident Wilford Woodruff und Präsident Joseph F. Smith, Zweiter Ratgeber.

Mir ist bewusst, dass wir, nicht nur diejenigen, die das Priestertum tragen, sondern alle Mitglieder, die Pflicht haben, uns demütig und voll Glauben an den Herrn zu wenden, damit wir die Segnungen erlangen können, die für uns bereitet sind, und all das Licht, die Erkenntnis, den Glauben, die Intelligenz und die Macht erhalten können, die für unsere Errettung notwendig sind, und zwar durch Demut, Gehorsam und indem wir uns dem Willen Gottes fügen. Das müssen wir beachten, damit unser Sinn bereit und unser Körper in der Lage ist, den Heiligen Geist zu empfangen, damit der Geist Gottes ungehindert durch den ganzen Körper fließen kann, vom Haupt bis zu den Füßen. Wenn das gelingt, dann sehen, fühlen und sind wir gleich und sind eins, was das Evangelium und das Reich Gottes betrifft, wie der Vater und der Sohn eins sind. Dann beginnt dieses Volk zu begreifen, welchen Stand und welche Beziehung wir zueinander und zu Gott haben, und wir spüren, wie wichtig es ist, dass wir unsere Pflichten erfüllen, und gehen bereitwillig vorwärts und nutzen unsere Zeit und unsere Talente und empfangen die Segnungen, die der Herr für uns vorgesehen hat. Aber begreift ihr nicht, dass der Geist Gottes, wenn er vom Haupt zum Körper fließen will, schon bald aufgehalten und blockiert wird, wenn die Mitglieder schlafen und nachlässig sind und ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfen?

Wir können diesen Grundsatz durch die Kirche und das Reich Gottes verfolgen und ebenso auf die Familie beziehen. … Es ist wie beim Weinstock mit seinen Ästen und Zweigen [siehe Johannes 15:1-11]. Das ist ein gutes Bild, das uns vermittelt, was Rechtschaffenheit bedeutet.

Damit wir bereit sind, den Willen Gottes zu tun, und in der Lage sind, sein Reich hier auf der Erde aufzubauen und seine Absichten auszuführen, müssen wir nicht nur einig und eines Herzens sein und handeln, sondern auch den Heiligen Geist Gottes erlangen, den Sinn und Willen Gottes in Bezug auf uns erfahren und uns in all unserem Tun davon leiten lassen, damit wir sicher sind und uns die Errettung sichern.9

Einigkeit bringt Kraft.

Man braucht wohl nicht viele Argumente anzuführen, um zu beweisen, dass Einigkeit Kraft bedeutet und dass ein einiges Volk Macht hat, die ein gespaltenes Volk nicht besitzt.10

Wir sollen eins sein und inmitten des Widerstands, dem wir uns stellen müssen, zusammenhalten.11

Es ist nicht vorgesehen, dass die Schlechten die Macht haben, Böses über uns zu bringen, wenn wir einig sind.12

Babylon mag sich spalten, die Bewohner der Erde mögen sich spalten, wie sie möchten, aber sie werden die Folgen dieser Uneinigkeit tragen müssen, wie es schon immer der Fall war. Stadt um Stadt, Nation um Nation sind durch die Strafgerichte des Allmächtigen zerstört worden, wenn sie im Übeltun reif geworden sind, wie es bei Sodom und Gomorra oder Babylon, Ninive, Tyrus und Sidon und vielen anderen alten Städten und Ländern der Fall war. Auch den Heiligen Gottes kann es nicht wohl ergehen, wenn sie nicht einig sind.13

Je mehr die Kirche wächst und das Reich Gottes überall aufgerichtet wird, desto deutlicher wird es, wie wichtig Einigkeit unter den Mitgliedern ist. Es ist absolut notwendig, dass nicht nur eine zur Schau getragene Einigkeit herrscht, sondern alle Präsidenten, Räte und Zweige der Kirche Christi in Herz und Seele fest verbunden sind, damit die Absichten Gottes im Hinblick auf den Aufbau Zions verwirklicht werden, damit die Segnungen erlangt werden, die ihnen zustehen. Denn, ihr Heiligen des Allerhöchsten, eines ist sicher: Für jede Präsidentschaft, jedes Kollegium, jeden Rat und jeden Zweig, die im Herzen, in ihren Gefühlen uneins sind, bleibt der Himmel verschlossen und die Segnungen werden solange zurückgehalten, bis das Übel beseitigt ist. Denn der Herr wird die reichen Segnungen des Himmels, das Priestertum und die Gaben des Evangeliums nur dann ausgießen, wenn wir einig sind, wie es das celestiale Gesetz Gottes erfordert. … Nur durch das vereinte Bemühen der Heiligen Gottes in dieser letzten Evangeliumszeit wird der Aufbau Zions vollbracht werden und das Reich Gottes auf der Erde vorbereitet werden, sich mit dem Reich Gottes im Himmel zu vereinen. So wird die Kette, die die Scharen des Himmels verbindet, erweitert und alle mit aufnehmen, die den Geboten Gottes gehorsam waren.14

Wir müssen eins sein in der Lehre, in unserer Arbeit im Reich Gottes und in unserer Liebe zueinander.

Lehre

Ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass meine Mitmenschen zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen, indem sie das Evangelium befolgen, das die Knechte des Herrn lehren. Wenn jemand ins Wasser der Taufe gestiegen ist und durch Händeauflegen die Gabe des Heiligen Geistes empfangen hat, empfängt er dieselbe Wahrheit, dasselbe Licht wie wir und so werden wir eines Herzens und eines Sinnes und handeln entsprechend der Inspiration durch den Heiligen Geist, die mit seinem Evangelium einhergeht. Wenn das Evangelium gepredigt wird und die heiligen Handlungen im Haus des Herrn vollzogen werden, ist der Geist der Inspiration vom Himmel mit denen, die daran teilnehmen, und wird, wenn sie glaubenstreu sind, in allen Pflichten ihres Lebens immer mit ihnen sein.

Wenn ich die Brüder über den Umgang Gottes mit der heutigen Generation sprechen höre, stelle ich fest, dass sie eines Sinnes sind, dass sie in ihrem Zeugnis übereinstimmen. Sie erklären übereinstimmend, dass das Werk des Herrn, unseres Gottes, über alle seine Feinde triumphieren wird.15

Mit dem Predigen des Evangeliums ist ein bestimmtes Merkmal verbunden: Man kann tausend Älteste hinaussenden und sie werden alle dieselben Lehren verkünden. Sie werden für den Aufbau derselben Kirche arbeiten und eins sein, denn ihr Glaube, ihre Lehren und die Organisation der Kirche sind ihnen durch die Offenbarungen Gottes kundgetan worden. Deshalb stimmen sie völlig überein, was die Grundsätze des Evangeliums angeht. … Unsere Einigkeit, dass wir eins sind in unseren Gefühlen, das gehört zu den schönsten Merkmalen des Reiches Gottes.16

Die Arbeit im Reich Gottes

Wir müssen dieses Reich durch Einigkeit aufbauen, indem wir den Männern, die bestimmt sind, uns zu führen, treu folgen, sonst werden wir zerstreut werden. Die Segnungen Gottes werden von uns genommen, wenn wir einen anderen Weg einschlagen.17

Es ist meine Pflicht, mit Gott verbunden zu sein, auch wenn ich ein schwaches Werkzeug in der Hand Gottes bin. Es ist meine Pflicht, durch Gott Macht zu haben. Und wenn das so ist, dann sollen meine Ratgeber zu mir stehen. Wir sollen in allen Belangen, ob zeitlich oder geistig, die uns in unserer Arbeit in der Kirche und im Reich Gottes vorgelegt werden, eines Herzens und eines Sinnes sein. Ich bin dankbar, sagen zu können, dass das der Fall ist, seit ich zu diesem Amt berufen worden bin oder seit der Gründung [dieser] Präsidentschaft der Kirche. Mit uns verbunden sind die Zwölf Apostel. Es ist ihre Pflicht, eines Herzens und eines Sinnes zu sein. Sie haben kein Recht, sich anders zu verhalten. Sie können sich nicht anders verhalten und doch vor Gott gedeihen. Sie sollen mit uns eins sein und wir mit ihnen. Sie haben ihre Rechte, sie haben ihre Entscheidungsfreiheit. Aber wenn die Präsidentschaft der Kirche zu einem von ihnen sagt: „Dies ist das Wort des Herrn“ oder „so ist es richtig“, dann müssen sie es annehmen und mit uns zusammenarbeiten. Das Gesetz Gottes fordert von uns diese Einigkeit. Auch die Siebziger haben die Pflicht, mit den Zwölf Aposteln eins zu sein. Die Siebziger werden von den Aposteln berufen, hinauszugehen und im Weingarten des Herrn zu arbeiten, und sie arbeiten zusammen. Das gilt für jede Organisation in der Kirche, Brüder und Schwestern. Es muss Einigkeit herrschen. Es darf keine Zwietracht, keine Uneinigkeit geben. Wenn es das gibt, gefällt es dem Herrn nicht, und es behindert unsere Arbeit.18

Überall auf der Erde können wir sehen, wohin Uneinigkeit führt. Je mehr eine Nation, eine Gemeinschaft, eine Familie oder sonst eine Gruppe von Menschen gespalten ist, desto weniger Kraft hat sie, irgendwelche Ziele oder Grundsätze umzusetzen. Je einiger eine Gruppe von Menschen ist, ob in der Gesetzgebung oder in einem anderen Bereich, desto mehr Kraft hat sie, das zu vollbringen, was sie sich wünscht. Wir können sehen, dass die Uneinigkeit in der Welt von Tag zu Tag zunimmt, und die daraus resultierenden schlimmen Folgen sind offensichtlich. Wir sind berufen, Zion aufzubauen, und wir können es nicht aufbauen, wenn wir nicht eins sind. In dieser Einigkeit müssen wir die Gebote Gottes ausführen, die er uns gegeben hat, und denen gehorchen, die bestimmt sind, die Angelegenheiten des Reiches Gottes zu leiten. …

Die Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi, die in unserer Zeit offenbart worden sind, sind die Macht Gottes zur Errettung für alle, die glauben, für die Juden wie für die Andern, in diesem Zeitalter der Welt wie ebenso wie in jedem anderen. Wenn wir in Einigkeit den Rat ausführen, den wir erhalten haben, können wir jedes Übel überwinden, das sich uns in den Weg stellt, das Zion Gottes aufbauen und uns selbst in die Lage versetzen, darin errettet zu werden.19

Die Liebe zueinander

Seid freundlich zueinander. Sucht keine Fehler aneinander. … Stützt euch gegenseitig.20

Niemand in der Familie soll selbstsüchtig denken, etwa: „Es ist mir egal, was daraus wird, wenn ich nur das bekommen kann, was ich selbst möchte.“ Das ist Egoismus und führt zu Uneinigkeit; es lässt sich mit dem Glaubensbekenntnis eines Heiligen Gottes nicht vereinbaren. Jeder Einzelne soll sich anstrengen, solche Gefühle aus seinem Herzen zu verbannen, und dann müssen wir uns in unserer Familie bemühen, das allgemeine Wohl der Familienmitglieder zu fördern.21

Wenn unsere Religion uns nicht dahin bringt, dass wir Gott und unsere Mitmenschen lieben und gerecht und aufrichtig mit allen Menschen umgehen, ist unser Glaubensbekenntnis vergeblich. Der Apostel sagt:

„Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht.“ [1 Johannes 4:20.]

Wir können unsere Liebe zu unserem Gott am besten dadurch zeigen, dass wir nach unserer Religion leben. Es ist nutzlos, eine Liebe zu Gott vorzugeben, während man schlecht von seinen Kindern spricht oder ihnen Unrecht tut. Die heiligen Bündnisse, die wir mit ihm geschlossen haben, erlegen uns strenge Verpflichtungen auf, die wir einander schulden, und die große Aufgabe der Religion besteht darin, uns zu lehren, wie wir diese Pflichten so erfüllen können, dass wir und unsere Mitmenschen wahrhaft glücklich werden. Wenn wir die Verpflichtungen unserer Religion erfüllen, werden keine Worte gesprochen und keine Taten begangen, die einen anderen verletzen. Würden die Heiligen der Letzten Tage so leben, wie sie sollen und wie ihre Religion es ihnen beibringt, hätte keiner ein anderes Gefühl in der Brust als brüderliche oder schwesterliche Zuneigung und Liebe. Klatsch und üble Nachrede gäbe es nicht unter uns; in unserem Herzen, in unseren Häusern und Siedlungen würden nur Frieden und Liebe und Wohlwollen herrschen. Wir wären das glücklichste Volk auf Erden, und der Segen und der Friede des Himmels würden auf uns und auf allem, was uns gehört, ruhen.

Ist jemand unter uns unglücklich oder gibt es unter uns Eifersucht, Streit und Hass, dann nur, weil wir nicht nach der Religion leben, zu der wir uns bekennen. Das sind nicht ihre Früchte. Wo diese Übel existieren, ist Umkehr dringend notwendig. …

Als Heilige der Letzten Tage nehmen wir üblicherweise einmal in der Woche das Abendmahl. Wenn die Lehren unseres Herrn, in dessen Gedenken wir an dieser heiligen Handlung teilnehmen, beachtet werden, kann niemand daran teilnehmen, der übertreten hat, bis er sich um Versöhnung bemüht hat. Es ist ein ausdrückliches Gebot des Herrn Jesus, dass niemand erlaubt werden soll, unwürdig von seinem Fleisch und Blut zu nehmen [siehe 3 Nephi 18:28-32]. Ein perfekteres System, um zu verhindern, dass schlechte Gefühle und Unrecht zwischen Brüdern und Schwestern bestehen bleiben, kann man sich kaum vorstellen. Wenn die Heiligen ihre Pflicht tun, bleiben Schwierigkeiten nicht länger als bis zum Tag des Herrn unbereinigt, wenn sie nämlich zusammenkommen, um im Gedenken an ihn zu essen und zu trinken.22

Ich möchte alle Heiligen ermahnen, dass wir gemeinsam die Worte des Herrn beachten, die im 12., 13. und 14. Vers [des 15. Kapitels] im Evangelium nach Johannes stehen – wenn wir einander so lieben, wie Christus uns geliebt hat, können wir leicht alle Schwierigkeiten bereinigen, die in unserer Mitte entstehen mögen, wir können einander vergeben und von Barmherzigkeit erfüllt sein. Dann werden Licht, Liebe, Freude, Einigkeit, Frieden und Verbundenheit uns Stabilität geben, und das ist in den Augen Gottes, der Engel und der Menschen viel besser als lange kleinliche Streitereien über die Fehler unserer Brüder.23

Wir sollen eines Herzens und eines Sinnes sein und nicht zulassen, dass irgendetwas, ob zeitlicher oder geistiger Natur, uns davon abhält, Gott und unsere Mitmenschen zu lieben.24

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite V-IX.

  • Gehen Sie noch einmal den ersten Absatz auf Seite 237 durch. Haben Sie schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

  • Inwiefern sind der himmlische Vater, Jesus Christus und der Heilige Geist „eins“ (siehe Seite 239f.)?

  • Inwiefern sind die Propheten eins mit den Mitgliedern der Gottheit (siehe Seite 240f.)? Können wir alle solche Einigkeit erreichen (siehe Seite 241f.)?

  • Gehen Sie noch einmal Seite 240 bis 242 durch und achten Sie auf Präsident Woodruffs Aussagen über 40 Morgen Land, einen Fluss und einen Weinstock. Was können wir aus diesen Vergleichen lernen?

  • Lesen Sie den ersten Absatz auf Seite 243. Welche Erfahrungen haben gezeigt, dass „Einigkeit Kraft bedeutet“?

  • Besprechen Sie die unterschiedliche Herkunft, die unterschiedlichen Merkmale, Interessen, Talente und Aufgaben der Mitglieder Ihrer Gemeinde, Ihres Zweiges oder Ihrer Familie oder denken Sie darüber nach. Wie können so verschiedene Individuen dauerhaft einig sein?

  • Welche Segnungen erhalten wir, wenn wir in der Familie bzw. in den Organisationen der Kirche dauerhaft einig sind? Welche Folgen hat Uneinigkeit in der Familie und in der Kirche?

  • Welche Hilfsmittel gibt uns die Kirche, damit wir eins sind in der Lehre, die wir verkünden? Wie können wir sicherstellen, dass das, was wir lehren, mit den Lehren der neuzeitlichen Propheten übereinstimmt?

  • Warum ist es unmöglich zu sagen, dass wir Gott lieben, aber unseren Bruder hassen (siehe Seite 246)?

  • Lesen Sie noch einmal vollständig den zweiten Absatz auf Seite 247. Wie hilft uns das Abendmahl, einig zu sein?

Einschlägige Schriftstellen: Psalm 133:1; Mosia 18:21; 3 Nephi 11:28,29

Anmerkungen

  1. Journal of Wilford Woodruff, 21. Juni 1840, Archiv der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage; siehe auch Journal of Wilford Woodruff, 2. April 1841; 5. April 1841; 16. Februar 1845; 20. Juli 1845; 31. August 1845; 26. März 1847.

  2. Journal of Wilford Woodruff, 16. Februar 1845

  3. Wilford Woodruff: History of His Life and Labors as Recorded in His Daily Journals, 1964, Seite 70

  4. Deseret Weekly, 30. August 1890, Seite 305

  5. Deseret Weekly, 30. August 1890, Seite 305f.

  6. Deseret Weekly, 30. August 1890, Seite 305

  7. The Discourses of Wilford Woodruff, Hg. G. Homer Durham, 1946, Seite 83

  8. Deseret Weekly, 30. August 1890, Seite 305

  9. Deseret News, 4. Februar 1857, Seite 379

  10. The Discourses of Wilford Woodruff, Seite 172

  11. Deseret Weekly, 23. März 1889, Seite 391

  12. Deseret Weekly, 22. Juni 1889, Seite 824

  13. Deseret Weekly, 30. August 1890, Seite 305

  14. „Union“, Millennial Star, 15. November 1845, Seite 168

  15. Deseret News, 26. Juni 1861, Seite 130

  16. The Discourses of Wilford Woodruff, Seite 135

  17. Deseret News, 13. Mai 1857, Seite 76

  18. The Discourses of Wilford Woodruff, Seite 89

  19. Deseret News: Semi-Weekly, 25. Mai 1867, Seite 3

  20. Deseret Weekly, 22. Oktober 1892, Seite 548

  21. Deseret News: Semi-Weekly, 20. September 1870, Seite 2

  22. „An Epistle to the Members of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints“, Millennial Star, 14. November 1887, Seite 729f.

  23. „To the Officers and Members of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints in the British Islands“, Millennial Star, Februar 1845, Seite 142

  24. Salt Lake Herald Church and Farm, 15. Juni 1895, Seite 385