Für die Familie
8. Kursstunde: Wie man Verantwortungsvolles Verhalten Lehrt


8. Kursstunde

Wie man Verantwortungsvolles Verhalten Lehrt

„Wer zu viel für seine Kinder tut, wird bald feststellen, dass er mit seinen Kindern nichts mehr tun kann.“

Elder Neal A. Maxwell

Ziele der Lektion

In dieser Kursstunde soll erreicht werden, dass die Eltern

  • verstehen, wie sie ihren Kindern verantwortungsvolles Verhalten beibringen können

  • wissen, wie sie ihren Kindern vermitteln können, was sie von ihnen erwarten

  • verstehen, dass man Kinder Schritt für Schritt erziehen soll

  • wissen, wie man Kindern Wahlmöglichkeiten anbietet, damit sie lernen, sich verantwortungsvoll zu verhalten

Es ist wichtig, dass man richtig unterweist

Eltern haben die heilige Pflicht, ihre Kinder zu lehren, den Geboten Gottes zu gehorchen und sich an die Familienregeln sowie die Regeln der Gesellschaft zu halten.1 Der Herr hat die Eltern angewiesen, ihre Kinder zu lehren, gebeterfüllt und gehorsam zu sein sowie Glauben an Christus zu haben, von ihren Sünden umzukehren, sich taufen zu lassen und die Gabe des Heiligen Geistes zu empfangen sowie fleißig zu arbeiten (siehe LuB 68:25-32). Er hat einige Führungsbeamte in der Anfangszeit der Kirche zurechtgewiesen, weil sie ihre Kinder nicht richtig unterwiesen hatten (siehe LuB 93:42,44,47,48). Eltern sollen ihre „Kinder in Licht und Wahrheit [aufziehen]“ (LuB 93:40), denn „Licht und Wahrheit verlassen jenen Bösen“ (LuB 93:37).

Manche Eltern unterweisen ihre Kinder nicht auf die rechte Weise. Eltern neigen dazu, ihre Kinder sehr ähnlich zu erziehen, wie sie selbst erzogen worden sind. Manche Eltern lassen zu viel durchgehen, andere wiederum üben zu viel Kontrolle aus. Wieder andere sind so sehr mit anderen Angelegenheiten beschäftigt, dass sie ihre Aufgabe vernachlässigen, ihre Kinder zu unterweisen, und damit auch eine Chance nicht wahrnehmen. Manche Eltern haben irrige Ansichten zu Kindern: Einige meinen, Kinder seien von Natur aus gut und benötigten weder Anleitung noch Zurechtweisung, andere meinen, sie seien von Natur aus böse und müssten unbedingt bestraft werden. Es gibt auch Eltern, die ihren Kinder deshalb nichts beibringen, weil sie von vornherein gar keine Kinder haben wollten. Diese Kinder sind häufig gefährdet, emotional misshandelt und vernachlässigt zu werden.

Der Herr erwartet von Eltern, dass sie ihre Pflicht, zu unterweisen, ernst nehmen. Die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel haben verkündet: „Mann und Frau – Vater und Mutter – werden vor Gott darüber Rechenschaft ablegen müssen, wie sie [ihren] Verpflichtungen nachgekommen sind.“2

Wie man Kinder unterweist

Man muss Kinder schon von klein auf unterweisen. Sie kommen mit dem natürlichen Drang zu lernen auf die Welt. Die Eltern-Kind-Bindung „entsteht allmählich in den Wochen und Monaten“ nach der Geburt dadurch, dass Eltern und Kind immer wieder miteinander kommunizieren und dabei lernen, sich auf die „individuellen Eigenheiten ihres Gegenübers“ einzustellen.3 Die Beziehung zwischen Eltern und Kind schafft ein ideales Lernklima. Das Kind nimmt es in sich auf, wie seine Eltern dieses und jenes tun, indem es zuschaut und zuhört; das beginnt schon, ehe es sprechen lernt. Wenn das Kind dann sprechen kann, stellt es Fragen, um immer mehr über die Welt zu erfahren. Eltern können sich die natürliche Neugierde des Kindes zunutze machen und ihm erklären und vorleben, was es wissen muss, um das Leben erfolgreich zu meistern.

Die vielleicht entscheidendsten Jahre im Leben eines Menschen sind die, in denen er wohl am unbeschwertesten ist und am wenigsten an die Zukunft denkt, nämlich die Kindheit und Jugend. In diesen prägenden Jahren eignet sich das Kind Wertvorstellungen, Ansichten und Gewohnheiten an, die sein Verhalten lebenslang beeinflussen. Eltern haben die wunderbare Möglichkeit, ihren Kindern die richtigen Wertvorstellungen und verantwortungsvolles Verhalten so beizubringen, dass die Kinder dabei lieber mitwirken, anstatt dagegen aufzubegehren.

Anhand folgender Grundsätze können Eltern ihre Kinder besser unterweisen.

Lehren Sie durch Ihr Beispiel

Eine der größten Herausforderungen für Eltern, aber auch eine ihrer größten Chancen besteht darin, ihre Kinder so zu unterweisen, dass diese ihren Rat befolgen wollen. Präsident David O. McKay hat das Vorbild als „die beste und effektivste Art, zu lehren“4 bezeichnet.

Elder Delbert L. Stapley vom Kollegium der Zwölf Apostel hat betont, wie wertvoll es ist, durch sein Beispiel zu lehren: „Als ein weiser Mann einmal gebeten wurde, drei Hauptpunkte aufzuführen, die das Leben der größten Lehrer aller Zeiten kennzeichneten und eine Anleitung für neue Lehrer wären, sagte er: ‚Erstens: Lehren Sie durch Ihr Beispiel. Zweitens: Lehren Sie durch Ihr Beispiel. Drittens: Lehren Sie durch Ihr Beispiel.‘“5 Präsident Thomas S. Monson von der Ersten Präsidentschaft hat erläutert, dass Jesus „Vergebungsbereitschaft [lehrte], indem er vergab. Er lehrte Mitgefühl, indem er mitfühlend war. Er lehrte Hingabe, indem er sich selbst hingab. Jesus lehrte durch sein Beispiel.“6

Bischof H. David Burton, der Präsidierende Bischof der Kirche, hat deutlich gemacht, dass Eltern ihre Kinder führen können, wenn sie ein rechtschaffenes Vorbild sind: „Wir [müssen] dafür sorgen, dass unser eigenes Leben in Ordnung ist. Heuchelei hat noch nie gewirkt und sie wirkt auch heute nicht. Wir müssen unsere Führungsaufgaben in Rechtschaffenheit wahrnehmen und unsere Kinder dazu anhalten, unserem Beispiel nachzueifern. Nehmen Sie Ihre Führungsaufgaben beim Familienabend wahr. Nehmen Sie sie beim Studium in den heiligen Schriften wahr. Spenden Sie öfter einen Priestertumssegen. Gehen Sie beim persönlichen Gebet und beim Familiengebet mit gutem Beispiel voran.“7

Elder Robert D. Hales vom Kollegium der Zwölf Apostel hat beobachtet: „Das, was uns andere beispielhaft vorleben, wird zu Erinnerungen, an denen wir unser Leben ausrichten.“8 Ihre Kinder werden sich an das Beispiel, das Sie ihnen gegeben haben, viel deutlicher erinnern, als an alles andere, was Sie sonst tun oder sagen.

Übertragen Sie den Kindern Verantwortung

Viele Eltern neigen dazu, ihre Kinder zu nachsichtig zu behandeln und ihnen die Pflichten zu ersparen, die sie selbst erfüllen mussten – Erfahrungen, die dazu beitrugen, dass sie fähige Erwachsene wurden. Wenn Eltern ihren Kindern reichlich geben und viel für sie tun, aber nur wenig dafür erwarten, verlieren die Kinder die Motivation, eigenständig und verantwortungsvoll zu werden, sondern neigen stattdessen dazu, träge, selbstsüchtig und maßlos zu werden. Elder Neal A. Maxwell vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Wer zu viel für seine Kinder tut, wird bald feststellen, dass er mit seinen Kindern nichts mehr tun kann.“9

Elder Joe J. Christensen von den Siebzigern hat erklärt, dass es Kinder schwächt und ihnen wertvolle Lektionen vorenthält, wenn man sie zu sehr verwöhnt:

„Heutzutage wachsen viele Kinder mit verzerrten Wertvorstellungen auf, weil wir Eltern sie maßlos verwöhnen. Ob wir nun zu den Wohlhabenderen gehören oder – wie die meisten von uns – nur über bescheidene Mittel verfügen, wir Eltern neigen oft dazu, unseren Kindern alles geben zu wollen, was sie sich wünschen. Wir nehmen ihnen dadurch die Segnung des Wartens, des Sich-Sehnens nach etwas, was sie nicht haben. Wir müssen unseren Kindern unter anderem etwas ganz Wesentliches beibringen, nämlich, sich selbst etwas zu versagen. Sofortige Befriedigung der Wünsche macht einen Menschen schwach. Wie viele wahrhaft große Menschen kennen Sie denn, die niemals zu kämpfen hatten? …

In diesem Sinn ist es für die charakterliche Entwicklung unserer Kinder notwendig, dass sie lernen, dass die Erde sich um die Sonne und nicht um die Kinder dreht. Wir müssen unsere Kinder viel eher dazu erziehen, dass sie sich fragen: ‚Was tue ich, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?‘“10

Elder Christensen mahnte, dass Kinder lernen müssen zu arbeiten, da sie sonst schlecht auf das Leben draußen in der Welt vorbereitet sind, wenn sie einmal von zu Hause ausziehen. Er sagte: „Sogar bei den Aktivitäten in der Familie müssen wir auf Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Vergnügen achten. Einige der wertvollsten Erinnerungen aus meiner Jugend sind jene Familienaktivitäten, bei denen wir lernten, ein Dach zu decken, einen Zaun aufzustellen oder im Garten zu arbeiten. Statt viel Arbeit und kein Vergnügen, gilt heute für viele Kinder: ‚Viel Vergnügen und fast keine Arbeit.‘“11

Eltern sollen ihre Kinder lehren, mit ihnen gemeinsam zu arbeiten und damit schon anfangen, wenn die Kinder noch klein sind und ganz von selbst helfen möchten. Sie sollen den Kindern gemäß deren Fähigkeiten Routineaufgaben im Haushalt zuteilen.

Kathleen Slaugh Bahr von der Brigham-Young-Universität und ihre Mitarbeiter weisen darauf hin, dass es Familienmitglieder stärkt und dauerhafte Bindungen zwischen ihnen knüpft, wenn sie miteinander arbeiten:

„Wenn Familienmitglieder im rechten Geist Seite an Seite arbeiten, erwächst aus diesem gemeinsamen täglichen Erleben eine Basis, nämlich füreinander zu sorgen und einander verpflichtet zu sein. Ganz gewöhnliche Aufgaben, wie eine Mahlzeit zubereiten oder Wäsche waschen, enthalten enormes Potenzial, uns an die zu binden, für die wir etwas tun, und an die, mit denen wir etwas tun. …

Jede Aufgabe, die geleistet wird, stellt eine erneute Einladung an alle dar, sich in den Kreis der Familie einzureihen. Die gewöhnlichsten Arbeiten im Haushalt können zu täglichen Ritualen der familiären Liebe und Zusammengehörigkeit werden.“12

Eltern sollen ihren Kindern auch beibringen, etwas für andere zu tun. Elder Derek A. Cuthbert von den Siebzigern hat gesagt: „Weise Eltern geben ihren Kindern zu Hause schon früh Gelegenheit zum Dienen.“13 Wo es möglich ist, sollen Eltern mit ihren Kindern gemeinsam arbeiten und anderen Gutes tun und sich bemühen, dies so zu gestalten, dass es auch Freude macht.

Wenn Kinder mehr und mehr Aufgaben übernehmen, sollen die Eltern sie trösten, wenn sie sich einmal erfolglos bemühen, und sie dann auch ermutigen, es erneut zu versuchen. Präsident Thomas S. Monson hat gesagt: „Unsere Aufgabe ist es, uns von der Mittelmäßigkeit zur Kompetenz, vom Versagen zur Leistung aufzuschwingen, unser Bestes zu geben. Gottes größte Gabe für uns ist die Freude, wenn man es nochmal versucht, denn ein Versagen braucht niemals etwas Endgültiges zu sein.“14

Machen Sie deutlich, was Sie erwarten

Manchmal gehen Eltern davon aus, ihre Kinder wüssten genau, was von ihnen erwartet wird, und sind dann enttäuscht, wenn diese unausgesprochenen Erwartungen nicht erfüllt werden.

Einige Eltern scheuen davor zurück, ihre Kinder zu bitten, Aufgaben im Haushalt zu erledigen oder sich anders zu verhalten, weil sie befürchten, diese könnten Nein sagen oder ihnen die Bitte übelnehmen oder sie deshalb ablehnen. Wenn Eltern Erwartungen nicht klarstellen, kann sich eine Mauer aus Frustration und Groll aufbauen, die eine emotionale Distanz zwischen ihnen und dem Kind schafft. Werden Erwartungen dagegen klar zum Ausdruck gebracht, räumt das Unsicherheiten und enttäuschte Gefühle aus, und das festigt die Eltern-Kind-Beziehung.

Sprechen Sie mit den Eltern folgende Richtlinien dafür durch, wie sie ihre Erwartungen deutlich machen können:

  • Machen Sie sich selbst klar, was Sie wollen. Vergewissern Sie sich, dass Ihre Erwartungen vernünftig sind. Beraten Sie sich vorher unter vier Augen mit Ihrem Ehepartner und einigen Sie sich darauf, was Sie erwarten, wie Sie darum bitten wollen und welche Konsequenzen es haben soll, falls das Kind sich weigert. Wenn das Kind ohnehin schon unwillig ist oder gerade ein Problem hat, sollten Sie möglichst beide dabei sein, wenn Sie etwas von ihm verlangen wollen.

  • Wählen Sie einen günstigen Zeitpunkt aus, um Ihr Anliegen anzusprechen. Besprechen Sie Ihr Anliegen, wenn das Kind emotional und körperlich dazu bereit ist, und nicht, wenn es gestresst, wütend oder gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. Häufig bietet sich der Familienrat oder der Familienabend dafür an.

  • Äußern Sie sich positiv und konkret. Formulieren Sie nicht negativ oder zu allgemein („Dieses Zimmer ist ja ein völliges Chaos! Räum es bitte auf.“), sondern positiv und konkret: „Cindy, wenn du den Geschirrspüler einräumst, dann möchte ich, dass du bitte jedes Geschirr- und Besteckteil vorher abspülst. So wird nämlich das Geschirr sauberer und der Geschirrspüler hält länger.“

  • Zeigen Sie, was Sie meinen. Demonstrieren Sie dem Kind, was Sie meinen, ohne dabei die Arbeit selbst zu erledigen. Beispielweise können Sie das Kind dabei anleiten, wie man die Teile richtig abspült und sie in den Geschirrspüler stellt und hinterher die Arbeitsfläche abwischt.

  • Geben Sie häufig positive Rückmeldung. Wenn die Arbeit erledigt ist, können Sie zum Beispiel sagen: „Sehr gut. Genauso macht man das.“ Sagen Sie dem Kind auch, inwiefern Sie und andere von seinem Verhalten profitieren: „Ich fühle mich wohl, wenn ich sehe, dass das Geschirr richtig gespült wurde. Unser Zuhause strahlt mehr Frieden aus, wenn es sauber und ordentlich ist.“

Vermitteln Sie verantwortungsvolles Verhalten Schritt für Schritt

Für die geistige Entwicklung seiner Kinder hat der Herr geboten, dass zuerst Grundlegendes – Milch – gelehrt werden soll, um sie auf mehr Licht und Erkenntnis – Fleisch – vorzubereiten (siehe LuB 19:22). Ähnlich muss man Kindern beibringen, einfache Handlungen vorzunehmen, die sie dem Verhalten ein Stück näherbringen, das man von ihnen erwarten wird, wenn sie erwachsen sind. Möglicherweise müssen sie einiges schrittweise lernen, beispielsweise andere achten, gute Manieren, ein Zimmer aufräumen oder putzen oder im Garten arbeiten.

Verhaltensweisen kann man in einfache, erreichbare Aufgaben zerlegen, je nach dem Alter und den Fähigkeiten des Kindes. So kann man einem Kind beispielsweise zuerst beibringen, Spielsachen aufzuheben, und später, ein ganzes Zimmer aufzuräumen. Mit Geduld und Einfallsreichtum können Eltern ihre Kinder dahin führen, kooperativ, hilfsbereit und verantwortungsvoll zu werden, und dadurch viele Probleme in deren Entwicklung verhindern.

Celine

Celine, eine lebhafte Vierjährige, ging sehr gern mit ihrer Mutter einkaufen. Sie war ständig dabei, Artikel aus den Regalen zu zerren, und wollte alles anfassen und in die Hand nehmen. Wenn ihre Mutter ihr Grenzen setzte, bekam sie einen Trotzanfall. Die Mutter wollte, dass Celine sich vernünftig benahm und schimpfte deshalb mit ihr und drohte ihr, aber an Celines Verhalten änderte das kaum etwas.

Nachdem die Mutter sich mit einer erfahreneren Freundin beraten hatte, unternahm sie einen neuen Anlauf, indem sie Celine schrittweise etwas beibrachte. Als Erstes erklärte sie dem Kind freundlich und liebevoll, wo das Problem lag: „Celine, ich möchte dich ja gern zum Einkaufen mitnehmen, aber ich bin verärgert, wenn du einfach etwas aus dem Regal nimmst. Und dann fängst du an zu schreien, wenn ich es wieder hineinräume.“ Als Nächstes machte sie deutlich, was sie erwartete: „Du kannst mit mir einkaufen gehen, wenn du mir hilfst. Wenn du aber einfach etwas nimmst oder Theater machst, muss ich dich nach Hause bringen und du kannst beim nächsten Mal nicht mitkommen. Du darfst nichts nehmen, außer ich bitte dich, es für mich zu tun. Ich möchte sicher sein, dass du das auch verstehst. Sag mir also bitte noch einmal, was ich gerade gesagt habe.“ Als Celine das, was ihre Mutter erwartete, korrekt wiedergab, bat diese: „Und jetzt sag mir bitte, was passiert, wenn du ungebeten etwas nimmst oder Theater machst.“ Sobald Celine verstand, was von ihr erwartet wurde, und was es für Folgen hätte, wenn sie sich nicht daran hielt, und damit auch einverstanden war, durfte sie wieder mit zum Einkaufen.

In der nächsten Lernphase nahm die Mutter Celine zu kurzen Einkäufen mit, bei denen sie nur ein oder zwei Artikel kaufte. Da die Mutter erkannt hatte, dass Celine gern helfen wollte, und sie dies in positive Bahnen lenken wollte, erlaubte sie der Kleinen, ein Lebensmittel auszusuchen und in die Hand zu nehmen. Wenn Celine etwas richtig machte, wurde sie gelobt. Als das Mädchen gelernt hatte, sich bei kurzen Einkäufen richtig zu verhalten, wurde es auch zu ausgiebigeren mitgenommen. Die Mutter ermöglichte Celine, sich nützlich zu machen: Sie durfte beispielsweise zwischen zwei in Frage kommenden Sorten Frühstücksflocken auswählen, den schönsten Apfel aussuchen oder die Geldbörse ihrer Mutter halten, während diese etwas in den Einkaufswagen legte. Wenn Celine half, lobte die Mutter sie ausgiebig dafür.

Eines Tages bekam Celine wieder einmal einen Trotzanfall. Die Mutter brachte sie so schnell wie möglich nach Hause. Ruhig und ohne jeden Groll sagte sie: „Schade, dass du beschlossen hast, dich heute im Geschäft nicht gut zu benehmen. Das nächste Mal, wenn ich einkaufen gehe, wirst du mit einem Babysitter zu Hause bleiben. Wenn du bereit bist, dich wieder an die Regeln für unsere Einkäufe zu halten, versuchen wir es nochmal, ja?“ Innerhalb weniger Wochen war Celine so weit, dass sie sich in der Öffentlichkeit immer gut benahm.

Bieten Sie mehrere Möglichkeiten an

Kinder wollen ebenso wenig herumkommandiert werden wie Erwachsene. Weist man ein Kind an: „Räum sofort dein Zimmer auf!“, löst man damit normalerweise Widerstand aus, zum Beispiel die Antwort: „Das mach ich später.“ Kinder gehorchen weitaus bereitwilliger, wenn sie zwischen zwei Alternativen wählen können, die beide in Ordnung wären: „Ich möchte bitte, dass du deine Kleidung aufräumst, bevor du heute Nachmittag zum Spielen rausgehst. Möchtest du sie lieber jetzt wegräumen, ehe der Bus kommt, oder sobald du aus der Schule kommst?“ Die Auswahl ist zwar begrenzt, aber das Kind kann sich entscheiden und dadurch Verantwortung übernehmen.

Wenn Eltern ihren Kindern die Wahl überlassen, müssen sie darauf achten, dass die Alternativen, die sie anbieten, für sie selbst akzeptabel sind. Sagt ein Vater beispielsweise zu einem Jugendlichen: „Entweder du mähst jetzt den Rasen, oder du bekommst morgen Abend das Auto nicht“, dann kann es passieren, dass der Teenager beschließt, auf das Auto zu verzichten und mit seinen Freunden mitzufahren. Der Jugendliche bekommt seinen Willen, und der Rasen bleibt ungemäht, was für den Vater natürlich keine akzeptable Lösung ist. Besser wäre es, zu sagen: „Du kannst dir aussuchen, ob du heute noch den Rasen mähst oder für mich die Garage aufräumst, damit ich Zeit zum Rasenmähen habe.“ Hierbei sind beide Alternativen für den Vater in Ordnung, und der Sohn kann sich entscheiden.

Eine Wahlmöglichkeit darf keine Strafe darstellen: „Entweder du mähst den Rasen jetzt, oder du bekommst einen Monat Stubenarrest.“ Derartige Äußerungen („Du musst tun, was ich sage, oder ich bestrafe dich!“) bieten keine echte Alternative und lösen nur Groll aus.

Nachstehend sind einige Auswahlmöglichkeiten für verschiedene Situationen aufgeführt.

  • Ein Elfjähriger bleibt in letzter Zeit abends lange auf. Morgens fällt ihm das Aufstehen schwer, und er möchte von seiner Mutter zur Schule gefahren werden. Die Mutter könnte sagen: „Du kannst rechtzeitig aufstehen, sodass du den Bus noch erwischst, oder du kannst zur Schule laufen.“ (Diese Alternative sollte nur dann angeboten werden, wenn es machbar und sicher ist, zu Fuß zur Schule zu gehen.)

  • Ein Achtjähriger schiebt das Geschirrspülen vor sich her. Die Mutter/der Vater könnte sagen: „Du kannst das Geschirr entweder jetzt spülen oder heute Abend, wenn wir alle fernsehen.“

  • Ein Teenager stellt seine Musik zu laut. Die Eltern könnten sagen: „Du kannst deine CDs entweder bei geschlossener Tür in deinem Zimmer hören oder aber Kopfhörer benutzen. Ich kann mich nicht unterhalten, weil deine Musik so laut ist.“

Kinder sind nicht immer begeistert von Veränderungen, die erfordern, dass sie Verantwortung übernehmen. Seien Sie darauf gefasst, Sätze zu hören wie: „Das ist nicht fair!“ oder „Warum denn das?“ „Andere Eltern verlangen von ihren Kindern so etwas nicht!“ oder „Meine Gefühle sind dir doch völlig egal, sonst würdest du sowas nicht von mir erwarten!“ Eltern dürfen sich von solchen Kommentaren nicht manipulieren lassen, sondern müssen konsequent auf den Alternativen bestehen, die sie angeboten haben. Das folgende Beispiel ist vielleicht hilfreich.

Markus

Markus saß vor seinem Computer so wie jeden Abend. In letzter Zeit nahm er das wichtiger als seine Aufgaben im Haushalt. Bei einem Familienrat vor ein paar Monaten war er wie alle anderen dafür gewesen, dass die Hausarbeiten vorgehen, aber erneut missachtete er diese Regel. Sein Vater stellte ihn vor folgende Wahl:

Vater:

Markus, wenn deine Arbeiten im Haushalt erledigt sind, erlaube ich dir, den Computer heute Abend zu benutzen. Oder wenn du deine Aufgaben morgen erledigen möchtest, dann kannst du morgen Abend, wenn du damit fertig bist, an den PC.

Markus:

Ich erledige die Arbeiten, wenn ich am PC fertig bin. Ich hab jetzt keine Zeit.

Vater:

Das mag ja sein, Markus, aber an den PC darfst du erst, wenn deine Aufgaben erledigt sind.

Markus:

Ich muss jetzt ins Internet, einer meiner Freunde wartet auf ’ne Mail von mir.

Vater:

Das glaub ich dir aufs Wort. Umso mehr solltest du daran denken, deine Aufgaben gleich zu erledigen, wenn du aus der Schule kommst. Es freut mich nicht, wenn du frustriert oder wütend bist, aber die Arbeit muss getan werden. Du weißt ja noch, dass wir im Familienrat über diese Regel gesprochen haben, und du warst einverstanden, dich daran zu halten. Du kannst gerne wieder an den PC, sobald die Arbeit erledigt ist.

Markus:

Das ist nicht fair. Ich hab dir doch gesagt, dass ich die Arbeit hinterher erledige. Jetzt habe ich was anderes zu tun!

Vater:

Das mag ja sein, aber du darfst an den PC, nachdem die Arbeiten erledigt sind.

Die Eltern müssen die Alternativen unter Umständen wiederholt nennen und dürfen dabei nicht wütend werden. Das Kind ist es dann möglicherweise bald leid, immer wieder dasselbe zu hören, und tut, was von ihm verlangt wird, wenn es erkennt, dass seine Eltern es ernst meinen.

Wenn Eltern Möglichkeiten zur Auswahl anbieten, sollen sie sich nicht verteidigen oder auf Debatten einlassen. Falls das Kind versucht zu diskutieren, können sie seine Kommentare mit knappen Worten entgegennehmen (beispielsweise „Das mag sein“) und dann erneut die Alternativen nennen. Das alles läuft reibungsloser ab, wenn man schon vorher Regeln vereinbart hat.

Weigert sich ein Kind zu gehorchen, wenn ihm Alternativen angeboten werden, sollen die Eltern ihm eine Konsequenz auferlegen (siehe 9. Kursstunde), die in logischem Zusammenhang mit seinem Fehlverhalten steht. Richtig eingesetzt sind Konsequenzen sinnvoll und helfen Kindern, sich verantwortlich zu verhalten. Ist die Konsequenz allerdings unverhältnismäßig oder ohne Bezug zum Auslöser, kann sie unsinnig, willkürlich oder maßlos übertrieben wirken und beim Kind Wut, Groll und Rebellion auslösen.

Unternehmen Sie etwas mit der Familie

Die Bemühungen von Eltern, ihren Kindern etwas beizubringen, werden verstärkt, wenn sie gemeinsam mit ihnen etwas unternehmen. Kinder, die mit ihren Eltern gemeinsam arbeiten und spielen, neigen eher dazu, zu verinnerlichen, was diese sie lehren und ihnen vorleben. Die Eltern sollen Aktivitäten planen, die allen etwas nützen und Freude bereiten. Sowohl Arbeit als auch Spiel kann befriedigend sein, wenn Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern pflegen.

Es ist wichtig, verantwortungsvolles Verhalten zu lehren

Präsident James E. Faust von der Ersten Präsidentschaft hat betont, wie wichtig es ist, Kindern beizubringen, sich verantwortungsvoll zu verhalten: „Wenn die Eltern es versäumen, ihren Kindern Disziplin und Gehorsam beizubringen, dann tut das möglicherweise die Gesellschaft auf eine Art und Weise, die weder den Eltern noch den Kindern gefällt. … Ohne Disziplin und Gehorsam … in der Familie … geht die Eintracht innerhalb der Familie verloren.“15 In die Familie zieht mehr Frieden und Glück ein, wenn die Eltern ihren Kindern liebevoll beibringen, Gottes Geboten zu gehorchen sowie sich an die Regeln in der Familie und der Gesellschaft zu halten.

Anmerkungen

  1. Siehe „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  2. „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Liahona, Oktober 2004, Seite 49

  3. Martha Farrell Erickson und Karen Kurz-Riemer, Infants, Toddlers, and Families: A Framework for Support and Intervention, New York, The Guilford Press, 1999, Seite 55

  4. Frühjahrs-Generalkonferenz 1959

  5. Frühjahrs-Generalkonferenz 1969; oder Improvement Era, Juni 1969, Seite 69

  6. Der Stern, März 1999, Seite 5

  7. Liahona, Juli 2000, Seite 48

  8. Der Stern, Januar 1994, Seite 8

  9. Ensign, Mai 1975, Seite 101

  10. Der Stern, Juli 1999, Seite 10

  11. Der Stern, Juli 1999, Seite 10

  12. Siehe Kathleen Slaugh Bahr und andere, „The Meaning and Blessings of Family Work“, Strengthening Our Families: An In-Depth Look at the Proclamation on the Family, Hg. David C. Dollahite, Salt Lake City, Bookcraft, 2000, Seite 178

  13. Der Stern, Juli 1990, Seite 9

  14. Der Stern, Juli 1987, Seite 61

  15. Liahona, Juni 2003, Seite 4f.