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Die Kirche heute


Elftes Kapitel

Die Kirche heute

Präsident Ezra Taft Benson

Nach dem Tod von Spencer W. Kimball wurde Ezra Taft Benson Präsident der Kirche. Zu Beginn seiner Amtszeit betonte er, wie wichtig es ist, das Buch Mormon zu lesen und zu studieren. Er bezeugte, das „das Buch Mormon die Menschen zu Christus bringt“, und er wiederholte die Aussage Joseph Smiths, daß das Buch der „Grundpfeiler unserer Religion ist, und wenn man sich an dessen Weisungen hielte, würde man dadurch näher zu Gott kommen als durch jedes andere Buch“.1

Auf der Generalkonferenz im April 1986 verkündete Präsident Benson: „Der Herr inspirierte seinen Knecht Lorenzo Snow, den Grundsatz des Zehnten zu betonen, damit die Kirche von finanzieller Knechtschaft befreit werde. … In unserer Zeit hat der Herr offenbart, daß wir das Buch Mormon betonen müssen. … Ich verheiße Ihnen, daß Gott über jedes Kind Zion und die Kirche ungeahnten Segen ausgießen wird, wenn wir uns täglich an den Belehrungen des Buches Mormon erquicken und die Weisungen befolgen.“2 Millionen in aller Welt haben die Aufforderung angenommen und die verheißenen Segnungen empfangen.

Ein weiteres großes Thema war, daß es wichtig ist, den Stolz zu meiden. Auf der Generalkonferenz im April 1989 rief er die Mitglieder der Kirche auf: „Wir müssen das Gefäß von innen reinigen, indem wir den Stolz überwinden.“ Er sprach mahnend darüber, daß dies der Grund für die Vernichtung der Nephiten war. Er sagte: „Das Gegenmittel gegen den Stolz ist die Demut – Sanftmut, Unterordnung.“3

Als Mitglied des Kollegiums der Zwölf hatte Ezra Taft Benson eine ungewöhnliche Gelegenheit, beispielhaft nach dem Evangelium zu leben. 1952 nahm er die Berufung an, unter Dwight D. Eisenhower, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Landwirtschaftsminister zu werden. Präsident David O. McKay bestärkte ihn darin. Es war das einzige Mal in der Geschichte der Kirche, daß ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf als Minister im Kabinett eines amerikanischen Präsidenten diente. In den acht Jahren, die er dem Kabinett angehörte, erwarb er sich im In- und Ausland Respekt wegen seiner Integrität und seiner fachlichen Qualitäten in der Formulierung und Durchsetzung der landwirtschaftlichen Richtlinien der US-Regierung. Er hatte Kontakt zu den Führern vieler Länder und öffnete in allen Teilen der Welt Vertretern der Kirche die Tür.

Unter der Führung von Präsident Benson machte die Kirche überall auf der Welt wichtige Fortschritte. Am 28. August 1987 weihte er den Frankfurt-Tempel. Darüber freute er sich besonders, denn als er von 1964 bis 1965 als Präsident der europäischen Mission gedient hatte, hatte er seinen Sitz in Frankfurt gehabt.

Am 29. Juni 1985 wurde der Freiberg-Tempel in der DDR geweiht. Dieser Weihung waren viele Wunder vorausgegangen, die den Bau des Tempels überhaupt erst möglich gemacht hatten. Bei seinem ersten Besuch in der DDR im Jahr 1968 hatte Elder Monson vom Kollegium der Zwölf den Heiligen verheißen: „Wenn Sie den Geboten Gottes treu bleiben, werden Sie alle Segnungen haben können, die die Mitglieder der Kirche in anderen Ländern haben.“ 1975, als er beauftragt war, die DDR erneut zu besuchen, wurde Elder Monson durch den Geist dazu bewegt, das Land dem Herrn zu weihen. Er sagte: „Vater, dies soll der Beginn eines neuen Tages für die Mitglieder deiner Kirche in diesem Land sein.“ Er bat darum, daß der Herzenswunsch der Heiligen, die „Segnungen des Tempels zu empfangen“, in Erfüllung gehen möge. Die inspirierte Verheißung und das prophetische Weihungsgebet Elder Monsons wurden erfüllt.4

Am letzten Märztag 1989 wurde es den Missionaren der Heiligen der Letzten Tage gestattet, in die Deutsche Demokratische Republik einzureisen. Am 9. November 1989 wurden der Glauben und die Gebete vieler Heiliger erhört, als die Mauern zwischen Ost- und Westeuropa zu fallen begannen. Die Zahl der Bekehrtentaufen nahm zu, und viele neue Gemeindehäuser wurden errichtet. Ein Mann hörte am 1. Mai 1990 zum ersten Mal von der Kirche, als er am Tag der offenen Tür das neuerrichtete Gemeindehaus in Dresden besuchte. Weniger als eine Woche verging bis zu seiner Taufe; er hatte sich die Missionarslektionen angehört, das Buch Mormon zweimal ganz durchgelesen und ein starkes Zeugnis vom Evangelium erhalten.5

Am 24. Juni 1991, anläßlich eines Banketts, das nach dem Konzert des Tabernakelchores in Moskau gegeben wurde, gab der Vizepräsident der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik bekannt, daß die Kirche in seinem Land offiziell anerkannt war. Nun konnte die Kirche in dieser großen Republik Gemeinden gründen. In den neunziger Jahren wurden eine Reihe früherer Sowjetrepubliken sowie Länder in Mittel- und Osteuropa für die Verkündigung des Evangeliums geweiht. Dazu gehörten Albanien, Armenien, Weißrußland, Bulgarien, Estland, Ungarn, Littauen, Lettland, Rumänien, Rußland und die Ukraine. In jedem dieser Länder werden Kirchengebäude gebaut oder gemietet, und viele Menschen empfangen ein Zeugnis vom Evangelium. Elder Russell M. Nelson betete bei der Weihung des ersten Gemeindehauses der Kirche in Polen seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, das Haus möge „eine friedliche Zuflucht für geplagte Seelen und eine Stätte der Hoffnung für diejenigen sein, die nach Rechtschaffenheit hungern und dürsten“.6 Dieser Segen erfüllt sich für die Heiligen in vielen Ländern, die durch das Evangelium Frieden und Freude gefunden haben.

Durch den enormen Anstieg der Mitgliederzahl und weil Präsident Benson solchen Nachdruck auf die Missionsarbeit legte, dienten am Ende seiner Amtszeit in den 295 Missionen der Kirche fast 48000 Missionare.

Während seiner Amtszeit begann das Wohlfahrtsprogramm der Kirche damit, den Mitgliedern anderer Glaubensgemeinschaften in aller Welt vermehrt humanitäre Hilfe anzubieten. Diese Hilfe wird gegeben, um Leid und Not zu mindern und langfristig Selbständigkeit zu ermöglichen. Große Mengen an Nahrungsmitteln, Kleidung, medizinischen Geräten, Decken, Geld und sonstigem werden an die Bedürftigen verteilt. Durch langfristige Projekte werden Gesundheitsvorsorge, Lese- und Schreibunterricht und andere Dienste zur Verfügung gestellt. Dieser Dienst am Nächsten kommt heute Tausenden von Menschen in vielen Ländern der Erde zugute.

Präsident Benson litt unter den Gebrechen des Alters und unter dem Tod seiner geliebten Frau, Flora, bis er am 30. Mai 1994 mit 94 Jahren starb. Er hatte seine Mission als Prophet des Herrn treu erfüllt. Im Amt des Präsidenten der Kirche folgte ihm Howard W. Hunter, der bis dahin als Präsident des Kollegiums der Zwölf gedient hatte.

Präsident Howard W. Hunter

In seiner ersten Pressekonferenz am 6. Juni 1994 legte Präsident Howard W. Hunter einige der wichtigen Themen seiner Amtszeit fest. Er sagte: „Ich fordere alle Mitglieder der Kirche auf, noch größere Aufmerksamkeit auf das Leben und Beispiel des Herrn Jesus Christus zu richten, vor allem auf die Liebe und Hoffnung und auf die Anteilnahme, die er an den Tag gelegt hat.

Ich bete, daß wir einander mit mehr Güte, mehr Höflichkeit, mehr Demut, Geduld und Vergebungsbereitschaft begegnen.“

Er forderte die Mitglieder der Kirche auch auf, „den Tempel des Herrn als das große Symbol ihrer Mitgliedschaft und als den Ort ihrer heiligsten Bündnisse zu ehren. Und aus tiefstem Herzen wünsche ich, daß jedes Mitglied der Kirche würdig wäre, in den Tempel zu gehen.“7 Tausende Mitglieder haben diese Botschaft befolgt und sind mit einer tieferen geistigen Gesinnung gesegnet worden.

Präsident Hunter verfügte über einen starken Intellekt, der für die Kirche sehr wertvoll war. Ende der siebziger Jahre erhielt er eine Aufgabe, die ihn völlig forderte. Er spielte bei den Verhandlungen über den Kauf des Grundstücks für eins der wichtigsten Gebäude der Kirche im Heiligen Land und bei der Beaufsichtigung des Baus dieses Gebäudes – des Jerusalem-Zentrums für Nah-Ost-Studien der Brigham Young University, eine wichtige Rolle. Das Zentrum liegt auf dem Berg Scopus, der zum Ölberg gehört. In dem Zentrum sind die Wohnungen und Studienräume der Studenten untergebracht, die sich hier mit diesem auserwählten Land, seinen Bewohnern (Juden und Arabern) und den Orten, an denen Jesus und die alten Propheten gewandelt sind, befassen. Das Zentrum ist denen, die hier studieren, ein Segen, und seine Schönheit begeistert viele, die es besuchen.

Präsident Hunter hat auch bei der Entwicklung des Polynesischen Kulturzentrums, das der Brigham Young University – Hawaii in Laie auf Hawaii angeschlossen ist, eine wichtige Rolle gespielt. Er war der Vorsitzende des Gründungsausschusses für diese 40 Morgen große Touristenattraktion, die der Kirche gehört und von ihr betrieben wird. Der Zweck des Zentrums ist es, die polynesische Kultur zu bewahren und den Studenten einen Arbeitsplatz zu bieten. Das Zentrum wurde 1963 errichtet und ist heute eine Hauptattraktion, die jedes Jahr von fast einer Million Menschen besucht wird, die sich an der Musik, dem Tanz, der Kunst und dem Handwerk der polynesischen Inseln erfreuen.

Bevor Elder Hunter Präsident der Kirche wurde, diente er acht Jahre als Präsident der Genealogischen Gesellschaft von Utah, des Vorläufers des heutigen Family History Department. Unter seiner Leitung veranstaltete die Gesellschaft 1969 die erste Weltkonferenz über Aufzeichnungen (World Conference on Records), die, wie er sagte, „der Kirche viele Sympathien eingebracht und in der ganzen Welt Türen für unsere Arbeit geöffnet hat“.8 Er lernte alle Menschen lieben, die Lebenden und die Toten, und er sprach oft darüber, daß wir alle Teil einer großen Familie sind. Man kannte ihn als einen Menschen, der christliche Liebe besaß.

Präsident Hunter hat im seinem Leben viel Unglück erfahren. Gläubig und stark ertrug er schwere und schmerzhafte Erkrankungen, die langwierige Erkrankung seiner ersten Frau, die sie hinfällig machte und an der sie starb, sowie andere Schwierigkeiten. Trotz dieser Hindernisse diente er dem Herrn aktiv, reiste viel und arbeitete schwer, um die Angelegenheiten der Kirche wahrzunehmen. Er lebte beispielhaft nach seiner Aussage: „Falls Ihnen Kinder, die vom Weg abweichen, Schwierigkeiten bereiten, falls Sie finanzielle Rückschläge erleiden und seelischer Streß Ihre Familie und Ihr Glücklichsein bedroht, falls Sie sich damit abfinden müssen, Ihr Leben, Ihre Gliedmaßen oder Ihre Gesundheit zu verlieren, dann möge in Ihrer Seele Friede sein. Es wird keine Versuchung über uns kommen, die uns überfordert. Unsere Umwege und Enttäuschungen sind der enge und schmale Pfad zu ihm.“9

Präsident Hunter präsidierte am 11. Dezember 1994 in Mexico City, als dort der zweitausendste Pfahl gegründet wurde, was ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Kirche war. Zu den Versammelten sagte er: „Der Herr hat durch seine Diener dieses Wunder bewirkt. Dieses Werk wird weiter stark und lebendig voranschreiten. Die Verheißungen, die Vater Lehi und seinen Kindern bezüglich ihrer Nachkommen gegeben wurden, gehen in Mexiko in Erfüllung.“10 Während Präsident Hunter Generalautorität war, erfuhr die Kirche in Lateinamerika ein enormes Wachstum. Als er Präsident der Kirche wurde, gab es allein in Mexiko, Brasilien und Chile über 1,5 Millionen Heilige der Letzten Tage, mehr als damals in Utah lebten.

Präsident Hunter diente zwar nur neun Monate als Präsident der Kirche, aber er hatte großen Einfluß auf die Mitglieder. Sie erinnern sich an sein Mitgefühl, seine Langmut und sein vorbildliches christliches Leben.

Präsident Gordon B. Hinckley

Als Gordon B. Hinckley nach dem Tod von Präsident Hunter Präsident der Kirche wurde, fragte man ihn, was der Leitgedanke seiner Präsidentschaft sein werde. Er antwortete: „Weitermachen. Jawohl. Unser Motto wird lauten, wir machen weiter in dem großen Werk, das unsere Vorgänger, die bewundernswert, glaubenstreu und hervorragend dienten, auf den Weg gebracht haben. Die Bedeutung der Familie stärken, ja. Die Erziehung fördern, ja. Toleranz und Nachsicht unter unseren Mitgliedern auf der ganzen Welt fördern, ja. Und die Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi.“11

Die reichen Erfahrungen, die er in Führungspositionen der Kirche gesammelt hatte, haben ihn gut auf die Präsidentschaft vorbereitet. 1961 wurde er als Mitglied des Kollegiums der Zwölf bestätigt. Seit 1981 diente er unter drei Präsidenten der Kirche als Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft – unter Spencer W. Kimball, Ezra Taft Benson und Howard W. Hunter. In diesen Jahren trug er, wenn die Präsidenten der Kirche aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr tatkräftig mitwirken konnten, große Verantwortung.

Als der junge Gordon B. Hinckley in England eine Mission erfüllte, erhielt er einen Rat, der ihm in den Jahren, in denen er von seinen Aufgaben sehr gefordert wurde, sehr geholfen hat. Entmutigt schrieb er seinem Vater einen Brief: „Ich verschwende meine Zeit und Dein Geld. Ich sehe keinen Sinn darin hierzubleiben.“ Einige Zeit später erhielt er einen kurzen Brief seines Vaters: „Lieber Gordon, ich habe Deinen Brief erhalten. Ich kann Dir nur eins raten: Vergiß Dich selbst, und mach Dich an die Arbeit. In Liebe, Dein Vater.“

Präsident Hinckley meinte dazu: „Ich dachte über seine Antwort nach, und dann lasen wir am nächsten Morgen beim Schriftstudium diese bedeutende Aussage des Herrn: ‚Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.‘ (Markus 8:35.) Ich war gerührt. Diese Aussage, diese Verheißung und der Brief meines Vaters bewegten mich, nach oben zu gehen. … Ich kniete nieder und gelobte dem Herrn, ich würde mich bemühen, mich selbst zu vergessen und an die Arbeit zu gehen. Dieser Tag war für mich der entscheidende Tag meines Lebens. Alles Gute, das seitdem mit mir geschehen ist, kann ich auf die Entscheidung zurückführen, die ich damals getroffen habe.“12

Man kennt Präsident Hinckley als jemanden mit einem unbezwingbaren Optimismus, der erfüllt ist von starkem Glauben an Gott und an die Zukunft. „‚Es wird sich schon richten‘ ist wohl der Zuspruch, den Präsident Hinckley seiner Familie, seinen Freunden und Mitarbeiter am häufigsten sagt. ‚Versuch es weiter‘, sagt er dann‚ ‚glaub daran. Sei glücklich. Laß dich nicht entmutigen. Es wird sich schon richten.‘“13

Ein Reporter bat ihn, die größte Herausforderung der Kirche zu nennen. Er antwortete: „Unsere schwerste Herausforderung und gleichzeitig die wunderbarste Herausforderung kommt durch das Wachstum.“ Er erläuterte, daß durch das zunehmende Wachstum mehr Gebäude gebraucht werden, darunter auch Tempel: „Im Tempelbau haben wir jetzt die größte Epoche in der Geschichte der Kirche. Nie zuvor wurde der Bau von Tempeln so schnell vorangetrieben wie jetzt. Wir haben 47 Tempel in Betrieb. Wir haben 13 Tempel in verschiedenen Bauphasen, einige davon gibt es erst auf dem Zeichenbrett. Wir werden auch weiterhin Tempel bauen.“14 Das rasche Wachstum der Kirche hat es außerdem notwendig gemacht, das Buch Mormon in viele Sprachen zu übersetzen.

Präsident Hinckley hat selbst seine Erfahrungen mit dem enormen Wachstum der Kirche gemacht. Auf einer Konferenz in Osaka blickte er 1967 auf die Versammelten, darunter viele junge Menschen, und sagte: „In euch sehe ich die Zukunft der Kirche in Japan. Und ich sehe eine große Zukunft. Wir haben bisher nur an der Oberfläche gekratzt. Aber ich habe das Gefühl, ich muß etwas sagen, was ich schon seit langem empfinde, nämlich daß der Tag nicht weit ernfernt ist, an dem es in diesem wundervollen Land Zionspfähle geben wird.“15 Innerhalb einer Generation gab es in Japan 100000 Heilige der Letzten Tage, viele Pfähle, Missionen und Distrikte, und einen Tempel.

Präsident Hinckley ist außerdem sehr am Wachstum der Kirche auf den Philippinen interessiert. Dort wurde 1973 in Manila der erste Pfahl gegründet. Zwei Jahrzehnte später, zu der Zeit, als er Präsident der Kirche wurde, empfingen mehr als 300000 philippinische Mitglieder die Segnungen des Evangeliums, und sie hatten in ihrem Land einen Tempel. Präsident Hinckley ist auch sehr um das Wachstum der Kirche in anderen Teilen Asiens, darunter Korea, China und Südostasien, besorgt.

Das Erlebnis einer Generalautorität, die beauftragt war, in einem Pfahl auf den Philippinen einen neuen Pfahlpräsidenten zu berufen, verdeutlicht die geistige Gesinnung vieler Mitglieder in Asien. Nachdem der Kirchenführer eine Reihe von Priestertumsträgern interviewt hatte, hatte er das Gefühl, er solle einen Mann Mitte zwanzig als Pfahlpräsidenten berufen. Er bat den jungen Mann, in einen Nebenraum zu gehen und sich die Zeit zu nehmen, seine Ratgeber auszuwählen. Der Bruder kam nach 30 Sekunden zurück. Der Kirchenführer glaubte, der Mann habe ihn mißverstanden, aber der neue Pfahlpräsident sagte: „Nein. Ich habe schon vor einem Monat durch den Geist des Herrn gewußt, daß ich der Pfahlpräsident sein werde. Ich habe mir meine Ratgeber schon ausgesucht.“

Es paßt zu Präsident Hinckley, der soviel dazu beigetragen hat, daß die Kirche in der ganzen Welt fest etabliert ist, daß er während seiner Amtszeit verkünden konnte: „Unsere Statistiker sagen mir, falls der gegenwärtige Trend anhält, wird es im Februar 1996, also in wenigen Monaten, mehr Mitglieder außerhalb der Vereinigten Staaten als in den Vereinigten Staaten geben. Über diesen Punkt hinauszugelangen ist etwas Bedeutendes. Es ist die Frucht einer immensen Anstrengung.“16

Ein wichtiger Schwerpunkt in der Amtszeit von Präsident Hinckley ist die Bedeutung des guten Familienlebens, insbesondere in unserer Welt, die die Werte der Familie häufig nicht unterstützt. Unter seiner Leitung haben die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf eine besondere Proklamation an die Welt veröffentlicht, die die Familie zum Thema hat. Darin heißt es unter anderem:

„Die Familie ist von Gott eingerichtet. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist wesentlich für seinen ewigen Plan. Das Kind hat ein Recht darauf, im Bund der Ehe geboren zu werden und in der Obhut eines Vaters und einer Mutter aufzuwachsen, die den Ehebund in völliger Treue einhalten. Ein glückliches Familienleben kann am ehesten erreicht werden, wenn die Lehren des Herrn Jesus Christus seine Grudlage sind. …

Wir weisen warnend darauf hin, daß jemand, der die Bündnisse der Keuschheit verletzt, der seinen Ehepartner oder seine Kinder mißhandelt oder seinen familiären Verpflichtungen nicht nachkommt, eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen muß. Weiter warnen wir davor, daß der Zerfall der Familie Unheil über die einzelnen Menschen, die Gemeinwesen und die Länder bringen wird, wie es in alter und neuer Zeit von den Propheten vorhergesagt worden ist.“17

Auf der Generalkonferenz im April 1995 gab Präsident Hinckley bekannt, daß am 15. August 1995 die Regionalrepräsentanten entlassen würden und daß es ein neues Amt, nämlich das der Gebietsautorität, geben werde. Die Gebietsautorität präsidiert bei Pfahlkonferenzen, reorganisiert und gründet Pfähle, schult die Pfahl-, Missions- und Distriktspräsidenten und erfüllt Aufträge der Ersten Präsidentschaft und der Gebietspräsidentschaften. Durch dieses neue Amt sind die Kirchenführer näher bei den Menschen, denen sie dienen, und sie können das zunehmende Wachstum in aller Welt fördern.

Eine Generalautorität hat erläutert, wie jeder einzelne Heilige Präsident Hinckley am besten unterstützen kann: „Während er nun das heilige Amt innehat, zu dem er berufen worden ist – Prophet, Seher, Offenbarer, Präsidierender Hoher Priester und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, … können wir nichts Besseres tun, um ihn in seinem Amt zu unterstützen, als immer weiterzumachen!“18

Anmerkungen

  1. Ezra Taft Benson, A Witness and a Warning (1988), 3, 21; siehe auch History of the Church, 4:461.

  2. Der Stern, Juni 1986, 78.

  3. Der Stern, Juli 1989, 5.

  4. Der Stern, Juli 1989, 55f.

  5. Garold and Norma Davis, „The Wall Comes Down“, Ensign, Juni 1991, 33.

  6. Church News, 29. Juni 1991, 12.

  7. Howard W. Hunter, Church News, 11. Juni 1994, 14.

  8. Eleanor Knowles, Howard W. Hunter (1994), 193.

  9. Der Stern, Januar 1988, 54.

  10. Church News, 17. Dez. 1994, 3.

  11. Church News, 18. März 1995, 10.

  12. Gordon B. Hinckley: Man of Integrity, 15th President of the Church, Videokassette (1994).

  13. Jeffrey R. Holland, „President Gordon B. Hinckley“, Ensign, Juni 1995, 5.

  14. Church News, 18. März 1995, 10.

  15. Gordon B. Hinckley, „Addresses“, AV 1801; in LDS Church Archives.

  16. Der Stern, Januar 1996, 64.

  17. Die Erste Präsidentschaft und der Rat der Zwölf Apostel, „Die Familie – eine Proklamation an die Welt“, Der Stern, Januar 1996, 93.

  18. Jeffrey R. Holland, „President Gordon B. Hinckley“, 13.