Lehren der Präsidenten der Kirche
Die Wiederherstellung des Evangeliums


Kapitel 1

Die Wiederherstellung des Evangeliums

Durch den Propheten Joseph Smith stellte der Herr das Evangelium in seiner wahren Herrlichkeit, Macht und Ordnung und seinem wahren Licht wieder her.

Aus dem Leben von Wilford Woodruff

Als Wilford Woodruff noch ein Kind war, freundete sich seine Familie mit Robert Mason an, einem Mann, der für seine einzigartigen religiösen Ansichten bekannt war. Präsident Woodruff erzählte:

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Joseph's first vision

Beginnend mit Joseph Smiths erster Vision ist „das Evangelium ... in unserer Zeit in seiner wahren Herrlichkeit, Macht und Ordnung und seinem wahren Licht hervorgekommen“.

„Er glaubte, dass es in der Kirche Christi Propheten, Apostel, Träume, Visionen und Offenbarungen geben müsse, genau wie in alter Zeit. Auch glaubte er, dass der Herr in den Letzten Tagen ein Volk erwecken und eine Kirche aufrichten werde, in der es Propheten, Apostel und all die Gaben, Mächte und Segnungen gab, die es je in einem Zeitalter der Welt gegeben hatte. … Als ich noch ein Junge war, besuchte er uns oft und erzählte mir und meinen Brüdern von diesen Grundsätzen, und ich glaubte ihm.

Er betete viel und hatte Träume und Visionen, und der Herr zeigte ihm in Visionen vieles, was sich in den Letzten Tagen ereignen sollte.

Ich erzähle hier von einer Vision, die er mir schilderte. Als ich ihn das letzte Mal sah, sagte er: ‚Ich arbeitete am Mittag auf meinem Feld, als eine Vision mich ergriff. Ich stand inmitten einer großen Obstplantage. Ich war sehr hungrig und wanderte lange durch die Plantage, um eine Frucht zu finden, die ich essen konnte, aber in der ganzen Plantage gab es keine einzige, und ich weinte, weil ich keine Frucht finden konnte. Als ich dastand und die Obstbäume anstarrte und mich fragte, warum sie keine Früchte trugen, fielen die Bäume rings um mich zu Boden, bis kein einziger Baum mehr stand, und während ich mich noch darüber wunderte, sah ich, dass aus den Wurzeln der umgestürzten Bäume junge Triebe emporsprossen und sich vor meinen Augen zu jungen, üppig wachsenden Bäumen entwickelten. Sie trieben Knospen, blühten und trugen Früchte, bis die Bäume über und über mit den schönsten Früchten beladen waren, die ich je gesehen hatte, und ich freute mich, so viele schöne Früchte zu sehen. Ich ging zu einem Baum und pflückte so viele Früchte, wie ich halten konnte, und bestaunte ihre Schönheit, doch als ich gerade davon kosten wollte, war die Vision zu Ende und ich stand wieder auf dem Feld an der Stelle, wo ich zu Beginn der Vision gestanden hatte.

Da kniete ich mich nieder, betete zum Herrn und bat ihn im Namen Jesu Christi, mir zu zeigen, was die Vision bedeutete. Der Herr sprach zu mir: „Das ist die Deutung der Vision: Die großen Bäume der Plantage stellen die Generation dar, in der du lebst. Es gibt in deiner Generation keine Kirche Christi, kein Reich Gottes auf der Erde. Es gibt keine Frucht der Kirche Christi auf der Erde. Es gibt zu dieser Zeit und in dieser Generation niemanden auf der Erde, der von Gott ordiniert ist, irgendeine der heiligen Handlungen des Evangeliums der Errettung zu vollziehen. Aber in der nächsten Generation werde ich, der Herr, mein Reich und meine Kirche auf der Erde aufrichten, und die Früchte des Reiches und der Kirche Christi, die den Propheten, Aposteln und Heiligen zu allen Evangeliumszeiten zuteil wurden, werden in ihrer Fülle wieder auf der Erde zu finden sein. Du wirst den Tag noch erleben und die Frucht in der Hand halten, aber du wirst nicht im Fleisch davon essen.“‘“

Präsident Woodruff fuhr fort: „Nachdem er die Vision und die Deutung geschildert hatte, sagte er zu mir: ‚Ich werde im Fleisch nicht von dieser Frucht essen, du aber wohl, und du wirst eine herausragende Rolle in diesem Reich spielen.‘ Dann wandte er sich um und ging. Es waren die letzten Worte, die er zu mir sprach. …

Er hatte diese Vision um das Jahr 1800 gehabt und erzählte mir im Frühjahr 1830 davon, zu der Zeit, als diese Kirche gegründet wurde.

Seine Vision und seine weiteren Belehrungen beeindruckten mich zutiefst, und ich betete viel zum Herrn, er möge mich durch seinen Geist führen und mich vorbereiten für die Zeit, da seine Kirche errichtet würde.“

Als sich Wilford Woodruff der Kirche anschloss, schrieb er seinem Freund Robert Mason einen Brief. „Ich erzählte ihm, dass ich die Kirche Christi gefunden hatte, von der er mir erzählt hatte“, berichtete er später. „Ich erzählte ihm von ihrer Gründung und dem Hervorkommen des Buches Mormon, dass die Kirche Propheten, Apostel und all die Gaben und Segnungen besaß und dass die wahren Früchte des Reiches und der Kirche Christi unter den Heiligen kundgetan wurden, wie der Herr es ihm in der Vision gezeigt hatte. Er erhielt meinen Brief und las ihn immer wieder. Er hielt ihn in Händen, wie er in der Vision die Frucht in der Hand gehalten hatte, aber er war schon sehr alt und starb bald darauf, bevor ein Ältester die heiligen Handlungen des Evangeliums an ihm vollziehen konnte.

Nachdem die Lehre von der Taufe für die Toten offenbart worden war, ließ ich mich bei der ersten Gelegenheit für ihn taufen.“1

Lehren von Wilford Woodruff

Das Evangelium Jesu Christi ist immerwährend und unveränderlich.

Der Herr hat viele Male in verschiedenen Evangeliumszeiten die Hand ausgestreckt, um sein Reich auf der Erde aufzubauen; er hat zu verschiedenen Zeiten Männer – edle Geister – erweckt, die hervorgekommen sind und als Sterbliche auf der Erde gelebt haben. Er hat diese Männer inspiriert, ihnen Offenbarungen gegeben, sie mit Inspiration, Licht, Wahrheit und allem erfüllt, was das Reich Gottes betrifft.2

Wenn ihr unserem Stammvater Adam oder Set, Mose, Aaron, Christus oder den Aposteln begegnen könntet, würden sie alle die gleichen Grundsätze lehren, die uns gelehrt wurden; sie würden nicht im Geringsten davon abweichen. Dieses Evangelium ist immerwährend und unveränderlich.3

Es hat immer nur ein Evangelium gegeben, und es wird den Menschenkindern auch immer nur ein Evangelium verkündet werden; es hat sich nie geändert und wird sich in Zeit und Ewigkeit auch nicht ändern. Es ist in jedem Zeitalter der Welt dasselbe, seine Verordnungen sind dieselben. Diejenigen, welche an das Evangelium glaubten, hatten Glauben an Christus, noch ehe er im Fleisch kam; und die Umkehr von der Sünde wurde schon vor seiner Zeit gepredigt, wie seither auch; sie vollzogen die Taufe zur Sündenvergebung und legten zur Gabe des Heiligen Geistes die Hände auf und hatten eine Kirche, die von inspirierten Männern geleitet wurde. … Dies alles ist in jedem Zeitalter notwendig.4

Immer wenn der Herr eine Kirche auf der Erde aufrichtet und die Mitglieder das Evangelium Christi und den Heiligen Geist empfangen, dann hat diese Kirche jede Gabe und Gnadengabe, die je zur Kirche Gottes gehört hat.5

Jesus Christus richtete während seines irdischen Wirkens seine Kirche auf, aber die Menschen fielen bald nach seinem Tod und seiner Auferstehung vom Glauben ab.

Jesus Christus brachte den Juden das Evangelium und richtete sein Reich unter ihnen auf, mit all seinen Gaben, Gnadengaben und Mächten: Die Kranken wurden geheilt, Teufel wurden ausgetrieben, die Gaben taten sich unter ihnen kund. Doch die Juden verwarfen ihn und töteten ihn schließlich. … Er wurde nicht angenommen, und das Evangelium ging, gemäß seinem Gebot, an die Andern.6

Als das Reich Gottes den Andern gegeben wurde, gehörten dazu Apostel und Propheten, die Macht zu heilen, direkte Offenbarung von Gott und jede Gabe und Gnadengabe, an die die Juden glaubten und die sie besaßen, solange sie treu blieben. Als es an die Andern überging, war es in seiner Struktur vollkommen, aber mit der Zeit änderten sie die Verordnungen des Reiches Gottes, verfielen ebenfalls in Unglauben und verblieben jahrhundertelang ohne die wahre Ordnung des Himmels. … Mit der Zeit wurden die Gaben, die Gnadengaben und die Mächte des Reiches Gottes fortgenommen; die Männer, die in der ursprünglichen Kirche Gottes amtierten, wurden fast alle umgebracht. Sie wurden getötet, weil sie sich bemühten, die Kirche in ihrer Reinheit zu bewahren, und mit aller Kraft versuchten, die Grundsätze umzusetzen, die Gott offenbart hatte.7

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Christ ordaining the apostles

„ Jesus Christus brachte den Juden das Evangelium und richtete sein Reich unter ihnen auf.“

Viele Jahrhunderte vergingen. Millionen Menschen wurden geboren, lebten auf der Erde, starben und gingen in die Geisterwelt. Kein Einziger von ihnen hatte, soweit wir wissen, die Macht, unter die Menschenkinder zu gehen und die heiligen Handlungen zu vollziehen, die zum Evangelium des Lebens und der Erlösung gehören. Zweifellos waren darunter unzählige gute Menschen, die, so gut es ging, nach dem Licht lebten, das sie besaßen, die zu ihrer Zeit hervorkamen und das Evangelium gemäß ihrer Erkenntnis predigten. Aber sie hatten nicht die Macht, auch nur eine heilige Handlung zu vollziehen, die nach dem Tod noch in Kraft war. Sie trugen nicht das heilige Priestertum.8

Die Welt war nahezu ohne jede Erkenntnis der Wahrheit und ohne den Heiligen Geist, der ausgegossen wird, um die Menschen zur Wahrheit zu führen. … Allein die Tatsache, dass Generation um Generation Systeme und Organisationen einrichtete und aufbaute, die alle vorgaben, dem Plan der Erlösung zu entsprechen, und sich doch widersprachen, bis unzählige Kirchen entstanden, die die unterschiedlichsten Ansichten haben, zeigt doch, dass etwas nicht stimmte.9

Nach Jahrhunderten des Abfalls vom Glauben stellte der Herr durch den Propheten Joseph Smith die Fülle des Evangeliums wieder her.

Das Evangelium ist in unserer Zeit in seiner wahren Herrlichkeit, Macht und Ordnung und seinem wahren Licht hervorgekommen, wie es immer geschah, wenn Gott ein Volk unter den Menschen annahm. Die gleiche Organisation, das gleiche Evangelium, für das Christus gestorben ist, für das die Apostel ihr Blut vergossen haben, um es zu verteidigen, ist in unserer Generation erneut aufgerichtet worden. Wie ist das geschehen? Durch den Dienst eines heiligen Engels, der aus dem Himmel von Gott gesandt wurde und der mit dem Menschen sprach und ihm die Finsternis offenbarte, die die Welt umfing. Auch zeigte er ihm die tiefe Finsternis, die die Nationen umgab, und was sich in dieser Generation bis zum Kommen des Messias in schneller Abfolge ereignen sollte [siehe Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:30-49]. Der Engel lehrte Joseph Smith die Grundsätze, die für die Errettung der Welt notwendig sind. Der Herr gab ihm Gebote, siegelte auf ihn das Priestertum und gab ihm Vollmacht, die heiligen Handlungen des Hauses des Herrn zu vollziehen. Er sagte ihm, das Evangelium sei unter den Menschen nicht vorhanden, sein Reich sei auf der Welt nicht aufgerichtet, die Menschen hätten sich von seiner wahren Ordnung abgewandt, die heiligen Handlungen verändert und den ewigen Bund gebrochen und Lügen und Überlieferungen übernommen, die niemandem nutzten. Er sagte ihm, die Zeit sei gekommen, das Fundament für das Reich Gottes zu legen, das zum letzten Mal in Vorbereitung auf das Ende der Welt unter den Menschen aufgerichtet werden sollte.10

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Restoration of the Melchezidek Priesthood

Der Prophet Joseph Smith erhielt „von Petrus, Jakobus und Johannes ... das Apostelamt und alles, was dazugehört“.

Was tat Joseph Smith, nachdem er das Priestertum und dessen Verordnungen erhalten hatte? Ich sage es euch. Er tat etwas, was in siebzehn Jahrhunderten und fünfzig Generationen, die vergangen waren, sämtliche Geistliche und Religionen der Christenheit und die ganze Welt nicht vollbracht hatten: Er, ein [ungelehrter] Jugendlicher, brachte der Welt das Evangelium Jesu Christi in seiner Fülle, Klarheit und Einfachheit, wie es von seinem Urheber und dessen Aposteln gelehrt worden war. Er brachte die Kirche Jesu Christi und das Reich Gottes hervor, mit dem vollkommenen Aufbau, den Paulus dargestellt hatte – mit Kopf und Füßen, Armen und Händen, jeder Teil des Leibes vollkommen vor dem Himmel und der Erde [siehe 1 Korinther 12:12-28]. Wie konnte er, ein [ungelehrter] Junge, das tun, was das gesamte Wissen der christlichen Welt in siebzehn Jahrhunderten nicht zustande gebracht hatte? Weil die Macht Gottes in ihm wirkte, weil er von den Männern angeleitet wurde, die, als sie auf der Erde weilten, selbst dieses Evangelium verkündet hatten, und indem er das tat, erfüllte er alles, was unser Stammvater Adam und Henoch, Mose, Elias, Jesaja, Jeremia sowie Jesus und seine Apostel prophezeit hatten.

Zu Recht sagt Paulus: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht: Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt.“ [Siehe Römer 1:16.] Ebenso können die Heiligen der Letzten Tage sagen: „Wir schämen uns des Evangeliums Christi nicht.“ Ich schäme mich nicht zu sagen, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war. Ich schäme mich nicht, davon Zeugnis abzulegen, dass er von Gott berufen wurde und die Grundlage dieser Kirche, des Reiches Gottes auf der Erde, legte, denn es ist wahr, und jeder, der vom Heiligen Geist inspiriert ist, kann dies erkennen und verstehen. …

Er lebte, bis er alle Schlüssel, Verordnungen und Gesetze erhalten hatte, die jemals einem Menschen auf der Erde gegeben wurden, angefangen vom Stammvater Adam bis zu dieser Evangeliumszeit. Er erhielt von Mose Mächte und Schlüssel zur Sammlung des Hauses Israel in den Letzten Tagen. Von [Elija] erhielt er die Schlüssel, das Herz der Väter den Kindern zuzuwenden und das Herz der Kinder den Vätern. Von Petrus, Jakobus und Johannes erhielt er das Apostelamt und alles, was dazugehört. Von Moroni erhielt er alle Schlüssel und Mächte, die für das Holz Josefs in der Hand Efraims erforderlich waren. Von Johannes dem Täufer empfing er das Aaronische Priestertum mit all seinen Schlüsseln und Vollmachten. Er erhielt jeden anderen Schlüssel, jede Macht, die zu dieser Evangeliumszeit gehört, und ich schäme mich nicht zu sagen, dass er ein Prophet Gottes war.11

Joseph Smith wurde nicht wie Adam fast tausend Jahre alt, sondern lebte nur knapp achtunddreißig Jahre. Er brachte Aufzeichnungen hervor, das Holz Josefs in der Hand Efraims, die Geschichte der alten Bewohner des amerikanischen Kontinents. Durch die Macht Gottes übersetzte er sie, und sie sind in vielen Sprachen veröffentlicht. Außerdem gründete er die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage auf dem Fundament der Apostel und Propheten; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst [siehe Epheser 2:20]. Männer wurden zum Priestertum ordiniert und aus den verschiedensten Lebensumständen heraus ausgesandt, um dieses Evangelium in alle Welt zu tragen. Gott sagte Joseph Smith, er sei berufen, den Weingarten zum letzten Mal vor dem Kommen des Menschensohnes zu beschneiden [siehe LuB 24:19]. Seit damals sind tausende Älteste Israels in die Welt ausgesandt worden, um das Evangelium zu predigen. … Möge jeder die Offenbarungen im Buch Lehre und Bündnisse lesen, die in der kurzen Zeit, die er auf der Erde verweilte, durch ihn gegeben wurden. Sie gehören zu den bedeutendsten Aufzeichnungen, die der Menschheit jemals hinterlassen wurden. Doch das war nicht alles. Er bereitete auch das Endowment vor und tat noch vieles mehr. Wer könnte von ihm erwarten, in der kurzen Zeit seines Erdenlebens noch mehr zu tun, als er getan hat? Ich habe von ihm das Endowment empfangen. Er hat alle heiligen Handlungen hervorgebracht, die den Heiligen der Letzten Tage gegeben worden sind. Tatsächlich ist es ein Wunder, dass er so viel vollbracht hat.12

Wir genießen heute den Vorzug, im Licht des wiederhergestellten Evangeliums zu wandeln.

Für mich ist jedes Volk vom Herrn gesegnet, dem er das Evangelium Jesu Christi offenbart hat, dem er das heilige Priestertum und die Vollmacht gegeben hat, in den Verordnungen seines Hauses zu amtieren. … In genau dieser Lage befinden wir uns. Wir genießen den Vorzug, im Licht zu wandeln, die Wahrheit zu kennen und zu verstehen, den Weg zu kennen, wie man errettet und erhöht werden und in die Gegenwart unseres Vaters und Gottes gelangen kann. Wir sind in der Lage, durch seine Knechte, die Propheten, seinen Sinn und Willen zu erfahren. Der Herr hat uns Lehrer und inspirierte Männer gegeben, die vom Geist und der Macht Gottes inspiriert sind. Er hat sie mit Wahrheit bekleidet und mit Weisheit ausgestattet, damit sie uns zu jeder Zeit sagen können, auf welchem Weg wir wandeln sollen. Das ist ein großer Segen.13

Wenn ich über den Zustand der Menschheit nachdenke und bedenke, in welcher Lage wir sind im Vergleich zur großen Mehrheit der Menschen, meine ich, dass wir unserem großen Wohltäter dankbar sein müssen. Millionen von Menschen versammeln sich in verschiedenen Häusern, Kathedralen, Kirchen und Kapellen, um Gott zu verehren, doch gibt es unter diesen zahlreichen Gemeinden auch nur eine einzige, die die Wahrheit kennt, es sei denn, ein Ältester der Heiligen der Letzten Tage ist dabei, der berufen wurde, den Bewohnern der Erde zu predigen? Kommen sie zusammen und verstehen sie die Grundsätze des gleichen Evangeliums, des gleichen Plans der Erlösung, des Evangeliums Jesu Christi so, dass sie dadurch eins werden können?

Gott konnte kein Volk vereinen, das so viele Glaubensrichtungen hat, so viele unterschiedliche Lehren, die völlig gegensätzlich sind, wie es in der Welt der Fall ist, aber wir sind ein gesegnetes Volk; wir haben die Grundsätze der Einheit und Einigkeit, und wenn wir sie anwenden, verbinden sie uns und machen uns eins.

Aufgrund dieser Grundsätze sind die Heiligen der Letzten Tage gesegnet und frei gemacht. Wir sind weitgehend von den Konflikten und Verwirrungen, den falschen Lehren, der Finsternis, dem Irrtum und Aberglauben befreit, die unseren Verstand trübten, bis den Menschenkindern offenbart wurde, dass sie sich in Finsternis befanden, denn wir alle waren in Finsternis. Bis das Licht kam, krochen wir weitgehend im Dunkeln umher. Auch wenn wir aufrichtig waren und von den besten und heiligsten Gefühlen angetrieben wurden, tastete sich doch die Welt wie ein Blinder an der Wand entlang, ehe die Fülle des Evangeliums offenbart wurde [siehe Jesaja 59:9-11]. Wir hatten keine Apostel, keine Propheten, keine inspirierten Männer, die sich erhoben und uns sagten, was wir tun mussten, um errettet zu werden, und wir mussten die Unruhe, das Elend und die Finsternis erleiden, der die Menschenkinder unterworfen sind, solange sie unter falschen Lehren, falschen Überlieferungen und falschen Lehrern leben. …

Wir sind von all dem befreit. Die finstere Wolke ist von uns genommen, und das Licht ewiger Wahrheit hat begonnen, uns den Sinn zu erleuchten. …

Das betrachte ich als eine der größten Segnungen, die Gott den Menschenkindern gegeben hat, nämlich dass ihnen die Wahrheit klar kundgetan wird. …

Wo ist der Mensch, der etwas von Gott oder von der Ewigkeit wusste, ehe Joseph Smith die Fülle des Evangeliums offenbarte? Ich konnte von dem, woran wir jetzt glauben und was wir erhalten haben, in der Bibel lesen, aber ich war umgeben von den Überlieferungen der Welt und konnte es nicht begreifen.

Nun werden uns von Zeit zu Zeit die klaren Grundsätze des Evangeliums Jesu Christi dargelegt, der Plan der Erlösung, nämlich wie wir leben sollen, damit wir die Zustimmung des himmlischen Vaters erhalten. Ist das nicht die größte aller Segnungen? Wenn dieses Volk nur seine Segnungen begreifen könnte, wäre es keinen Augenblick lang unglücklich. Wenn dieses Volk seine Lage und seine wahre Beziehung zu Gott begreifen würde, wäre es voll und ganz zufrieden und würde erkennen, dass der himmlische Vater barmherzig zu uns ist und uns große und herrliche Segnungen geschenkt hat.14

Ich danke Gott, dass ich in dieser Zeit, in diesem Zeitalter lebe, dass meine Ohren den Klang der Fülle des Evangeliums Christi vernommen haben.15

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite V-IX.

  • Gehen Sie noch einmal die Geschichte auf Seite 1ff. durch. Was fehlte im Leben von Robert Mason? Was erfahren wir aus diesem Bericht über den großen Abfall vom Glauben und die Wiederherstellung des Evangeliums?

  • Befassen Sie sich mit Seite 3 bis 5 und achten Sie dabei auf die Merkmale der wahren Kirche des Herrn. Warum ist es wichtig, dass die Kirche immer nach dem gleichen Schema aufgebaut ist?

  • Was führte laut Präsident Woodruff zum großen Abfall vom Glauben? Was hatte der große Abfall vom Glauben zur Folge? (Siehe Seite 4f.) Inwiefern sind die Folgen heute noch zu sehen?

  • Gehen Sie noch einmal Seite 5 bis 8 durch und achten Sie darauf, was der Prophet Joseph Smith im Hinblick auf die Wiederherstellung des Evangeliums vollbracht hat. Inwiefern hat das, was er vollbracht hat, Ihr Leben beeinflusst?

  • Lesen Sie die Aussage, die unten auf Seite 6 beginnt. Wie können wir zeigen, dass wir uns des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi nicht schämen?

  • Beachten Sie die Worte Finsternis und Licht auf Seite 8 bis 10. Was lernen Sie daraus, wie Präsident Woodruff diese Begriffe verwendet? Was würde in Ihrem Leben fehlen, wenn Sie das wiederhergestellte Evangelium nicht angenommen hätten?

Einschlägige Schriftstellen: Jesaja 29:10-14; Amos 8:11,12; Mormon 1:13,14; LuB 128:19-21

Anmerkungen

  1. „Leaves from My Journal“, Millennial Star, 23. Mai 1881, Seite 334f.

  2. Deseret News: Semi-Weekly, 1. Juli 1866, Seite 2

  3. The Discourses of Wilford Woodruff, Hg. G. Homer Durham, 1946, Seite 24

  4. Deseret News: Semi-Weekly, 12. Januar 1875, Seite 1

  5. „The Faith of the Latter-day Saints“, Millennial Star, 25. Juli 1892, Seite 478

  6. Deseret News: Semi-Weekly, 13. Juni 1882, Seite 1

  7. Deseret News, 21. März 1855, Seite 10

  8. Deseret Weekly, 14. November 1891, Seite 658

  9. Deseret News, 26. September 1860, Seite 234

  10. Deseret News, 21. März 1855, Seite 10

  11. Deseret News: Semi-Weekly, 25. November 1873, Seite 1

  12. „Discourse by President Wilford Woodruff“, Millennial Star, 21. Mai 1894, Seite 324f.

  13. Deseret News, 26. Dezember 1860, Seite 338

  14. Deseret News, 6. Januar 1858, Seite 350

  15. Deseret News: Semi-Weekly, 28. Dezember 1875, Seite 1