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Geistige Erkenntnis erlangen, Teil 2


Geistige Erkenntnis erlangen, Teil 2

Themen und Fragen aus einem ewigen Blickwinkel betrachten

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Blick durch eine Brille, Blick auf den Tempel und die Familie

Die Initiative „Beherrschen der Lehre“ soll dir unter anderem helfen, die Grundsätze zum Erlangen geistiger Erkenntnis zu erlernen und anzuwenden und dadurch mehr wie Jesus Christus zu werden. In dieser Lektion lernst du, Bedenken aus einem ewigen Blickwinkel zu betrachten, um sie klarer zu sehen.

Fragen und Herausforderungen

Manchmal machen wir Herausforderungen oder Prüfungen durch, die unseren Glauben auf die Probe stellen. Präsident Russell M. Nelson hat über eine solche Prüfung berichtet, die seine angeheiratete Enkelin erlebt hat.

Sieh dir „Lassen Sie Gott siegen“ von Minute 5:50 bis 6:39 an, oder lies den folgenden Text:

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Präsident Russell M. Nelson

Vor kurzem hatte die Frau eines unserer Enkel in geistiger Hinsicht zu kämpfen. Ich nenne sie hier Jill. Trotz Fastens, Gebeten und Priestertumssegen lag Jills Vater im Sterben. Sie war wie erstarrt vor Angst, dass sie ihren Vater und auch ihr Zeugnis verlieren würde.

Eines Abends zu vorgerückter Stunde erzählte mir meine Frau Wendy von Jills Lage. Am nächsten Morgen fühlte Wendy sich gedrängt, Jill zu erzählen, dass meine Reaktion auf ihr geistiges Ringen aus nur einem einzigen Wort bestanden hatte! Das Wort lautete kurzsichtig.

(Russell M. Nelson, „Lassen Sie Gott siegen“, Liahona, November 2020, Seite 93)

Das Wort kurzsichtig bedeutet, dass man nicht weit oder nicht in die Ferne sehen kann.

  • Was sind einige Evangeliumswahrheiten in Bezug auf Gott und seinen Plan, die Jill dabei hätten helfen können, vor der Zukunft weniger Angst zu haben?

Denk an eine Herausforderung, vor der du gerade stehst, oder an eine Frage, die dich gerade beschäftigt. Es könnte die gleiche sein, die du dir in der Lektion „Geistige Erkenntnis erlangen, Teil 1“ notiert hast.

  • Warum möchtest oder brauchst du bei dieser Frage oder Herausforderung Hilfe?

Denk daran, dass es in Ordnung ist, Trauer oder Schmerz zu empfinden. Auch Jesus trauerte um die, die er liebhatte (siehe Johannes 11:32-36). Wenn wir unsere Lebensumstände aus einem ewigen Blickwinkel betrachten, kann der Herr uns dabei helfen, mit solchen Gefühlen umzugehen. Achte in dieser Lektion auf Grundsätze, mithilfe derer du deine eigenen Fragen und Herausforderungen angehen kannst.

Grundsätze zum Erlangen geistiger Erkenntnis

Wenn wir Herausforderungen begegnen oder vor unbeantworteten Fragen stehen, können die folgenden Grundsätze zum Erlangen geistiger Erkenntnis helfen:

  1. Im Glauben handeln

  2. Themen und Fragen aus einem ewigen Blickwinkel betrachten

  3. Durch gottgegebene Quellen tieferes Verständnis erlangen

In dieser Lektion befassen wir uns mit diesem Grundsatz: Wenn wir Bedenken aus einem ewigen Blickwinkel betrachten, kann uns der Heilige Geist helfen, sie klarer zu sehen.

Schau dir im Grundlagenheft im Abschnitt „Geistige Erkenntnis erlangen“ Abschnitt 8 und mindestens eine der folgenden Schriftstellen an. Markiere Wörter oder Satzteile, die Jill dabei helfen könnten, ihre Prüfung aus einem ewigen Blickwinkel zu sehen.

1. Beantworte diese Fragen in deinem Studientagebuch:

  • Denk über das Gelesene nach. Was sollte Jill darüber wissen, wie man etwas aus dem ewigen Blickwinkel betrachtet?

  • Wann hattest du (oder andere) schon Erfahrungen mit einem ewigen Blickwinkel, was auch Jill helfen könnte?

Wie wir Fragen oder Bedenken aus einem ewigen Blickwinkel betrachten können

Fragen oder Sorgen lassen sich eher aus einem ewigen Blickwinkel betrachten, wenn wir beispielsweise nach dieser Methode vorgehen:

  1. Stell fest, welche Annahmen dazu führen, dass wir den Vater im Himmel oder seinen Plan missverstehen.

  2. Stell fest, welche Wahrheiten über den Vater im Himmel und seinen Plan diese Annahmen richtigstellen können.

  3. Formuliere die Frage so um, dass du sie entweder aus einem ewigen Blickwinkel betrachtest oder sie so formulierst, dass sie einen Evangeliumsgrundsatz zum Ausdruck bringt.

Schau dir das Video „Fragen aus einem ewigen Blickwinkel betrachten“ (2:56) auf ChurchofJesusChrist.org an. Es zeigt, wie eine Junge Dame namens Lauren auf diese Weise ihrer Freundin hilft.

  • Was hast du aus diesem Video darüber erfahren, wie man Themen und Fragen aus einem ewigen Blickwinkel betrachten kann?

  • Wie hat Lauren die drei eben genannten Schritte angewandt?

Denk darüber nach, wie diese Vorgehensweise auch Jill helfen könnte, der Enkelin aus der Geschichte von Präsident Nelson.

2. Beantworte diese Fragen in deinem Studientagebuch:

  • Welche Annahmen Jills könnten Anlass zu Zweifel oder Angst geben?

Diese und ähnliche Annahmen verstärken unseren Kummer oder Schmerz vielleicht sogar noch. Es kann hilfreich sein, wenn wir uns stattdessen Evangeliumswahrheiten über den Vater im Himmel und seinen Plan vor Augen führen.

  • Welche Wahrheiten über den Vater im Himmel und seinen Plan könnten hilfreich sein?

  • Wie könntest du die Sorgen eines Menschen in Jills Lage umformulieren, sodass darin ein ewiger Blickwinkel zum Ausdruck kommt? (Du könntest beispielsweise Fragen stellen, die einen ewigen Blickwinkel zum Ausdruck bringen, etwa: „Wie kann ich Gottes Liebe spüren, obwohl ich diesen schmerzvollen Verlust erlebe, auch wenn ich weiß, dass er aus der Sicht der Ewigkeit heraus nur vorübergehend ist?“ oder „Wie kann ich mich auf meinen Glauben an den Erretter stützen und davon ausgehen, dass ich diesen geliebten Menschen wiedersehen werde?“)

Präsident Nelson spricht darüber, wie Jill es geschafft hat, ihrer Prüfung einen ewigen Blickwinkel abzugewinnen. Schau dir das Video „Lassen Sie Gott siegen“ auf ChurchofJesusChrist.org von Minute 6:58 bis 8:24 an oder lies die folgende Aussage:

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Präsident Russell M. Nelson

Nachdem Jills Vater verstorben war, ging ihr das Wort kurzsichtig nicht mehr aus dem Sinn. Sie öffnete sich und erkannte immer besser, was mit kurzsichtig eigentlich gemeint war. Und allmählich änderte sich ihr Denken. Jill erklärte dann: „Das Wort kurzsichtig ließ mich innehalten, nachdenken und Heilung finden. Dieses Wort erfüllt mich nun mit Frieden. Es ruft mir in Erinnerung, meinen Blick zu erweitern und nach dem Ewigen zu streben. Es ruft mir in Erinnerung, dass es einen göttlichen Plan gibt und dass mein Vater noch immer lebt, mich liebt und auf mich aufpasst. Das Wort kurzsichtig hat mich zu Gott geführt.“

Ich bin auf unsere liebe angeheiratete Enkelin sehr stolz. In dieser kummervollen Zeit in ihrem Leben lernt Jill, den Willen Gottes für ihren Vater anzunehmen und ihr Leben aus der Sicht der Ewigkeit zu betrachten. Sie entscheidet sich dafür, Gott siegen zu lassen, und findet dadurch Frieden.

(Russell M. Nelson, „Lassen Sie Gott siegen“, Seite 93)

  • Was hat sich für Jill zum Guten gewendet, weil sie sich den ewigen Blickwinkel bewahrt hat?

Ruf dir noch einmal die Herausforderung oder Frage in Erinnerung, die du dir am Anfang der Lektion ausgesucht hast. Geh an diese Frage oder Herausforderung in deinem Studientagebuch anhand der drei Schritte heran, die du soeben gelernt hast.

3. Notiere in deinem Studientagebuch, wie dir das Befolgen dieser Schritte geholfen hat. Schreib auch alle Fragen auf, die du vielleicht noch dazu hast, wie sich Fragen oder Bedenken aus einem ewigen Blickwinkel betrachten lassen.

Optional: Möchtest du noch mehr erfahren?

Wie kann mir ein ewiger Blickwinkel bei Kummer oder dem Verlust eines geliebten Menschen helfen?

Präsident Russell M. Nelson hat erklärt, wie ein ewiger Blickwinkel ihm geholfen hat, als seine Frau Dantzel plötzlich starb und seine Tochter Wendy nach langem Krebsleiden aus dem Leben schied.

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Präsident Russell M. Nelson

2005 wurde meine liebe Dantzel nach fast 60 Jahren Ehe unerwartet heimgerufen. Eine Zeit lang war ich von meiner Trauer fast wie gelähmt. Aber die Botschaft von Ostern und die Verheißung der Auferstehung gaben mir Halt.

(Russell M. Nelson, „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“, Liahona, Mai 2018, Seite 94)

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Präsident Russell M. Nelson

Wir vermissen unsere Tochter sehr. Dank des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi machen wir uns jedoch keine Sorgen um sie. Wir bleiben weiterhin unseren Bündnissen mit Gott treu und leben in der Erwartung, einst wieder mit ihr zusammen zu sein. Unterdessen dienen wir dem Herrn hier, und sie dient ihm dort – im Paradies.

(Russell M. Nelson, „Komm und folge mir nach!“, Liahona, Mai 2019, Seite 88)

Weshalb sind unsere Annahmen so entscheidend?

Präsident Dallin H. Oaks von der Ersten Präsidentschaft hat gesagt:

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Präsident Dallin H. Oaks

Da wir Heilige der Letzten Tage beispielsweise den Plan des himmlischen Vaters für seine Kinder kennen, wissen wir, dass dieses Erdenleben nicht ein Einakter ist, der sich zwischen einer unbekannten Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft abspielt. Dieses Leben ist wie der zweite Teil in einem Dreiakter. Sein Zweck definiert sich durch das, was über unsere geistige Existenz im ersten Akt und unsere ewige Bestimmung im dritten Akt offenbart ist. Weil wir von diesem Plan und anderen Wahrheiten wissen, die Gott offenbart hat, haben wir eine ganz andere Ausgangsbasis als diejenigen, die unsere Erkenntnis nicht teilen. Daher gelangen wir bei vielen wichtigen Themen, die andere nur auf Grundlage ihrer Ansichten vom Erdenleben beurteilen, zu anderen Schlussfolgerungen.

(Dallin H. Oaks, „Wie der Mensch denkt, so ist er“, Ein Abend mit einer Generalautorität, 8. Februar 2013, Seite 3, 4)

Wie lassen sich meine Fragen umformulieren, damit sie aus einem ewigen Blickwinkel betrachtet werden können?

Chad H. Webb, Administrator für Seminar und Institut, hat festgestellt:

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Chad H Webb

Betrachten wir etwas aus dem ewigen Blickwinkel, ziehen wir eine Schlussfolgerung, die ewige Wahrheit widerspiegelt. Weltliche Annahmen hingegen führen auch nur zu weltlichen Schlussfolgerungen. Deswegen müssen wir manche Fragen neu formulieren, weil wir die Prämisse, auf der sie beruhen, nicht akzeptieren können.

Ihr wurdet sicher schon mal gefragt, weshalb zwei Menschen nicht unabhängig ihres Geschlechts auch heiraten dürfen, wenn sie einander doch lieben. Aus dem weltlichen Blickwinkel betrachtet stimmt das ja auch. Aber haltet euch vor Augen, was ihr über den Erlösungsplan und den göttlichen Zweck der Ehe wisst. Aus dem ewigen Blickwinkel des Erlösungsplans und auf Grundlage des Evangeliums müssen wir die Frage folglich neu formulieren, etwa so: „Weshalb ist die Ehe von Gott verordnet?“ oder „Weshalb hat der Herr die Ehe zwischen Mann und Frau eingerichtet?“ Denkt an das, was ihr über die Geistkinder des himmlischen Vaters wisst – woher sie kommen und was er für sie jetzt und in der Ewigkeit möchte. Denkt daran, weshalb er uns die Macht gegeben hat, die Familie im Tempel zu siegeln. Inwiefern würdet ihr die Frage aufgrund eures Verständnisses von diesen Grundsätzen neu formulieren und im Licht des Evangeliums betrachten?

(Chad H Webb, „That They May Know How to Come unto Him and Be Saved“, Andacht an der Brigham-Young-Universität Hawaii, 22. März 2016, byuh.edu)