Für die Familie
Kinder durch Beispiel und Unterweisung belehren


Lektion 12

Kinder durch Beispiel und Unterweisung belehren

Ziel

Den Teilnehmern bewusst machen, dass die Eltern die Aufgabe haben, ihre Kinder durch ihr Beispiel und ihre Unterweisung zu erziehen und dass sie sich dabei immer um Weisung vom Herrn bemühen müssen.

Vorzubereiten

  1. Achten Sie bei Ihrer Vorbereitung darauf, wie Sie die Grundsätze in dem Abschnitt „Ihre Aufgaben als Lehrer“ (Seite IX–XI in diesem Leitfaden) anwenden können.

  2. Lesen Sie die fett gedruckten Überschriften in der Lektion. Diese Überschriften vermitteln einen Überblick über die Lehren und Grundsätze in dieser Lektion. Überlegen Sie bei der Vorbereitung, wie Sie den Teilnehmern helfen können, diese Lehren und Grundsätze anzuwenden. Lassen Sie sich bei der Entschei- dung, auf welche Themen Sie Nachdruck legen wollen, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmer einzugehen, vom Geist leiten.

  3. Wenn Sie den Leitfaden Der Familienabend – Anregungen und Hilfsmittel (31106 150) haben, lesen Sie bitte den Abschnitt „Mit Kindern vernünftig sprechen“, auf Seite 281 f. Überlegen Sie, ob Sie den Artikel in Ihren Unterricht einbauen wollen.

Vorschlag für den Unterrichtsablauf

Die Eltern sind dafür verantwortlich, ihre Kinder zu belehren.

Lesen Sie die folgende Geschichte, die von Präsident Gordon B. Hinckley, dem fünfzehnten Präsidenten der Kirche, erzählt wurde:

„Kurz nachdem wir geheiratet hatten, bauten wir unser erstes Haus. Wir hatten sehr wenig Geld; darum machte ich das meiste selbst. … Den Garten legte ich ganz alleine an. Der erste der vielen Bäume, die ich pflanzte, war eine dornenlose Akazie. … Es war ein Bäumchen, gerade einmal zwei Zentimeter im Durchmesser. Es war so weich, dass ich es leicht in jede Richtung biegen konnte. Die ganzen Jahre über achtete ich nicht darauf. Eines Wintertages, als der Baum blattlos vor mir stand, fiel mein Blick durch das Fenster auf ihn. Ich bemerkte, dass er sich Richtung Westen neigte, missgestaltet und aus dem Gleichgewicht. Ich konnte es kaum glauben. Ich ging hinaus und umfasste ihn, wie um ihn geradezurücken. Aber der Stamm war inzwischen fast dreißig Zentimeter dick. Meine Kraft konnte nichts ausrichten. … Als ich ihn pflanzte, hätte eine Schnur gereicht, um ihn im Wind gerade zu halten. Ich hätte diese Schnur so mühelos beschaffen können und müssen. Aber ich habe es nicht getan, und so beugte er sich den Kräften, die auf ihn einwirkten.“ (Der Stern, Januar 1994, Seite 56 f.)

• Wie lässt sich Präsident Hinckleys Erlebnis auf die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, beziehen? (Lesen Sie, während Sie mit den Teilnehmern diese Frage besprechen, gemeinsam Sprichwörter 22:6.)

Über sein Erlebnis mit diesem Baum sagte Präsident Hinckley:

„Etwas Ähnliches habe ich oft bei Kindern beobachtet. Die Eltern, die sie in die Welt gebracht haben, scheinen ihre Verantwortung fast aufgegeben zu haben. Die Folgen waren tragisch. Dabei hätten ein paar einfache Anker ihnen Kraft gegeben, den Kräften, die ihr Leben bestimmt haben, Widerstand zu bieten.“ (Der Stern, Januar 1994, Seite 57.).

Erklären Sie, dass der Herr den Eltern die heilige Pflicht gegeben hat, ihre Kinder zu unterweisen. Diese Pflicht darf nicht leichtfertig betrachtet oder anderen überlassen werden. Elder M. Russell Ballard vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt:

„Wir können und dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder ihre Wertvorstellungen von der Schule, vom Gemeinwesen, vom Fernsehen und auch nicht von der Kirche vermittelt bekommen. Der Herr hat diese Aufgabe der Mutter und dem Vater übertragen. Wir können uns dieser Verantwortung nicht entziehen und sie auch nicht delegieren. Andere können zwar helfen, aber die Eltern sind dafür verantwortlich. Deshalb müssen wir die Heiligkeit der Familie bewahren, denn hier entwickeln unsere Kinder ihre Ideale, ihre Einstellung und ihre Gewohnheiten für das tägliche Leben.“ (Der Stern, Juli 1991, Seite 76.)

• Warum ist es so wichtig, dass Eltern ihre Kinder selbst belehren und diese Aufgabe nicht anderen übertragen? Was kann passieren, wenn Eltern dieser Aufgabe nicht nachkommen?

• Wie können Familienangehörige, wie Großeltern, Onkel und Tanten, die Eltern dabei unterstützen, ihre Kinder zu unterweisen?

Eltern können Inspiration für die Unterweisung ihrer Kinder empfangen.

Lassen Sie die Teilnehmer LuB 42:14 aufschlagen. Erklären Sie, dass in diesem Vers ein wichtiger Schlüssel für Eltern enthalten ist, nämlich dazu, wie sie ihre Kinder belehren sollen. Lesen Sie dann mit den Teilnehmern diesen Vers.

• Welcher Schlüssel ist in diesem Vers enthalten? (Wir müssen mit dem Geist lehren.) Was bedeutet es, mit dem Geist zu lehren?

Lesen Sie mit den Teilnehmern 2 Nephi 32:5 und 33:1. Weisen Sie darauf hin, dass uns der Heilige Geist dabei helfen kann, zu erkennen, was wir tun und sagen sollen. Wenn Eltern bei der Unterweisung ihrer Kinder die Eingebungen des Heiligen Geistes befolgen, trägt dieser den Kindern das Gesagte ins Herz. Lesen Sie den folgenden Ratschlag von Präsident Gordon B. Hinckley:

„Ihr Eltern, liebt Eure Kinder. Sie sind so kostbar. Sie sind so überaus wichtig. Sie sind die Zukunft. Als Eltern brauchen Sie mehr als nur Ihre eigene Weisheit, um Kinder aufzuziehen. Sie brauchen die Hilfe des Herrn. Beten Sie um diese Hilfe, und folgen Sie der Inspiration, die Sie erhalten haben.“ (Der Stern, Januar 1996, Seite 81.)

• Warum brauchen Eltern für die Unterweisung ihrer Kinder Inspiration? Was können Eltern tun, um den Heiligen Geist einzuladen, wenn sie ihre Kinder unterweisen? Lesen Sie die folgende Geschichte, die Elder F. Enzio Busche von den Siebzigern erzählt hat:

„Eines Tages kam ich zu einer ungewöhnlichen Zeit nach Hause und hörte von einem anderen Zimmer aus, wie unser elfjähriger Sohn, der gerade aus der Schule gekommen war, seine jüngere Schwester mit hässlichen Worten beschimpfte. Diese Worte trafen mich tief – ich hätte nie gedacht, dass unser Sohn solche Worte gebrauchen würde. Ich war erzürnt, und meine erste natürliche Reaktion war, aufzustehen und ihm nachzugehen. Glücklicherweise musste ich erst den Raum durchqueren und eine Tür öffnen, bevor ich seiner habhaft werden konnte. Ich kann mich erinnern, dass ich während dieser wenigen Sekunden inbrünstig zum Vater betete, er möge mir helfen, mich in dieser Situation richtig zu verhalten. Da erfüllte mich ein friedliches Gefühl, und ich war nicht mehr zornig.

Unser Sohn war sehr erschrocken, als er sah, dass ich zu Hause war, und er bekam Angst, als ich auf ihn zuging. Zu meiner eigenen Überraschung hörte ich mich sagen: ,Willkommen zu Hause, mein Sohn!‘ Ich streckte ihm die Hand zur Begrüßung entgegen. Dann lud ich ihn formell zu einer persönlichen Unterredung ins Wohnzimmer ein. Ich hörte mich sagen, dass ich ihn lieb habe. Ich sprach mit ihm über den Kampf, den wir jeden Tag in uns austragen müssen.

Als ich ihm versicherte, dass ich Vertrauen zu ihm hätte, brach er in Tränen aus, gestand sein Fehlverhalten ein und verurteilte sich selbst über alle Maßen. Jetzt war es meine Aufgabe, seine Übertretung in das richtige Verhältnis zu rücken und ihm Trost zu geben. Ein wunderbarer Geist kam über uns beide, und die ganze Angelegenheit endete so, dass wir beide gemeinsam weinten und uns liebevoll und schließlich froh umarmten. Was zu einer verhängnisvollen Konfrontation zwischen Vater und Sohn hätte werden können, wurde durch die Hilfe höherer Macht eines unserer schönsten gemeinsamen Erlebnisse, das wir beide niemals vergessen haben.“ (Der Stern, Oktober 1982, Seite 141 f.)

• Was hätte geschehen können, wenn der Vater seinem ersten Impuls gefolgt wäre und wütend reagiert hätte?

Bitten Sie die Teilnehmer, Erlebnisse zu schildern, wo der Heilige Geist sie dazu gebracht hat, ein Kind auf eine bestimmte Weise zu belehren oder ihm zu helfen – vielleicht auf eine Weise, an die sie vorher gar nicht gedacht hatten.

• Was können Eltern tun, um sich darauf vorzubereiten, sich vom Heiligen Geist führen zu lassen? (Bitten Sie die Teilnehmer, während Sie diese Frage besprechen, einige oder alle der folgenden Schriftstellen zu lesen: Alma 17:2,3; LuB 11:21; 20:77; 121:45,46; 136:33.)

Eltern lehren durch Beispiel und Unterweisung.

Erklären Sie, dass es zwei Arten gibt, wie Eltern ihre Kinder belehren: durch ihr Beispiel und durch ihre Worte.

• Inwiefern verstärkt das Beispiel der Eltern ihre Worte, wenn sie ihre Kinder unterweisen?

Lassen Sie die Teilnehmer den folgenden Rat von Elder James E. Faust aus seiner Zeit als Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel lesen (siehe Seite 49 in dem Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Teilnehmer):

„Wenn die Eltern ihren Kindern beibringen wollen, wie man Gefahren meidet, so führt es zu nichts, wenn sie sagen: ,Wir sind erfahren und wissen, wie es in der Welt zugeht, und deshalb können wir uns näher an den Rand der Klippe heranwagen als ihr.‘ Elterliche Heuchelei lässt die Kinder leicht zynisch werden, und sie glauben nicht mehr an das, was ihnen zu Hause gesagt worden ist. Wenn die Eltern zum Beispiel einen Film ansehen, den sie den Kindern verbieten, so leidet die Glaubwürdigkeit der Eltern. Wenn man von den Kindern erwartet, dass sie ehrlich sind, müssen die Eltern ehrlich sein. Wenn die Kinder tugendhaft sein sollen, müssen die Eltern tugendhaft sein, und wenn Sie wollen, dass Ihre Kinder ehrenhaft sind, dann müssen Sie selbst ehrenhaft sein.“ (Der Stern, Januar 1991, Seite 31.)

• Was können Eltern tun, um Evangeliumsgrundsätze durch ihr Beispiel zu vermitteln?

Als Präsidierender Bischof sagte Bischof Robert D. Hales Folgendes: „Wenn ich an meine Beziehungen zu meiner Familie denke, muss ich einfach an das Beispiel meiner Eltern denken.“ (Der Stern, Januar 1994, Seite 8.) Die folgende Schilderung zeigt, wie Bischof Hales von seinen Eltern gelernt hat:

„Mein Vater lehrte mich, das Priestertum zu ehren. Als ich im Aaronischen Priestertum diente, teilten wir das Abendmahl auf rostfreien Tabletts aus, die infolge des verschütteten harten Wassers matte Wasserflecken hatten. Als Träger des Aaronischen Priestertums musste ich helfen, das Abendmahl vorzubereiten. Vater bat mich, die Tabletts nach Hause mitzubringen, und gemeinsam reinigten wir sie mit Stahlwolle, bis sie glänzten. Wenn ich dann das Abendmahl austeilte, wusste ich, dass wir mitgeholfen hatten, die heilige Handlung noch heiliger zu machen.“ (Der Stern, Januar 1994, Seite 8.)

„Ich bin dankbar für meine Mutter, die sich für ihren Ehemann und ihre Kinder aufopferte – eine Mutter, die durch ihr Beispiel lehrte. Ich bin dankbar für ihren hingebungsvollen Dienst, den sie mehr als dreißig Jahre in der Frauenhilfsvereinigung leistete. Mit siebzehn Jahren konnte ich von ihr lernen, wenn sie dem Bischof bei der Betreuung der Armen und Bedürftigen half und mich dabei mitnahm.“ (Der Stern, Juli 1992, Seite 59.)

• Welche Möglichkeiten haben Eltern, ihre Kinder mit Worten zu unterweisen?

Erklären Sie den Teilnehmer, während sie auf diese Frage antworten, dass die Themen Familiengebet, gemeinsames Schriftstudium und Familienabend in der 16. Lektion behandelt werden. Zusätzlich zu diesen feststehenden Möglichkeiten zur Unterweisung entstehen viele Lehrmomente völlig ungeplant im normalen Tagesablauf. Diese Gelegenheiten können machtvolle Lehrmomente sein, weil sie eng mit den Erlebnissen der Kinder verbunden sind. Da solche Gelegenheiten schnell kommen und wieder gehen, müssen die Eltern sie erkennen und bereit sein, Grundsätze zu vermitteln, die ihre Kinder verstehen können.

• Was sind solche ungeplanten Lehrmomente, nach denen Eltern Ausschau halten können? (Wenn es den Teilnehmern schwer fällt, diese Frage zu beantworten, geben Sie ihnen die folgenden Anregungen, um das Gespräch in Gang zu bringen.)

Es entstehen Lehrmomente, wenn Kinder Fragen und Sorgen haben, Probleme mit ihren Geschwistern oder Freunden, Entscheidungen treffen sollen oder unsicher bezüglich Vorstellungen sind, die in den Medien vertreten werden. Andere Lehrmomente entstehen, wenn Kinder aus ihren Fehlern lernen müssen, wenn sie anderen dienen, wenn sie ihren Ärger unterdrücken müssen oder wenn sie Hilfe dabei brauchen, den Einfluss des Heiligen Geistes zu erkennen.

• Inwiefern können Routinehandlungen in der Familie, wie gemeinsame Mahlzeiten oder das Zubettbringen, Möglichkeiten zur Unterweisung geben?

• Wie können Eltern ihre Kinder unterweisen, wenn sie mit jedem einzeln Zeit verbringen? Wie können Eltern dafür sorgen, dass sie mit jedem Kind einzeln Zeit verbringen?

• Was konnten Sie Ihren Kindern in ungeplanten Lehrmomenten nahebringen? Erklären Sie, dass in den folgenden vier Lektionen darüber gesprochen wird, welche Grundsätze die Eltern ihren Kindern vermitteln sollen und welche Möglichkeiten sie haben, um dies zu tun.

Zum Abschluss

Betonen Sie, dass Eltern, wenn sie nach Weisung vom Herrn trachten, von ihm in ihren Bemühungen, ihre Kinder zu unterweisen, geleitet werden. Eltern müssen eifrig und ständig darum bemüht sein, durch ihr Beispiel und mit Worten zu belehren. Bezeugen Sie, dass die in der Lektion vermittelten Lehren wahr sind. Lassen Sie sich dabei vom Geist leiten. Verweisen Sie auf Seite 48–53 in dem Leitfaden Ehe und Familie – Leitfaden für den Teilnehmer. Fordern Sie die Teilnehmer auf, die Lehren und Grundsätze in dieser Lektion zu wiederholen, indem sie (1) wenigstens eine Aufgabe aus den „Anwendungsvorschlägen“ erfüllen und (2) die Artikel „Die größte Herausforderung“ von Elder James E. Faust und „Ein Tisch voller Liebe“ von Elder LeGrand R. Curtis lesen. Weisen Sie darauf hin, dass ein Ehepaar sehr davon profitieren kann, wenn es die Artikel in dem Leitfaden gemeinsam liest und miteinander darüber spricht.