Sucht
11. Schritt: Persönliche Offenbarung


11. Schritt

Persönliche Offenbarung

Grundsatz: Trachten Sie durch Gebet und Besinnung danach, den Willen des Herrn zu erkennen, und nach der Kraft, ihn auszuführen.

Als wir uns mit den Schritten zu unserer Genesung befassten und sie in die Tat umsetzten, lernten wir eine Lebensweise kennen und schätzen, die sich auf Demut gründet und auch darauf, Gottes Willen anzunehmen. Vergangen waren die Zeiten, in denen wir zornig und durcheinander waren und in denen wir, wenn wir überhaupt beteten, dabei entweder voll sturem Eigensinn waren oder selbstmitleidig jammerten. Wir begannen so zu leben, dass unser Leben den prophetischen Rat Präsident Ezra Taft Bensons widerspiegelte: „Die Frage, die wir uns beständig, immer wieder in Gedanken stellen, sodass sie sich auf alle unsere Gedanken und Taten auswirkt, sollte lauten: ‚Herr, was soll ich nach deinem Willen tun?‘ (Siehe Apostelgeschichte 9:6.) Die Antwort auf diese Frage ergeht nur durch das Licht Christi und den Heiligen Geist. Glücklich sind diejenigen, die so leben, dass beides ihr Wesen erfüllt.“ („Jesus Christ – Gifts and Expectations“, Ensign, Dezember 1988, Seite 2.)

Im 11. Schritt verpflichteten wir uns dazu, unser Leben lang Tag für Tag danach zu streben, den Willen des Herrn zu erkennen und die Kraft zu erlangen, diesen auszuführen. Unser größtes Verlangen war, fähiger zu werden, die Führung durch den Heiligen Geist zu erhalten und unser Leben entsprechend zu gestalten. Dieses Verlangen war das genaue Gegenteil unserer Einstellung, als wir noch in der Sucht gefangen waren.

Wenn es Ihnen wie uns erging, so dachten Sie vor Ihrer Genesung, Hoffnung, Freude, Frieden und Erfüllung seien in der Welt zu finden. Ob Alkohol oder Drogen, Sex oder Glücksspiel, Betrügereien, ungesundes Essverhalten oder Coabhängigkeit – in welcher Sucht Sie all dies auch suchten, Sie wollten ja nur in einer Welt zurechtkommen, in der Sie sich verwirrt, verloren und einsam fühlten. Wenn andere versuchten, Ihnen Liebe zu geben, konnten Sie dies vielleicht nicht spüren. Die Liebe dieser Menschen reichte niemals aus. Nichts stillte den Hunger, der in Ihnen nagte. Seit Sie die Grundsätze der Genesung anwenden, haben sich Ihr Herz und Ihr Leben jedoch verändert.

Allmählich erkennen Sie, dass Sie den Erlöser Jesus Christus brauchen und sind dankbar für die Rolle, die er in Ihrem Leben spielt. Sie lernen das Licht Christi zu schätzen. Sie haben erkannt, dass die Stimme Ihres Gewissens nicht nur aus Ihrer eigenen besteht, wenn Sie von ihr gelenkt werden. Anfangs fühlten Sie sich vielleicht unbeholfen und ungeübt, doch jetzt beten Sie zum Vater im Namen Christi, um eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen. Aus eigenem Antrieb suchen Sie „diesen Jesus …, von dem die Propheten und Apostel geschrieben haben“ (Ether 12:41).

Sie studieren in den heiligen Schriften, weil überall darin Zeugnis vom Herrn gegeben wird, vor allem im Buch Mormon. Die Propheten des Buches Mormon bezeugen einer nach dem anderen, wie man durch den Heiligen Geist danach trachten kann, den Vater besser zu verstehen, und dies auch erreichen kann. Sie haben die Schriften auf die Probe gestellt und herausgefunden, dass sie wahr sind. Beten und intensives Nachdenken sind zum A und O Ihres neuen Lebens geworden. War beides früher nur lästige Pflicht, so ist es nun Ihr innigster Wunsch, wenigstens am Morgen und am Abend vor Ihrem himmlischen Vater zu knien und ihm von ganzem Herzen für Jesus Christus und den Heiligen Geist zu danken.

Beim 11. Schritt werden Sie noch besser erkennen, dass Sie durch den Heiligen Geist Kenntnis, also Offenbarung darüber erhalten, was der himmlische Vater von Ihnen erwartet. Durch das Sühnopfer empfangen Sie die Kraft (oder Gnade), den Willen des Vaters auszuführen. Sie werden feststellen, dass Sie von drei verherrlichten Wesen gesegnet und unterstützt werden – von Gott, dem Vater, Jesus Christus und vom Heiligen Geist. Diese sind eins in ihrer Macht und der Absicht, Ihre Unsterblichkeit und Ihr ewiges Leben zustande zu bringen.

Wenn Sie sich in die heiligen Schriften vertiefen, darüber beten und nachdenken, wächst Ihre Fähigkeit, Versuchungen zu widerstehen. Man braucht Geduld und Übung, bis man gelernt hat, Offenbarung zu empfangen. Sie können sich darauf vorbereiten, indem Sie sich damit befassen, was Propheten und Apostel gesagt haben, und indem Sie sich bemühen, dies im täglichen Leben anzuwenden. Sie können sich außerdem vorbereiten, indem Sie für Offenbarung empfänglich sind und bereit sind, diese niederzuschreiben, darüber nachzudenken und ihr Folge zu leisten. Wenn Sie dem Herrn für die erhaltenen Segnungen danken, werden Sie noch empfänglicher für seine Führung.

Wenn Sie enthaltsam bleiben, macht Sie das ebenfalls empfänglicher für die Führung durch den Heiligen Geist. Elder Dallin H. Oaks vom Kollegium der Zwölf Apostel hat gesagt: „Der Heilige Geist bewahrt uns davor, getäuscht zu werden; aber um diese große Segnung wirklich zu empfangen, müssen wir stets das tun, was nötig ist, um den Geist bei uns zu haben. Wir müssen die Gebote halten, wir müssen um Führung beten und jeden Sonntag zur Kirche gehen und das Abendmahl nehmen. Und wir dürfen nie etwas tun, was den Geist vertreibt. Insbesondere müssen wir Pornografie, Alkohol, Tabak und Drogen aus dem Weg gehen und dürfen nie, nie etwas tun, was gegen das Gesetz der Keuschheit verstößt. Wir dürfen nie etwas zu uns nehmen oder etwas mit unserem Körper tun, was den Geist des Herrn vertreibt und uns den geistigen Schutz vor Täuschung raubt.“ (Liahona, November 2004, Seite 46.)

Beten und Nachdenken sind starke Gegenmittel gegen Angst und Depression. Sie sind „nur durch das Wort von Christus, mit unerschütterlichem Glauben an ihn so weit gekommen und [haben sich] ganz auf die Verdienste dessen verlassen, der mächtig ist zu erretten“ (2 Nephi 31:19). Nur indem Sie durch Jesus Christus, in seinem Namen und mit seinem Geist, der auf Ihnen ruht, zum Vater kommen, können Sie weiterhin Fortschritt machen und geistig wachsen. Mit dem 11. Schritt verpflichten Sie sich, Ihre Beziehung zu Gott zu verbessern, indem Sie Ihr Leben lang täglich nach seiner Führung trachten und seine Gebote halten.

Umsetzung

Kommen Sie im Namen Jesu Christi zum Vater und trachten Sie im persönlichen Gebet und durch intensives Nachdenken um Weisung und Kraft; empfangen Sie den Patriarchalischen Segen und befassen Sie sich damit

Im Laufe der Genesung haben sich viele von uns angewöhnt, früh aufzustehen und in Ruhe allein die heiligen Schriften zu studieren und zu beten. Wenn Sie bisher nicht regelmäßig gebetet und nachgedacht haben, planen Sie doch Zeit dafür ein, vielleicht morgens. In diesem Zeitraum können Sie Gott an die erste Stelle setzen, vor alle Menschen und Angelegenheiten, die Sie während des Tages noch in Anspruch nehmen werden. Wenn Sie körperlich dazu in der Lage sind, knien Sie nieder. Beten Sie, häufig laut, zum Vater im Himmel, und bitten Sie um die Führung des Heiligen Geistes (siehe Römer 8:26). Studieren Sie anschließend die heiligen Schriften oder die Aussagen der neuzeitlichen Propheten und denken Sie darüber nach. Lesen Sie Ihren Patriarchalischen Segen immer wieder durch. Denken Sie gebeterfüllt über die Führung nach, die Sie darin finden. (Wenn Sie den Patriarchalischen Segen noch nicht erhalten haben, fragen Sie Ihren Bischof, wie Sie den Segen bekommen können.)

Wenn Sie Ihre Gedanken und Gefühle im Tagebuch festhalten, wird Ihnen dies einmal mehr helfen, sie auszudrücken und sich selbst zu bewerten. Sie können auch das niederschreiben, was Ihnen an Rat, Trost und Erkenntnis durch den Heiligen Geist eingegeben wurde.

Wenn diese kostbare Zeit der inneren Einkehr zu Ende ist, hören Sie nicht auf zu beten. Beten Sie im Stillen weiter, tragen Sie ein Gebet tief im Herzen und in Ihren Gedanken. Mit der Zeit wird es Ihnen zur Gewohnheit, in dieser Form nachzudenken, von früh bis spät und Tag für Tag. Wenn Sie mit anderen Menschen zu tun haben, Entscheidungen treffen und mit Gefühlen und Versuchungen zurechtkommen müssen, dann beraten Sie sich mit dem Herrn. Trachten Sie danach, seinen Geist immer bei sich zu haben, damit er Sie dahin führen kann, das Richtige zu tun (siehe Psalm 46:1; Alma 37:36,37; 3 Nephi 20:1).

Denken Sie im Laufe des Tages immer wieder über Schriftstellen und andere inspirierte Literatur nach; beten Sie stets

In vielerlei Hinsicht setzen Sie mit dem 11. Schritt ganz natürlich das fort, worum Sie sich schon beim 10. Schritt bemüht haben: Sie versuchen, sich stets der Wahrheit in Ihrem Leben bewusst zu bleiben. Wenn Sie Ihren Tagesablauf planen, Ihren Verpflichtungen nachkommen und sich abends zum Schlafen niederlegen, beten Sie im Herzen beständig zu Gott. Sie können beispielsweise während Ihrer Tätigkeiten im Laufe des Tages immer wieder über einen Gedanken aus Ihrem Morgenstudium nachdenken. Dies wird Ihnen helfen, Ihre Gedanken auf die Wahrheit gerichtet zu halten.

Von Natur aus neigen wir alle dazu, undiszipliniert zu sein. Wenn Sie jedoch auf Jesus Christus blicken und auf das Beispiel, das er uns gegeben hat, erlangen Sie die nötige Demut, um sich weiterhin dem Willen des himmlischen Vaters unterwerfen zu können. Wie der Heiland können Sie den ganzen Tag aufrichtig sagen: „Dein Wille soll geschehen.“ (Lukas 22:42.) Das Licht Christi wird Sie führen und Sie bereitmachen, den Heiligen Geist bei sich zu haben. Er wird Sie immer beständiger begleiten, und Ihre Fähigkeit, Wahrheit zu erkennen und von ihr Zeugnis zu geben, wird wachsen.

Studieren und Verstehen

Beschäftigen Sie sich mit den folgenden Schriftstellen und Aussagen von Führern der Kirche. Sie werden Ihr Verständnis erweitern und Ihnen das Lernen erleichtern. Denken Sie über diese Schriftstellen, Aussagen und Fragen gebeterfüllt nach, befassen Sie sich damit und sprechen Sie mit anderen darüber.

Nahen Sie sich dem Herrn

„Naht euch mir, und ich werde mich euch nahen; sucht mich eifrig, dann werdet ihr mich finden; bittet, und ihr werdet empfangen; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.“ (LuB 88:63.)

  • Der Herr achtet Ihren Willen und Ihre Entscheidungsfreiheit. Er gewährt Ihnen, sich ihm freiwillig zu nahen, ohne Zwang. Er naht sich Ihnen, wenn Sie ihn darum bitten. Schreiben Sie auf, wie Sie sich dem Herrn heute nahen wollen.

Dankbarkeit

„Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das will Gott von euch, die ihr Christus Jesus gehört. Löscht den Geist nicht aus!“ (1 Thessalonicher 5:17–19.)

  • Wenn Sie daran denken, für alles im Leben dankbar zu sein, auch für das, was Sie nicht verstehen, dann werden Sie die Verbindung zu Gott ständig aufrechterhalten können. Paulus nannte dies Beten „ohne Unterlass“. Bemühen Sie sich, Gott während des gesamten Tages zu danken. Wie wirkt sich dies auf Ihre Nähe zum Heiligen Geist aus?

Sich an den Worten von Christus weiden

„Engel reden durch die Macht des Heiligen Geistes; darum reden sie die Worte von Christus. Darum habe ich zu euch gesagt: Weidet euch an den Worten von Christus; denn siehe, die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.“ (2 Nephi 32:3.)

  • In diesem Vers erklärt Nephi, dass die Worte von Christus Sie in allem, was Sie wissen und tun müssen, führen werden, wenn Sie sich an ihnen weiden. Stellen Sie sich vor, Jesus Christus wäre den ganzen Tag lang bei Ihnen und spräche mit Ihnen. Schreiben Sie auf, was Sie bei dieser Vorstellung empfinden.

Persönliche Offenbarung

„Der Erlöser hat gesagt: ‚Ich werde es dir in deinem Verstand und in deinem Herzen durch den Heiligen Geist sagen‘ (LuB 8:2; Hervorhebung hinzugefügt). … Eine Eingebung an den Verstand ist sehr konkret. Man kann die Worte in allen Einzelheiten hören oder spüren und sie so niederschreiben, als seien einem diese Anweisungen diktiert worden. Eine Mitteilung an das Herz ist eher ein allgemeiner Eindruck.“ (Richard G. Scott, „Helping Others to Be Spiritually Led“, Symposium über Lehre und Bündnisse und die Geschichte der Kirche, 11. August 1998, Seite 2.)

  • Wenn Sie mit persönlicher Offenbarung vertrauter werden, werden Sie diese immer häufiger erkennen und sie wird Ihnen auf noch vielfältigere Weise zuteil. Halten Sie schriftlich fest, in welcher Form Sie vom Herrn Eindrücke und Offenbarungen erhalten haben.

„Ich sage euch: [Das, wovon ich gesprochen habe, wird] mir durch den Heiligen Geist Gottes zu wissen gegeben. Siehe, ich habe viele Tage gefastet und gebetet, um dies für mich selbst wissen zu können. Und nun weiß ich für mich selbst, dass es wahr ist; denn der Herr, Gott, hat es mir durch seinen Heiligen Geist kundgetan; und dies ist der Geist der Offenbarung, der in mir ist.“ (Alma 5:46.)

  • Alma gab Zeugnis davon, dass seine Fähigkeit, Offenbarung zu empfangen, zunahm, wenn er betete und fastete. Wenn Sie Ihrer Sucht nicht nachgeben, kann das als eine Form des Fastens betrachtet werden. Schreiben Sie auf, wie Ihre Enthaltsamkeit Sie befähigte, den Geist der Offenbarung vermehrt bei sich zu haben.

„Der Gedanke, dass das Studium der heiligen Schriften zu Inspiration und Offenbarung führen kann, legt die Wahrheit nahe, dass eine Schriftstelle nicht nur das bedeutet, was sie zu dem Zeitpunkt bedeutete, als sie geschrieben wurde, sondern dass sie auch das enthalten kann, was sie dem Leser heute bedeutet. Ja, mehr noch, das Lesen der heiligen Schriften kann außerdem zur Folge haben, dass man Offenbarung dazu erhält, was der Herr einem gegenwärtig sonst noch mitteilen möchte. Wir übertreiben nicht, wenn wir sagen, dass die heiligen Schriften ein Urim und Tummim sein und jedem von uns helfen können, persönliche Offenbarung zu empfangen.“ (Dallin H. Oaks, „Scripture Reading and Revelation“, Ensign, Januar 1995, Seite 8.)

  • Die Sprache der heiligen Schriften zu lernen ist fast so, als ob man eine Fremdsprache lernt. Am besten macht man sich damit vertraut, wenn man sich in die heiligen Schriften vertieft und jeden Tag darin liest und sie studiert. Schreiben Sie über eine Schriftstelle, die Ihnen verständlich wurde und für Sie zu einer persönlichen Offenbarung wurde.

Vom Herrn Rat erhalten

„Trachtet nicht, dem Herrn Rat zu erteilen, sondern, Rat aus seiner Hand anzunehmen. Denn siehe, ihr wisst selbst, dass er mit Weisheit und mit Gerechtigkeit und mit großer Barmherzigkeit Rat gibt über all seinen Werken.“ (Jakob 4:10.)

  • Vielleicht sind unsere Gebete in der Vergangenheit deshalb wirkungslos geblieben, weil wir mehr Zeit damit zubrachten, dem Herrn Rat zu erteilen – also ihm zu sagen, was wir wollten –, anstatt seinen Willen in Bezug auf unsere Entscheidungen und unser Verhalten zu erfahren. Überlegen Sie, was Sie in letzter Zeit beim Beten erlebt haben. Haben Sie dem Herrn die ganze Zeit Rat erteilt oder Rat von ihm empfangen? Schreiben Sie über Ihre Bereitschaft, auf seinen Rat an Sie zu hören und ihn anzunehmen.