Lehren der Präsidenten der Kirche
„Gott wird mit dir sein für immer und immer‘ – der Prophet im Gefängnis von Liberty


Kapitel 31

„Gott wird mit dir sein für immer und immer“ – der Prophet im Gefängnis von Liberty

„In seinem allmächtigen Namen sind wir entschlossen, die Drangsal wie gute Soldaten bis ans Ende zu ertragen.“

Aus dem Leben von Joseph Smith

Am 1. Dezember 1838 wurden der Prophet Joseph Smith, sein Bruder Hyrum und andere Brüder von Richmond, Missouri, wo sie in einer Blockhütte eingekerkert waren, ins Gefängnis in Liberty, Missouri, gebracht. Dort sollten sie länger als vier Monate bleiben und erwarteten ihre Verhandlung aufgrund falscher Anschuldigungen, die mit der Verfolgung der Heiligen in Missouri zusammenhingen. In dieser Zeit wurden die Mitglieder der Kirche von ihren Verfolgern aus ihren Häusern in Missouri vertrieben, was ungeheueres Leid verursachte. Die Prüfungen der Heiligen waren für den Propheten und seine Begleiter während ihrer langen Inhaftierung die Ursache großer Sorge.

Das Gefängnis in Liberty war unterteilt in einen oberen Raum und einen etwa 18 m2 großen Kerker, in dem die Gefangenen eingesperrt waren. Der Prophet beschrieb ihre Situation: „Wir werden Tag und Nacht streng bewacht und befinden uns in einem Gefängnis mit doppelten Wänden und Türen, unserer Gewissensfreiheit beraubt. Unser Essen ist karg, eintönig und roh; wir dürfen nicht selbst kochen; wir sind gezwungen, auf dem Boden, der mit Stroh bedeckt ist, zu schlafen, und wir haben nicht genügend Decken, um uns zu wärmen; und wenn wir Feuer machen, sind wir fast ununterbrochen dem Rauch ausgesetzt. Die Richter haben uns von Zeit zu Zeit feierlich mitgeteilt, dass sie wissen, dass wir unschuldig sind und freigelassen werden sollten, aber sie wagen es nicht, uns Recht geschehen zu lassen, weil sie den Mob fürchten.“1

Der Raum war nicht hoch genug, um aufrecht stehen zu können, und Alexander McRae, einer der Gefangenen, sagte, das Essen war „sehr grob und so verschmutzt, dass wir es nicht essen konnten, bis der Hunger es hineintrieb.“2

Mercy Fielding Thompson, die der Kirche angehörte und die Brüder im Gefängnis besuchte, schrieb später: „Ich wäre außerstande zu beschreiben, was in mir vorging, als wir vom Wärter in das Gefängnis gelassen wurden und die Tür hinter uns zugeschlossen wurde. Wir konnten uns nicht gegen das Gefühl des Grauens erwehren, als uns bewusst wurde, dass wir in dieser dunklen und trostlosen Höhle eingeschlossen waren, die nur für Verbrecher der übelsten Sorte gedacht war; aber dort sahen wir Joseph, den Propheten – den von Gott erwählten Mann, der in dieser Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten die Schlüssel des Reiches auf Erden innehatte, mit der Macht, zu binden und zu lösen wie Gott es bestimmt – eingesperrt in ein abscheuliches Gefängnis, aus keinem anderen Grund als dem, dass er behauptete, von Gott inspiriert zu sein, die Kirche des Herrn unter den Menschen aufzurichten.“3

Während der Gefangenschaft des Propheten konnte seine Frau Emma ihn nur dreimal besuchen. Ansonsten gab es nur Briefe, um miteinander zu kommunizieren. Am 4. April 1839 schrieb der Prophet: „Meine von Herzen geliebte Frau! Es ist Donnerstagabend. Wir beobachten durch die Gitterstäbe in diesem verlassenen Gefängnis, wie die Sonne untergeht, und ich sitze hier und will dir schreiben, wie es mir ergeht. Ich glaube, ich bin nun schon fünf Monate und sechs Tage von diesen Wänden, Gittern und quietschenden Eisentüren in diesem einsamen, dunklen und schmutzigen Gefängnis umgeben und muss die Grimassen der Wächter Tag und Nacht ertragen. Nur Gott weiß, was in mir vorgeht, während ich diese Zeilen schreibe. Was mir angesichts dieser Umstände durch den Kopf geht, lässt sich gar nicht niederschreiben oder aussprechen, auch kein Engel könnte dies mit Worten oder einem Bild einem Menschen schildern, der nicht das erlebt hat, was wir erleben. … Für unsere Befreiung stützen wir uns auf Jahwes Arm und sonst auf niemanden.“4

Vom Gefängnis in Liberty schrieb der Prophet auch Briefe an die Heiligen, in denen er seine Liebe für sie zum Ausdruck brachte und sein Vertrauen, dass Gott immer denjenigen beisteht, die auf ihn vertrauen. Der größte Teil der folgenden Abschnitte stammt aus einem Brief an die Mitglieder der Kirche vom 20. März 1839 und enthält den Rat des Propheten an die Heiligen, sein Flehen zu Gott und Gottes Antwort auf seine Gebete. Teile dieses Briefes wurden später die Abschnitte 121, 122 und 123 im Buch Lehre und Bündnisse.

Lehren von Joseph Smith

Keine Drangsal kann uns von der Liebe Gottes und von der Gemeinschaft miteinander trennen

„Euer demütiger Knecht Joseph Smith Jr., Gefangener um des Herrn Jesus Christus und der Heiligen willen, ergriffen und festgehalten von der Macht der Pöbelherrschaft unter der ausrottenden Regierung Seiner Exzellenz, des Gouverneurs Lilburn W. Boggs, in Gesellschaft seiner Mitgefangenen und geliebten Brüder Caleb Baldwin, Lyman Wight, Hyrum Smith und Alexander McRae, sendet Euch allen Grüße. Möge die Gnade Gottes des Vaters und unseres Herrn und Erretters Jesus Christus auf Euch allen ruhen und für immer bei Euch verbleiben. Möge Euch durch die Gnade Gottes vermehrte Erkenntnis zukommen. Und mögen Glaube, Tugend und Erkenntnis, Selbstbeherrschung und Ausdauer, Frömmigkeit und brüderliches Wohlwollen und Nächstenliebe in Euch sein, im Überfluss, und mögt Ihr in nichts träge oder unfruchtbar sein mögt [siehe 2 Petrus 1:5-8].

Es ist uns bewusst, dass die meisten von Euch mit dem Unrecht und der willkürlichen Ungerechtigkeit und Grausamkeit, die an uns verübt wurden, wohlbekannt sind; denn man hat uns unter der falschen Anschuldigung von jeglicher Art Übeltat festgenommen, ins Gefängnis geworfen, mit starken Mauern umgeben, mit einer starken Wache umstellt, die Tag und Nacht ständig wacht, mit der gleichen Unermüdlichkeit, wie sie der Teufel zeigt, wenn er das Volk Gottes versucht und ihm Schlingen legt.

Darum, sehr geliebte Brüder, sind wir umso mehr bereit und willens, Eure Kameradschaft und Liebe in Anspruch zu nehmen. Denn unsere Lage bringt es mit sich, dass unser Geist sich in heiliger Weise an alles zu erinnern beginnt, und wir denken, dass es mit Euch auch so ist und dass uns deshalb nichts von der Liebe Gottes und von der Kameradschaft untereinander trennen kann und dass all die Schlechtigkeit und Grausamkeit, die man an uns verübt hat, unsere Herzen nur um so fester aneinander binden und sie in Liebe zusammensiegeln wird.

Wir brauchen Euch nicht erst zu sagen, dass wir grundlos gefangen gehalten werden, und es ist auch nicht Not, dass Ihr uns sagt: Wir sind ohne Grund aus unseren Häusern vertrieben und geschlagen worden. Wir verstehen beiderseits, dass es bis zu diesem Tage in diesem Staat nur Frieden und Ruhe gegeben hätte, wenn die Bewohner des Staates Missouri die Heiligen in Ruhe gelassen und den Frieden ebenso sehr gewünscht hätten wie diese. Wir würden uns nicht in dieser Hölle befinden, umgeben von bösen Geistern (wenn schon nicht von Verdammten, so von denen, die einmal verdammt sein werden) und wo wir gezwungen sind, nichts als lästerliche Flüche zu hören und Szenen von Gotteslästerung, Trunkenheit und Heuchelei und Verkommenheit jeder Art mitzuerleben. Und die Schreie der Waisen und Witwen würden nicht zu Gott aufgestiegen sein wider sie. Kein unschuldiges Blut hätte den Boden Missouris gefärbt. … Es ist eine Geschichte des Leides, eine erbärmliche Geschichte, eine traurige Geschichte; man kann gar nicht alles erzählen, alles beschauen – es ist zuviel für ein menschliches Wesen. …

[Unsere Verfolger] verüben das an den Heiligen, die ihnen kein Unrecht zugefügt haben, die unschuldig und tugendhaft sind, die den Herrn, ihren Gott, lieben und willens sind, um Christi willen alles aufzugeben. Es ist furchtbar, dies zu berichten, aber es ist wirklich wahr. Es muss ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt! [siehe Matthäus 18:7].“6

Das Ungemach dauert nur eine kleine Weile; wenn wir gut darin ausharren, werden wir in die Gegenwart Gottes erhöht werden

„O Gott, wo bist du? Und wo ist das Gezelt, das dein Versteck bedeckt? Wie lange noch wird deine Hand sich zurückhalten und dein Auge, ja, dein reines Auge, von den ewigen Himmeln her das Unrecht ansehen, das deinem Volk und deinen Knechten widerfährt, und dein Ohr von ihrem Schreien durchdrungen werden?

Ja, o Herr, wie lange noch sollen sie dieses Unrecht und diese gesetzwidrige Unterdrückung erleiden, ehe dein Herz sich für sie erweichen und dein Inneres von Mitleid mit ihnen bewegt sein wird?

O Herr, Allmächtiger Gott, der du den Himmel, die Erde und die Meere und alles, was darinnen ist, gemacht hast, der du den Teufel beherrschst und unterwirfst, ihn und die finstere, in Nacht gehüllte Herrschaft von Scheol – strecke deine Hand aus, lass dein Auge durchdringen, lass dein Gezelt sich heben, lass dein Versteck nicht länger bedeckt sein, lass dein Ohr sich neigen, lass dein Herz sich erweichen und dein Inneres von Mitleid mit uns bewegt sein! Lass deinen Zorn sich gegen unsere Feinde entzünden, und im Ungestüm deines Herzens räche das uns angetane Unrecht mit deinem Schwert! Gedenke deiner Heiligen, die leiden, o unser Gott; dann werden deine Knechte immerdar an deinem Namen Freude haben! …

Mein Sohn, Friede sei deiner Seele; dein Ungemach und deine Bedrängnisse werden nur einen kleinen Augenblick dauern, und dann, wenn du gut darin ausharrst, wird Gott dich in der Höhe erhöhen; du wirst über alle deine Feinde triumphieren.“7 [Die Absätze in diesem Abschnitt sind auch in LuB 121:1-8 zu finden.]

Gottes Macht ist größer als alles Übel und die Wahrheit des Evangeliums wird am Ende triumphieren

„Ich bitte euch sagen zu dürfen, Brüder, dass Unwissenheit, Aberglaube und Frömmelei, die sich dort einstellen, wo sie es nicht sollen, dem Gedeihen der Kirche oftmals im Wege stehen – wie ein schwerer Regenguss, der vom Gebirge herab noch den reinsten, saubersten Wasserlauf mit Schlamm und Schmutz und Unrat überflutet und alles trübt, was vorher klar war, sodass alles in einem breiten Strom dahinbraust; aber die Zeit widersteht den Gezeiten, und wenn wir auch gegenwärtig in Schlammfluten herumgewälzt werden, so mag doch die nächste Welle schon, wenn eine Weile vergangen ist, uns zur Quelle tragen, klar wie Kristall und rein wie Schnee, während Unrat, Treibholz und Schutt zurückbleiben und ausgestoßen werden.

Wie lange kann ein fließendes Wasser unrein bleiben? Was für eine Macht soll den Himmeln Einhalt gebieten? Ebensogut könnte der Mensch seinen schwachen Arm ausstrecken, um den Missouri in seinem vorgezeichneten Lauf anzuhalten oder ihn stromauf zu wenden, wie den Allmächtigen daran hindern, vom Himmel herab Erkenntnis auf das Haupt der Heiligen der Letzten Tage auszugießen. [Dieser Absatz ist auch in LuB 121:33 zu finden.]

Was sind denn [Gouverneur Lilburn W.] Boggs und seine Mördergesellschaft anderes als weiche Weiden am Ufer, an denen sich das Treibholz verfängt? Wir könnten ebenso behaupten, Wasser sei nicht Wasser, weil die Gebirgsbäche Schlamm mitreißen und den kristallenen Fluss trüben, wenngleich sie ihn nachher reiner machen als zuvor, oder Feuer sei nicht Feuer, weil es sich löschen lässt, indem man Wasser darauf schüttet, wie sagen, unsere Sache sei am Boden, weil Abtrünnige, Lügner, Priester, Diebe und Mörder, die alle gleichermaßen zäh an ihrem krummen Weg und Kredo festhalten, von ihrer geistigen Schlechtigkeit an hohen Stellen und ihren Teufelsfestungen eine Flut von Schmutz und Schlamm und Unrat … auf uns ausgegossen haben.

Nein! Da sei Gott davor! Die Hölle mag ihre Wut ausspeien wie der Vesuv oder der Ätna oder der schrecklichste aller Feuerberge seine flammende Lava, und doch wird der ‚Mormonismus‘ fest stehen. Wasser, Feuer, Wahrheit und Gott, das alles ist Wirklichkeit. Wahrheit ist ‚Mormonismus‘. Gott ist der Urheber davon. Er ist unser Schild. Durch ihn ies es zu unserer Geburt gekommen. Durch seine Stimme sind wir zur Ausschüttung seines Evangeliums am Beginn der Fülle der Zeiten gerufen worden. Durch ihn haben wir das Buch Mormon erhalten, und durch ihn sind wir bis heute bewahrt geblieben, und durch ihn werden wir bewahrt bleiben, wenn es um unserer Herrlichkeit willen sein wird; und in seinem allmächtigen Namen sind wir entschlossen, die Drangsal wie gute Soldaten bis ans Ende zu ertragen.

Ihr werdet, nachdem Ihr dies gelesen habt, herausfinden – und wenn Ihr es nicht herausfindet, so habt Ihr doch die Gelegenheit dazu –, dass Mauern und Eisen, Türen und ihre kreischenden Angeln und halb zu Tode erschreckte Wachen und Gefangenenaufseher … durch ihr eigentliches Wesen bewirken, dass ein ehrlicher Mensch sich stärker fühlt als die Mächte der Hölle. …

Wir sind Eure Brüder und Mitdulder, Gefangene Jesu Christi um des Evangeliums willen und um der Hoffnung auf Herrlichkeit willen, die in uns ist.“8

Der Erretter versteht all unser Leiden und wird für immer und immer mit uns sein

Der Herr tröstete den Propheten mit den folgenden Worten: „Die Enden der Erde werden sich nach deinem Namen erkundigen, und Narren werden dich verspotten, und die Hölle wird gegen dich wüten, während die im Herzen Reinen und die Weisen und die Edlen und die Tugendhaften beständig nach Rat und Vollmacht und Segnungen unter deinen Händen trachten werden. Und dein Volk wird sich niemals auf das Zeugnis von Verrätern hin gegen dich wenden. Und wenn auch ihr Einfluss dich in Ungelegenheiten und hinter Gitter und Mauern bringen wird, wirst du doch in Ehren gehalten werden, und nur noch einen kleinen Augenblick, dann wird deine Stimme inmitten deiner Feinde schrecklicher sein als ein wilder Löwe, wegen deiner Rechtschaffenheit; und dein Gott wird zu dir stehen für immer und immer.

Wenn von dir gefordert wird, Drangsal durchzumachen, wenn du unter falschen Brüdern in Gefahr bist, wenn du unter Räubern in Gefahr bist, wenn du auf dem Land oder Meer in Gefahr bist, wenn du mit falschen Beschuldigungen aller Art beschuldigt wirst, wenn deine Feinde über dich herfallen, wenn sie dich aus der Gesellschaft deines Vaters und deiner Brüder und Schwestern wegreißen und wenn deine Feinde dich mit gezücktem Schwert vom Herzen deiner Frau und deiner Kinder wegreißen und dein ältester Sohn, obwohl erst sechs Jahre alt, sich an deine Kleider klammert und sagt: Mein Vater, mein Vater, warum kannst du nicht bei uns bleiben? O mein Vater, was werden die Männer mit dir tun?, und wenn er dann mit dem Schwert von dir weggestoßen wird und du ins Gefängnis geschleppt wirst und deine Feinde dich umschleichen wie Wölfe, die auf das Blut des Lammes aus sind, und wenn du in die Grube geworfen werden oder Mördern in die Hände fallen solltest und das Todesurteil über dich gesprochen werden sollte, wenn du in die Tiefe gestürzt wirst, wenn die brausende See sich gegen dich verschwört, wenn wütende Winde deine Feinde werden, wenn sich am Himmel Finsternis zusammenzieht und alle Elemente sich verbünden, um den Weg zu versperren, und, vor allem, wenn die Hölle selbst ihren Rachen weit aufreißt nach dir, dann wisse, mein Sohn, dass dies alles dir Erfahrung bringen und dir zum Guten dienen wird.

Des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren. Bist du größer als er?

Darum halte an deinem Weg fest, und das Priestertum wird bei dir verbleiben; denn ihre Grenzen sind festgesetzt, sie können nicht darüber hinaus. Deine Tage sind bekannt, und deinen Jahren wird nichts abgerechnet werden; darum fürchte nicht, was Menschen tun können, denn Gott wird mit dir sein für immer und immer.“9 [Der Inhalt dieses Abschnittes ist auch in LuB 122:1-9 zu finden.]

In schweren Sorgen und Nöten flüstert die leise, sanfte Stimme unserer Seele Trost zu

Kurz nachdem es dem Prophet ermöglicht worden war, seinen Häschern in Missouri zu entkommen, beschrieb er die Gefühle, die er während der Zeit im Gefängnis hatte: „Ich muss sagen, dass ich, während ich in den Händen meiner Feinde war, – obwohl ich wegen meiner Familie und meiner Freunde, die so unmenschlich behandelt und misshandelt wurden, beunruhigt war – … mich in Bezug auf mich selbst vollkommen ruhig gefühlt und mich dem Willen meines himmlischen Vaters gefügt habe. Ich wusste, ich war unschuldig, und ebenso waren es die Heiligen, und wir hatten nichts getan, wofür wir solch eine Behandlung durch die Hand unserer Unterdrücker verdient hätten. Folglich konnte ich zu dem Gott, der das Leben aller Menschen in Händen hält und der mich oft vor den Pforten des Todes gerettet hatte, nach Befreiung schauen; und ungeachtet dessen, dass jeder Ausweg gänzlich verschlossen schien und mir der Tod ins Gesicht starrte und meine Vernichtung beschlossen war, soweit es im Ermessen der Menschen lag, fühlte ich dennoch beim Betreten des Lagers die Zusicherung, dass ich mit meinen Brüdern und unseren Familien befreit werden würde.

Ja, jene leise, sanfte Stimme, die meiner Seele in Zeiten schwerer Sorge und Not so oft Trost zugeflüstert hatte, ermunterte mich, guten Mutes zu sein und versprach mir Befreiung, was mir sehr viel Trost gab. Und obwohl die Heiden wüteten und sich die Menschen allerlei einbildeten, war doch der Herr der Heerscharen, der Gott Jakobs, meine Zuflucht; und wenn ich am Tag meiner Bedrängnis zu ihm schrie, rettete er mich [siehe Psalm 46:8; 50:15]; dafür rufe ich meiner Seele und allem, was in mir ist, zu, seinen heiligen Namen zu segnen und zu preisen. Denn obwohl ich von allen Seiten in die Enge getrieben wurde, fand ich doch noch Raum; ich wusste weder aus noch ein und war doch nicht verzweifelt; ich war gehetzt und doch nicht verlassen, niedergestreckt und doch nicht vernichtet [siehe 2 Korinther 4:8,9].“10

Anregungen für Studium und Unterricht

Beachten Sie diese Anregungen, wenn Sie sich mit dem Kapitel befassen oder sich auf den Unterricht vorbereiten. Weitere Anregungen siehe Seite VII–XIII.

  • Schauen Sie sich noch einmal die Beschreibung des Gefängnisses in Liberty, Missouri, an (Seite 397f.). Wenn Sie dieses Kapitel durcharbeiten und besprechen, bedenken Sie die Umstände, in denen der Prophet die Worte in diesem Kapitel aufgeschrieben hat. Lesen Sie noch einmal den ersten Absatz auf Seite 403. Inwiefern ist der Bericht des Propheten im Gefängnis in Liberty ein Beispiel für diese Warheit?

  • Befassen Sie sich mit dem ersten Absatz auf Seite 401. Wie kommt es, „dass unser Geist sich in heiliger Weise an alles zu erinnern beginnt“, wenn die Umstände schwierig sind? Wie können Prüfung und Verfolgung „unsere Herzen nur um so fester [an unsere Familie und an Freunde] binden“? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich schon gemacht?

  • Joseph Smith erklärte, dass ihn und seine Brüder nichts von der Liebe Gottes trennen könne (Seite 401). Was denken und empfinden Sie, wenn Sie diese Aussage auf sich wirken lassen? Wie können wir von der Liebe Gottes getrennt werden? Was müssen wir tun, um in Gottes Liebe zu verbleiben?

  • Lesen Sie den letzten Abschnitt auf Seite 402. Was können wir tun, um den Frieden zu erhalten, den der Herr uns anbietet? Was bedeutet Ihnen die Zusicherung des Herrn, dass die Anfeindungen gegen Joseph Smith und die Bedrängnisse „nur einen kleinen Augenblick“ dauern sollten?

  • Lesen Sie noch einmal Joseph Smiths Zusicherung an die Heiligen, dass die Feinde der Kirche nichts unternehmen können, was der Macht Gottes Einhalt gebietet (Seite 402f.]. Warum vergessen wir diese Wahrheit manchmal? Was können wir tun, um uns daran zu erinnern?

  • Studieren Sie auf Seite 404ff. die Worte des Herrn, die er an den Propheten gerichtet hat. Wie könnte sich unser Leben ändern, wenn wir in Erinnerung behalten, dass Prüfungen uns zur Erfahrung dienen und zum Guten gereichen können? Was bedeutet es für Sie, zu wissen, dass der Erretter unter alle Dinge hinabgestiegen ist? Was bedeutet Ihrer Meinung nach die Aufforderung „Halte an deinem Weg fest“?

  • Lesen Sie die den letzten Absatz des Kapitels (Seite 406f.). Denken Sie an eine Situation, als der Heilige Geist Sie in schwierigen Zeiten getröstet hat. Gibt es eine derartige Erfahrung, über die Sie berichten können?

Einschlägige Schriftstellen: Philipper 3:8,9.; Mosia 23:21-24; Alma 7:11; 36:3

Anmerkungen

  1. Brief von Joseph Smith an Isaac Galland, 22. März 1839, Gefängnis von Liberty, Missouri, veröffentlicht in Times and Seasons, Februar 1840, Seite 52

  2. Aleander McRae, zitiert in History of the Church, 3:257; aus einem Brief von Alexander McRae an den Herausgeber der Deseret News, 9. Oktober 1854, Salt Lake City, Utah, veröffentlicht in der Deseret News, 2. November 1854, Seite 1

  3. Mercy Fielding Thompson, „Recollections of the Prophet Joseph Smith“, Juvenile Instructor, 1. Juli 1892, Seite 398

  4. Brief von Emma Smith an Joseph Smith vom 4. April 1839, Gefängnis von Liberty in Missouri; Beinecke Library, Yale University, New Haven, Connecticut; Kopie im Archiv der Kirche. Als der Prophet in diesem Brief erwähnte, mehr als fünf Monate eingesperrt gewesen zu sein, rechnete er sowohl die Zeit im Gefängnis in Independence und Richmond, Missouri, als auch die Zeit in Liberty mit ein.

  5. Sidney Rigdon wurde mit den anderen Brüdern am 1. Dezember 1838 im Gefängnis in Liberty eingekerkert. Ihm wurde jedoch am 25. Januar 1839, ungefähr zwei Monate, bevor der Prophet diesen Brief schrieb, aufgrund einer schweren Erkrankung zugestanden, das Gefängnis auf Kaution zu verlassen. Da er sich aber wegen der andauernden Drohungen fürchtete, die Sicherheit des Gefängnisses zu verlassen, blieb er noch bis zum 5. Februar dort.

  6. History of the Church, 3:289ff.; Absatzeinteilung geändert; aus einem Brief von Joseph Smith und anderen an Edward Partridge und die Kirche vom 20. März 1839 aus dem Gefängnis von Liberty in Missouri; Teile dieses Briefes wurden später als Abschnitte 121, 122 und 123 in Lehre und Bündnisse aufgenommen

  7. History of the Church, 3:291, 293; Absatzeinteilung geändert n./a.

  8. History of the Church, 3:296ff.

  9. History of the Church, 3:300f.; Absatzeinteilung geändert

  10. History of the Church, 3:328f.; aus „Extract, from the Private Journal of Joseph Smith Jr.“, Times and Seasons, November 1839, Seite 7f.